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Energie & Management > Geothermie - Start für Wiener Geothermie-Projekt
Quelle: Fotolia /Cardaf
Geothermie

Start für Wiener Geothermie-Projekt

Von 2026 an sollen 20.000 Haushalte Wärme aus 3.000 Metern Tiefe bekommen. Die städtische Wien Energie investiert 72 Millionen Euro, weitere acht Millionen bezahlt der Bund.
Etwa 80 Millionen Euro investieren Wien Energie und das österreichische Energieministerium (BMK) bis 2026 in ein Pilotprojekt der Tiefengeothermie, um Wien mit Fernwärme zu versorgen. Das berichteten die Geschäftsführer des 100 Prozent kommunalen Unternehmens, Michael Strebl und Karl Gruber, am 14. ​November im Beisein des Wiener Wirtschaftsstadtrates Peter Hanke (SPÖ).

Errichtet wird eine Anlage mit 20 MW Leistung, die rund 20.000 Haushalte im Neubaugebiet „Seestadt Aspern“ im Nordosten Wiens mit Fernwärme versorgen kann.

Von den 80 Millionen Euro finanziert die Wien Energie 72 Millionen aus ihrem jährlichen Investitionsbudget, das laut Strebl 250 Millionen Euro umfasst. Die verbleibenden 8 Millionen Euro stellt das BMK aus dem Programm „Umweltförderung im Inland“ (UFI) zur Verfügung.

Nicht eingehen wollte Strebl auf die Frage der Redaktion, ob und inwieweit sich das Thema Margin Calls auf die Finanzierung auswirkt. Wie berichtet, hatte die Stadt Wien Anfang September vom Bund eine Kreditlinie von 2 Milliarden Euro erhalten, um die börsenbasierten Termingeschäfte der Wien Energie abzusichern. Strebl beschied, mittlerweile hätten sich die Großhandelspreise für Strom und Gas „weiterentwickelt“. Einen Zusammenhang mit der Finanzierung des Geothermieprojekts sehe er nicht.

„Hydrothermale Doublette“

Laut Gruber ist vorgesehen, 2023 mit den Vorarbeiten zu beginnen. Gebohrt werden soll von 2024 an. Installiert wird eine sogenannte „hydrothermale Doublette“. Sie besteht aus zwei Bohrungen, die etwa vier Kilometer voneinander entfernt auf 3.000 bis 3.500 Meter abgeteuft werden. Über eine davon wird 100 Grad heißes Wasser aus der 20 Millionen Jahre alten Gesteinsformation „Aderklaaer Konglomerat“ an die Oberfläche gepumpt und durch Wärmetauscher geführt. So gelangt die Wärme in das Wiener Fernwärmenetz. Die Wien Energie pumpt das abgekühlte Wasser über die zweite Bohrung zurück ins Tiefengestein.

Klimaneutraler Fernwärme-Mix

Bis etwa 2030 könnten nach Angaben Grubers und Strebls insgesamt vier derartige Anlagen installiert werden und 125.000 Haushalte mit Fernwärme versorgen. Das entspräche mehr als einem Viertel der 440.000 Haushalte, die zurzeit Fernwärme beziehen. Diese wird in den mit Erdgas befeuerten Kraft-Wärme-Kopplungen (KWK) der Wien Energie und den städtischen Müllverbrennungsanlagen (MVA) erzeugt. Geplant ist, die städtische Wärmeversorgung 2040 vollständig „klimaneutral“ zu gestalten. Strebl zufolge soll je ein Viertel der Wärme mittels Geothermie, ökostrombetriebenen Wärmepumpen, Abwärme aus der MVA sowie über den Einsatz von Wasserstoff in den KWK bereitgestellt werden.

Im Zuge des Forschungsprojekts „Geotief Wien“ hatten die Wien Energie und der österreichische Erdöl-, Erdgas- und Chemiekonzern OMV in den vergangenen Jahren das „Aderklaaer Konglomerat“ umfassend erkundet. Im Dezember 2021 führten sie eine erfolgreiche Probebohrung durch: Die dort vermuteten Heißwasservorkommen waren damit nachgewiesen.

