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Energie & Management > Bilanz -
Quelle: Fotolia / alexmat46
Bilanz

"Sehr gutes Geschäftsjahr" für RWE

Der Umsatz des Stromkonzerns RWE kletterte im Jahr  2021 um fast 80 %. Das bereinigte Ergebnis stieg um 25 %. Eine „Rolle rückwärts“ bei Kohle soll es wegen des Krieges nicht geben.
Der Essener Stromriese sieht seine Ziele für das Geschäftsjahr 2021 übertroffen: Angepeilt hatte RWE ein bereinigtes Nettoergebnis zwischen 1,05 und 1,4 Mrd. Euro. Im Geschäftsbericht, den das Unternehmen jetzt vorgelegt hat, stehen 1,57 Mrd. Euro zu Buche. Das entspricht einem Plus in Höhe von 25 % (2020: 1,26 Mrd. Euro). Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) beläuft sich auf 3.65 Mrd (2020: 3,27 Mrd.) Die Umsatzerlöse für das abgelaufene Jahr werden auf 24,5 Mrd. Euro beziffert, das sind 10,8 Mrd. Euro oder umgerechnet 79 % mehr als im Vorjahr.

Dass 2021 ein „sehr gutes Geschäftsjahr“ geworden ist, erklärt das Management mit „der „außergewöhnlich starken Performance des Energiehandels“ und „höheren Ergebnisbeiträgen aus der konventionellen Stromerzeugung.“ Das bereinigte Ebitda liegt bei 769 Mio. Euro (2020: 539 Mio. Euro). Nicht bereinigt fällt das Nettoergebnis des Konzerns geringer aus als im Vorjahr. Rund 721 Mio. Euro weist die neue Bilanz aus, 2020 waren es 1,05 Mrd. Euro.

Leichtes Plus im Geschäft mit Erneuerbaren

Für die Geschäftsparte Offshore Wind verzeichnet der Konzern ein bereinigtes Ebitda in Höhe von 1,1 Mrd. Euro (2020: 1.07 Mrd. Euro). Vor allem Portfolioeffekte in Großbritannien aus der Konsolidierung des Offshore-Windparks Rampion und die teilweise Inbetriebnahme des Windparks Triton Knoll hätten die im Vergleich zum Vorjahr schwächeren Windverhältnisse ausgeglichen, heißt es.

Anders die Entwicklung bei Windkraft an Land und Solarenergie. RWE bilanziert ein Ebitda in Höhe von 258 Mio. Euro, das sind 295 Mio. Euro weniger als 2020. Die Jahrhundertkälte in Texas im Februar 2021 habe zu Verlusten von rund 400 Mio. Euro geführt, hinzugekommen sei ein insgesamt schwächeres Windaufkommen.

Das Geschäft mit Wasser, Biomasse und Gas schlägt sich mit einem bereinigten Ebitda von 731 Mio. Euro in der Bilanz nieder (2020: 621 Mio. Euro). Grund für diese gute Entwicklung sei hauptsächlich eine „Optimierung des Kraftwerkseinsatzes“.
 

Zusätzliche Kernenergie keine Option für den Winter

Ein Plus zeigt sich auch bei Kohle und Kernkraft. Das Segment trägt mit einem bereinigten Ebitda von 889 Mio. Euro zum Ergebnis bei (2020: 839 Mio. Euro). Auschlaggebend dafür seien insbesondere höhere Erzeugungsmargen.

Am Kohleausstieg will RWE wie geplant festhalten. Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine prüfe man derzeit, „welche Kohlekraftwerke im Notfall wieder ans Netz gehen oder länger als geplant am Netz bleiben können“, sagte Konzernchef Markus Krebber bei der Bilanzpressekonferenz. „Auch wenn ein Einsatz solcher Anlagen erforderlich werden sollte: „Es ist keine Rolle rückwärts, sondern allenfalls ein Schritt zur Seite für eine begrenzte Zeit“, so Krebber.

