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Energie & Management > Elektrofahrzeuge - Saudi-Arabien wird für BMWs Elektrobatterien immer wichtiger
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Elektrofahrzeuge

Saudi-Arabien wird für BMWs Elektrobatterien immer wichtiger

Die Rohstoff- und Technologie-Abhängigkeit von China gibt Anlass zur Sorge. Das für Batterien von E-Autos nötige Lithium kommt im Falle von BMW nun vermehrt aus Saudi-Arabien.
Die Ressourcen-Abhängigkeit von einzelnen Staaten ist Europa und nicht zuletzt Deutschland durch den russischen Überfall auf die Ukraine zur schweren Hypothek geworden. Russlands Gas scheut der Westen inzwischen wie der Teufel das Weihwasser. Auch China, so mahnen Experten, müsse in vielen Technologiebereichen zu einem weniger bestimmenden Faktor werden. Im Sektor Elektromobilität gibt es entsprechend Bestrebungen zu mehr Unabhängigkeit vom Reich der Mitte, der Blick des bayerischen Autobauers BMW zum Beispiel richtet sich vermehrt nach Saudi-Arabien.

Auf indirektem Wege erhalten die Münchner das für die Batterien für Elektro-Fahrzeuge wichtige Lithiumhydroxid von der arabischen Halbinsel. Im saudischen Königreich baut der BMW-Zulieferer European Lithium mit dem örtlichen Industriekonzern Obeikan eine weitere Produktionsstätte, in der Lithium zum Metallsalz weiterverarbeitet wird. Die entsprechende Übereinkunft hat European Lithium, ein auch in Österreich tätiges Bergbauunternehmen aus Australien, nun bekanntgegeben.

European Lithium und Obeikan haben für die Anlage ein Joint Venture gegründet. Hauptaufgabe des Lithium-Werks sei es laut Mitteilung der Australier, langfristigen Lieferverpflichtungen gegenüber BMW nachzukommen. Einen Vertrag hatten die Bayern mit European Lithium im Dezember 2022 geschlossen. Dieser sichert dem Autohersteller ab 2027 jährlich 9.000 Tonnen Lithiumhydroxid.

Autobauer sieht Partner European Lithium in der Verantwortung

Für BMW ist das Joint Venture auf der arabischen Halbinsel offenbar eine Randnotiz. Auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte ein Sprecher lediglich, dass der Abnahmevertrag mit European Lithium existiere. Dieser sei „im Sinne unserer global ausgewogenen Beschaffungsstrategie mit dem Ziel einer möglichst produktionsnahen Versorgung“. Der „vorgelagerte Verarbeitungsprozess“ des Lithiums liege hingegen in der Verantwortung des Vertragspartners, entsprechend bestehe zwischen BMW und dem Betreiberkonsortium für die Lithiumhydroxid-Anlage „keine Geschäftsbeziehung“.

Zufällig trifft die Mitteilung aus dem Hause European Lithium zeitlich zusammen mit der Zustimmung des EU-Parlaments zum europäischen Lieferkettengesetz. Dies verpflichtet europäische Unternehmen zu Vorkehrungen gegen Kinderarbeit, Ausbeutung und Umweltzerstörung − und dies auch bei Zulieferern und Unternehmenspartnern im Ausland. Ob BMW wie andere Unternehmen dadurch gezwungen ist, die Arbeitsbedingungen zum Beispiel in Saudi-Arabien neu zu untersuchen, bleibt abzuwarten.

Fest steht jedenfalls, dass für die Elektromobilität wichtige Rohstoffe wie seltene Erden und auch das begehrte Lithium in seinen unterschiedlichen Verarbeitungszuständen teils sehr weite Wege nehmen müssen. So will Volkswagen in Kanada ein Batteriezellwerk errichten, in einem Staat also mit ausgiebigen Lithiumvorkommen.

Europas erste Raffinerie für Lithium plant derweil Advanced Metallurgical Group (AMG), Firma des Wiener Unternehmers Heinz C. Schimmelbusch, im sachsen-anhaltinischen Bitterfeld. Dort sollen 20.000 Tonnen Lithiumhydroxid pro Jahr entstehen, was für Batterien von etwa 500.000 E-Autos reichen würde. Das zu raffinierende Lithium käme aber zunächst noch aus einer AMG-Mine in Brasilien. Abbaugebiete in Europa − etwa im Rheingraben − sind aktuell noch in der Entwicklung.

Auch den für BMW wichtigen Ausgangsstoff Lithium will European Lithium künftig zwar im großen Stil im österreichischen Wolfsberg abbauen, die Verwertung erfolgt dann aber in Saudi-Arabien, ehe das in Batterien eingesetzte Lithiumhydroxid-Monohydrat zurück nach Europa kommt.

Für die Mine in Kärnten liegt European Lithium inzwischen die endgültige Machbarkeitsstudie vor. Das Unternehmen interpretiert sie so, dass der Abbau dort voraussichtlich hohe Renditen bei niedrigen Betriebskosten bringe. Dies vor dem Hintergrund eines strukturell unterversorgten Lithiummarktes, der über viele Jahre große Mengen des Produktes benötigen werde.

