E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Windkraft Offshore - Schiffbruch nicht ausgeschlossen
Bild:
Windkraft Offshore

Schiffbruch nicht ausgeschlossen

Trotz gewonnener Ausschreibung und anfänglicher Genehmigung blockiert Taiwans Regierung einen geplanten Offshore-Windparks der WPD-Gruppe. Ein dreistelliger Millionenschaden droht.
Ungewohnte Situation für die bislang bei ihren Auslandsgeschäften sehr erfolgreiche WPD-Gruppe aus Bremen: Mit dem geplanten Offshore-Windpark Guanyin vor der Westküste Taiwans droht dem Windkraftprojektierer von der Weser Schiffbruch. Das zuständige Wirtschaftsministerium in Taipeh hat WPD im letzten Sommer nicht nur die Genehmigung für das 350-MW-Projekt entzogen, sondern Anfang dieses Jahres eine von den Norddeutschen hinterlegte Bürgschaft in Höhe von 12 Mio. Euro eingezogen. „Diese Bürgschaft war an mit dem Ministerium vereinbarte Etappenziele für den Baufortschritt gekoppelt“, erklärt der bei WPD für das Offshorewind-Geschäft zuständige Vorstand Achim Berge Olsen, „diesen Baufortschritt konnten wir aber ohne Genehmigung gar nicht erreichen.“
 
Das Verhalten des Ministry of Economic Affairs versteht der langjährige Windmanager immer weniger: „Es war genau dieses Ministerium, das unser Gebot bei der Ausschreibung für Guanyin mit der höchsten Punktzahl bewertet hat.“ WPD habe sich damals auf einen Standort beworben, den vom Ministerium engagierte Experten zuvor ausdrücklich als „offshore-tauglich“ eingestuft hatten.
 
Von Bedenken der Flugsicherheitsbehörde, mit denen der zwischenzeitlich erfolgte Rückzug der Genehmigung begründet worden ist, sei damals überhaupt nicht die Rede gewesen. Für Berge Olsen sind diese Bedenken nur vorgeschoben: „Gutachten haben gezeigt, dass der Windpark in einer Extremsituation den Radarempfang am Airport Taipeh um 1,7 Prozent mindern könnte. Diese Einschränkung ist nur dann möglich, wenn ein Flugzeug außerhalb jeder Flugroute hinter dem Windpark direkt über die Wasseroberfläche oder direkt über dem Windpark in Höhe der Rotorblätter fliegen würde und selbst diesen Effekt könnten wir mit von uns vorgeschlagenen technischen Maßnahmen ausschließen.“
 
Angesichts dieser ungewöhnlichen Konstellation rätselt WPD weiterhin über das strikte „No“ des taiwanesischen Wirtschaftsministeriums für Guanyin. Erst einmal bleibt den Hanseaten von der Weser nur der Klageweg, um die Entscheidung zu korrigieren. Was Zeit und weiteres Geld kosten wird. Nach eigenen Angaben hat WPD neben der einbehaltenen Bürgschaft bereits über 80 Millionen Euro in die Planung für den Offshore-Windpark investiert. Jetzt kommen noch Kosten für die Kündigung bereits vereinbarter Lieferverträge beispielsweise die für Windturbinen oder die Fundamente hinzu. „Wenn es hart auf hart kommt, bleiben wir auf einem Schaden von rund 100 Millionen Euro sitzen“, so Berge Olsen. 
 
Auch diplomatische Wege führten nicht weiter

Taiwan ist für WPD kein neues Terrain. Seit gut zwei Jahrzehnten entwickelt das Unternehmen auf der Insel im Chinesischen Meer Windparks. Mit rund 400 MW betreibt allein WPD rund die Hälfte der inselweit installierten Windkraftleistung. Dank dieses guten Standings war es keine Überraschung, dass WPD bei Taiwans erster Offshorewind-Ausschreibung 2018 gleich zwei Zuschläge erhielt: Für das 640-MW-Vorhaben Yunlin, von dem die meisten Anlagen in diesem Jahr in Betrieb gehen sollen, und eben Guanyin.
 
Um dieses immerhin rund 1,7 Milliarden Euro teure Projekt auf diplomatischem Wege wieder in Gang zu bringen, hatte sich WPD im vergangenen Herbst an die Bundesregierung gewandt. Allerdings haben mehrere Gespräche von Thomas Bareiß, dem Parlamentarischen Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, mit dem stellvertretenden Wirtschaftsministers Taiwans zu keinem Fortschritt geführt. „Eine solch verfahrene Situation haben wir noch nie erlebt“, konstatiert WPD-Vorstand Berge Olsen.
 
Er nimmt auch wahr, dass das Verhalten des Wirtschaftsministeriums in Taiwan großes Kopfschütteln unter Investoren ausgelöst hat. Der Insel-Staat gilt dank ambitionierter Ausbaupläne noch als neues Mekka und Schlüsselmarkt für die Offshore-Windindustrie in Asien. „Unsere derzeitigen Schwierigkeiten werfen kein gutes Licht auf die Regierung“, betont Berge Olsen, „Dass uns solche Knüppel zwischen die Beine geworfen werden, kann zu einer Verunsicherung der Branche führen und möglicherweise die Ausbaupläne Taiwans auf See gefährden.“
 
Erst einmal bleibt WPD nur das Prinzip Hoffnung und das Hoffen auf erfolgreiche Rechtsmittel bei einem anstehenden Widerspruchsverfahren und dem dann folgenden Gerichtsverfahren: „Mit der Anhörung im Widerspruchsverfahren rechnen wir in den nächsten Wochen“, so Berge Olsen.