Kernenergie sieht der RWE-Vorstandsvorsitzende nicht als Lösung für den Fall von Versorgungsengpässen in naher Zukunft. „Für den kommenden Winter können Kernkraftwerke keinen nennenswerten zusätzlichen Beitrag für die Versorgungssicherheit leisten“, sagte Krebber. Dazu sei „die Vorlaufzeit einfach zu kurz“. „Und für einen sinnvollen verlängerten Betrieb von Kernkraftwerken schätzen auch wir die Hürden als zu hoch ein.“

Ein möglicher Gaslieferstopp aus Russland wäre für RWE laut Krebber kein Problem. „Wir waren nie der große Gasbezieher aus Russland, unsere Gasbezüge sind sehr überschaubar.“ Aktuell gebe es noch einen Liefervertrag, er laufe bis 2023. Danach soll Schluss sein. „Wir haben beschlossen, dass wir keine neuen Energielieferverträge mit Russland mehr abschließen, weder Gas noch Steinkohle noch Biomasse noch Öl“, sagte der RWE-Chef.

Was Erdgas als Brückenlösung in der Energiewende angeht, zeigte sich Krebber skeptisch: „Wir wissen, dass wir mit dem Ausstieg aus Kernenergie und Kohle flexible Back-Up-Kapazitäten brauchen, die die Erneuerbaren ergänzen. Die Frage, die sich stellt, ist, mit welchen Brennstoff werden sie betrieben.“ Er könnte sich vorstellen, dass die Entwicklung so beschleunigt wird, „dass man diese flexiblen Back-Up-Kraftwerke direkt auf grüne Energieträger auslegt.

Einen starken Impuls für die Erneuerbaren erwartet man sich aus Berlin „Ich setze darauf, dass das vom Wirtschaftsministerium angekündigte Osterpaket zu einer echten Beschleunigung und Entfesselung der Transformation führt“, so Krebber. Die Essener wollen im Zuge ihrer grünen Strategie in Deutschland 15 Mrd. Euro in Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen investieren.
 
Kennzahlen (Mio.Euro)20212020
Umsatzerlöse gesamt24.52613.688
Umsatz Offshore Wind688332
Umsatz Onshore Wind /Solar 2.3241.855
Umsatz Wasser / Biomasse / Gas1.3151.056
Umsatz Energiehandel19.2969.597
Umsatz Kohle / Kernenergie 899 839
Bereinigtes Ebit2.1851.823
Nettoergebnis7211.051
Bereinigtes Nettoergebnis1.5691.257
(Quelle: RWE)



 

Dienstag, 15.03.2022, 15:48 Uhr
Manfred Fischer
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Quelle: Fotolia / alexmat46
Bilanz
"Sehr gutes Geschäftsjahr" für RWE
Der Umsatz des Stromkonzerns RWE kletterte im Jahr  2021 um fast 80 %. Das bereinigte Ergebnis stieg um 25 %. Eine „Rolle rückwärts“ bei Kohle soll es wegen des Krieges nicht geben.
Der Essener Stromriese sieht seine Ziele für das Geschäftsjahr 2021 übertroffen: Angepeilt hatte RWE ein bereinigtes Nettoergebnis zwischen 1,05 und 1,4 Mrd. Euro. Im Geschäftsbericht, den das Unternehmen jetzt vorgelegt hat, stehen 1,57 Mrd. Euro zu Buche. Das entspricht einem Plus in Höhe von 25 % (2020: 1,26 Mrd. Euro). Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) beläuft sich auf 3.65 Mrd (2020: 3,27 Mrd.) Die Umsatzerlöse für das abgelaufene Jahr werden auf 24,5 Mrd. Euro beziffert, das sind 10,8 Mrd. Euro oder umgerechnet 79 % mehr als im Vorjahr.

Dass 2021 ein „sehr gutes Geschäftsjahr“ geworden ist, erklärt das Management mit „der „außergewöhnlich starken Performance des Energiehandels“ und „höheren Ergebnisbeiträgen aus der konventionellen Stromerzeugung.“ Das bereinigte Ebitda liegt bei 769 Mio. Euro (2020: 539 Mio. Euro). Nicht bereinigt fällt das Nettoergebnis des Konzerns geringer aus als im Vorjahr. Rund 721 Mio. Euro weist die neue Bilanz aus, 2020 waren es 1,05 Mrd. Euro.

Leichtes Plus im Geschäft mit Erneuerbaren

Für die Geschäftsparte Offshore Wind verzeichnet der Konzern ein bereinigtes Ebitda in Höhe von 1,1 Mrd. Euro (2020: 1.07 Mrd. Euro). Vor allem Portfolioeffekte in Großbritannien aus der Konsolidierung des Offshore-Windparks Rampion und die teilweise Inbetriebnahme des Windparks Triton Knoll hätten die im Vergleich zum Vorjahr schwächeren Windverhältnisse ausgeglichen, heißt es.

