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Energie & Management > E-World - Sorge vor Leerlauf von Nord Stream 1 ab Juli
Astora-Gasspeicher Rehden, Quelle: Astora
E-World

Sorge vor Leerlauf von Nord Stream 1 ab Juli

Deutschland befinde sich in einem von Russland geführten Wirtschaftskrieg, so Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller. Der Gasimport über die Pipeline Nord Stream 1 könne im Juli ausfallen.
Die Unsicherheit über russische Gaslieferungen hält die Bundesnetzagentur weiter in Atem. Für Klaus Müller, Chef der Regulierungsbehörde, ist es nicht ausgemacht, dass Russland die Menge des durch die Pipeline Nord Stream 1 strömenden Erdgases nicht noch weiter reduziert.

Seit Mitte Juni erreichen Deutschland durch die Leitung nur noch 40 % der möglichen Gasmenge. Russland begründet dies mit Problemen, die durch Wartungsarbeiten an einer Verdichterturbine entstanden sein sollen. Das reparierte Teil dürfe aus Kanada wegen der gegen Russland verhängten Sanktionen nicht wieder eingebaut werden. Für Klaus Müller ist die Reduktion der Gaslieferung dagegen ein Zeichen, dass "Russland sich nicht mehr an geltende Verträge hält".

Im Rahmen des "Führungstreffens Energie", das der Süddeutsche Verlag vor Beginn der Energiemesse E-world in Essen veranstaltet, war Müller aus Berlin per Videoschalte zugegen. "Russland führt einen Wirtschaftskrieg gegen Europa und insbesondere gegen Deutschland", so Klaus Müller. Dies habe sich bereits 2021 abgezeichnet, als die damals noch in russischer Hand befindlichen Gasspeicher zur Jahresmitte auf einen Füllstand nahe null gefahren worden seien. "Schon damals wusste jemand genau, was er tut", so Müller.

Komplettausfall "gewaltiges Problem"

Grundsätzlich wollte der von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) für die Leitung der Bundesnetzagentur ausgewählte Müller keinen Pessimismus verbreiten. "Wir tun alles dafür, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, damit niemand im kommenden Winter frieren muss." Allerdings wäre der komplette Ausfall von Gaslieferungen durch die Leitung Nord Stream 1 für Deutschland "mindestens in diesem und im nächsten Winter ein gewaltiges Problem", so Müller.

Angesichts des russischen Verhaltens bei den Energielieferungen blickt Müller mit Sorge in die nähere Zukunft. Am 11. Juli stehe die jährliche Wartung von Nord Stream 1 an, verbunden mit einem obligatorischen zehntägigen Stopp des Gasflusses. "Keiner weiß heute, ob Russland danach die Lieferung wieder auf 40 Prozent hochfährt", so Müller. Die aktuellen Füllstände der Gasspeicher von etwa 57 % seien zwar eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahr, verfehlten aber den langjährigen Durchschnitt. Die Bundesregierung arbeite mit verschiedenen Maßnahmen daran, eine Gasnotlage zu vermeiden.

Private Haushalte hätten aufgrund ihres besonderen Schutzes keinen kalten Winter zu befürchten, glaubt Müller. Mit Blick auf industrielle Gasabnehmer arbeitet seine Behörde aktuell an Plänen für eine "Sicherheitsplattform Gas", wie reduzierte Liefermengen sich am besten umsetzen lassen. Dafür modelliert die Agentur aktuell Szenarien für punktuelle Abschaltungen, zu denen die 2.500 größten Verbraucher (mit 60 % des Gesamtbedarfs) Daten beisteuern. Müller sieht die Bundesnetzagentur dabei im konstruktiven Dialog mit den Verbänden der Gasbranche. "Inzwischen reden wir gemeinsam darüber, wo Einsparungen möglich sind. Das war Anfang März noch anders, da war noch fast jedes Unternehmen systemrelevant", so Müller.

