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Energie & Management > E&M Vor 20 Jahren - Shell will eine 100-MW-Solarfirma werden
Quelle: Fotolia/itestro
E&M Vor 20 Jahren

Shell will eine 100-MW-Solarfirma werden

Ein Gespräch aus dem Sommer 2001 mit Andreas Pawlik, Geschäftsführer der Shell Solar Deutschland Vertrieb GmbH, über die Solar-Ehe mit Siemens.
Auch wenn Shell Berufung gegen ein Gerichtsurteil in Den Haag eingelegt hat, das den Konzern zu einer drastischen CO2-Reduktion zwingt, fällt das Unternehmen in Deutschland durchaus mit „grünen Schlagzeilen“ auf. Dazu zählen beispielsweise die Wasserstoffaktivitäten in Köln oder die Ãœbernahme des Direktvermarkters Next Kraftwerke.
 
Vor 20 Jahren ließen die Pläne im Bereich der erneuerbaren Energien noch aufhorchen, da die Öffentlichkeit den Konzern noch weitgehend alleine mit Öl, Gas und Chemie in Verbindung brachte. Ende der 90er Jahre hatte die Royal Dutch-Shell-Gruppe allerdings schon angekündigt, bis 2003 rund eine Milliarde Mark in die Energieträger von morgen, Sonne, Wind und Biomasse, investieren zu wollen.

Hierzulande wurde Shell zunächst vor allem durch die Solarzellenfabrik in Gelsenkirchen bekannt, die im Spätherbst 1999 offiziell in Betrieb genommen wurde. Das Werk hatte der damals für den Ökoenergie-Bereich zuständige Vorstand Fritz Vahrenholt angeschoben, der danach zum mittelständischen Windturbinen-Hersteller REpower Systems AG wechselte.

Über die weiteren Pläne mit der Photovoltaik sprach E&M-Chefreporter Ralf Köpke im Sommer 2001 mit Andreas Pawlik.

E&M: Herr Pawlik, täuscht der Eindruck oder ist es um Shell Solar nach dem furiosen Auftakt mit der Einweihung der Gelsenkirchener Fabrik ziemlich still geworden?

Pawlik: Wir können nicht immer ein Medien-Feuerwerk ablassen. Für uns stand im Mittelpunkt, die eigenen Strukturen zu stärken. So haben wir Anfang Mai unsere strukturelle Aufbauphase mit der Eröffnung unseres vierten Solar-Zentrums in Berlin abgeschlossen. Mittlerweile sind wir mit unseren exklusiven Vertriebspartner, gemessen an einem auf Postleitzahlen basierenden Raster, bundesweit zu 75 Prozent vertreten. Damit liegen wir genau in dem Zeitplan, den wir damals in Gelsenkirchen angekündigt haben.

E&M: Haben Sie den angestrebten Marktanteil von mindesten zehn Prozent erreicht?

"Wir wollen auf alle Fälle mit dem Marktwachstum mithalten"


Pawlik: Die Zehn-Prozent-Marke haben wir im vergangenen Jahr knapp verfehlt, obgleich wir unseren Anteil verdoppeln konnten.

E&M: Was ist Ihr internes Ziel für dieses Jahr?

Pawlik: Wir wollen auf alle Fälle mit dem Marktwachstum mithalten, wenn nicht sogar darüber liegen. Ende des Jahres liegen wir sicherlich deutlich über der Zehn-Prozent-Grenze.

E&M: Mit welcher neu zugebauten Photovoltaik-Leistung rechnen Sie in diesem Jahr?

Pawlik: Wir gehen von mindestens 40 Megawatt aus.

E&M: Mehr nicht? Die Zubaurate lag schon im vergangenen Jahr in dieser Größenordnung, wenn der Deutschen Fachverband Solarenergie mit seinen Statistiken recht hat.

Pawlik: Wir sollten alle mal abwarten, wie sich das 100 000-Dächer-Programm weiterentwickelt. Erst im März und April wurde ein großer Schwung aus dem Antragsstau des vergangenen Jahres abgearbeitet und bewilligt.

E&M: Dieser Antragsstau ist nur ein Indiz für die Querelen, die es fast seit Beginn um das solare Förderprogramm gibt. Hat dieser Ärger Ihrer Einschätzung nach den Solarausbau und auch die Shell- Solar-Aktivitäten behindert?

Pawlik: Ich will da unterscheiden: Wir hatten im eigenen Haus Verknappungserscheinungen, so dass wir nicht unser Marktziel in Deutschland erreicht haben. Grundsätzlich haben die angesprochenen Querelen dem gesamten Solarmarkt geschadet. Teilweise hat das auch der Reputation der Leute geschadet, die dieses Programm initiiert haben.

