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Energie & Management > Bilanz - Siemens Energy hofft trotz Milliarden-Minus auf Turnaround
Quelle: Pixabay / Bruno Germany
Bilanz

Siemens Energy hofft trotz Milliarden-Minus auf Turnaround

Das Windkraftgeschäft hat Siemens Energy so tief wie noch nie in die roten Zahlen befördert. Mehr als 4,5 Milliarden Euro beträgt der Verlust im jetzt abgelaufenen Geschäftsjahr.
Nun ist Schwarz auf Weiß nachzulesen, warum die Bundesregierung Staatshilfen für Siemens Energy ausgesprochen hat und mit einer Bürgschaft über 7,5 Milliarden Euro die angepeilten Kreditlinien von 15 Milliarden Euro absichern will (wir berichteten). Im Geschäftsbericht für das Jahr 2023, das nach Siemens Energys Buchführung mit dem dritten Quartal zu Ende ging, steht ein Verlust nach Steuern von 4,588 Milliarden Euro.

Im Vorjahr betrug das Minus noch 712 Millionen Euro. Für das schwache Ergebnis ist nach wie vor fast vollständig das desaströse Geschäft der Windkrafttochter Siemens Gamesa verantwortlich. Entsprechend ist das Unternehmen bemüht, die Leistung der anderen Geschäftsfelder hervorzuheben. Hoch profitabel seien neben CO2-Einsparstrategien für Unternehmen (Transformation of Industry) vor allem die Geschäfte mit den Gaskraftwerken und Stromübertragungsnetzen gewesen, teilt Siemens Energy am 15. November mit. Weil die Ergebnisse hier über der Prognose lagen, sagte CEO Christian Bruch bei der Präsentation der Zahlen in München, „dass der Turnaround machbar ist“.

Die Zukunft der Onshore-Windkraft ist offen

Schon für das Geschäftsjahr 2024 erwartet Christian Bruch wieder einen Gewinn: etwa 1 Milliarde Euro. Dieser ist aber nur durch Verkäufe außerhalb des Kerngeschäfts in Höhe von 2,5 Milliarden bis 3 Milliarden Euro zu realisieren. Die Windenergie soll möglichst 2026 wieder schwarze Zahlen schreiben, so Bruchs Hoffnung. Bei den Aktionären von Siemens Energy sind entsprechend lange Gesichter zu erwarten: Je Anteilsschein ist ein Minus von 5,47 Euro verzeichnet, im Vorjahr waren es minus 65 Cent.

Der CEO ließ die genaue Zukunft der Windenergiesparte offen. Wenn ein Bereich „so viel Geld verliert, muss man die Strategie hinterfragen“, sagte er. Große Probleme bei bestimmten Produktionslinien für Onshore-Turbinen hatten Siemens Gamesa in die Bredouille gebracht. Die Herstellung der Generation 5x ist wegen der immensen Qualitätsmängel – auch an bestehenden, reparaturbedürftigen Anlagen dieses Typs – nach wie vor gestoppt.

Während das Offshore-Geschäft weniger problembehaftet ist, stehen einige Onshore-Anlagentypen zur Disposition. Das betrifft vor allem Arbeitsplätze im Ausland (Spanien, Portugal und weltweit), da Siemens Gamesa keine Turbinen in Deutschland bauen lässt. Bereits jetzt ist der Baustopp für den Typ 5.X mit geringerer Auslastung der Fabriken behaftet.

Kredite auch im Ausland sicherstellen

Wenn es einen Grund zum verhaltenen Optimismus gibt, dann liefern die jüngsten Umsatzzahlen und Auftragseingänge diesen. Netze und Siemens Gamesa trieben die Bestellungen auf 50,4 Milliarden Euro im Geschäftsjahr – das ist ein Plus von 33,8 Prozent gegenüber 38,3 Milliarden Euro im Vorjahr. Das Umsatzplus von 9,9 Prozent auf 31,1 Milliarden Euro entstand trotz der Probleme der Windenergiesparte. Beim aktuellen Auftragsbestand zum Jahresende spricht das Unternehmen sogar von einem Rekordwert: 112 Milliarden Euro.