Freitag, 2.06.2023, 15:16 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Elektrofahrzeuge - Saudi-Arabien wird für BMWs Elektrobatterien immer wichtiger
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
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Saudi-Arabien wird für BMWs Elektrobatterien immer wichtiger
Die Rohstoff- und Technologie-Abhängigkeit von China gibt Anlass zur Sorge. Das für Batterien von E-Autos nötige Lithium kommt im Falle von BMW nun vermehrt aus Saudi-Arabien.
Die Ressourcen-Abhängigkeit von einzelnen Staaten ist Europa und nicht zuletzt Deutschland durch den russischen Überfall auf die Ukraine zur schweren Hypothek geworden. Russlands Gas scheut der Westen inzwischen wie der Teufel das Weihwasser. Auch China, so mahnen Experten, müsse in vielen Technologiebereichen zu einem weniger bestimmenden Faktor werden. Im Sektor Elektromobilität gibt es entsprechend Bestrebungen zu mehr Unabhängigkeit vom Reich der Mitte, der Blick des bayerischen Autobauers BMW zum Beispiel richtet sich vermehrt nach Saudi-Arabien.

Auf indirektem Wege erhalten die Münchner das für die Batterien für Elektro-Fahrzeuge wichtige Lithiumhydroxid von der arabischen Halbinsel. Im saudischen Königreich baut der BMW-Zulieferer European Lithium mit dem örtlichen Industriekonzern Obeikan eine weitere Produktionsstätte, in der Lithium zum Metallsalz weiterverarbeitet wird. Die entsprechende Übereinkunft hat European Lithium, ein auch in Österreich tätiges Bergbauunternehmen aus Australien, nun bekanntgegeben.

European Lithium und Obeikan haben für die Anlage ein Joint Venture gegründet. Hauptaufgabe des Lithium-Werks sei es laut Mitteilung der Australier, langfristigen Lieferverpflichtungen gegenüber BMW nachzukommen. Einen Vertrag hatten die Bayern mit European Lithium im Dezember 2022 geschlossen. Dieser sichert dem Autohersteller ab 2027 jährlich 9.000 Tonnen Lithiumhydroxid.

Autobauer sieht Partner European Lithium in der Verantwortung

Für BMW ist das Joint Venture auf der arabischen Halbinsel offenbar eine Randnotiz. Auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte ein Sprecher lediglich, dass der Abnahmevertrag mit European Lithium existiere. Dieser sei „im Sinne unserer global ausgewogenen Beschaffungsstrategie mit dem Ziel einer möglichst produktionsnahen Versorgung“. Der „vorgelagerte Verarbeitungsprozess“ des Lithiums liege hingegen in der Verantwortung des Vertragspartners, entsprechend bestehe zwischen BMW und dem Betreiberkonsortium für die Lithiumhydroxid-Anlage „keine Geschäftsbeziehung“.

Zufällig trifft die Mitteilung aus dem Hause European Lithium zeitlich zusammen mit der Zustimmung des EU-Parlaments zum europäischen Lieferkettengesetz. Dies verpflichtet europäische Unternehmen zu Vorkehrungen gegen Kinderarbeit, Ausbeutung und Umweltzerstörung − und dies auch bei Zulieferern und Unternehmenspartnern im Ausland. Ob BMW wie andere Unternehmen dadurch gezwungen ist, die Arbeitsbedingungen zum Beispiel in Saudi-Arabien neu zu untersuchen, bleibt abzuwarten.

Fest steht jedenfalls, dass für die Elektromobilität wichtige Rohstoffe wie seltene Erden und auch das begehrte Lithium in seinen unterschiedlichen Verarbeitungszuständen teils sehr weite Wege nehmen müssen. So will Volkswagen in Kanada ein Batteriezellwerk errichten, in einem Staat also mit ausgiebigen Lithiumvorkommen.

Europas erste Raffinerie für Lithium plant derweil Advanced Metallurgical Group (AMG), Firma des Wiener Unternehmers Heinz C. Schimmelbusch, im sachsen-anhaltinischen Bitterfeld. Dort sollen 20.000 Tonnen Lithiumhydroxid pro Jahr entstehen, was für Batterien von etwa 500.000 E-Autos reichen würde. Das zu raffinierende Lithium käme aber zunächst noch aus einer AMG-Mine in Brasilien. Abbaugebiete in Europa − etwa im Rheingraben − sind aktuell noch in der Entwicklung.

Auch den für BMW wichtigen Ausgangsstoff Lithium will European Lithium künftig zwar im großen Stil im österreichischen Wolfsberg abbauen, die Verwertung erfolgt dann aber in Saudi-Arabien, ehe das in Batterien eingesetzte Lithiumhydroxid-Monohydrat zurück nach Europa kommt.

Für die Mine in Kärnten liegt European Lithium inzwischen die endgültige Machbarkeitsstudie vor. Das Unternehmen interpretiert sie so, dass der Abbau dort voraussichtlich hohe Renditen bei niedrigen Betriebskosten bringe. Dies vor dem Hintergrund eines strukturell unterversorgten Lithiummarktes, der über viele Jahre große Mengen des Produktes benötigen werde.

Freitag, 2.06.2023, 15:16 Uhr
Volker Stephan

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