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Energie & Management > Wasserstoff -
Quelle: Shutterstock / Tomasz Makowski
Wasserstoff

"Sprinter-Programm" für Wasserstoff vom Meer

Verstärkt Offshore-Wind für heimisch produzierten Wasserstoff nutzbar zu machen - das ist zentrales Ziel in einem Agenda-Papier, das acht Verbände und Netzwerke vorgelegt haben.
"Wir haben einiges zum Erreichen der deutschen Klimaziele beizutragen und dieses Papier ist unser Beitrag", erklärte Urs Wahl vom Förderverein "AquaVentus", der von 2035 an bis zu 1 Mio. Tonnen an grünem Wasserstoff in der Nordsee gewinnen will. Zusammen mit sieben weiteren Verbänden und Netzwerken legte die Initiative am 2. Juni ein Agenda-Papier vor − ein "Sprinter-Programm", das die heimische Produktion von grünem Wasserstoff anreizen soll.

Zu den Unterzeichnern zählen neben Aquaventus der Bundesverband Windenergie Offshore (BWO), der Deutsche Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband (DWV), der Förderverein des Clusters Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH), die Netzwerkagentur Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (EESH), die IG Metall, die Stiftung Offshore-Windenergie sowie der Wind-Wasserstoffverband und das Innovationscluster "WAB e.V".

Die "Offshore-Wind-H2-Achter-Akteure", wie sich die Partner selbst nennen, wollen den Start der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland schaffen − weg von der Forschung und rein in die Wirtschaft. Der Wasserstoff-Erzeugung via Offshore-Windstrom in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) schreiben sie einen entscheidenden Beitrag zum Erreichen der Klimaziele zu. Wie Werner Diewald anführte, sei der Offshore-Sektor idealer Partner zum Aufbau einer grünen Wasserstoff-Produktion. "An Land haben wir Akzeptanzprobleme, zudem brauchen wir vernünftige Volllaststunden, in denen grüner Wasserstoff produziert wird", so der DWV-Vorstandsvorsitzende. Dies könne nur auf See gewährleistet werden.
 
Ziehen bei der Wasserstofferzeugung auf See an einem Strang (von links oben): Hans-Dieter Sohn (Wab), Stefan Thimm (BWO), Sina Clorius (EESH), Werner Diewald (DWV), Heike Winkler (Wab), Jan Rispens (EEHH) und Urs Wahl (Aquaventus)
Quelle: Wab e.V.

Die Partner empfehlen insgesamt sechs Schritte, die die Politik nun zum Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft gehen sollte. Darunter finden sich etwa folgende:
  • Verpflichtendes Ziel für grünen Wasserstoff und Flächen hierfür:
    "Aktuell wird das Windenergie-auf-See-Gesetz im Konsultationsverfahren verhandelt und soll noch vor der Sommerpause verabschiedet werden", verdeutlichte Urs Wahl den Zeitpunkt für den Achter-Appell. Die Ausgestaltung dieses Gesetzes sei entscheidend dafür, inwieweit Offshore-Windkraft zur heimischen Wasserstoff-Produktion beitrage. Die Forderung: Das Ausbauziel für die Offshore-Wasserstofferzeugung sollte verbindlich festgelegt werden auf 10.000 MW bis 2035, sowohl in der Nationalen Wasserstoffstrategie als auch im WindSeeG. Nur so lasse sich ein fester Entwicklungspfad aufzeigen. Die bislang einzige vorgesehene Fläche in der Nordsee ist mit ihrem Potenzial (300 MW) bei weitem zu klein. Die Partner empfehlen die zwingende Ausweitung − idealerweise auf küstenferne Flächen, die sich für Offshore-Wind eignen, für die aber bis 2035 ein Stromanschluss zu aufwändig wäre. 
  • EU-Vorgaben an den Strombezug für die Elektrolyse entschärfen: Für die ausreichende Produktion grünen Wasserstoffs zu wettbewerbsfähigen Preisen wollen die Partner die Anforderungen an den Strombezug für die Elektrolyse weiter gefasst sehen. "Aktuell hat die EU eine Regelung in der Endabstimmung, die aus unserer Sicht zu restriktiv ist", so EEHH-Geschäftsführer Jan Rispens. Die Regelung sehe derzeit vor, dass der grüne Strom hierfür innerhalb einer Stunde vom Elektrolyseur verbraucht werden muss. Zudem dürften Erneuerbare-Energie-Anlagen, die nach 20 Jahren aus der Förderung fallen, keinen Strom für die Elektrolyse liefern.
  • Wasserstoff-Sammelpipelines in der Nordsee ermöglichen:
    Die Partner sind sich einig: Wasserstoff lässt sich in der AWZ nur über Pipelines wirtschaftlich an Land bringen. Gegenüber einer See- und Landkabelverlegung seien sie schneller nutzbar und auch umweltverträglicher. Die Verbände fordern von der Politik, die Raumordnung in der Nordsee daran anzupassen. Und dies zügig, da der Pipelinebau Vorlaufzeiten brauche.
     
