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Energie & Management > Strom - Stadt leiht Leipzigs Versorger 150 Mio. Euro für teuren Stromeinkauf
Quelle: Fotolia / galaxy67
Strom

Stadt leiht Leipzigs Versorger 150 Mio. Euro für teuren Stromeinkauf

Eines der größten Stadtwerke Deutschlands bittet bei der Mutter erfolgreich um Geld: Mit einem Darlehen von 150 Mio. Euro sichert die Stadt Leipzig den Stromeinkauf des Versorgers ab.
Uniper machte im Januar 2022 erste Schlagzeilen auf diesem Feld, jetzt haben Liquiditätsengpässe auch einen der größten deutschen kommunalen Versorger erfasst: Die Stadtwerke Leipzig (Sachsen) benötigen kurzfristig 150 Mio. Euro, um Einkäufe am Strommarkt den Regeln entsprechend abzusichern. Die Kommune stellt das Geld zur Verfügung.

Eine Alternative zu dem Darlehen, das die Stadt über die Holding Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (LVV) gewährt, gebe es nicht, sagte Stadt-Sprecher Matthias Hasberg auf Anfrage unserer Redaktion. Schließlich müsse der Stromeinkauf an der Börse über die Ausfallsicherheiten in Millionenhöhe gewährleistet sein. Ob dies eine einmalige Hilfsaktion bleibt, wollte Hasberg nicht prognostizieren. Dies hänge nicht zuletzt von der weiteren Entwicklung des Strompreises in Deutschland ab, der aktuell auch wegen der ausgefallenen französischen Atomkraftwerke unter Druck ist.

OB fordert vom Bund auch Rettungsschirm für Stadtwerke

Die Stadtwerke Leipzig müssen – wie andere Unternehmen auch – für ihre Order jeweils eine Art Kaution hinterlegen und mit der Ausfallsicherung im Vorfeld zeigen, dass sie bei Lieferung der Strommengen auch über die entsprechende Liquidität verfügen. Angesichts der explodierten Strompreise sei dies den eigentlich gesunden Stadtwerken aber nicht mehr möglich, so Hasberg.

Anfang Juni hatte der Versorger für das Geschäftsjahr 2021 ein Umsatzplus auf 1,9 Mrd. Euro und ein um jeweils gut 2 Mio. Euro verbessertes Ergebnis im operativen Bereich (76,1 Mio. Euro) und vor Gewinnabführung (71,2 Mio. Euro) vermeldet. Zu den Regeln des Beschaffungsmarkts zählt, dass die hinterlegten Gelder nach vollzogenem Einkauf wieder zurückgezahlt werden. Eine Entspannung bei diesem Hin-und-Her ergibt sich erst, wenn die Strompreise deutlich fallen.
 

Die notwendig gewordene finanzielle Stütze flankieren die Offiziellen von Stadt und Stadtwerken mit Forderungen an Berlin. „Es kann nicht sein, dass große Energiehandelskonzerne mit Milliarden gestützt werden, die kommunalen Stadtwerke aber leer ausgehen“, sagt Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD). Die Stadt könne dies nicht allein abfedern. Wie Sprecher Hasberg auf Nachfrage bestätigte, werde die Kommune das Geld über den Haushalt bereitstellen und sich selbst dabei auch verschulden. Zumindest ein Teil des Darlehens werde über aufzunehmende Kredite gewährt.

Stadtwerke-Chef Karsten Rogall appellierte an die Bundesregierung, das von der Kommune gespannte Sicherheitsnetz auch als „Signal für politische Aktivitäten auf Bundesebene“ zu verstehen, um eine grundsätzliche Lösung für die systembedingte Belastung der Stromerzeuger am Energiemarkt zu erreichen. Die hohen Liquiditätsanforderungen, so Rogall, hinderten Stromerzeuger an der Vermarktung des künftig erzeugten Stroms, verknappten das Stromangebot und trieben die Preise weiter nach oben. Die jüngsten Preissteigerungen, die die Megawattstunde Strom für 2023 mit bis zu 1.000 Euro handelten, hätten „einige Energieversorger ins Schwitzen gebracht“.

Das nächste Millionen-Loch reißt bei den Verkehrsbetrieben auf

Auch ein anderer Sektor der Leipziger Stadtwerke-Gruppe ächzt unter steigenden Ausgaben: die Verkehrsbetriebe (LVB). Mit einem Fehlbetrag von 25 Mio. Euro rechnet der Zweig, auch hier „verhandeln wir eine Extraabfederung“, sagte Stadtsprecher Hasberg auf Anfrage. Die Höhe der städtischen Finanzspritze sei noch unklar. Von den ertragsstarken Bereichen der Stadtwerke-Gruppe ist die übliche Querfinanzierung bis auf Weiteres nicht zu erwarten.

Ein wesentlicher Grund für das neue Loch in der traditionell defizitären Nahverkehrssparte sind ebenfalls die gestiegenen Energiepreise – etwa für den Treibstoff der Fahrzeuge. Entsprechend fordert OB Jung auch aus diesem Grund vom Bund, für Stadtwerke grundsätzlich einen Rettungsschirm aufzuspannen, wie zum Beispiel für die Gasimporteure Uniper und die Verbundnetz Gas AG Leipzig (VNG).

