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Energie & Management > Österreich - Sicherheitsleitfaden für Balkonkraftwerke geplant
Quelle: Pixabay / slon_pics
Österreich

Sicherheitsleitfaden für Balkonkraftwerke geplant

Der Österreichische Verband für Elektrotechnik erarbeitet im Auftrag des Energieministeriums Vorgaben für den sicheren Umgang mit Mini-PV-Anlagen. Vorbild ist Deutschland.
Das Energieministerium in Wien (BMK) hat den Österreichischen Verband für Elektrotechnik (OVE) mit der Ausarbeitung einer Richtlinie oder eines Leitfadens für den sicheren Umgang mit Kleinkraftwerken beauftragt. Wie der Leiter des Bereichs Standardization des OVE, Christian Gabriel, bei einem „Roundtable-Breakfast“ am 1. Februar berichtete, geht es dabei insbesondere um „Balkonkraftwerke“, also Mini-Photovoltaikanlagen, die an herkömmliche Steckdosen angesteckt werden können.

Auf Anfrage der Redaktion erläuterte Gabriel, das zuständige technische Subkomittee des Verbands werde bei seiner nächsten Sitzung im März mit den Arbeiten beginnen. Seitens des BMK sei eine „zeitnahe Lösung“ gewünscht. Gabriel verwies auf das Positionspapier, das der deutsche Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) am 11. Januar präsentiert hatte: „Das werden wir uns natürlich anschauen und entsprechende Lösungen finden.“

Keinesfalls gehe es darum, die Nutzung von Balkonkraftwerken zu unterbinden oder zu behindern. Jedoch müsse der Umgang mit derartigen Anlagen für die Kunden, aber auch für Elektroinstallateure, sicher sein. Grundsätzlich bestünden Bedenken, weil die Anlagen Strom in die Leitungen im jeweiligen Haus oder in der jeweiligen Wohnung einspeisen. Daher lasse sich die Gefahr potenziell sogar tödlicher Stromschläge nicht ausschließen. Allerdings seien in Deutschland mittlerweile bereits rund 200.000 Balkonkraftwerke installiert. Von in diesem Zusammenhang aufgetretenen nennenswerten Personen- oder Sachschäden sei nichts bekannt: „Daher wollen wir mit der Richtlinie oder dem Leitfaden das Kind nicht mit dem Bad ausschütten.“

Betriebsmittel müssen sicher sein

Ohnehin sei klar: Balkonkraftwerke sind rechtlich gesehen elektrische Betriebsmittel. Damit aber ist, wer sie in Verkehr bringt, verpflichtet, für ihre Sicherheit zu sorgen. Beispielsweise dürfen in den Geräten nur netzgeführte Wechselrichter verbaut werden. Sobald das Balkonkraftwerk von der Steckdose abgesteckt wird, schaltet auch der Wechselrichter ab und stellt keine Spannung mehr bereit. Europäische Hersteller sind sich laut Gabriel der entsprechenden Vorschriften bewusst, nehmen diese üblicherweise sehr ernst und stellen den Anwendern die notwendigen Informationen zum sicheren Umgang mit den Balkonkraftwerken zur Verfügung: „Ob das bei Anbietern aus Drittländern, etwa aus dem asiatischen Raum, auch der Fall ist, kann ich leider nicht sagen.“

Mehr Engagement bei internationaler Normung

Handlungsbedarf sieht Gabriel, was das Engagement Europas hinsichtlich der Normsetzung auf internationaler Ebene betrifft. China und die USA etwa brächten sich massiv in die dort laufenden Normungsprozesse ein: „Wenn wir mit 20 Leuten kommen, rücken die Chinesen mit 1.000 an.“ Außerdem finanziere der chinesische Staat die Mitarbeit der eigenen einschlägigen Organisationen in den internationalen Gremien. In der EU dagegen liege die Finanzierung bei den Wirtschaftsverbänden.

Hinzu komme, dass Staaten wie die USA und China die von ihnen maßgeblich mitgestalteten Normen und Spezifikationen von Produkten bisweilen selbst nicht umsetzten, sondern nationalstaatliche Spezialregeln einführten. Überdies bestehe eine Art „Phalanx“ gegen die EU: Die USA und China kritisierten, die EU habe aufgrund der Anzahl ihrer Mitglieder 27 Stimmen in den Normungsgremien, sie selbst dagegen verfügten nur über eine Stimme. Das sei aus ihrer Sicht inakzeptabel. Auch für dieses Problem müsse eine Lösung gefunden werden.

