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Energie & Management > Bilanz - Schmitz verabschiedet sich mit Milliardengewinn
Bild: Andre Laaks, RWE AG
Bilanz

Schmitz verabschiedet sich mit Milliardengewinn

Mit positiven Bilanzzahlen kann RWE-Chef Schmitz den Staffelstab an seinen Nachfolger übergeben und sieht den Konzern ganz im Gegensatz zu Greenpeace für die Zukunft gut aufgestellt.
Sichtlich gelöst zeigte sich Rolf Martin Schmitz bei seiner letzten Bilanzpressekonferenz als Vorstandschef des RWE-Konzerns: „Für uns ist das vergangene Jahr wirklich hervorragend gelaufen, Corona hat uns 2020, was die Geschäftszahlen betrifft, so gut wie nicht getroffen.“ Der gebürtige Rheinländer präsentierte ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) für das zurückliegende Geschäftsjahr von rund 3,2 Mrd. Euro, über 200 Mio. Euro mehr als bei den vorläufigen Zahlen vor etwa sechs Wochen vermeldet. Unter dem Strich weist die jüngste Bilanz einen Gewinn von immerhin 1,2 Mrd. Euro aus.

Welch eine Entwicklung: Als Schmitz 2016 den Vorstandsvorsitz bei RWE übernommen hatte, war der Energiekonzern tief in den roten Zahlen. Damals gab es einen Nettoverlust von 5,7 Mrd. Euro. Schlechte Zeiten damals auch für die Aktionäre, die sich nun nach der Hauptversammlung Ende April über eine Dividende von 0,85 Euro je Anteilsschein freuen können.

Die am 26. April digital stattfindende Hauptversammlung wird für Schmitz der letzte Akt in seiner über 35-jährigen Berufslaufbahn werden, von denen er die zurückliegenden zwölf Jahre für RWE tätig gewesen ist. Dabei übergibt Schmitz gleichzeitig offiziell den Staffelstab an Markus Krebber, den der Aufsichtsrat im vergangenen Jahr zu seinem Nachfolger bestellt hatte. Gefragt, was Krebber als neuer Chef ändern werde, sagte der noch amtierende Finanzvorstand: „Es wird keine grundlegend neue Strategieausrichtung geben. Das wäre der falsche Weg.“ Worte, die Krebber als vorgenommenes Abschiedsgeschenk an Rolf Martin Schmitz verstanden haben wollte.

Auf Grün-Kurs getrimmt

Nach der im Frühjahr 2018 erfolgten Verständigung mit dem Eon-Konzern über die Zerschlagung von Innogy und Neuausrichtung der Geschäftsaktivitäten auf beiden Seiten hatten Schmitz und Krebber zusammen als Zwei-Mann-Vorstand RWE Richtung Grün-Kurs getrimmt. Bis Ende 2022 will das Unternehmen das eigene Portfolio an Windkraft- und Solaranlagen auf mehr als 13.000 MW ausbauen, 4.000 MW mehr als heute. Dafür sind in den Jahren 2020 bis 2022 Investitionen von insgesamt 5 Mrd. Euro vorgesehen, lediglich eine Milliarde davon ist für den deutschen Heimatmarkt angedacht. „Nach unserem Geschmack dürfte es durchaus mehr sein“, meinte Krebber, „dafür müssen aber die regulatorischen Rahmenbedingungen stimmen.“

Noch ist bei RWE „viel Arbeit im Werden“, der Weg zu einem grünen Unternehmen ist noch lang: Im vergangenen Jahr hat der Energiekonzern rund 146 Mrd. kWh Strom erzeugt, nur gut 20 % steuerten die grünen Energien bei. Mehr nicht. Was ganz im Gegensatz zu den seit Monaten laufenden Imagekampagnen steht, in der sich das RWE als neuer Ökostromerzeuger anpreist.

Vorerst, sprich in den Jahren 2021 und 2022, wird RWE auch mit ihren Kohle- und Atomkraftwerken „noch gutes Geld verdienen“ (O-Ton Markus Krebber). Für dieses Jahr erwartet RWE in dieser Sparte immerhin noch ein Ebitda zwischen 800 und 900 Mio. Euro. Nach dem Ende 2022 vollzogenen Atomausstieg und dem danach anstehenden Aus für mehrere Braunkohlekraftwerke im Rheinischen Revier mit einem Volumen von rund 3.000 MW werden in diesem Geschäftssegment die Zahlen, wenig überraschend, nach unten gehen.