Gefragt nach seiner Meinung zum kommenden österreichischen Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG), das den Ausstieg aus Ölheizungen bis 2035 und aus Erdgasheizungen bis 2040 vorsieht, teilte Strebl der Redaktion mit, die parlamentarische Begutachtung laufe noch: „Wir sind dabei, den EWG-Entwurf zu analysieren. Einige wichtige Dinge sind drin. Vor Ende der Begutachtung möchte ich aber nichts zu den Details sagen.“

Montag, 14.11.2022, 14:29 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Geothermie - Start für Wiener Geothermie-Projekt
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Geothermie
Start für Wiener Geothermie-Projekt
Von 2026 an sollen 20.000 Haushalte Wärme aus 3.000 Metern Tiefe bekommen. Die städtische Wien Energie investiert 72 Millionen Euro, weitere acht Millionen bezahlt der Bund.
Etwa 80 Millionen Euro investieren Wien Energie und das österreichische Energieministerium (BMK) bis 2026 in ein Pilotprojekt der Tiefengeothermie, um Wien mit Fernwärme zu versorgen. Das berichteten die Geschäftsführer des 100 Prozent kommunalen Unternehmens, Michael Strebl und Karl Gruber, am 14. ​November im Beisein des Wiener Wirtschaftsstadtrates Peter Hanke (SPÖ).

Errichtet wird eine Anlage mit 20 MW Leistung, die rund 20.000 Haushalte im Neubaugebiet „Seestadt Aspern“ im Nordosten Wiens mit Fernwärme versorgen kann.

Von den 80 Millionen Euro finanziert die Wien Energie 72 Millionen aus ihrem jährlichen Investitionsbudget, das laut Strebl 250 Millionen Euro umfasst. Die verbleibenden 8 Millionen Euro stellt das BMK aus dem Programm „Umweltförderung im Inland“ (UFI) zur Verfügung.

Nicht eingehen wollte Strebl auf die Frage der Redaktion, ob und inwieweit sich das Thema Margin Calls auf die Finanzierung auswirkt. Wie berichtet, hatte die Stadt Wien Anfang September vom Bund eine Kreditlinie von 2 Milliarden Euro erhalten, um die börsenbasierten Termingeschäfte der Wien Energie abzusichern. Strebl beschied, mittlerweile hätten sich die Großhandelspreise für Strom und Gas „weiterentwickelt“. Einen Zusammenhang mit der Finanzierung des Geothermieprojekts sehe er nicht.

„Hydrothermale Doublette“

Laut Gruber ist vorgesehen, 2023 mit den Vorarbeiten zu beginnen. Gebohrt werden soll von 2024 an. Installiert wird eine sogenannte „hydrothermale Doublette“. Sie besteht aus zwei Bohrungen, die etwa vier Kilometer voneinander entfernt auf 3.000 bis 3.500 Meter abgeteuft werden. Über eine davon wird 100 Grad heißes Wasser aus der 20 Millionen Jahre alten Gesteinsformation „Aderklaaer Konglomerat“ an die Oberfläche gepumpt und durch Wärmetauscher geführt. So gelangt die Wärme in das Wiener Fernwärmenetz. Die Wien Energie pumpt das abgekühlte Wasser über die zweite Bohrung zurück ins Tiefengestein.

Klimaneutraler Fernwärme-Mix

Bis etwa 2030 könnten nach Angaben Grubers und Strebls insgesamt vier derartige Anlagen installiert werden und 125.000 Haushalte mit Fernwärme versorgen. Das entspräche mehr als einem Viertel der 440.000 Haushalte, die zurzeit Fernwärme beziehen. Diese wird in den mit Erdgas befeuerten Kraft-Wärme-Kopplungen (KWK) der Wien Energie und den städtischen Müllverbrennungsanlagen (MVA) erzeugt. Geplant ist, die städtische Wärmeversorgung 2040 vollständig „klimaneutral“ zu gestalten. Strebl zufolge soll je ein Viertel der Wärme mittels Geothermie, ökostrombetriebenen Wärmepumpen, Abwärme aus der MVA sowie über den Einsatz von Wasserstoff in den KWK bereitgestellt werden.

Im Zuge des Forschungsprojekts „Geotief Wien“ hatten die Wien Energie und der österreichische Erdöl-, Erdgas- und Chemiekonzern OMV in den vergangenen Jahren das „Aderklaaer Konglomerat“ umfassend erkundet. Im Dezember 2021 führten sie eine erfolgreiche Probebohrung durch: Die dort vermuteten Heißwasservorkommen waren damit nachgewiesen.

Gefragt nach seiner Meinung zum kommenden österreichischen Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG), das den Ausstieg aus Ölheizungen bis 2035 und aus Erdgasheizungen bis 2040 vorsieht, teilte Strebl der Redaktion mit, die parlamentarische Begutachtung laufe noch: „Wir sind dabei, den EWG-Entwurf zu analysieren. Einige wichtige Dinge sind drin. Vor Ende der Begutachtung möchte ich aber nichts zu den Details sagen.“

Montag, 14.11.2022, 14:29 Uhr
Klaus Fischer

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