Montag, 20.06.2022, 16:55 Uhr
Volker Stephan
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Astora-Gasspeicher Rehden, Quelle: Astora
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Deutschland befinde sich in einem von Russland geführten Wirtschaftskrieg, so Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller. Der Gasimport über die Pipeline Nord Stream 1 könne im Juli ausfallen.
Die Unsicherheit über russische Gaslieferungen hält die Bundesnetzagentur weiter in Atem. Für Klaus Müller, Chef der Regulierungsbehörde, ist es nicht ausgemacht, dass Russland die Menge des durch die Pipeline Nord Stream 1 strömenden Erdgases nicht noch weiter reduziert.

Seit Mitte Juni erreichen Deutschland durch die Leitung nur noch 40 % der möglichen Gasmenge. Russland begründet dies mit Problemen, die durch Wartungsarbeiten an einer Verdichterturbine entstanden sein sollen. Das reparierte Teil dürfe aus Kanada wegen der gegen Russland verhängten Sanktionen nicht wieder eingebaut werden. Für Klaus Müller ist die Reduktion der Gaslieferung dagegen ein Zeichen, dass "Russland sich nicht mehr an geltende Verträge hält".

Im Rahmen des "Führungstreffens Energie", das der Süddeutsche Verlag vor Beginn der Energiemesse E-world in Essen veranstaltet, war Müller aus Berlin per Videoschalte zugegen. "Russland führt einen Wirtschaftskrieg gegen Europa und insbesondere gegen Deutschland", so Klaus Müller. Dies habe sich bereits 2021 abgezeichnet, als die damals noch in russischer Hand befindlichen Gasspeicher zur Jahresmitte auf einen Füllstand nahe null gefahren worden seien. "Schon damals wusste jemand genau, was er tut", so Müller.

Komplettausfall "gewaltiges Problem"

Grundsätzlich wollte der von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) für die Leitung der Bundesnetzagentur ausgewählte Müller keinen Pessimismus verbreiten. "Wir tun alles dafür, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, damit niemand im kommenden Winter frieren muss." Allerdings wäre der komplette Ausfall von Gaslieferungen durch die Leitung Nord Stream 1 für Deutschland "mindestens in diesem und im nächsten Winter ein gewaltiges Problem", so Müller.

Angesichts des russischen Verhaltens bei den Energielieferungen blickt Müller mit Sorge in die nähere Zukunft. Am 11. Juli stehe die jährliche Wartung von Nord Stream 1 an, verbunden mit einem obligatorischen zehntägigen Stopp des Gasflusses. "Keiner weiß heute, ob Russland danach die Lieferung wieder auf 40 Prozent hochfährt", so Müller. Die aktuellen Füllstände der Gasspeicher von etwa 57 % seien zwar eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahr, verfehlten aber den langjährigen Durchschnitt. Die Bundesregierung arbeite mit verschiedenen Maßnahmen daran, eine Gasnotlage zu vermeiden.

Private Haushalte hätten aufgrund ihres besonderen Schutzes keinen kalten Winter zu befürchten, glaubt Müller. Mit Blick auf industrielle Gasabnehmer arbeitet seine Behörde aktuell an Plänen für eine "Sicherheitsplattform Gas", wie reduzierte Liefermengen sich am besten umsetzen lassen. Dafür modelliert die Agentur aktuell Szenarien für punktuelle Abschaltungen, zu denen die 2.500 größten Verbraucher (mit 60 % des Gesamtbedarfs) Daten beisteuern. Müller sieht die Bundesnetzagentur dabei im konstruktiven Dialog mit den Verbänden der Gasbranche. "Inzwischen reden wir gemeinsam darüber, wo Einsparungen möglich sind. Das war Anfang März noch anders, da war noch fast jedes Unternehmen systemrelevant", so Müller.

Montag, 20.06.2022, 16:55 Uhr
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