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Energie & Management > Gas - Schwimmende LNG-Terminals viel teurer als geplant
Bauarbeiten am LNG-Terminal Wilhelmshaven. Quelle: Uniper
Gas

Schwimmende LNG-Terminals viel teurer als geplant

Der Bund muss für die schwimmenden Flüssigerdgas-Terminals mehr als doppelt so viel Geld in Hand nehmen wie geplant. Die Rede ist von einer „sich dynamisch entwickelnden Situation“.
Sieben schwimmende LNG-Terminalschiffe sollen die Gasversorgung in Deutschland auf einen neuen Kurs bringen. Fünf dieser FSRU, das Kürzel steht für Floating Storage and Regasification Unit, chartert der Bund. Im Haushaltsetat für 2022 sah er dafür 2,94 Milliarden Euro vor. Geld für Infrastrukturmaßnahmen an Land und den Betrieb der Terminals, Geld, das noch nicht einmal halbwegs ausreicht, wie sich herausgestellt hat.

Der Bund muss das Budget für die Schiffscharter um mindestens 3,62 Milliarden auf 6,56 Milliarden Euro aufstocken. Den Kostenaufschlag, über den der Spiegel berichtet hatte, hat das Bundeswirtschaftsministerium gegenüber dpa bestätigt. Hinzu kommen sollen weitere Haushaltsmittel im Jahr 2023 erfuhr die Nachrichtenagentur aus dem Ministerium.
 
Das Ministerium spricht von einer „sich dynamisch entwickelnden Situation“, die die Erhöhung notwendig macht. „ Mittlerweile konnten in umfangreichen Abstimmungen mit zahlreichen Akteuren weitere Kosten bestimmt und zunächst prognostizierte Kosten konkretisiert werden“, heißt es. Wie der Spiegel unter Hinweis auf Unterlagen des Haushaltsausschusses schreibt, muss der Bund zwei der schwimmenden Gasspeicher nicht, wie ursprünglich gedacht, zehn Jahre chartern, sondern 15.

Konkretisiert haben sich offenbar zwischenzeitlich auch Kosten für das stationäre LNG-Terminal, das in Brunsbüttel entstehen soll. Laut dpa sind im Haushalt 738 Millionen Euro für die Beteiligung der staatlichen Förderbank KfW eingeplant.

Ingesamt befinden sich zehn LNG-Terminals in Planung. Drei schwimmende Anlagen – Wilhelmshaven I, Lubmin I und Brunsbüttel – sollen noch in diesem Dezember den Betrieb starten. Das FSRU in Stade sowie Lubmin II und III sowie Wilhelmshaven II sollen Ende 2023 fertiggestellt sein. Stationäre Terminals soll es außer in Brunsbüttel in Stade (beide bis 2026) und in Wilhelmshaven (bis 2025) geben.
 

Freistellung für Terminal in Lubmin

Nicht angezapft werden muss der Bundeshaushalt für das LNG-Terminal „Deutsche Ostsee“ in Lubmin. Der Betreiber, die Deutsche Regas, trägt die Kosten nach eigener Aussage komplett selbst. Dafür hat die Bundesnetzagentur das Unternehmen bei dem schwimmenden Terminal von der Tarif- und Netzzugangsregulierung freigestellt. Die Freistellung gilt für 20 Jahre, wie Regas mitteilt. Die Ausnahme nach Paragraf 28a des Energiewirtschaftsgesetzes steht noch unter dem Vorbehalt der Prüfung durch die Europäische Kommission. Sie soll für eine Jahresdurchsatzkapazität in Höhe von bis zu 13,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas für alle Projektphasen gelten.

„Mit der Freistellung von der Regulierung liegt nunmehr eine weitere wichtige Voraussetzung für die zügige Inbetriebnahme unseres LNG-Terminals vor“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Regas, Stephan Knabe. In der Freistellung von der Regulierung sieht das mittelständisiche Unternehmen „im besonderen Maße auch eine Absicherung eines wirtschaftlichen Betriebes des Terminals“.