E&M: Wenn Sie von Verknappungserscheinungen sprechen, meinen Sie damit die Jahreskapazität von 5 MW, die im vergangenen Jahr in Gelsenkirchen produziert worden ist? Anfänglich waren zehn und schließlich 25 MW Output angekündigt gewesen.

Pawlik: Die fünf MW waren im Prinzip zu erwarten gewesen, da es sich in Gelsenkirchen um eine komplett neue Anlage handelt, bei der wir Lernkurven-Phasen durchlaufen mussten. Wir waren gut beraten, nicht gleich zwei identische Produktionslinien aufzustellen. Verknappungstendenzen hat es aber auch international gegeben: Denken Sie an die begrenzten Solarsilizium-Mengen und auch den starken Dollar. Auch in diesem Jahr wird der Markt schon wieder eng.

"Wir hatten im eigenen Haus Verknappungserscheinungen"

E&M: Zurück zu Ihrer Produktion. Wann erreichen Sie in Gelsenkirchen die Ausbaustufen von zehn und 25 MW?

Pawlik: Die erste Produktionslinie wird in diesem Jahr die zehn MW schaffen. Ab Frühherbst beginnen wir mit dem Bau der zweiten Linie. Ich gehe davon aus, dass wir die Gesamtkapazität von 25 MW im Jahr 2003 erreichen.

E&M: Shell Solar betreibt seit Anfang April ein Joint-Venture mit Siemens Solar. Inwieweit profitieren Sie von den bisherigen Produktionserfahrungen von Siemens, die ja ein viel größeres Know-how im Solargeschäft haben? Wie wird die Zusammenarbeit zwischen Ihnen aussehen?

Pawlik: Das sind leicht gestellte Fragen, die sich so schnell gar nicht beantworten lassen. Auf alle Fälle sehen wir große, ganz erfreuliche Synergien mit Siemens Solar. So setzt Siemens traditionell auf monokristalline und CiS-Zellen, während wir von Shell die multi-kristalline Technologie beisteuern, so dass wir unseren Kunden nun die gesamte Palette unter einem Dach anbieten können. Auch beim Vertrieb ergänzen wir uns nun: Siemens baut auf einige wenige, große Distributoren, während wir einem Netz mit exklusiven Partnern den Vorzug gegeben haben. Bis Ende des Jahres wird sich deren Zahl auf gut 200 erhöht haben.

E&M: Wird es demnächst eine gemeinsame Firma geben oder bleibt es bei den Standorten München und Hamburg?

Pawlik: Wir haben uns entschieden, die Marktbearbeitung für Deutschland nach München zu verlegen. Einige Geschäftseinheiten bleiben allerdings in Hamburg, wo wir ja auch mit unserem Solarzentrum Nord vertreten sind.

E&M: Und Ihr Schreibtisch? Wandert der von der Elbe an die Isar?

Pawlik: Das wird der Fall sein.

"Ein nichtorganisches Wachstum bringt Chaos mit sich"

E&M: Was hat Sie überhaupt zu diesem Joint Venture bewogen?

Pawlik: Unser ursprüngliches Ziel war es, bis 2007 eine 100-MW-Firma zu werden, sprich jährlich 100 MW an Modulen zu verkaufen. Um das zu erreichen, hätten wir jedes Jahr um mehr als 100 Prozent wachsen müssen. Ein solches nichtorganisches Wachstum bringt Chaos mit sich, womit keinem geholfen ist. Deshalb haben wir nach einem kompetenten Partner gesucht, von dem wir auch lernen können.

E&M: Warum ist die Entscheidung auf Siemens gefallen?

Pawlik: Siemens ist ein erfahrenes Unternehmen, das weltweit in 80 Ländern präsent ist. Die Shell-Gruppe ist mit ihren traditionellen Geschäften in 140 Staaten vertreten, so dass ich im internationalen Geschäft sehr schöne synergistische Effekte sehe. Siemens ist mit Produktionen in Amerika, Japan und Europa vertreten, was für mich auch die künftigen Wachstumsmärkte in der Solarbranche sind.

E&M: Noch heißt das Joint Venture Siemens und Shell Solar, ein sehr sperriger Name. Gibt es Überlegungen für eine Umbenennung?

Pawlik: Lassen Sie sich überraschen.
 

