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Energie & Management > Wasserstoff - Stiftung Klimaneutralität will konzentrierte Förderung von 5 Mrd. Euro jährlich
Bild: iStock/Frank Harms
Wasserstoff

Stiftung Klimaneutralität will konzentrierte Förderung von 5 Mrd. Euro jährlich

Die Stiftung Klimaneutralität schlägt eine deutsche Wasserstoffstrategie 2.0 vor. Gemäß einer Studie des Öko-Instituts besteht bis 2035 ein Förderbedarf von 50 Mrd. Euro für grünes H2.
Angesichts der hohen klimapolitischen Bedeutung von Wasserstoff und des zugleich schleppenden Fortschritts beim Markthochlauf schlägt die Stiftung Klimaneutralität eine Weiterentwicklung der deutschen Strategie vor. „Klimaneutralität kann ohne Wasserstoff nicht gelingen, vor allem weil prozessbedingte Emissionen sich nicht durch Effizienz und erneuerbaren Strom vermeiden lassen“, erinnerte Rainer Baake, Direktor des Thinktanks.

Außerdem werde in Zukunft Wasserstoff als Energiespeicher für die Zeiten benötigt, in denen kein Strom aus Wind- und Sonnenenergie zur Verfügung steht, sagte er. Überfällig sei daher eine Wasserstoffstrategie, die vor allem das notwendige Aufkommen sichere und eine klare Priorisierung bei der Förderung von Wasserstoff in den verschiedenen Wirtschaftssektoren festlege. „Klimaneutral erzeugter Wasserstoff wird auf absehbare Zeit ein knappes und entsprechend teures Gut sein“, so Baake weiter.

Priorisierung der Fördermittel

In ihrer Studie „Klimaneutrales Deutschland 2045“ prognostiziert die Stiftung Klimaneutralität schon für das Jahr 2030 einen Bedarf von gut 60 Mrd. kWh Wasserstoff, um das Ziel von 65 % Treibhausgasminderung zu erreichen. Bis 2045 steige der Bedarf auf über 260 Mrd. kWh. Nur etwa ein Drittel dieser Menge könne aus erneuerbaren Energien im Inland erzeugt werden, zwei Drittel müssten aus dem Ausland importiert oder aus anderen Quellen bereitgestellt werden. „Das kann für den Übergang auch blauer Wasserstoff aus Erdgas sein“, sagte Baake.

Die Stiftung Klimaneutralität hatte das Öko-Institut beauftragt zu untersuchen, wie die derzeitige Nationale Wasserstoffstrategie weiterentwickelt werden sollte, damit die Klimaziele erreicht werden. Die Studie beziffert die realistischen Potenziale des Wasserstoffaufkommens in den kommenden 10 bis 15 Jahren für Deutschland, veranschlagt die zu erwartenden Kosten und begründet die Notwendigkeit einer aktiven Sektorallokation.

„Gefördert werden sollte der Einsatz in denjenigen Bereichen unserer Volkswirtschaft, wo es keine oder keine effizienteren und kostengünstigeren Alternativen zu Wasserstoff gibt“, sagte Baake. Damit werden etwa Gebäudeheizung und der Pkw-Verkehr von einer Förderung ausgeschlossen. „In einer Marktwirtschaft ist natürlich jeder und jede frei, auf eigene Kosten klimaneutralen Wasserstoff auch in anderen Bereichen einzusetzen“, nur solle das nicht noch gefördert werden.

Weg von der „Gießkannenförderung“

Höchste Priorität sollten nach Auffassung der Stiftung Klimaneutralität jene Sektoren genießen, in denen die Wasserstoffnutzung einen Technologiewechsel erfordere und das Risiko von Fehlinvestitionen bestehe, etwa in der Stahl- und Chemieindustrie. Zweithöchste Priorität solle Sektoren gegeben werden, bei denen die Umstellung einen erheblichen zeitlichen Vorlauf für den Aufbau von Infrastruktur und Produktionsanlagen habe.