  • Ausbildungs- und Beschäftigungsprogramm starten:
    Der Ausbau der Windenergie auf See und die Kopplung mit der Wasserstoffwirtschaft ist auf gute ausgebildetes Fachpersonal angewiesen, hob Wab-Geschäftsführerin Heike Winkler hervor. Wie auch Genehmigungs- und Bauvorhaben habe die Qualifizierung eine Vorlaufzeit, die berücksichtigt werden müsse. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Nachbarländern rechnet sie mit einem Ringen um Fachkräfte, die die Wasserstoffwirtschaft stemmen sollen. 
Alle sechs Schritte finden sich im Agenda-Papier "Appell: Partnerschaft zur klimaschützenden Wasserstoffproduktion aus Offshore-Windenergie", das auf der Internetseite der Wab aufrufbar ist.

Donnerstag, 2.06.2022, 17:26 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Wasserstoff -
Quelle: Shutterstock / Tomasz Makowski
Wasserstoff
"Sprinter-Programm" für Wasserstoff vom Meer
Verstärkt Offshore-Wind für heimisch produzierten Wasserstoff nutzbar zu machen - das ist zentrales Ziel in einem Agenda-Papier, das acht Verbände und Netzwerke vorgelegt haben.
"Wir haben einiges zum Erreichen der deutschen Klimaziele beizutragen und dieses Papier ist unser Beitrag", erklärte Urs Wahl vom Förderverein "AquaVentus", der von 2035 an bis zu 1 Mio. Tonnen an grünem Wasserstoff in der Nordsee gewinnen will. Zusammen mit sieben weiteren Verbänden und Netzwerken legte die Initiative am 2. Juni ein Agenda-Papier vor − ein "Sprinter-Programm", das die heimische Produktion von grünem Wasserstoff anreizen soll.

Zu den Unterzeichnern zählen neben Aquaventus der Bundesverband Windenergie Offshore (BWO), der Deutsche Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband (DWV), der Förderverein des Clusters Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH), die Netzwerkagentur Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (EESH), die IG Metall, die Stiftung Offshore-Windenergie sowie der Wind-Wasserstoffverband und das Innovationscluster "WAB e.V".

Die "Offshore-Wind-H2-Achter-Akteure", wie sich die Partner selbst nennen, wollen den Start der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland schaffen − weg von der Forschung und rein in die Wirtschaft. Der Wasserstoff-Erzeugung via Offshore-Windstrom in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) schreiben sie einen entscheidenden Beitrag zum Erreichen der Klimaziele zu. Wie Werner Diewald anführte, sei der Offshore-Sektor idealer Partner zum Aufbau einer grünen Wasserstoff-Produktion. "An Land haben wir Akzeptanzprobleme, zudem brauchen wir vernünftige Volllaststunden, in denen grüner Wasserstoff produziert wird", so der DWV-Vorstandsvorsitzende. Dies könne nur auf See gewährleistet werden.
 