Anders die Entwicklung bei Windkraft an Land und Solarenergie. RWE bilanziert ein Ebitda in Höhe von 258 Mio. Euro, das sind 295 Mio. Euro weniger als 2020. Die Jahrhundertkälte in Texas im Februar 2021 habe zu Verlusten von rund 400 Mio. Euro geführt, hinzugekommen sei ein insgesamt schwächeres Windaufkommen.

Das Geschäft mit Wasser, Biomasse und Gas schlägt sich mit einem bereinigten Ebitda von 731 Mio. Euro in der Bilanz nieder (2020: 621 Mio. Euro). Grund für diese gute Entwicklung sei hauptsächlich eine „Optimierung des Kraftwerkseinsatzes“.
 

Zusätzliche Kernenergie keine Option für den Winter

Ein Plus zeigt sich auch bei Kohle und Kernkraft. Das Segment trägt mit einem bereinigten Ebitda von 889 Mio. Euro zum Ergebnis bei (2020: 839 Mio. Euro). Auschlaggebend dafür seien insbesondere höhere Erzeugungsmargen.

Am Kohleausstieg will RWE wie geplant festhalten. Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine prüfe man derzeit, „welche Kohlekraftwerke im Notfall wieder ans Netz gehen oder länger als geplant am Netz bleiben können“, sagte Konzernchef Markus Krebber bei der Bilanzpressekonferenz. „Auch wenn ein Einsatz solcher Anlagen erforderlich werden sollte: „Es ist keine Rolle rückwärts, sondern allenfalls ein Schritt zur Seite für eine begrenzte Zeit“, so Krebber.

Kernenergie sieht der RWE-Vorstandsvorsitzende nicht als Lösung für den Fall von Versorgungsengpässen in naher Zukunft. „Für den kommenden Winter können Kernkraftwerke keinen nennenswerten zusätzlichen Beitrag für die Versorgungssicherheit leisten“, sagte Krebber. Dazu sei „die Vorlaufzeit einfach zu kurz“. „Und für einen sinnvollen verlängerten Betrieb von Kernkraftwerken schätzen auch wir die Hürden als zu hoch ein.“

Ein möglicher Gaslieferstopp aus Russland wäre für RWE laut Krebber kein Problem. „Wir waren nie der große Gasbezieher aus Russland, unsere Gasbezüge sind sehr überschaubar.“ Aktuell gebe es noch einen Liefervertrag, er laufe bis 2023. Danach soll Schluss sein. „Wir haben beschlossen, dass wir keine neuen Energielieferverträge mit Russland mehr abschließen, weder Gas noch Steinkohle noch Biomasse noch Öl“, sagte der RWE-Chef.

Was Erdgas als Brückenlösung in der Energiewende angeht, zeigte sich Krebber skeptisch: „Wir wissen, dass wir mit dem Ausstieg aus Kernenergie und Kohle flexible Back-Up-Kapazitäten brauchen, die die Erneuerbaren ergänzen. Die Frage, die sich stellt, ist, mit welchen Brennstoff werden sie betrieben.“ Er könnte sich vorstellen, dass die Entwicklung so beschleunigt wird, „dass man diese flexiblen Back-Up-Kraftwerke direkt auf grüne Energieträger auslegt.

Einen starken Impuls für die Erneuerbaren erwartet man sich aus Berlin „Ich setze darauf, dass das vom Wirtschaftsministerium angekündigte Osterpaket zu einer echten Beschleunigung und Entfesselung der Transformation führt“, so Krebber. Die Essener wollen im Zuge ihrer grünen Strategie in Deutschland 15 Mrd. Euro in Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen investieren.
 
Kennzahlen (Mio.Euro)20212020
Umsatzerlöse gesamt24.52613.688
Umsatz Offshore Wind688332
Umsatz Onshore Wind /Solar 2.3241.855
Umsatz Wasser / Biomasse / Gas1.3151.056
Umsatz Energiehandel19.2969.597
Umsatz Kohle / Kernenergie 899 839
Bereinigtes Ebit2.1851.823
Nettoergebnis7211.051
Bereinigtes Nettoergebnis1.5691.257
(Quelle: RWE)



 

Dienstag, 15.03.2022, 15:48 Uhr
Manfred Fischer

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