Mittwoch, 1.02.2023, 14:56 Uhr
Klaus Fischer
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Österreich
Sicherheitsleitfaden für Balkonkraftwerke geplant
Der Österreichische Verband für Elektrotechnik erarbeitet im Auftrag des Energieministeriums Vorgaben für den sicheren Umgang mit Mini-PV-Anlagen. Vorbild ist Deutschland.
Das Energieministerium in Wien (BMK) hat den Österreichischen Verband für Elektrotechnik (OVE) mit der Ausarbeitung einer Richtlinie oder eines Leitfadens für den sicheren Umgang mit Kleinkraftwerken beauftragt. Wie der Leiter des Bereichs Standardization des OVE, Christian Gabriel, bei einem „Roundtable-Breakfast“ am 1. Februar berichtete, geht es dabei insbesondere um „Balkonkraftwerke“, also Mini-Photovoltaikanlagen, die an herkömmliche Steckdosen angesteckt werden können.

Auf Anfrage der Redaktion erläuterte Gabriel, das zuständige technische Subkomittee des Verbands werde bei seiner nächsten Sitzung im März mit den Arbeiten beginnen. Seitens des BMK sei eine „zeitnahe Lösung“ gewünscht. Gabriel verwies auf das Positionspapier, das der deutsche Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) am 11. Januar präsentiert hatte: „Das werden wir uns natürlich anschauen und entsprechende Lösungen finden.“

Keinesfalls gehe es darum, die Nutzung von Balkonkraftwerken zu unterbinden oder zu behindern. Jedoch müsse der Umgang mit derartigen Anlagen für die Kunden, aber auch für Elektroinstallateure, sicher sein. Grundsätzlich bestünden Bedenken, weil die Anlagen Strom in die Leitungen im jeweiligen Haus oder in der jeweiligen Wohnung einspeisen. Daher lasse sich die Gefahr potenziell sogar tödlicher Stromschläge nicht ausschließen. Allerdings seien in Deutschland mittlerweile bereits rund 200.000 Balkonkraftwerke installiert. Von in diesem Zusammenhang aufgetretenen nennenswerten Personen- oder Sachschäden sei nichts bekannt: „Daher wollen wir mit der Richtlinie oder dem Leitfaden das Kind nicht mit dem Bad ausschütten.“

Betriebsmittel müssen sicher sein

Ohnehin sei klar: Balkonkraftwerke sind rechtlich gesehen elektrische Betriebsmittel. Damit aber ist, wer sie in Verkehr bringt, verpflichtet, für ihre Sicherheit zu sorgen. Beispielsweise dürfen in den Geräten nur netzgeführte Wechselrichter verbaut werden. Sobald das Balkonkraftwerk von der Steckdose abgesteckt wird, schaltet auch der Wechselrichter ab und stellt keine Spannung mehr bereit. Europäische Hersteller sind sich laut Gabriel der entsprechenden Vorschriften bewusst, nehmen diese üblicherweise sehr ernst und stellen den Anwendern die notwendigen Informationen zum sicheren Umgang mit den Balkonkraftwerken zur Verfügung: „Ob das bei Anbietern aus Drittländern, etwa aus dem asiatischen Raum, auch der Fall ist, kann ich leider nicht sagen.“

Mehr Engagement bei internationaler Normung

Handlungsbedarf sieht Gabriel, was das Engagement Europas hinsichtlich der Normsetzung auf internationaler Ebene betrifft. China und die USA etwa brächten sich massiv in die dort laufenden Normungsprozesse ein: „Wenn wir mit 20 Leuten kommen, rücken die Chinesen mit 1.000 an.“ Außerdem finanziere der chinesische Staat die Mitarbeit der eigenen einschlägigen Organisationen in den internationalen Gremien. In der EU dagegen liege die Finanzierung bei den Wirtschaftsverbänden.

Hinzu komme, dass Staaten wie die USA und China die von ihnen maßgeblich mitgestalteten Normen und Spezifikationen von Produkten bisweilen selbst nicht umsetzten, sondern nationalstaatliche Spezialregeln einführten. Überdies bestehe eine Art „Phalanx“ gegen die EU: Die USA und China kritisierten, die EU habe aufgrund der Anzahl ihrer Mitglieder 27 Stimmen in den Normungsgremien, sie selbst dagegen verfügten nur über eine Stimme. Das sei aus ihrer Sicht inakzeptabel. Auch für dieses Problem müsse eine Lösung gefunden werden.

Mittwoch, 1.02.2023, 14:56 Uhr
Klaus Fischer

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