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Energie & Management > Kernkraft -
Quelle: Shutterstock / Vaclav Volrab
Kernkraft

"Schleswig-Holstein ohne AKW ein Vorreiter"

Schleswig-Holsteins grüner Umweltminister rechnet mit einem neuen Boom für Ökostrom durch die geplante Abschaltung von Brokdorf. An Silvester ist mit dem Atommeiler Schluss.
(dpa) − "Der Atomstrom verstopft unsere Netze vor allem in Richtung Süden", sagte der schleswig-holsteinische Energiewendeminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) der Deutschen Presse-Agentur. Wegen Netzengpässen müssten zum Teil Windräder an Nord- und Ostsee abgeschaltet werden. "Die Bedeutung des Atomstroms insgesamt ist deswegen überschätzt."

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) räumt Ökostrom oder Strom aus Grubengas Vorrang gegenüber Strom aus Kohle und Atomkraft ein. Paragraf 11 des Gesetzes schreibt den Netzbetreibern vor, Strom aus erneuerbaren Energien wie Windkraft und Solar "unverzüglich vorrangig" abzunehmen, zu übertragen und zu verteilen.

Zum Jahresende wird mit dem Meiler in Brokdorf nordwestlich von Hamburg an der Elbe das letzte AKW in Schleswig-Holstein endgültig abgeschaltet. "Im Vergleich haben die Atomkraftwerke eigentlich nur noch eine geringe Bedeutung in der Energieversorgung", sagte Albrecht. Der Norden könne 160 Prozent des Strombedarfs mit Ökostrom decken. Nach dem Ausstieg aus der Atomkraft werde es weniger Abschaltungen von Windrädern und mehr Windstrom-Exporte in den Süden geben.

Ängste vor Blackouts durch die Abschaltung von Atomkraftwerken sind nach Ansicht von Albrecht unbegründet. "Es wird am Ende genügend Energie da sein." Auch durch die steigende Zahl von Elektroautos würden in den kommenden 20 Jahren in Deutschland keine Stromlücken entstehen. "Denn wir werden die regenerativen Energien in Deutschland ja jetzt massiv weiter ausbauen. Wir sind hier auch in Zukunft nicht davon abhängig, dass in Frankreich Atomenergie erzeugt wird."

Atomkraft habe in Schleswig-Holstein seine Zeit gehabt und über Jahrzehnte zur Energieversorgung beigetragen, sagte Albrecht. Der Atomausstieg habe keinen bitteren Beigeschmack, sondern sei mit Aufbruchsstimmung verbunden.

Die Atomkraft-Debatte habe ihn politisch geprägt, sagte Albrecht: "Meine Eltern haben mich als Baby schon auf entsprechende Demos in Nordrhein-Westfalen mitgenommen, wo ich damals gewohnt habe." Deutschland steige zwar aus der Atomkraft aus, das Thema bleibe vor dem Hintergrund der ungelösten Entsorgungsfrage und den Risiken der Atomwaffen aber bestehen.

Brokdorf sei für ihn ein Synonym für Atomtechnologien, sagte der Grünen-Politiker. "Ich war auch selber in Brokdorf, als es darum ging, den Ausstieg aus dem Ausstieg zu verhindern." Mit einer Menschenkette demonstrierten am 24. April 2010 mehrere Tausend Teilnehmer am Elbufer vor dem Atomkraftwerk in Brokdorf für den Atomausstieg.

Donnerstag, 9.12.2021, 08:22 Uhr
dpa
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"Schleswig-Holstein ohne AKW ein Vorreiter"
Schleswig-Holsteins grüner Umweltminister rechnet mit einem neuen Boom für Ökostrom durch die geplante Abschaltung von Brokdorf. An Silvester ist mit dem Atommeiler Schluss.
(dpa) − "Der Atomstrom verstopft unsere Netze vor allem in Richtung Süden", sagte der schleswig-holsteinische Energiewendeminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) der Deutschen Presse-Agentur. Wegen Netzengpässen müssten zum Teil Windräder an Nord- und Ostsee abgeschaltet werden. "Die Bedeutung des Atomstroms insgesamt ist deswegen überschätzt."

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) räumt Ökostrom oder Strom aus Grubengas Vorrang gegenüber Strom aus Kohle und Atomkraft ein. Paragraf 11 des Gesetzes schreibt den Netzbetreibern vor, Strom aus erneuerbaren Energien wie Windkraft und Solar "unverzüglich vorrangig" abzunehmen, zu übertragen und zu verteilen.

Zum Jahresende wird mit dem Meiler in Brokdorf nordwestlich von Hamburg an der Elbe das letzte AKW in Schleswig-Holstein endgültig abgeschaltet. "Im Vergleich haben die Atomkraftwerke eigentlich nur noch eine geringe Bedeutung in der Energieversorgung", sagte Albrecht. Der Norden könne 160 Prozent des Strombedarfs mit Ökostrom decken. Nach dem Ausstieg aus der Atomkraft werde es weniger Abschaltungen von Windrädern und mehr Windstrom-Exporte in den Süden geben.

Ängste vor Blackouts durch die Abschaltung von Atomkraftwerken sind nach Ansicht von Albrecht unbegründet. "Es wird am Ende genügend Energie da sein." Auch durch die steigende Zahl von Elektroautos würden in den kommenden 20 Jahren in Deutschland keine Stromlücken entstehen. "Denn wir werden die regenerativen Energien in Deutschland ja jetzt massiv weiter ausbauen. Wir sind hier auch in Zukunft nicht davon abhängig, dass in Frankreich Atomenergie erzeugt wird."

Atomkraft habe in Schleswig-Holstein seine Zeit gehabt und über Jahrzehnte zur Energieversorgung beigetragen, sagte Albrecht. Der Atomausstieg habe keinen bitteren Beigeschmack, sondern sei mit Aufbruchsstimmung verbunden.

Die Atomkraft-Debatte habe ihn politisch geprägt, sagte Albrecht: "Meine Eltern haben mich als Baby schon auf entsprechende Demos in Nordrhein-Westfalen mitgenommen, wo ich damals gewohnt habe." Deutschland steige zwar aus der Atomkraft aus, das Thema bleibe vor dem Hintergrund der ungelösten Entsorgungsfrage und den Risiken der Atomwaffen aber bestehen.

Brokdorf sei für ihn ein Synonym für Atomtechnologien, sagte der Grünen-Politiker. "Ich war auch selber in Brokdorf, als es darum ging, den Ausstieg aus dem Ausstieg zu verhindern." Mit einer Menschenkette demonstrierten am 24. April 2010 mehrere Tausend Teilnehmer am Elbufer vor dem Atomkraftwerk in Brokdorf für den Atomausstieg.

Donnerstag, 9.12.2021, 08:22 Uhr
dpa

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