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Energie & Management > Kohlekraftwerke - Steinkohleverstromer Mehrum kehrt zurück ins Netz
Quelle: Fotolia / Claudia Otte
Kohlekraftwerke

Steinkohleverstromer Mehrum kehrt zurück ins Netz

Der Energiekonzern EPH hat als erster der Bundesnetzagentur angekündigt, sein Steinkohlekraftwerk Mehrum aus der Reserve zu reaktivieren. Weitere Betreiber bereiten den Schritt vor.
Laut dem Kohleausstiegsgesetz sollen für den Klimaschutz sukzessive Kohlekraftwerke gegen Entschädigung außer Betrieb gehen. Einige von ihnen verbleiben allerdings noch in betriebsbereiter Reserve. Diese können laut einer Verordnung vom 14. Juli vorübergehend in den Regelbetrieb zurückkehren, um Erdgas zu sparen. Kohleverstromung erzeugt zwar mehr Treibhausgase als Erdgas, sichert aber die Stromversorgung. Daher hat die Bundesregierung den Betreibern freigestellt, Kraftwerke auf eigenes Risiko wieder ans Netz zu bringen.

Als erstes Kraftwerk folgt nun Mehrum im niedersächsischen Hohenhameln, zwischen Hannover und Braunschweig, diesem Aufruf. Es gehört dem tschechischen Energiekonzern EPH. Das Kraftwerk Mehrum befindet sich seit Anfang Dezember 2021 in der Reserve, wie die Kaufmännische Leiterin der Betreibergesellschaft, Kathrin Voelkner erläuterte. „Wir gehen davon aus, dass wir kurzfristig ans Netz zurückkehren“, sagte sie laut einem Bericht der Braunschweiger Zeitung. Das Kraftwerk hat eine Nettoleistung von 690 MW. Die Verordnung der Bundesregierung erlaubt den Stromverkauf aus Reservekraftwerken, die mit Steinkohle oder Öl befeuert werden, zunächst bis Ende April 2023.

Importverbot für russische Steinkohle in Kraft

Zugleich tritt am 1. August das von der EU verhängte Importverbot für russische Steinkohle in Kraft. Verschiedene andere Länder, an erster Stelle die USA, versorgen künftig Europa mit Steinkohle. Im Juni lag der Erdgas-Anteil an der Stromerzeugung in Deutschland laut Bundesnetzagentur bei 11,2 %. Er soll gesenkt werden, um genug Gas für die Industrie und die Wärmeversorgung im kommenden Winter zur Verfügung zu haben. Hauptlieferant Russland hat infolge der Sanktionen der EU wegen des Ukraine-Kriegs seine Gaslieferungen ausgesetzt oder stark gedrosselt.

Neben der bereits gültigen Verordnung für Steinkohle- und Öl-Kraftwerke werde laut Bundeswirtschaftsministerium für Anfang Oktober auch eine Verordnung für das Wiederanfahren von bereits stillgelegten Braunkohlekraftwerken vorbereitet. Hinzu komme eine Gaseinsparverordnung, die die unnötige Verstromung von Erdgas verhindern soll. „Die Verordnung wird aktuell vorbereitet und tritt dann in Kraft, wenn sich abzeichnet, dass noch mehr Gas bei der Stromerzeugung eingespart werden muss“, hatte das BMWK am 21. Juli mitgeteilt.

Andere Erzeuger erwägen Reaktivierung von Kohlekraftwerken

Auch andere Erzeuger erwägen die Rückkehr von Reservekraftwerken in den Strommarkt. Der Essener Energiekonzern Steag habe die „feste Absicht“, mit 2.300 MW Erzeugungsleistung in den Markt zurückzukehren, sagte Unternehmenssprecher Markus Hennes. Darin enthalten sind zwei Blöcke im Saarland, die bereits in der Reserve sind, und zwei weitere Blöcke im Saarland und in Nordrhein-Westfalen, die Ende Oktober eigentlich stillgelegt werden sollten. Hürden sieht die Steag noch bei der Absicherung der großen Kohlevorräte, die laut Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetz (EKBG) vorliegen müssen, weil die Transportkapazitäten auf Schiff und Schiene derzeit begrenzt seien.

Auch das Düsseldorfer Energieunternehmen Uniper prüfe die Rückkehr seiner Reserveanlagen mit einer Leistung von insgesamt mehr als 2000 MW in den Markt. Noch sei aber keine Entscheidung gefallen, sagte Sprecher Oliver Roeder laut Ruhrnachrichten. Der Karlsruher Energiekonzern EnBW will seine fünf Reservekraftwerke nicht zurück an den Markt bringen, da sie aus Altersgründen nicht mehr ununterbrochen laufen könnten. Ein Kohleblock in Karlsruhe solle aber mindestens bis Ende des Winters 2023/24 weiterlaufen. Ursprünglich wollte EnBW ihn im Zuge des Kohleausstiegs in diesem Sommer zur Stilllegung anmelden.