Zu den jüngsten Kredit-Verhandlungen, die dem angeschlagenen Konzern ruhigere Monate bringen sollen, sagte Christian Bruch: „Wir sind froh, eine gute Lösung mit allen Beteiligten gefunden zu haben, unser durch die Energiewende stark beschleunigtes Wachstum sicherzustellen.“ In Deutschland stellen zwei verschiedene Bankenkonsortien insgesamt 12 Milliarden Euro zur Verfügung, die Bundesregierung sichert davon 7,5 Milliarden Euro durch eine Bürgschaft ab. Drei weitere Milliarden sollen über Regelungen mit anderen Staaten, etwa der spanischen Regierung, und der EU fließen.

Lob vom umbenannten BWO

Lob für das Eingreifen der Bundesregierung kommt vom Bundesverband Windenergie Offshore (BWO). Dessen Geschäftsführer Stefan Thimm betont in einer Mitteilung die zentrale Bedeutung einer starken Lieferkette, um die Ausbauziele für Offshore-Wind zu erreichen und die Energiewende voranzutreiben. „Die Unterstützung von Schlüsselakteuren wie Siemens Energy wird dazu beitragen, die notwendige Erfahrung und Expertise zu erhalten“, so Stefan Thimm.

Der Bundesverband Windenergie Offshore hieß bis August „Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore“. Er hatte sich umbenannt, um in Berlin nicht mehr nur die Betreiber zu vertreten, sondern die gesamte Offshore-Wertschöpfungskette. Er hat derzeit mehr als 30 Mitglieder.

2,1 Milliarden Euro generiert Siemens Energy zudem durch den Verkauf von Anteilen (18 Prozent) an der indischen „Siemens Limited“ (SIL) an die Siemens AG, dem früheren Mutterkonzern. Mit dieser Transaktion wollten Siemens und Siemens Energy die Entflechtung der Geschäftsaktivitäten der indischen Siemens-Tochter beschleunigen, heißt es dazu in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Weitere Garantien wolle die Siemens AG nicht für Siemens Energy gewähren.

Mittwoch, 15.11.2023, 16:32 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Bilanz - Siemens Energy hofft trotz Milliarden-Minus auf Turnaround
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Siemens Energy hofft trotz Milliarden-Minus auf Turnaround
Das Windkraftgeschäft hat Siemens Energy so tief wie noch nie in die roten Zahlen befördert. Mehr als 4,5 Milliarden Euro beträgt der Verlust im jetzt abgelaufenen Geschäftsjahr.
Nun ist Schwarz auf Weiß nachzulesen, warum die Bundesregierung Staatshilfen für Siemens Energy ausgesprochen hat und mit einer Bürgschaft über 7,5 Milliarden Euro die angepeilten Kreditlinien von 15 Milliarden Euro absichern will (wir berichteten). Im Geschäftsbericht für das Jahr 2023, das nach Siemens Energys Buchführung mit dem dritten Quartal zu Ende ging, steht ein Verlust nach Steuern von 4,588 Milliarden Euro.

Im Vorjahr betrug das Minus noch 712 Millionen Euro. Für das schwache Ergebnis ist nach wie vor fast vollständig das desaströse Geschäft der Windkrafttochter Siemens Gamesa verantwortlich. Entsprechend ist das Unternehmen bemüht, die Leistung der anderen Geschäftsfelder hervorzuheben. Hoch profitabel seien neben CO2-Einsparstrategien für Unternehmen (Transformation of Industry) vor allem die Geschäfte mit den Gaskraftwerken und Stromübertragungsnetzen gewesen, teilt Siemens Energy am 15. November mit. Weil die Ergebnisse hier über der Prognose lagen, sagte CEO Christian Bruch bei der Präsentation der Zahlen in München, „dass der Turnaround machbar ist“.