Hamburg rudert zurück

In Hamburg wächst die Angst vor Versorgungsengpässen. Dass die Stadt im Winter ausreichenden Gas haben wird, sei nicht ganz sicher, ließ Energiesenator Jens Kerstan (Grüne) gegenüber dpa durchblicken. Der Hamburger Senat sieht sich dabei zu einer energiepolitischen Wende zurück gezwungen. Gut einen Monat ist es her, dass die Umweltbehörde Pläne für eine Plattform zur Anlandung von Flüssigerdgas in der Schublade versenkte. Jetzt will man eine solche Anlage doch haben.

Stationiert werden soll die Plattform im Hafen im Stadtteil Moorburg. Und das nur vorübergehend, zunächst für ein Jahr. Als frühester Starttermin ist August 2023 geplant. Die Finanzierungsfrage will Kerstan mit seinem Parteifreund Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bereits geklärt haben.

Und noch eine weitere Wende zeichnet sich in Hamburg ab. Die Politik goutiert, dass Unternehmen zu Öl als Energieträger zurückwechseln. Energiesenator Kerstan kündigte, wie dpa schreibt, an, seine Behörde werde Unternehmen bei einer Umstellung von Gas auf Öl unterstützen. „Wir haben die Situation, dass die Unternehmen durch die hohen Preise die Produktion zum Teil stark einschränken und sie jetzt auf andere Brennstoffe ausweichen sollen, der sogenannte Fuel-Switch“. Hamburg habe beschlossen, dass Verstöße gegen geltendes Umweltrecht ein halbes Jahr lang geduldet werden, damit die Betriebe gut durch den Winter kommen. Erlaubt sei der Umstieg von Erdgas auf Öl, Propangas oder andere Brennstoffe.

Montag, 21.11.2022, 14:17 Uhr
Manfred Fischer
Energie & Management > Gas - Schwimmende LNG-Terminals viel teurer als geplant
Bauarbeiten am LNG-Terminal Wilhelmshaven. Quelle: Uniper
Gas
Schwimmende LNG-Terminals viel teurer als geplant
Der Bund muss für die schwimmenden Flüssigerdgas-Terminals mehr als doppelt so viel Geld in Hand nehmen wie geplant. Die Rede ist von einer „sich dynamisch entwickelnden Situation“.
Sieben schwimmende LNG-Terminalschiffe sollen die Gasversorgung in Deutschland auf einen neuen Kurs bringen. Fünf dieser FSRU, das Kürzel steht für Floating Storage and Regasification Unit, chartert der Bund. Im Haushaltsetat für 2022 sah er dafür 2,94 Milliarden Euro vor. Geld für Infrastrukturmaßnahmen an Land und den Betrieb der Terminals, Geld, das noch nicht einmal halbwegs ausreicht, wie sich herausgestellt hat.

Der Bund muss das Budget für die Schiffscharter um mindestens 3,62 Milliarden auf 6,56 Milliarden Euro aufstocken. Den Kostenaufschlag, über den der Spiegel berichtet hatte, hat das Bundeswirtschaftsministerium gegenüber dpa bestätigt. Hinzu kommen sollen weitere Haushaltsmittel im Jahr 2023 erfuhr die Nachrichtenagentur aus dem Ministerium.
 
Das Ministerium spricht von einer „sich dynamisch entwickelnden Situation“, die die Erhöhung notwendig macht. „ Mittlerweile konnten in umfangreichen Abstimmungen mit zahlreichen Akteuren weitere Kosten bestimmt und zunächst prognostizierte Kosten konkretisiert werden“, heißt es. Wie der Spiegel unter Hinweis auf Unterlagen des Haushaltsausschusses schreibt, muss der Bund zwei der schwimmenden Gasspeicher nicht, wie ursprünglich gedacht, zehn Jahre chartern, sondern 15.

