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Energie & Management > Klimaschutz - Saubere Technik langsam auf dem Vormarsch
Quelle: Fotolia / PhotographyByMK
Klimaschutz

Saubere Technik langsam auf dem Vormarsch

Obwohl immer mehr Technologien eingesetzt werden, die wenig oder gar kein CO2 freisetzen, steigt der globale Ausstoß an Treibhausgasen weiter an.
Um 1 Prozent stieg der globale Ausstoß an Treibhausgasen im Jahr 2022 an. Zu diesem Ergebnis kommt die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem jüngsten Bericht über den Einsatz klimafreundlicher Technologie. In vielen Branchen habe sich dieser Einsatz beschleunigt, die Investitionen reichten aber nicht aus, um die international anvisierten Klimaziele zu erreichen. Sie konzentrierten sich außerdem in den Industrieländern und nicht in den Ländern mit dem höchsten Wachstum. „Die internationale Zusammenarbeit könnte wesentlich mehr zur Beschleunigung der Transition beitragen.“

Die Elektrizitätswirtschaft liegt dabei nach dem IEA-Bericht an der Spitze. 2022 gingen Anlagen zur Erzeugung von Grünstrom mit einer Kapazität von 3.800 000 MW ans Netz, das waren 83 Prozent der gesamten Neubau-Leistung. In jedem dritten von der IEA untersuchten Land lag der Anteil des Grünstroms an der gesamten Erzeugung bei mehr als 50 Prozent: „In immer mehr Staaten ist Strom aus erneuerbaren Energien inzwischen billiger als aus fossilen Energien“, heißt es in dem Bericht der IEA. Der Neubau reiche aber nicht, um das für 2030 anvisierte Ziel von 11.000 000 MW neue Kapazität zu erreichen.

Der Strom aus neuen Windkraft- oder Solaranlagen verdrängt allerdings noch nicht die fossile Erzeugung. Im letzten Jahr stiegen die Emissionen der Kraftwerke weiter an auf 14,8 Gt. Die internationale Zusammenarbeit sei vor allem durch öffentliche Ankündigung von Projekten und finanziellen Hilfe für Entwicklungsländer gekennzeichnet. In den Regionen, die am meisten vom Kohlestrom abhängig seien, fehle jedoch weiter Kapital zu erschwinglichen Kosten, um die Energiewende zu beschleunigen.

Auch in der Forschung und Entwicklung bleibe die internationale Kooperation hinter ihren Möglichkeiten zurück. Die Erzeugung von grünem Wasserstoff erreichte im letzten Jahr weniger als eine Million Tonnen, weit entfernt von den für 2030 anvisierten 70-125 Millionen Tonnen. Es gebe Fortschritte bei der Entwicklung von Standards und Zertifizierungssystemen, auch werde für die Entwicklungsländer mehr finanzielle und technische Hilfe bereitgestellt. Es fehle aber weiter an privater und öffentlicher Nachfrage nach grünem Wasserstoff.

Für grünen Stahl und Zement fehlt die Nachfrage

Im Verkehr waren im Jahr 2023 14 Prozent der neuen PKW Elektroautos, Tendenz: steigend. Der Anteil der E-Autos verdoppelt sich alle 14 Monate, so dass der für 2030 ins Auge gefasst Anteil von 65 Prozent erreichbar erscheint. Fortschritte gebe es auch dabei, besonders ineffiziente und dreckige Fahrzeuge nicht mehr zuzulassen. Um das Zeitalter der Elektromobilität umweltfreundlich zu gestalten, fehle es allerdings weiter an internationalen Standards für nachhaltige Batterien.

Die Stahlindustrie soll 2030 weltweit 100 Millionen Tonnen grünen Stahl erzeugen, denke aber erst darüber nach, wie sie das bewerkstelligen könnte. Bislang wurden Projekte zur Herstellung von 13 Millionen Tonnen emissionsarmem Stahl pro Jahr angekündigt, immerhin eine Verdoppelung binnen Jahresfrist − aber nur ein Bruchteil der konventionellen Kapazität von 90 Millionen Tonnen, die bis 2025 in Betrieb gehen. Bei den Standards, der Definition und den Verbuchungsmethoden für grünen Stahl sei man zwar gut vorangekommen, es fehle aber weiter an der Nachfrage und in den Entwicklungsländern auch am Geld und der technischen Hilfe.

Ähnlich ist nach dem Bericht die Lage in der Zementindustrie. Es gebe eine Menge angekündigte Projekte zum Bau von „fast-emissionsfreien“ Zementwerken, aber so gut wie keine Anwendung der neuen Technologien unter wirtschaftlichen Bedingungen. Auch hier fehle die Nachfrage nach grünem Zement: „Einzelne Länder und Unternehmen haben sich zwar in jüngster Zeit mit diesem Ziel zusammengetan aber noch keine konkreten Schritte unternommen.“

Im Gebäudesektor waren 5 Prozent der Neubauten im letzten Jahr klimaneutral. Aber das hat nicht verhindert, dass die Emissionen von Gebäuden weltweit jedes Jahr um 1 Prozent zunehmen, weil die Flächen schneller steigen als der Einsatz effizienterer und emissionsarmer Technik.

