Statkraft Country-Manager Stefan-Jörg Göbel (li). Quelle: E&M
Bei den Genehmigungen von Windkraftanlagen habe es unter der Ampelkoalition große Fortschritte gegeben, hieß es vonseiten des Energiekonzerns Statkraft auf der E-world.
Das hat es in der jüngsten Vergangenheit auch nicht so oft gegeben. Ein Unternehmen lobt die Arbeit der vergangenen Ampelkoalition ausdrücklich. „Das Osterpaket der Bundesregierung aus dem Jahr 2022 hat einen Knoten platzen lassen“, sagte Stefan-Jörg Göbel, Country Manager Deutschland des norwegischen Konzerns Statkraft, bei einem Pressegespräch auf der E-world. „Das hat man 2024 das erste Mal sehr eindrucksvoll gesehen.“
„Das muss man sich aus der Zunge zergehen lassen. Wir haben nun Genehmigungen für 15.000 MW für Onshore-Wind. Das ist der Kracher. Das hätte Deutschland niemand zugetraut, auch nicht im Ausland“, sagte Göbel bei einer energiepolitischen Zustandsbewertung. „Hier steht die Ampel auf grün.“
Zufrieden äußert er sich beim Thema Wasserstoff. Das Wasserstoffkernnetz sei festgelegt, und mit dem Aufbau der Infrastruktur könne gestartet werden. Nun gehe es an die Investitionen. Allerdings: „Die Nachfrage nach Wasserstoff ist noch nicht ganz da.“ Für Göbel stehe in dem Bereich die Ampel daher auf gelb.
Was das Thema Flexibilität angeht, so steht laut Göbel die Ampel auf „rot-orange“. Hier sei zumindest Konsens, „dass etwas getan werden muss.“ Als Stichworte nannte er die Kraftwerksstrategie und das Kraftwerksicherungsgesetz. Die Umsetzung sei durch das Aus der Koalition stecken geblieben. Das Scheitern könnte auch an einer „Überambitioniertheit“ des einen oder anderen Beteiligten bei dem Thema gelegen haben.
Die große Herausforderung im Energiebereich für die nächste Regierung werde die Systemintegration der Erneuerbare bleiben. Themen wie der Smart Meter Rollout, dynamische Netzentgelte und Speicher spielten hier eine wichtige Rolle.
Was die Geschäfte von Statkraft in Deutschland betrifft, zeigte Göbel sich zuversichtlich. Denn im vergangenen liefen diese gut. So habe sich die Nachfrage nach langfristigen Grünstrom-Lieferverträgen, kurz PPA, verdoppelt, sagte Göbel. Das Unternehmen schloss Verträge über insgesamt 12,5 Milliarden kWh im vergangenen Jahr ab – unter anderem mit Unternehmen wie der Deutschen Bahn, Telekom oder Schaeffler.
PPA-Portfolio von 60 TWh
Damit steige das gesamte PPA-Volumen der deutschen Dependance des norwegischen Konzerns auf aktuell rund 60 TWh. Dies zeige, so Statkraft, dass Unternehmen zunehmend auf direkte Stromlieferverträge setzen, um ihre Dekarbonisierungsziele zu erreichen und sich gegen Preisschwankungen abzusichern.
Auch mit dem Ausbau seiner Erneuerbaren-Leistung ist das Unternehmen zufrieden.
„Insgesamt konnte Statkraft im Jahr 2024 über 1.000 MW an neuen Projektrechten akquirieren. Damit umfasst die Unternehmens-Pipeline nun rund 2.600 MW an gesicherten Projektrechten, wovon 1.600 MW auf Windprojekte fallen“, hieß es weiter.
In Zerbst in Sachsen-Anhalt entsteht derzeit die größte EEG-Innovationsanlage Deutschlands mit 46 MW Solarleistung und einem 16-MW-Batteriespeicher. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2025 geplant – jährlich sollen 14.000 Haushalte mit Strom versorgt werden.
Auch im Bereich Wasserstoff ist Statkraft aktiv. Die Detailplanung für einen 10-MW-Elektrolyseur in Emden wurde an die Friedrich Vorwerk Group vergeben. Die Anlage soll 1.000 Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr für den regionalen Verkehrssektor liefern.
Perspektivisch ist eine Erweiterung auf 200 MW geplant. Hierfür verhandelt Statkraft mit dem EU-Innovationsfonds über eine Förderung in Höhe von 107 Millionen Euro. Ab 2030 sollen bis zu 20.000 Tonnen grüner Wasserstoff über das nationale Wasserstoffnetz bereitgestellt werden.
Mittwoch, 12.02.2025, 17:08 Uhr
Stefan Sagmeister
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