Konkretisiert haben sich offenbar zwischenzeitlich auch Kosten für das stationäre LNG-Terminal, das in Brunsbüttel entstehen soll. Laut dpa sind im Haushalt 738 Millionen Euro für die Beteiligung der staatlichen Förderbank KfW eingeplant.

Ingesamt befinden sich zehn LNG-Terminals in Planung. Drei schwimmende Anlagen – Wilhelmshaven I, Lubmin I und Brunsbüttel – sollen noch in diesem Dezember den Betrieb starten. Das FSRU in Stade sowie Lubmin II und III sowie Wilhelmshaven II sollen Ende 2023 fertiggestellt sein. Stationäre Terminals soll es außer in Brunsbüttel in Stade (beide bis 2026) und in Wilhelmshaven (bis 2025) geben.
 

Freistellung für Terminal in Lubmin

Nicht angezapft werden muss der Bundeshaushalt für das LNG-Terminal „Deutsche Ostsee“ in Lubmin. Der Betreiber, die Deutsche Regas, trägt die Kosten nach eigener Aussage komplett selbst. Dafür hat die Bundesnetzagentur das Unternehmen bei dem schwimmenden Terminal von der Tarif- und Netzzugangsregulierung freigestellt. Die Freistellung gilt für 20 Jahre, wie Regas mitteilt. Die Ausnahme nach Paragraf 28a des Energiewirtschaftsgesetzes steht noch unter dem Vorbehalt der Prüfung durch die Europäische Kommission. Sie soll für eine Jahresdurchsatzkapazität in Höhe von bis zu 13,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas für alle Projektphasen gelten.

„Mit der Freistellung von der Regulierung liegt nunmehr eine weitere wichtige Voraussetzung für die zügige Inbetriebnahme unseres LNG-Terminals vor“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Regas, Stephan Knabe. In der Freistellung von der Regulierung sieht das mittelständisiche Unternehmen „im besonderen Maße auch eine Absicherung eines wirtschaftlichen Betriebes des Terminals“.

Hamburg rudert zurück

In Hamburg wächst die Angst vor Versorgungsengpässen. Dass die Stadt im Winter ausreichenden Gas haben wird, sei nicht ganz sicher, ließ Energiesenator Jens Kerstan (Grüne) gegenüber dpa durchblicken. Der Hamburger Senat sieht sich dabei zu einer energiepolitischen Wende zurück gezwungen. Gut einen Monat ist es her, dass die Umweltbehörde Pläne für eine Plattform zur Anlandung von Flüssigerdgas in der Schublade versenkte. Jetzt will man eine solche Anlage doch haben.

Stationiert werden soll die Plattform im Hafen im Stadtteil Moorburg. Und das nur vorübergehend, zunächst für ein Jahr. Als frühester Starttermin ist August 2023 geplant. Die Finanzierungsfrage will Kerstan mit seinem Parteifreund Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bereits geklärt haben.

Und noch eine weitere Wende zeichnet sich in Hamburg ab. Die Politik goutiert, dass Unternehmen zu Öl als Energieträger zurückwechseln. Energiesenator Kerstan kündigte, wie dpa schreibt, an, seine Behörde werde Unternehmen bei einer Umstellung von Gas auf Öl unterstützen. „Wir haben die Situation, dass die Unternehmen durch die hohen Preise die Produktion zum Teil stark einschränken und sie jetzt auf andere Brennstoffe ausweichen sollen, der sogenannte Fuel-Switch“. Hamburg habe beschlossen, dass Verstöße gegen geltendes Umweltrecht ein halbes Jahr lang geduldet werden, damit die Betriebe gut durch den Winter kommen. Erlaubt sei der Umstieg von Erdgas auf Öl, Propangas oder andere Brennstoffe.

Montag, 21.11.2022, 14:17 Uhr
Manfred Fischer

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