Montag, 1.08.2022, 13:43 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Kohlekraftwerke - Steinkohleverstromer Mehrum kehrt zurück ins Netz
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Steinkohleverstromer Mehrum kehrt zurück ins Netz
Der Energiekonzern EPH hat als erster der Bundesnetzagentur angekündigt, sein Steinkohlekraftwerk Mehrum aus der Reserve zu reaktivieren. Weitere Betreiber bereiten den Schritt vor.
Laut dem Kohleausstiegsgesetz sollen für den Klimaschutz sukzessive Kohlekraftwerke gegen Entschädigung außer Betrieb gehen. Einige von ihnen verbleiben allerdings noch in betriebsbereiter Reserve. Diese können laut einer Verordnung vom 14. Juli vorübergehend in den Regelbetrieb zurückkehren, um Erdgas zu sparen. Kohleverstromung erzeugt zwar mehr Treibhausgase als Erdgas, sichert aber die Stromversorgung. Daher hat die Bundesregierung den Betreibern freigestellt, Kraftwerke auf eigenes Risiko wieder ans Netz zu bringen.

Als erstes Kraftwerk folgt nun Mehrum im niedersächsischen Hohenhameln, zwischen Hannover und Braunschweig, diesem Aufruf. Es gehört dem tschechischen Energiekonzern EPH. Das Kraftwerk Mehrum befindet sich seit Anfang Dezember 2021 in der Reserve, wie die Kaufmännische Leiterin der Betreibergesellschaft, Kathrin Voelkner erläuterte. „Wir gehen davon aus, dass wir kurzfristig ans Netz zurückkehren“, sagte sie laut einem Bericht der Braunschweiger Zeitung. Das Kraftwerk hat eine Nettoleistung von 690 MW. Die Verordnung der Bundesregierung erlaubt den Stromverkauf aus Reservekraftwerken, die mit Steinkohle oder Öl befeuert werden, zunächst bis Ende April 2023.

Importverbot für russische Steinkohle in Kraft

Zugleich tritt am 1. August das von der EU verhängte Importverbot für russische Steinkohle in Kraft. Verschiedene andere Länder, an erster Stelle die USA, versorgen künftig Europa mit Steinkohle. Im Juni lag der Erdgas-Anteil an der Stromerzeugung in Deutschland laut Bundesnetzagentur bei 11,2 %. Er soll gesenkt werden, um genug Gas für die Industrie und die Wärmeversorgung im kommenden Winter zur Verfügung zu haben. Hauptlieferant Russland hat infolge der Sanktionen der EU wegen des Ukraine-Kriegs seine Gaslieferungen ausgesetzt oder stark gedrosselt.

Neben der bereits gültigen Verordnung für Steinkohle- und Öl-Kraftwerke werde laut Bundeswirtschaftsministerium für Anfang Oktober auch eine Verordnung für das Wiederanfahren von bereits stillgelegten Braunkohlekraftwerken vorbereitet. Hinzu komme eine Gaseinsparverordnung, die die unnötige Verstromung von Erdgas verhindern soll. „Die Verordnung wird aktuell vorbereitet und tritt dann in Kraft, wenn sich abzeichnet, dass noch mehr Gas bei der Stromerzeugung eingespart werden muss“, hatte das BMWK am 21. Juli mitgeteilt.

Andere Erzeuger erwägen Reaktivierung von Kohlekraftwerken

Auch andere Erzeuger erwägen die Rückkehr von Reservekraftwerken in den Strommarkt. Der Essener Energiekonzern Steag habe die „feste Absicht“, mit 2.300 MW Erzeugungsleistung in den Markt zurückzukehren, sagte Unternehmenssprecher Markus Hennes. Darin enthalten sind zwei Blöcke im Saarland, die bereits in der Reserve sind, und zwei weitere Blöcke im Saarland und in Nordrhein-Westfalen, die Ende Oktober eigentlich stillgelegt werden sollten. Hürden sieht die Steag noch bei der Absicherung der großen Kohlevorräte, die laut Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetz (EKBG) vorliegen müssen, weil die Transportkapazitäten auf Schiff und Schiene derzeit begrenzt seien.

Auch das Düsseldorfer Energieunternehmen Uniper prüfe die Rückkehr seiner Reserveanlagen mit einer Leistung von insgesamt mehr als 2000 MW in den Markt. Noch sei aber keine Entscheidung gefallen, sagte Sprecher Oliver Roeder laut Ruhrnachrichten. Der Karlsruher Energiekonzern EnBW will seine fünf Reservekraftwerke nicht zurück an den Markt bringen, da sie aus Altersgründen nicht mehr ununterbrochen laufen könnten. Ein Kohleblock in Karlsruhe solle aber mindestens bis Ende des Winters 2023/24 weiterlaufen. Ursprünglich wollte EnBW ihn im Zuge des Kohleausstiegs in diesem Sommer zur Stilllegung anmelden.

Montag, 1.08.2022, 13:43 Uhr
Susanne Harmsen

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