Die Zukunft der Onshore-Windkraft ist offen

Schon für das Geschäftsjahr 2024 erwartet Christian Bruch wieder einen Gewinn: etwa 1 Milliarde Euro. Dieser ist aber nur durch Verkäufe außerhalb des Kerngeschäfts in Höhe von 2,5 Milliarden bis 3 Milliarden Euro zu realisieren. Die Windenergie soll möglichst 2026 wieder schwarze Zahlen schreiben, so Bruchs Hoffnung. Bei den Aktionären von Siemens Energy sind entsprechend lange Gesichter zu erwarten: Je Anteilsschein ist ein Minus von 5,47 Euro verzeichnet, im Vorjahr waren es minus 65 Cent.

Der CEO ließ die genaue Zukunft der Windenergiesparte offen. Wenn ein Bereich „so viel Geld verliert, muss man die Strategie hinterfragen“, sagte er. Große Probleme bei bestimmten Produktionslinien für Onshore-Turbinen hatten Siemens Gamesa in die Bredouille gebracht. Die Herstellung der Generation 5x ist wegen der immensen Qualitätsmängel – auch an bestehenden, reparaturbedürftigen Anlagen dieses Typs – nach wie vor gestoppt.

Während das Offshore-Geschäft weniger problembehaftet ist, stehen einige Onshore-Anlagentypen zur Disposition. Das betrifft vor allem Arbeitsplätze im Ausland (Spanien, Portugal und weltweit), da Siemens Gamesa keine Turbinen in Deutschland bauen lässt. Bereits jetzt ist der Baustopp für den Typ 5.X mit geringerer Auslastung der Fabriken behaftet.

Kredite auch im Ausland sicherstellen

Wenn es einen Grund zum verhaltenen Optimismus gibt, dann liefern die jüngsten Umsatzzahlen und Auftragseingänge diesen. Netze und Siemens Gamesa trieben die Bestellungen auf 50,4 Milliarden Euro im Geschäftsjahr – das ist ein Plus von 33,8 Prozent gegenüber 38,3 Milliarden Euro im Vorjahr. Das Umsatzplus von 9,9 Prozent auf 31,1 Milliarden Euro entstand trotz der Probleme der Windenergiesparte. Beim aktuellen Auftragsbestand zum Jahresende spricht das Unternehmen sogar von einem Rekordwert: 112 Milliarden Euro.

Zu den jüngsten Kredit-Verhandlungen, die dem angeschlagenen Konzern ruhigere Monate bringen sollen, sagte Christian Bruch: „Wir sind froh, eine gute Lösung mit allen Beteiligten gefunden zu haben, unser durch die Energiewende stark beschleunigtes Wachstum sicherzustellen.“ In Deutschland stellen zwei verschiedene Bankenkonsortien insgesamt 12 Milliarden Euro zur Verfügung, die Bundesregierung sichert davon 7,5 Milliarden Euro durch eine Bürgschaft ab. Drei weitere Milliarden sollen über Regelungen mit anderen Staaten, etwa der spanischen Regierung, und der EU fließen.

Lob vom umbenannten BWO

Lob für das Eingreifen der Bundesregierung kommt vom Bundesverband Windenergie Offshore (BWO). Dessen Geschäftsführer Stefan Thimm betont in einer Mitteilung die zentrale Bedeutung einer starken Lieferkette, um die Ausbauziele für Offshore-Wind zu erreichen und die Energiewende voranzutreiben. „Die Unterstützung von Schlüsselakteuren wie Siemens Energy wird dazu beitragen, die notwendige Erfahrung und Expertise zu erhalten“, so Stefan Thimm.

Der Bundesverband Windenergie Offshore hieß bis August „Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore“. Er hatte sich umbenannt, um in Berlin nicht mehr nur die Betreiber zu vertreten, sondern die gesamte Offshore-Wertschöpfungskette. Er hat derzeit mehr als 30 Mitglieder.

2,1 Milliarden Euro generiert Siemens Energy zudem durch den Verkauf von Anteilen (18 Prozent) an der indischen „Siemens Limited“ (SIL) an die Siemens AG, dem früheren Mutterkonzern. Mit dieser Transaktion wollten Siemens und Siemens Energy die Entflechtung der Geschäftsaktivitäten der indischen Siemens-Tochter beschleunigen, heißt es dazu in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Weitere Garantien wolle die Siemens AG nicht für Siemens Energy gewähren.

Mittwoch, 15.11.2023, 16:32 Uhr
Volker Stephan

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