Samstag, 14.08.2021, 17:33 Uhr
Ralf Köpke und Fritz Wilhelm
Energie & Management > E&M Vor 20 Jahren - Shell will eine 100-MW-Solarfirma werden
Quelle: Fotolia/itestro
E&M Vor 20 Jahren
Shell will eine 100-MW-Solarfirma werden
Ein Gespräch aus dem Sommer 2001 mit Andreas Pawlik, Geschäftsführer der Shell Solar Deutschland Vertrieb GmbH, über die Solar-Ehe mit Siemens.
Auch wenn Shell Berufung gegen ein Gerichtsurteil in Den Haag eingelegt hat, das den Konzern zu einer drastischen CO2-Reduktion zwingt, fällt das Unternehmen in Deutschland durchaus mit „grünen Schlagzeilen“ auf. Dazu zählen beispielsweise die Wasserstoffaktivitäten in Köln oder die Ãœbernahme des Direktvermarkters Next Kraftwerke.
 
Vor 20 Jahren ließen die Pläne im Bereich der erneuerbaren Energien noch aufhorchen, da die Öffentlichkeit den Konzern noch weitgehend alleine mit Öl, Gas und Chemie in Verbindung brachte. Ende der 90er Jahre hatte die Royal Dutch-Shell-Gruppe allerdings schon angekündigt, bis 2003 rund eine Milliarde Mark in die Energieträger von morgen, Sonne, Wind und Biomasse, investieren zu wollen.

Hierzulande wurde Shell zunächst vor allem durch die Solarzellenfabrik in Gelsenkirchen bekannt, die im Spätherbst 1999 offiziell in Betrieb genommen wurde. Das Werk hatte der damals für den Ökoenergie-Bereich zuständige Vorstand Fritz Vahrenholt angeschoben, der danach zum mittelständischen Windturbinen-Hersteller REpower Systems AG wechselte.

Über die weiteren Pläne mit der Photovoltaik sprach E&M-Chefreporter Ralf Köpke im Sommer 2001 mit Andreas Pawlik.

E&M: Herr Pawlik, täuscht der Eindruck oder ist es um Shell Solar nach dem furiosen Auftakt mit der Einweihung der Gelsenkirchener Fabrik ziemlich still geworden?

Pawlik: Wir können nicht immer ein Medien-Feuerwerk ablassen. Für uns stand im Mittelpunkt, die eigenen Strukturen zu stärken. So haben wir Anfang Mai unsere strukturelle Aufbauphase mit der Eröffnung unseres vierten Solar-Zentrums in Berlin abgeschlossen. Mittlerweile sind wir mit unseren exklusiven Vertriebspartner, gemessen an einem auf Postleitzahlen basierenden Raster, bundesweit zu 75 Prozent vertreten. Damit liegen wir genau in dem Zeitplan, den wir damals in Gelsenkirchen angekündigt haben.

E&M: Haben Sie den angestrebten Marktanteil von mindesten zehn Prozent erreicht?

"Wir wollen auf alle Fälle mit dem Marktwachstum mithalten"


Pawlik: Die Zehn-Prozent-Marke haben wir im vergangenen Jahr knapp verfehlt, obgleich wir unseren Anteil verdoppeln konnten.

E&M: Was ist Ihr internes Ziel für dieses Jahr?

Pawlik: Wir wollen auf alle Fälle mit dem Marktwachstum mithalten, wenn nicht sogar darüber liegen. Ende des Jahres liegen wir sicherlich deutlich über der Zehn-Prozent-Grenze.

E&M: Mit welcher neu zugebauten Photovoltaik-Leistung rechnen Sie in diesem Jahr?

Pawlik: Wir gehen von mindestens 40 Megawatt aus.

E&M: Mehr nicht? Die Zubaurate lag schon im vergangenen Jahr in dieser Größenordnung, wenn der Deutschen Fachverband Solarenergie mit seinen Statistiken recht hat.

Pawlik: Wir sollten alle mal abwarten, wie sich das 100 000-Dächer-Programm weiterentwickelt. Erst im März und April wurde ein großer Schwung aus dem Antragsstau des vergangenen Jahres abgearbeitet und bewilligt.

E&M: Dieser Antragsstau ist nur ein Indiz für die Querelen, die es fast seit Beginn um das solare Förderprogramm gibt. Hat dieser Ärger Ihrer Einschätzung nach den Solarausbau und auch die Shell- Solar-Aktivitäten behindert?

Pawlik: Ich will da unterscheiden: Wir hatten im eigenen Haus Verknappungserscheinungen, so dass wir nicht unser Marktziel in Deutschland erreicht haben. Grundsätzlich haben die angesprochenen Querelen dem gesamten Solarmarkt geschadet. Teilweise hat das auch der Reputation der Leute geschadet, die dieses Programm initiiert haben.

