Die Stadtwerke Detmold sind nach einem Hackerangriff nicht zu erreichen. Quelle: SWD
Die Stadtwerke im lippischen Detmold waren Ziel eines Hackerangriffs und nicht erreichbar. Ein Interventionsteam der Polizei Bielefeld für digitale Kriminalität ermittelt.
Die Stadtwerke Detmold sind aller Wahrscheinlichkeit nach zur Zielscheibe von Cyberkriminellen geworden. Seit den frühen Morgenstunden des 17. November war eine Kontaktaufnahme mit dem kommunalen Versorger im Nordosten Nordrhein-Westfalens zeitweise so gut wie ausgeschlossen.
Auf der Homepage des Energie- und Wasserversorgers war zu lesen, die Stadtwerke seien „aufgrund eines großflächigen IT-Ausfalls“ derzeit nicht erreichbar. Besonders betroffen seien dabei die Kommunikationskanäle. Telefonanschlüsse und Email-Adressen sollen nicht funktionieren, abgesehen von einer Störungshotline, die bei einem externen Dienstleister untergebracht ist. Auch die Angebote der Internetseite sind allem Anschein nach weiterhin verfügbar.
Tatsächlich erhielten Anfragen an die Stadtwerke per Mail diese automatische Rückmeldung: Eine Zustellung sei nicht möglich, weil „Host or domain name not found“ – was so viel bedeutet wie „Adressat unbekannt“. Wie lange die Störung anhält, ist derzeit schwer abzuschätzen. Eine Sprecherin der Bielefelder Polizei sagte kurz nach Bekanntwerden des Vorfalls auf Anfrage der Redaktion, die Ermittlungen seien zwar in vollem Gange, befänden sich aber noch im Anfangsstadium.
Versorgungsbereiche von Attacke nicht betroffen
Die Behörde ist zuständig, weil das Landeskriminalamt (LKA) Nordrhein-Westfalen dort eines der landesweiten Interventionsteams unterhält, die als Sondereinheiten „Digitale Tatorte“ fungieren. Das LKA ermittelt in diesem Fall also nicht selbst vor Ort, sondern überlässt der regional zuständigen Einheit in Bielefeld die Arbeit.
Die Polizei-Sprecherin unterstrich, dass derzeit alles auf einen Hackerangriff hindeute. Im Moment lasse sich weder dessen Ursprung ausmachen, noch seien Aussagen über etwaige Lösegeldforderungen in Verbindung mit verschlüsselten Daten möglich. Unternehmen und Ermittelnde halten sich in solchen Fällen mit Auskünften eher zurück. Nur so viel: Der Systemausfall habe für die Menschen in der Kreisstadt des Landkreises Lippe keine gravierenden Auswirkungen. Die Versorgung mit Energie und Wasser sei nach derzeitigem Stand nicht in Mitleidenschaft gezogen. Dies bestätigte der Versorger auch auf Anfrage dieser Redaktion. Die Netzwerke zur Steuerung und Überwachung der kritischen Infrastruktur seien von den betroffenen Systemen getrennt und arbeiteten stabil, richtete eine Sprecherin aus.
Die IT-Abteilung der Stadtwerke würde „auf Hochtouren“ daran arbeiten, die Systeme zu stabilisieren. Noch laufe eine detaillierte Analyse des Vorfalls. Keine Entwarnung konnte die Sprecherin geben, was eventuellen Missbrauch von Kundendaten angeht. Ob Daten in fremde Hände gelangt sind, „können wir zum jetzigen Zeitpunkt weder bestätigen noch ausschließen“, so die Sprecherin.
Zählerstände wie geplant übermitteln
Derweil soll das Ablesen der Jahresverbräuche in der laufenden Woche wie geplant vor sich gehen, heißt es aus Detmold. Die Kundschaft kann wählen, ob sie ihre Zählerstände persönlich im Kundenzentrum oder über die ausgegebenen Ablesekarten per Post übermittelt. Auch ein Senden per QR-Code, der auf den Ablesekarten zu finden ist, soll über das Internet weiter möglich sein.
Ein prominentes Mitglied der Stadt Detmold, Mehrheitsgesellschafterin des Unternehmens, war in jüngerer Vergangenheit auf anderer Ebene von einem Hackerangriff betroffen. Der persönliche Instagram-Account des – im September wiedergewählten – Bürgermeisters und Stadtwerke-Aufsichtsrat Frank Hilker (SPD) war im Oktober 2024 Ziel einer digitalen Attacke. Erst im Frühjahr des laufenden Jahres schaltete Instagram-Mutterkonzern Meta das Konto wieder frei. Die polizeilichen Ermittlungen, die auch Erpressungsversuche gegen den Bürgermeister zum Inhalt hatten, führten seinerzeit zu keinem Ergebnis.
Die Stadtwerke Detmold erwirtschafteten mit ihren rund 190 Mitarbeitenden laut Geschäftsbericht im Jahr 2024 einen Umsatz von 128,3 Millionen Euro. Nach Steuern und vor Gewinnabführung erzielte der Versorger ein Ergebnis von rund 6,8 Millionen Euro. Eine Million Euro davon durfte im Unternehmen verbleiben, für das Jörg Karlikowski die Geschäfte führt. Als weitere Gesellschafter kommen die Westfalen Weser Beteiligungen GmbH und die Westenergie AG auf zusammen 24,9 Prozent der Anteile.
Dienstag, 18.11.2025, 16:37 Uhr
Volker Stephan
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