Bedeutsam seien in diesem Zusammenhang etwa Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) zur Ausbalancierung der Wind- und Solarstromerzeugung und der Einsatz von synthetischen Treibstoffen im Flug- und Schiffstransport. Den Förderbedarf für die prioritären Bereiche veranschlagt die Stiftung Klimaneutralität bis 2035 mit etwa 3 bis 5 Mrd. Euro pro Jahr. Hinzu kämen notwendige Unterstützungsmaßnahmen für Investitionen in den Technologiewechsel.
 
Hochlauf der Wasserstoffnachfrage in der Industrie nach Sektoren 2025-2050. Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken
Grafik: Öko-Institut

Quellen des notwendigen Wasserstoffs

Vier mögliche Quellen macht die Studie aus. In Deutschland stünden bis 2030 etwa 30 Mrd. kWh Strom aus erneuerbaren Energien für die Wasserstoffproduktion zur Verfügung. Dafür müsse der Ausbau beschleunigt und das Elektrolyseziel auf 10.000 MW verdoppelt werden. Ein erhebliches Potenzial liege darüber hinaus im Aufbau einer Wasserstoffproduktion in der Nordsee in Kooperation mit Dänemark und den Niederlanden, die über weit größere „Außenwirtschaftszonen“ (AWZ) als Deutschland verfügen.

Auch Importe aus Süd- und Osteuropa seien vielversprechende Optionen. Auch gebe es in anderen Weltregionen mit günstigen Wind- und Sonnenverhältnissen großes Potenzial für eine kostengünstige Erzeugung von Wasserstoff. Allerdings würden die günstigen Erzeugungskosten durch die hohen Transportkosten zunichte gemacht. Wahrscheinlicher sei daher auf mittlere Sicht der Import von Wasserstoffderivaten wie Ammoniak.

Der Vorschlag der Stiftung Klimaneutralität und die Studie des Öko-Instituts "Wasserstoffstrategie 2.0" stehen als PDF zum Download bereit.

Mittwoch, 26.05.2021, 13:32 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Wasserstoff - Stiftung Klimaneutralität will konzentrierte Förderung von 5 Mrd. Euro jährlich
Bild: iStock/Frank Harms
Wasserstoff
Stiftung Klimaneutralität will konzentrierte Förderung von 5 Mrd. Euro jährlich
Die Stiftung Klimaneutralität schlägt eine deutsche Wasserstoffstrategie 2.0 vor. Gemäß einer Studie des Öko-Instituts besteht bis 2035 ein Förderbedarf von 50 Mrd. Euro für grünes H2.
Angesichts der hohen klimapolitischen Bedeutung von Wasserstoff und des zugleich schleppenden Fortschritts beim Markthochlauf schlägt die Stiftung Klimaneutralität eine Weiterentwicklung der deutschen Strategie vor. „Klimaneutralität kann ohne Wasserstoff nicht gelingen, vor allem weil prozessbedingte Emissionen sich nicht durch Effizienz und erneuerbaren Strom vermeiden lassen“, erinnerte Rainer Baake, Direktor des Thinktanks.

Außerdem werde in Zukunft Wasserstoff als Energiespeicher für die Zeiten benötigt, in denen kein Strom aus Wind- und Sonnenenergie zur Verfügung steht, sagte er. Überfällig sei daher eine Wasserstoffstrategie, die vor allem das notwendige Aufkommen sichere und eine klare Priorisierung bei der Förderung von Wasserstoff in den verschiedenen Wirtschaftssektoren festlege. „Klimaneutral erzeugter Wasserstoff wird auf absehbare Zeit ein knappes und entsprechend teures Gut sein“, so Baake weiter.

Priorisierung der Fördermittel

In ihrer Studie „Klimaneutrales Deutschland 2045“ prognostiziert die Stiftung Klimaneutralität schon für das Jahr 2030 einen Bedarf von gut 60 Mrd. kWh Wasserstoff, um das Ziel von 65 % Treibhausgasminderung zu erreichen. Bis 2045 steige der Bedarf auf über 260 Mrd. kWh. Nur etwa ein Drittel dieser Menge könne aus erneuerbaren Energien im Inland erzeugt werden, zwei Drittel müssten aus dem Ausland importiert oder aus anderen Quellen bereitgestellt werden. „Das kann für den Übergang auch blauer Wasserstoff aus Erdgas sein“, sagte Baake.