Mittwoch, 10.02.2021, 14:33 Uhr
Ralf Köpke
Energie & Management > Windkraft Offshore - Schiffbruch nicht ausgeschlossen
Bild:
Windkraft Offshore
Schiffbruch nicht ausgeschlossen
Trotz gewonnener Ausschreibung und anfänglicher Genehmigung blockiert Taiwans Regierung einen geplanten Offshore-Windparks der WPD-Gruppe. Ein dreistelliger Millionenschaden droht.
Ungewohnte Situation für die bislang bei ihren Auslandsgeschäften sehr erfolgreiche WPD-Gruppe aus Bremen: Mit dem geplanten Offshore-Windpark Guanyin vor der Westküste Taiwans droht dem Windkraftprojektierer von der Weser Schiffbruch. Das zuständige Wirtschaftsministerium in Taipeh hat WPD im letzten Sommer nicht nur die Genehmigung für das 350-MW-Projekt entzogen, sondern Anfang dieses Jahres eine von den Norddeutschen hinterlegte Bürgschaft in Höhe von 12 Mio. Euro eingezogen. „Diese Bürgschaft war an mit dem Ministerium vereinbarte Etappenziele für den Baufortschritt gekoppelt“, erklärt der bei WPD für das Offshorewind-Geschäft zuständige Vorstand Achim Berge Olsen, „diesen Baufortschritt konnten wir aber ohne Genehmigung gar nicht erreichen.“
 
Das Verhalten des Ministry of Economic Affairs versteht der langjährige Windmanager immer weniger: „Es war genau dieses Ministerium, das unser Gebot bei der Ausschreibung für Guanyin mit der höchsten Punktzahl bewertet hat.“ WPD habe sich damals auf einen Standort beworben, den vom Ministerium engagierte Experten zuvor ausdrücklich als „offshore-tauglich“ eingestuft hatten.
 
Von Bedenken der Flugsicherheitsbehörde, mit denen der zwischenzeitlich erfolgte Rückzug der Genehmigung begründet worden ist, sei damals überhaupt nicht die Rede gewesen. Für Berge Olsen sind diese Bedenken nur vorgeschoben: „Gutachten haben gezeigt, dass der Windpark in einer Extremsituation den Radarempfang am Airport Taipeh um 1,7 Prozent mindern könnte. Diese Einschränkung ist nur dann möglich, wenn ein Flugzeug außerhalb jeder Flugroute hinter dem Windpark direkt über die Wasseroberfläche oder direkt über dem Windpark in Höhe der Rotorblätter fliegen würde und selbst diesen Effekt könnten wir mit von uns vorgeschlagenen technischen Maßnahmen ausschließen.“
 
Angesichts dieser ungewöhnlichen Konstellation rätselt WPD weiterhin über das strikte „No“ des taiwanesischen Wirtschaftsministeriums für Guanyin. Erst einmal bleibt den Hanseaten von der Weser nur der Klageweg, um die Entscheidung zu korrigieren. Was Zeit und weiteres Geld kosten wird. Nach eigenen Angaben hat WPD neben der einbehaltenen Bürgschaft bereits über 80 Millionen Euro in die Planung für den Offshore-Windpark investiert. Jetzt kommen noch Kosten für die Kündigung bereits vereinbarter Lieferverträge beispielsweise die für Windturbinen oder die Fundamente hinzu. „Wenn es hart auf hart kommt, bleiben wir auf einem Schaden von rund 100 Millionen Euro sitzen“, so Berge Olsen. 
 
Auch diplomatische Wege führten nicht weiter

Taiwan ist für WPD kein neues Terrain. Seit gut zwei Jahrzehnten entwickelt das Unternehmen auf der Insel im Chinesischen Meer Windparks. Mit rund 400 MW betreibt allein WPD rund die Hälfte der inselweit installierten Windkraftleistung. Dank dieses guten Standings war es keine Überraschung, dass WPD bei Taiwans erster Offshorewind-Ausschreibung 2018 gleich zwei Zuschläge erhielt: Für das 640-MW-Vorhaben Yunlin, von dem die meisten Anlagen in diesem Jahr in Betrieb gehen sollen, und eben Guanyin.
 
Um dieses immerhin rund 1,7 Milliarden Euro teure Projekt auf diplomatischem Wege wieder in Gang zu bringen, hatte sich WPD im vergangenen Herbst an die Bundesregierung gewandt. Allerdings haben mehrere Gespräche von Thomas Bareiß, dem Parlamentarischen Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, mit dem stellvertretenden Wirtschaftsministers Taiwans zu keinem Fortschritt geführt. „Eine solch verfahrene Situation haben wir noch nie erlebt“, konstatiert WPD-Vorstand Berge Olsen.
 
Er nimmt auch wahr, dass das Verhalten des Wirtschaftsministeriums in Taiwan großes Kopfschütteln unter Investoren ausgelöst hat. Der Insel-Staat gilt dank ambitionierter Ausbaupläne noch als neues Mekka und Schlüsselmarkt für die Offshore-Windindustrie in Asien. „Unsere derzeitigen Schwierigkeiten werfen kein gutes Licht auf die Regierung“, betont Berge Olsen, „Dass uns solche Knüppel zwischen die Beine geworfen werden, kann zu einer Verunsicherung der Branche führen und möglicherweise die Ausbaupläne Taiwans auf See gefährden.“
 
Erst einmal bleibt WPD nur das Prinzip Hoffnung und das Hoffen auf erfolgreiche Rechtsmittel bei einem anstehenden Widerspruchsverfahren und dem dann folgenden Gerichtsverfahren: „Mit der Anhörung im Widerspruchsverfahren rechnen wir in den nächsten Wochen“, so Berge Olsen.

Mittwoch, 10.02.2021, 14:33 Uhr
Ralf Köpke

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.