Donnerstag, 1.09.2022, 16:13 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Strom - Stadt leiht Leipzigs Versorger 150 Mio. Euro für teuren Stromeinkauf
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Stadt leiht Leipzigs Versorger 150 Mio. Euro für teuren Stromeinkauf
Eines der größten Stadtwerke Deutschlands bittet bei der Mutter erfolgreich um Geld: Mit einem Darlehen von 150 Mio. Euro sichert die Stadt Leipzig den Stromeinkauf des Versorgers ab.
Uniper machte im Januar 2022 erste Schlagzeilen auf diesem Feld, jetzt haben Liquiditätsengpässe auch einen der größten deutschen kommunalen Versorger erfasst: Die Stadtwerke Leipzig (Sachsen) benötigen kurzfristig 150 Mio. Euro, um Einkäufe am Strommarkt den Regeln entsprechend abzusichern. Die Kommune stellt das Geld zur Verfügung.

Eine Alternative zu dem Darlehen, das die Stadt über die Holding Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (LVV) gewährt, gebe es nicht, sagte Stadt-Sprecher Matthias Hasberg auf Anfrage unserer Redaktion. Schließlich müsse der Stromeinkauf an der Börse über die Ausfallsicherheiten in Millionenhöhe gewährleistet sein. Ob dies eine einmalige Hilfsaktion bleibt, wollte Hasberg nicht prognostizieren. Dies hänge nicht zuletzt von der weiteren Entwicklung des Strompreises in Deutschland ab, der aktuell auch wegen der ausgefallenen französischen Atomkraftwerke unter Druck ist.

OB fordert vom Bund auch Rettungsschirm für Stadtwerke

Die Stadtwerke Leipzig müssen – wie andere Unternehmen auch – für ihre Order jeweils eine Art Kaution hinterlegen und mit der Ausfallsicherung im Vorfeld zeigen, dass sie bei Lieferung der Strommengen auch über die entsprechende Liquidität verfügen. Angesichts der explodierten Strompreise sei dies den eigentlich gesunden Stadtwerken aber nicht mehr möglich, so Hasberg.

Anfang Juni hatte der Versorger für das Geschäftsjahr 2021 ein Umsatzplus auf 1,9 Mrd. Euro und ein um jeweils gut 2 Mio. Euro verbessertes Ergebnis im operativen Bereich (76,1 Mio. Euro) und vor Gewinnabführung (71,2 Mio. Euro) vermeldet. Zu den Regeln des Beschaffungsmarkts zählt, dass die hinterlegten Gelder nach vollzogenem Einkauf wieder zurückgezahlt werden. Eine Entspannung bei diesem Hin-und-Her ergibt sich erst, wenn die Strompreise deutlich fallen.
 

Die notwendig gewordene finanzielle Stütze flankieren die Offiziellen von Stadt und Stadtwerken mit Forderungen an Berlin. „Es kann nicht sein, dass große Energiehandelskonzerne mit Milliarden gestützt werden, die kommunalen Stadtwerke aber leer ausgehen“, sagt Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD). Die Stadt könne dies nicht allein abfedern. Wie Sprecher Hasberg auf Nachfrage bestätigte, werde die Kommune das Geld über den Haushalt bereitstellen und sich selbst dabei auch verschulden. Zumindest ein Teil des Darlehens werde über aufzunehmende Kredite gewährt.

Stadtwerke-Chef Karsten Rogall appellierte an die Bundesregierung, das von der Kommune gespannte Sicherheitsnetz auch als „Signal für politische Aktivitäten auf Bundesebene“ zu verstehen, um eine grundsätzliche Lösung für die systembedingte Belastung der Stromerzeuger am Energiemarkt zu erreichen. Die hohen Liquiditätsanforderungen, so Rogall, hinderten Stromerzeuger an der Vermarktung des künftig erzeugten Stroms, verknappten das Stromangebot und trieben die Preise weiter nach oben. Die jüngsten Preissteigerungen, die die Megawattstunde Strom für 2023 mit bis zu 1.000 Euro handelten, hätten „einige Energieversorger ins Schwitzen gebracht“.

Das nächste Millionen-Loch reißt bei den Verkehrsbetrieben auf

Auch ein anderer Sektor der Leipziger Stadtwerke-Gruppe ächzt unter steigenden Ausgaben: die Verkehrsbetriebe (LVB). Mit einem Fehlbetrag von 25 Mio. Euro rechnet der Zweig, auch hier „verhandeln wir eine Extraabfederung“, sagte Stadtsprecher Hasberg auf Anfrage. Die Höhe der städtischen Finanzspritze sei noch unklar. Von den ertragsstarken Bereichen der Stadtwerke-Gruppe ist die übliche Querfinanzierung bis auf Weiteres nicht zu erwarten.

Ein wesentlicher Grund für das neue Loch in der traditionell defizitären Nahverkehrssparte sind ebenfalls die gestiegenen Energiepreise – etwa für den Treibstoff der Fahrzeuge. Entsprechend fordert OB Jung auch aus diesem Grund vom Bund, für Stadtwerke grundsätzlich einen Rettungsschirm aufzuspannen, wie zum Beispiel für die Gasimporteure Uniper und die Verbundnetz Gas AG Leipzig (VNG).

Donnerstag, 1.09.2022, 16:13 Uhr
Volker Stephan

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