Die Stiftung Klimaneutralität hatte das Öko-Institut beauftragt zu untersuchen, wie die derzeitige Nationale Wasserstoffstrategie weiterentwickelt werden sollte, damit die Klimaziele erreicht werden. Die Studie beziffert die realistischen Potenziale des Wasserstoffaufkommens in den kommenden 10 bis 15 Jahren für Deutschland, veranschlagt die zu erwartenden Kosten und begründet die Notwendigkeit einer aktiven Sektorallokation.

„Gefördert werden sollte der Einsatz in denjenigen Bereichen unserer Volkswirtschaft, wo es keine oder keine effizienteren und kostengünstigeren Alternativen zu Wasserstoff gibt“, sagte Baake. Damit werden etwa Gebäudeheizung und der Pkw-Verkehr von einer Förderung ausgeschlossen. „In einer Marktwirtschaft ist natürlich jeder und jede frei, auf eigene Kosten klimaneutralen Wasserstoff auch in anderen Bereichen einzusetzen“, nur solle das nicht noch gefördert werden.

Weg von der „Gießkannenförderung“

Höchste Priorität sollten nach Auffassung der Stiftung Klimaneutralität jene Sektoren genießen, in denen die Wasserstoffnutzung einen Technologiewechsel erfordere und das Risiko von Fehlinvestitionen bestehe, etwa in der Stahl- und Chemieindustrie. Zweithöchste Priorität solle Sektoren gegeben werden, bei denen die Umstellung einen erheblichen zeitlichen Vorlauf für den Aufbau von Infrastruktur und Produktionsanlagen habe.

Bedeutsam seien in diesem Zusammenhang etwa Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) zur Ausbalancierung der Wind- und Solarstromerzeugung und der Einsatz von synthetischen Treibstoffen im Flug- und Schiffstransport. Den Förderbedarf für die prioritären Bereiche veranschlagt die Stiftung Klimaneutralität bis 2035 mit etwa 3 bis 5 Mrd. Euro pro Jahr. Hinzu kämen notwendige Unterstützungsmaßnahmen für Investitionen in den Technologiewechsel.
 
Hochlauf der Wasserstoffnachfrage in der Industrie nach Sektoren 2025-2050. Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken
Grafik: Öko-Institut

Quellen des notwendigen Wasserstoffs

Vier mögliche Quellen macht die Studie aus. In Deutschland stünden bis 2030 etwa 30 Mrd. kWh Strom aus erneuerbaren Energien für die Wasserstoffproduktion zur Verfügung. Dafür müsse der Ausbau beschleunigt und das Elektrolyseziel auf 10.000 MW verdoppelt werden. Ein erhebliches Potenzial liege darüber hinaus im Aufbau einer Wasserstoffproduktion in der Nordsee in Kooperation mit Dänemark und den Niederlanden, die über weit größere „Außenwirtschaftszonen“ (AWZ) als Deutschland verfügen.

Auch Importe aus Süd- und Osteuropa seien vielversprechende Optionen. Auch gebe es in anderen Weltregionen mit günstigen Wind- und Sonnenverhältnissen großes Potenzial für eine kostengünstige Erzeugung von Wasserstoff. Allerdings würden die günstigen Erzeugungskosten durch die hohen Transportkosten zunichte gemacht. Wahrscheinlicher sei daher auf mittlere Sicht der Import von Wasserstoffderivaten wie Ammoniak.

Der Vorschlag der Stiftung Klimaneutralität und die Studie des Öko-Instituts "Wasserstoffstrategie 2.0" stehen als PDF zum Download bereit.

Mittwoch, 26.05.2021, 13:32 Uhr
Susanne Harmsen

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