Ziehen bei der Wasserstofferzeugung auf See an einem Strang (von links oben): Hans-Dieter Sohn (Wab), Stefan Thimm (BWO), Sina Clorius (EESH), Werner Diewald (DWV), Heike Winkler (Wab), Jan Rispens (EEHH) und Urs Wahl (Aquaventus)
Quelle: Wab e.V.

Die Partner empfehlen insgesamt sechs Schritte, die die Politik nun zum Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft gehen sollte. Darunter finden sich etwa folgende:
  • Verpflichtendes Ziel für grünen Wasserstoff und Flächen hierfür:
    "Aktuell wird das Windenergie-auf-See-Gesetz im Konsultationsverfahren verhandelt und soll noch vor der Sommerpause verabschiedet werden", verdeutlichte Urs Wahl den Zeitpunkt für den Achter-Appell. Die Ausgestaltung dieses Gesetzes sei entscheidend dafür, inwieweit Offshore-Windkraft zur heimischen Wasserstoff-Produktion beitrage. Die Forderung: Das Ausbauziel für die Offshore-Wasserstofferzeugung sollte verbindlich festgelegt werden auf 10.000 MW bis 2035, sowohl in der Nationalen Wasserstoffstrategie als auch im WindSeeG. Nur so lasse sich ein fester Entwicklungspfad aufzeigen. Die bislang einzige vorgesehene Fläche in der Nordsee ist mit ihrem Potenzial (300 MW) bei weitem zu klein. Die Partner empfehlen die zwingende Ausweitung − idealerweise auf küstenferne Flächen, die sich für Offshore-Wind eignen, für die aber bis 2035 ein Stromanschluss zu aufwändig wäre. 
  • EU-Vorgaben an den Strombezug für die Elektrolyse entschärfen: Für die ausreichende Produktion grünen Wasserstoffs zu wettbewerbsfähigen Preisen wollen die Partner die Anforderungen an den Strombezug für die Elektrolyse weiter gefasst sehen. "Aktuell hat die EU eine Regelung in der Endabstimmung, die aus unserer Sicht zu restriktiv ist", so EEHH-Geschäftsführer Jan Rispens. Die Regelung sehe derzeit vor, dass der grüne Strom hierfür innerhalb einer Stunde vom Elektrolyseur verbraucht werden muss. Zudem dürften Erneuerbare-Energie-Anlagen, die nach 20 Jahren aus der Förderung fallen, keinen Strom für die Elektrolyse liefern.
  • Wasserstoff-Sammelpipelines in der Nordsee ermöglichen:
    Die Partner sind sich einig: Wasserstoff lässt sich in der AWZ nur über Pipelines wirtschaftlich an Land bringen. Gegenüber einer See- und Landkabelverlegung seien sie schneller nutzbar und auch umweltverträglicher. Die Verbände fordern von der Politik, die Raumordnung in der Nordsee daran anzupassen. Und dies zügig, da der Pipelinebau Vorlaufzeiten brauche.
     
  • Ausbildungs- und Beschäftigungsprogramm starten:
    Der Ausbau der Windenergie auf See und die Kopplung mit der Wasserstoffwirtschaft ist auf gute ausgebildetes Fachpersonal angewiesen, hob Wab-Geschäftsführerin Heike Winkler hervor. Wie auch Genehmigungs- und Bauvorhaben habe die Qualifizierung eine Vorlaufzeit, die berücksichtigt werden müsse. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Nachbarländern rechnet sie mit einem Ringen um Fachkräfte, die die Wasserstoffwirtschaft stemmen sollen. 
Alle sechs Schritte finden sich im Agenda-Papier "Appell: Partnerschaft zur klimaschützenden Wasserstoffproduktion aus Offshore-Windenergie", das auf der Internetseite der Wab aufrufbar ist.

Donnerstag, 2.06.2022, 17:26 Uhr
Davina Spohn

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