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Beim Bau von Wind- und Solarparks sollten sich Investoren darum bemühen, die Umwelt möglichst wenig zu beeinträchtigen. Dazu hat Eurelectric Leitsätze veröffentlicht.
Damit Investoren diesen Grundsatz nicht nur beherzigen sondern im Tagesgeschäft auch anwenden, hat der Dachverband der europäischen Elektrizitätswirtschaft, Eurelectric, Leitsätze unter der Ãœberschrift „Elektrifizieren in Harmonie mit der Natur“ veröffentlicht, an denen sich die Manager bei der Konzeption und Umsetzung von Projekten zur Nutzung erneuerbarer Energien orientieren sollen. Angesichts nachlassender Umweltqualität und bedrohter Biodiversität müsse die Branche darauf achten, nicht als ökologische Bedrohung wahrgenommen zu werden.
Um die Klimaziele zu erreichen, müsse in den nächsten Jahren an Land die Zahl der Windräder mehr als verdoppelt, auf See mehr als verfünffacht und die Kapazität der PV-Anlagen fast versechsfacht werden. Wasserkraftwerke müssten einen zunehmenden Beitrag zur Flexibilität und Stabilität des Systems leisten. Ein Drittel der Investitionen sei nötig, um das Leitungsnetz zu ertüchtigen. Es sei klar, dass diese Infrastruktur auch negative Auswirkungen auf die Biodiversität haben werde.
Der notwendige Ausbau der Erneuerbaren dürfe aber insgesamt nicht zulasten der Umwelt gehen, auch wenn sich das nicht in jedem Einzelfall vermeiden lasse.
Die Strom-Lobby weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die von der Branche anvisierte Dekarbonisierung nicht nur den Klimawandel bekämpfe sondern auch ein Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt sei: „Die erneuerbaren Energien und der Ausbau der Infrastruktur sind wichtige Mittel, um beide Probleme anzupacken“, heißt es in den Leitlinien.
Windparks, Solaranlagen oder Stromleitungen könnten sich auch positiv auf die Natur auswirken, wenn bei der Konzeption und dem Betrieb der Projekte darauf geachtet werde. Das könne auch gut fürs Geschäft sein, wenn es die ökologische Reputation erhöhe und Widerstände gegen ein bestimmtes Projekt reduziere. Die „Integration der Biodiversität“ sei deswegen ein Prinzip, das alle Projektentwickler beachten sollten.
Damit ist gemeint, dass die Vermeidung von Treibhausgasen zwar immer an erster Stelle steht, wenn ein Windrad oder eine PV-Anlage errichtet wird. Beschädigungen der Biodiversität sollten jedoch soweit es geht vermieden, minimiert und − wo sie unvermeidbar seien − ausgeglichen werden. Am besten seien natürlich Projekte, von denen positive Auswirkungen auf die Biodiversität erwartet werden könnten. Das sei zum Beispiel dann der Fall, wenn Wind- oder Solarparks auf stillgelegten Kohlegruben oder in anderen Gebieten mit geringer Biodiversität errichtet würden. Hier böten Windräder, Solaranlagen oder Umspannwerke die Chance, die Umweltqualität nachhaltig zu verbessern.
Um solche Effekte zu erzielen, müsse das ökologische Umfeld eines Projektes unter Umständen genau untersucht werden, um komplexe Wechselwirkungen offenzulegen. Hier sollte nicht an der falschen Stelle gespart werden. Wichtig sei auch, Klarheit darüber herzustellen, „welchen Stellenwert Biodiversität für die Menschen vor Ort hat und eine adäquate Finanzierung bereitzustellen“.
Die Leitlinien enthalten auch 15 Fallstudien von Projekten, in denen die Grundsätze umgesetzt wurden. Allerdings gebe es auch noch offene Fragen. So fehle es an ökologisch qualifiziertem Personal, an einer harmonisierten Bewertung der Biodiversität und an zusätzlichen Anreizen, ökologische Überlegungen in Projekte der Elektrizitätswirtschaft einzubeziehen. Denn die umweltschonenden Investitionen befänden sich eben nicht selten im Wettbewerb mit Projekten, die auf die Umwelt weniger Rücksicht nähmen.
Die
Eurelectric-Leitsätze
„Elektrifizieren in Harmonie mit der Natur“ können auch auf der Online-Seite des Verbandes heruntergeladen werden.
Donnerstag, 13.06.2024, 13:25 Uhr
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