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Einen Überblick über die regionale Verteilung steuerbarer Stromerzeugungsleistung in Deutschland gibt die Agentur für Erneuerbare Energien in einem Hintergrundpapier.
Die Integration von Wind- und Solarkraft in den deutschen Strommarkt erfordert weiterhin die Unterstützung flexibler, regelbarer Kraftwerke, um Versorgungslücken zu schließen. Insbesondere wasserstofffähige Gaskraftwerke sind dabei entscheidend, da Speichertechnologien, Bioenergie und Wasserkraft allein nicht ausreichen, um die Stromversorgung konstant zu gewährleisten. Dies bekräftigt ein Hintergrundpapier, das die Agentur für Erneuerbare Energien − kurz AEE − am 17.
Oktober veröffentlicht hat.
In ihrem Papier analysieren die Marktbeobachter den Status quo der regelbaren Kraftwerke und Speicher in den deutschen Bundesländern. Mit ihrer Arbeit wollen sie Einblicke in die Herausforderungen geben, denen sich die Länder in den kommenden Jahren angesichts der Transformation des Energiesystems stellen müssen.
Wie die Agentur betont, weist Deutschland eines der zuverlässigsten Stromversorgungssysteme weltweit auf. Um diese Stabilität aufrechtzuerhalten, seien flexible Kraftwerke und Speicherkapazitäten als Ergänzung zum Ausbau der erneuerbaren Energien erforderlich. Im Kontext des Kohleausstiegs werde der Bau neuer, wasserstofffähiger Gaskraftwerke unabdingbar. Die AEE verweist auf die Kraftwerksstrategie der Bundesregierung, deren Details zur regionalen Verteilung der neuen Anlagen jedoch noch in der Entwicklung sind. Der Ansatz soll dabei „systemdienlich“ sein, mit einem besonderen Schwerpunkt auf dem Süden Deutschlands.
„Der Bedarf an neuen Gaskraftwerken kann gesenkt werden, indem alternative Ausgleichsoptionen für Wind- und Solarenergie, wie Biogas, Speicherlösungen und Sektorenkopplung, intensiver erschlossen und von Anfang an berücksichtigt werden“, betont Robert Brandt, Geschäftsführer der AEE.
Aktuell befinden sich laut der AEE-Analyse die meisten Gaskraftwerke in Nordrhein-Westfalen, wo eine Gesamtkapazität von nahezu 10.000
MW installiert ist. Bayern folgt mit 6.200
MW, während Niedersachsen über 4.000 MW
verfügt. Insgesamt beträgt die Kapazität des deutschen Kraftwerksparks 34.500
MW, wobei die Mehrzahl der Gaskraftwerke traditionell in Westdeutschland errichtet wurde. Rund drei Viertel der installierten Gesamtleistung entfallen auf die westlichen Bundesländer.
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Leistung regelbarer Kraftwerke in den Bundesländern (zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken) Quelle: AEE |
Regelbare Leistung stellen aktuell auch Kohlekraftwerke zur Verfügung. Die Braunkohlekraftwerke verteilen sich auf nur vier Bundesländer − Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Deren Gesamtleistung liegt bei über 15.000
MW. Die Steinkohlekraftwerke summieren sich auf fast 17.000
MW, wobei sich nahezu zwei Drittel davon in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg mit jeweils rund 5.400
MW konzentrieren.
Weitere FlexibilitätsoptionenVon den in Deutschland installierten
Biomasse-Anlagen befinden sich laut der AEE über die Hälfte in Niedersachsen (1.900
MW), Bayern (1.900
MW) und Nordrhein-Westfalen (1.200
MW). Die Agentur betont, die Flexibilisierung von Biogasanlagen könne zusätzlich signifikante Beiträge zur Ausgleichung von Wind- und Solarenergie leisten. Sie zieht hierzu den Fachverband Biogas heran. Dieser prognostiziert eine Verdopplung der bestehenden Biogasleistung von derzeit 6.000 auf 12.000
MW bis 2030, ohne dass ein zusätzlicher Anbau von Energiepflanzen erforderlich ist.
Zusätzlich zur Bioenergie nennt die AEE auch die
Wasserkraft als regelbare Kraftwerken im Bereich der erneuerbaren Energien. In Deutschland entfällt mehr als die Hälfte der Wasserkraftleistung mit 2.800
MW allein auf Bayern, gefolgt von Baden-Württemberg mit 900
MW. Die Pumpspeicherkraftwerke in Deutschland bieten heute eine Gesamtstromerzeugungskapazität von etwas mehr als 6.300
MW, wobei Baden-Württemberg mit 1.900 MW an der Spitze steht. Das größte Pumpspeicherkraftwerk in Deutschland, das Werk Goldisthal, hat eine Leistung von über 1.000
MW und befindet sich in Thüringen, das ebenfalls über die zweithöchste Gesamtkapazität aller Bundesländer mit 1.500
MW verfügt.
Im Bereich der
großen Batteriespeicher, die eine Leistung von mehr als 1
MW bieten, führt Nordrhein-Westfalen mit 181
MW, gefolgt von Sachsen (130
MW) und Bayern (121
MW). Die größten Speicherkapazitäten registriert die AEE in Baden-Württemberg, Thüringen und Sachsen. Die Marktbeobachter gehen davon aus, dass das Potenzial der Pumpspeicherkraftwerke nahezu ausgeschöpft ist. Der Ausbau der Batteriespeicher wird dagegen in den kommenden Jahren voraussichtlich stark zunehmen.
Das 10-seitige Hintergrundpapier
„Regelbare Kraftwerke und Speicher in den Bundesländern“ steht auf der Internetseite der AEE
zum Download bereit.
Donnerstag, 17.10.2024, 16:40 Uhr
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