 
Quelle: RWE


Gegenwind von Greenpeace

Angesichts dieser absehbaren Entwicklung im Erzeugungssektor sieht die Umweltorganisation Greenpeace den RWE-Konzern schlecht auf die kommenden Jahre vorbereitet. „Den radikalen Strategieschwenk vom Klimakiller zum Öko-Unternehmen nehmen wir RWE nicht ab“, betonte deren Klimaexperte Karsten Smid. Mit steigenden CO2-Preisen drohe RWE eine Kostenexplosion, heißt es in einer von Greenpeace zeitgleich zur Bilanzpressekonferenz veröffentlichten Studie. „Da ist nichts dran, unsere Stromproduktion ist bis 2030 gegen steigende CO2-Preise abgesichert“, betonte der scheidende Vorstandschef Schmitz.

Ihn ärgerte dieser Vorstoß vonseiten der „Nichtregierungsorganisation“: „Wir haben mittlerweile dieselben Ziele beim Ausbau erneuerbarer Energien und der Dekarbonisierung, was viele nicht wahrhaben wollen.“ Zu Wahrheit gehört aber auch, dass gerade Umwelt- und Klimaschutzgruppen seine Haltung, für die Erweiterung der RWE-Braunkohlegrube den Hambacher Forst im Rheinischen Revier komplett abholzen zu wollen, bis heute nicht vergessen haben.

Für das laufende Jahr erwartet der RWE-Vorstand ein insgesamt etwas niedrigeres Ergebnis, was mit dem extremen Kälteeinbruch im US-Bundesstaat Texas Mitte Februar zusammenhängt. Da die eigenen Windparks vereist waren, musste RWE für ihre Lieferverpflichtungen Strom zu stark überteuerten Preisen einkaufen. Dennoch sollen die Aktionäre für 2021 eine wiederum leicht erhöhte Dividende erhalten, nämlich 0,90 Euro je Aktie.

Dienstag, 16.03.2021, 16:12 Uhr
Ralf Köpke
Energie & Management > Bilanz - Schmitz verabschiedet sich mit Milliardengewinn
Bild: Andre Laaks, RWE AG
Bilanz
Schmitz verabschiedet sich mit Milliardengewinn
Mit positiven Bilanzzahlen kann RWE-Chef Schmitz den Staffelstab an seinen Nachfolger übergeben und sieht den Konzern ganz im Gegensatz zu Greenpeace für die Zukunft gut aufgestellt.
Sichtlich gelöst zeigte sich Rolf Martin Schmitz bei seiner letzten Bilanzpressekonferenz als Vorstandschef des RWE-Konzerns: „Für uns ist das vergangene Jahr wirklich hervorragend gelaufen, Corona hat uns 2020, was die Geschäftszahlen betrifft, so gut wie nicht getroffen.“ Der gebürtige Rheinländer präsentierte ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) für das zurückliegende Geschäftsjahr von rund 3,2 Mrd. Euro, über 200 Mio. Euro mehr als bei den vorläufigen Zahlen vor etwa sechs Wochen vermeldet. Unter dem Strich weist die jüngste Bilanz einen Gewinn von immerhin 1,2 Mrd. Euro aus.

Welch eine Entwicklung: Als Schmitz 2016 den Vorstandsvorsitz bei RWE übernommen hatte, war der Energiekonzern tief in den roten Zahlen. Damals gab es einen Nettoverlust von 5,7 Mrd. Euro. Schlechte Zeiten damals auch für die Aktionäre, die sich nun nach der Hauptversammlung Ende April über eine Dividende von 0,85 Euro je Anteilsschein freuen können.

Die am 26. April digital stattfindende Hauptversammlung wird für Schmitz der letzte Akt in seiner über 35-jährigen Berufslaufbahn werden, von denen er die zurückliegenden zwölf Jahre für RWE tätig gewesen ist. Dabei übergibt Schmitz gleichzeitig offiziell den Staffelstab an Markus Krebber, den der Aufsichtsrat im vergangenen Jahr zu seinem Nachfolger bestellt hatte. Gefragt, was Krebber als neuer Chef ändern werde, sagte der noch amtierende Finanzvorstand: „Es wird keine grundlegend neue Strategieausrichtung geben. Das wäre der falsche Weg.“ Worte, die Krebber als vorgenommenes Abschiedsgeschenk an Rolf Martin Schmitz verstanden haben wollte.

