Die Stadtwerke Diez gehen in der Energieversorgung Limburg auf. Quelle: EVL/SWD
Aus zwei mach eins: Die Stadtwerke Diez schließen sich der Energieversorgung Limburg an. Damit entsteht ein über die Grenze von Hessen und Rheinland-Pfalz hinweg tätiger Versorger.
Zwei Versorger dies- und jenseits der Landesgrenze von Hessen und Rheinland-Pfalz wollen verschmelzen. Die Stadtwerke Diez, Versorger mit Strom und Gas, werden demnach in Kürze in der Energieversorgung Limburg (EVL – Gas, Strom, Wasser, Wärme) aufgehen. Der noch fehlende Beschluss der Limburger Stadtverordnetenversammlung gilt als Formsache.
Die zuständigen Gremien der rheinland-pfälzischen Kommune und des dortigen Versorgers haben dem Verschmelzen der Stadtwerke Diez mit der EVL bereits zugestimmt. Die Verwaltung Limburgs, der Magistrat, erteilte ferner am 6. Mai grünes Licht für das Zusammengehen, der fehlende Beschluss des Kommunalparlaments der Kreisstadt ist für den 26. Mai vorgesehen.
Organisatorisch gesehen rücken die Stadtwerke Diez als vierter Anteilseigner in den Gesellschafterkreis der EVL auf. Sie sind nach Angaben der Stadt Limburg dann mit gut 14 Prozent an dem Versorger beteiligt. Die Thüga AG, seit dem Start der Fusionspläne im Februar 2024 in die Überlegungen eingebunden, rutscht von 30 Prozent auf etwas mehr als 25 Prozent. Auch der Limburger Magistrat gibt Anteile ab und hält künftig noch gut die Hälfte an der EVL, statt zuvor 60 Prozent. Keine Veränderung gibt es bei der Frankfurter Süwag Energie AG, sie bleibt bei 10 Prozent.
Gemeinsam für 37.000 Strom- und Gaskunden zuständig
Als Motivation für diesen Schritt gilt in Diez, die Zukunftsfähigkeit der Stadtwerke zu sichern. „Die Verschmelzung mit der EVL ist für uns eine Chance, auch künftig als lokaler Versorger aktiv zu sein“, so Annette Wick, Diezer Stadtbürgermeisterin (SPD) und Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke. Es sei vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklungen im Bereich Regulierung, Energiewende und -beschaffung sowie Arbeitskräftemangel für kleine regionale Versorger „immer schwieriger geworden, konkurrenzfähig“ zu bleiben.
Im neuen Verbund soll die EVL laut den Stadtoberen die Energieversorgung noch klimafreundlicher, ressourcenschonender und nachhaltiger gestalten. Beide Städte wollen ihren Einfluss auf den Versorger behalten, der sich als Mitglied des Thüga-Netzwerkes gestärkt im Wettbewerb positionieren will. Nicht zuletzt ist auch eine „angemessene“ Rendite an alle Kapitalgeber als „wichtiges Ziel“ ausgegeben.
Vor dem Verschmelzen haben die Beteiligten mithilfe von Gutachtern genau in die Bücher geguckt. Die Stadtwerke Diez sind mit einem Wert von 13,2 Millionen Euro taxiert, etwa ein Sechstel des EVL-Betrages (77,8 Millionen Euro). Während die Limburger mit 98 Beschäftigten auf etwa 100 Millionen Euro Jahresumsatz kommen, erreicht Diez 13 Millionen Euro. Die elf Mitarbeitenden der Stadtwerke werden im Rahmen eines Betriebsübergangs Teil der EVL.
Gemeinsam sind die beiden Versorger für knapp 37.000 Vertriebskunden im Bereich Strom und Gas zuständig, davon entfallen rund 7.700 auf die Stadtwerke Diez und rund 29.150 auf die EVL. Die Limburger sind in der Kreisstadt und mit einigen Angeboten auch in Flacht, Holzheim und Niederneisen tätig. Die Stadtwerke Diez versorgen ihre Heimatkommune und umliegende Ortsgemeinden.
Der Aufsichtsrat der EVL wächst durch das Verschmelzen von zehn auf zwölf Sitze, von denen zwei neu an die Stadt Diez gehen. Chef des Kontrollgremiums bleibt Limburgs Bürgermeister Marius Hahn (SPD), der Vize-Posten geht an die Stadt Diez. Die EVL-Geschäftsführung liegt in Händen von Martin Ertl, wenn er Anfang Juli den Posten von Gert Vieweg übernimmt (wir berichteten).
Die intensive Kooperation von Diez und Limburg hat verschiedene Gründe. Aufgrund der räumlichen Nähe ist Limburg als Mittelzentrum von größerer Bedeutung für den Westen Hessens und die angrenzenden Gebiete von Rheinland-Pfalz. Limburg und Diez bilden ein länderübergreifendes Doppelzentrum. Seit 2023 gibt es bereits eine gemeinsame Tochter von EVL und Stadtwerken Diez: die Lahnenergie GmbH. Die Gesellschaft entwickelt Solarenergie- und Stromspeicher-Projekte und hat als dritten Partner die Stadtwerke Weilburg (Hessen) im Boot.
Dienstag, 13.05.2025, 15:41 Uhr
Volker Stephan
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