E&M: Wenn Sie von Verknappungserscheinungen sprechen, meinen Sie damit die Jahreskapazität von 5 MW, die im vergangenen Jahr in Gelsenkirchen produziert worden ist? Anfänglich waren zehn und schließlich 25 MW Output angekündigt gewesen.

Pawlik: Die fünf MW waren im Prinzip zu erwarten gewesen, da es sich in Gelsenkirchen um eine komplett neue Anlage handelt, bei der wir Lernkurven-Phasen durchlaufen mussten. Wir waren gut beraten, nicht gleich zwei identische Produktionslinien aufzustellen. Verknappungstendenzen hat es aber auch international gegeben: Denken Sie an die begrenzten Solarsilizium-Mengen und auch den starken Dollar. Auch in diesem Jahr wird der Markt schon wieder eng.

"Wir hatten im eigenen Haus Verknappungserscheinungen"

E&M: Zurück zu Ihrer Produktion. Wann erreichen Sie in Gelsenkirchen die Ausbaustufen von zehn und 25 MW?

Pawlik: Die erste Produktionslinie wird in diesem Jahr die zehn MW schaffen. Ab Frühherbst beginnen wir mit dem Bau der zweiten Linie. Ich gehe davon aus, dass wir die Gesamtkapazität von 25 MW im Jahr 2003 erreichen.

E&M: Shell Solar betreibt seit Anfang April ein Joint-Venture mit Siemens Solar. Inwieweit profitieren Sie von den bisherigen Produktionserfahrungen von Siemens, die ja ein viel größeres Know-how im Solargeschäft haben? Wie wird die Zusammenarbeit zwischen Ihnen aussehen?

Pawlik: Das sind leicht gestellte Fragen, die sich so schnell gar nicht beantworten lassen. Auf alle Fälle sehen wir große, ganz erfreuliche Synergien mit Siemens Solar. So setzt Siemens traditionell auf monokristalline und CiS-Zellen, während wir von Shell die multi-kristalline Technologie beisteuern, so dass wir unseren Kunden nun die gesamte Palette unter einem Dach anbieten können. Auch beim Vertrieb ergänzen wir uns nun: Siemens baut auf einige wenige, große Distributoren, während wir einem Netz mit exklusiven Partnern den Vorzug gegeben haben. Bis Ende des Jahres wird sich deren Zahl auf gut 200 erhöht haben.

E&M: Wird es demnächst eine gemeinsame Firma geben oder bleibt es bei den Standorten München und Hamburg?

Pawlik: Wir haben uns entschieden, die Marktbearbeitung für Deutschland nach München zu verlegen. Einige Geschäftseinheiten bleiben allerdings in Hamburg, wo wir ja auch mit unserem Solarzentrum Nord vertreten sind.

E&M: Und Ihr Schreibtisch? Wandert der von der Elbe an die Isar?

Pawlik: Das wird der Fall sein.

"Ein nichtorganisches Wachstum bringt Chaos mit sich"

E&M: Was hat Sie überhaupt zu diesem Joint Venture bewogen?

Pawlik: Unser ursprüngliches Ziel war es, bis 2007 eine 100-MW-Firma zu werden, sprich jährlich 100 MW an Modulen zu verkaufen. Um das zu erreichen, hätten wir jedes Jahr um mehr als 100 Prozent wachsen müssen. Ein solches nichtorganisches Wachstum bringt Chaos mit sich, womit keinem geholfen ist. Deshalb haben wir nach einem kompetenten Partner gesucht, von dem wir auch lernen können.

E&M: Warum ist die Entscheidung auf Siemens gefallen?

Pawlik: Siemens ist ein erfahrenes Unternehmen, das weltweit in 80 Ländern präsent ist. Die Shell-Gruppe ist mit ihren traditionellen Geschäften in 140 Staaten vertreten, so dass ich im internationalen Geschäft sehr schöne synergistische Effekte sehe. Siemens ist mit Produktionen in Amerika, Japan und Europa vertreten, was für mich auch die künftigen Wachstumsmärkte in der Solarbranche sind.

E&M: Noch heißt das Joint Venture Siemens und Shell Solar, ein sehr sperriger Name. Gibt es Überlegungen für eine Umbenennung?

Pawlik: Lassen Sie sich überraschen.
 

Samstag, 14.08.2021, 17:33 Uhr
Ralf Köpke und Fritz Wilhelm

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