Auf Grün-Kurs getrimmt

Nach der im Frühjahr 2018 erfolgten Verständigung mit dem Eon-Konzern über die Zerschlagung von Innogy und Neuausrichtung der Geschäftsaktivitäten auf beiden Seiten hatten Schmitz und Krebber zusammen als Zwei-Mann-Vorstand RWE Richtung Grün-Kurs getrimmt. Bis Ende 2022 will das Unternehmen das eigene Portfolio an Windkraft- und Solaranlagen auf mehr als 13.000 MW ausbauen, 4.000 MW mehr als heute. Dafür sind in den Jahren 2020 bis 2022 Investitionen von insgesamt 5 Mrd. Euro vorgesehen, lediglich eine Milliarde davon ist für den deutschen Heimatmarkt angedacht. „Nach unserem Geschmack dürfte es durchaus mehr sein“, meinte Krebber, „dafür müssen aber die regulatorischen Rahmenbedingungen stimmen.“

Noch ist bei RWE „viel Arbeit im Werden“, der Weg zu einem grünen Unternehmen ist noch lang: Im vergangenen Jahr hat der Energiekonzern rund 146 Mrd. kWh Strom erzeugt, nur gut 20 % steuerten die grünen Energien bei. Mehr nicht. Was ganz im Gegensatz zu den seit Monaten laufenden Imagekampagnen steht, in der sich das RWE als neuer Ökostromerzeuger anpreist.

Vorerst, sprich in den Jahren 2021 und 2022, wird RWE auch mit ihren Kohle- und Atomkraftwerken „noch gutes Geld verdienen“ (O-Ton Markus Krebber). Für dieses Jahr erwartet RWE in dieser Sparte immerhin noch ein Ebitda zwischen 800 und 900 Mio. Euro. Nach dem Ende 2022 vollzogenen Atomausstieg und dem danach anstehenden Aus für mehrere Braunkohlekraftwerke im Rheinischen Revier mit einem Volumen von rund 3.000 MW werden in diesem Geschäftssegment die Zahlen, wenig überraschend, nach unten gehen.

 
Quelle: RWE


Gegenwind von Greenpeace

Angesichts dieser absehbaren Entwicklung im Erzeugungssektor sieht die Umweltorganisation Greenpeace den RWE-Konzern schlecht auf die kommenden Jahre vorbereitet. „Den radikalen Strategieschwenk vom Klimakiller zum Öko-Unternehmen nehmen wir RWE nicht ab“, betonte deren Klimaexperte Karsten Smid. Mit steigenden CO2-Preisen drohe RWE eine Kostenexplosion, heißt es in einer von Greenpeace zeitgleich zur Bilanzpressekonferenz veröffentlichten Studie. „Da ist nichts dran, unsere Stromproduktion ist bis 2030 gegen steigende CO2-Preise abgesichert“, betonte der scheidende Vorstandschef Schmitz.

Ihn ärgerte dieser Vorstoß vonseiten der „Nichtregierungsorganisation“: „Wir haben mittlerweile dieselben Ziele beim Ausbau erneuerbarer Energien und der Dekarbonisierung, was viele nicht wahrhaben wollen.“ Zu Wahrheit gehört aber auch, dass gerade Umwelt- und Klimaschutzgruppen seine Haltung, für die Erweiterung der RWE-Braunkohlegrube den Hambacher Forst im Rheinischen Revier komplett abholzen zu wollen, bis heute nicht vergessen haben.

Für das laufende Jahr erwartet der RWE-Vorstand ein insgesamt etwas niedrigeres Ergebnis, was mit dem extremen Kälteeinbruch im US-Bundesstaat Texas Mitte Februar zusammenhängt. Da die eigenen Windparks vereist waren, musste RWE für ihre Lieferverpflichtungen Strom zu stark überteuerten Preisen einkaufen. Dennoch sollen die Aktionäre für 2021 eine wiederum leicht erhöhte Dividende erhalten, nämlich 0,90 Euro je Aktie.

Dienstag, 16.03.2021, 16:12 Uhr
Ralf Köpke

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