Investitionen in Solar höher als in die Ölförderung

Technische Hilfe für die Entwicklungsländer scheitere vor allem daran, dass es keine international anerkannten Effizienzstandards gebe. In den wenigsten Staaten seien Behörden und andere öffentliche Einrichtungen verpflichtet, klimaneutrale Gebäude zu bauen oder bei der Sanierung die für den Energieverbrauch besten Materialien oder Technologien einzusetzen.

Insgesamt erreichten die Investitionen in „Transitionstechnologien“ 2022 einen neuen Rekord mit 1,3 Billionen Dollar, das waren 19 Prozent mehr als 2021. Davon entfielen 90 Prozent auf die Industrieländer und China. Die IEA rechnet damit, dass sich diese Entwicklung im laufenden Jahr fortsetzt. Investitionen in die Solarenergie würden in diesem Jahr erstmals höher ausfallen als in die Ölförderung. Gleichzeitig aber würden in die Nutzung fossiler Energien mehr als 1 Billion Dollar investiert.

Der vollständige Bericht "The breakthrough agenda report 2023" ist auf den Internetseiten der IEA abrufbar.

Mittwoch, 20.09.2023, 16:22 Uhr
Tom Weingärtner
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Klimaschutz
Saubere Technik langsam auf dem Vormarsch
Obwohl immer mehr Technologien eingesetzt werden, die wenig oder gar kein CO2 freisetzen, steigt der globale Ausstoß an Treibhausgasen weiter an.
Um 1 Prozent stieg der globale Ausstoß an Treibhausgasen im Jahr 2022 an. Zu diesem Ergebnis kommt die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem jüngsten Bericht über den Einsatz klimafreundlicher Technologie. In vielen Branchen habe sich dieser Einsatz beschleunigt, die Investitionen reichten aber nicht aus, um die international anvisierten Klimaziele zu erreichen. Sie konzentrierten sich außerdem in den Industrieländern und nicht in den Ländern mit dem höchsten Wachstum. „Die internationale Zusammenarbeit könnte wesentlich mehr zur Beschleunigung der Transition beitragen.“

Die Elektrizitätswirtschaft liegt dabei nach dem IEA-Bericht an der Spitze. 2022 gingen Anlagen zur Erzeugung von Grünstrom mit einer Kapazität von 3.800 000 MW ans Netz, das waren 83 Prozent der gesamten Neubau-Leistung. In jedem dritten von der IEA untersuchten Land lag der Anteil des Grünstroms an der gesamten Erzeugung bei mehr als 50 Prozent: „In immer mehr Staaten ist Strom aus erneuerbaren Energien inzwischen billiger als aus fossilen Energien“, heißt es in dem Bericht der IEA. Der Neubau reiche aber nicht, um das für 2030 anvisierte Ziel von 11.000 000 MW neue Kapazität zu erreichen.

Der Strom aus neuen Windkraft- oder Solaranlagen verdrängt allerdings noch nicht die fossile Erzeugung. Im letzten Jahr stiegen die Emissionen der Kraftwerke weiter an auf 14,8 Gt. Die internationale Zusammenarbeit sei vor allem durch öffentliche Ankündigung von Projekten und finanziellen Hilfe für Entwicklungsländer gekennzeichnet. In den Regionen, die am meisten vom Kohlestrom abhängig seien, fehle jedoch weiter Kapital zu erschwinglichen Kosten, um die Energiewende zu beschleunigen.

Auch in der Forschung und Entwicklung bleibe die internationale Kooperation hinter ihren Möglichkeiten zurück. Die Erzeugung von grünem Wasserstoff erreichte im letzten Jahr weniger als eine Million Tonnen, weit entfernt von den für 2030 anvisierten 70-125 Millionen Tonnen. Es gebe Fortschritte bei der Entwicklung von Standards und Zertifizierungssystemen, auch werde für die Entwicklungsländer mehr finanzielle und technische Hilfe bereitgestellt. Es fehle aber weiter an privater und öffentlicher Nachfrage nach grünem Wasserstoff.

Für grünen Stahl und Zement fehlt die Nachfrage

Im Verkehr waren im Jahr 2023 14 Prozent der neuen PKW Elektroautos, Tendenz: steigend. Der Anteil der E-Autos verdoppelt sich alle 14 Monate, so dass der für 2030 ins Auge gefasst Anteil von 65 Prozent erreichbar erscheint. Fortschritte gebe es auch dabei, besonders ineffiziente und dreckige Fahrzeuge nicht mehr zuzulassen. Um das Zeitalter der Elektromobilität umweltfreundlich zu gestalten, fehle es allerdings weiter an internationalen Standards für nachhaltige Batterien.

Die Stahlindustrie soll 2030 weltweit 100 Millionen Tonnen grünen Stahl erzeugen, denke aber erst darüber nach, wie sie das bewerkstelligen könnte. Bislang wurden Projekte zur Herstellung von 13 Millionen Tonnen emissionsarmem Stahl pro Jahr angekündigt, immerhin eine Verdoppelung binnen Jahresfrist − aber nur ein Bruchteil der konventionellen Kapazität von 90 Millionen Tonnen, die bis 2025 in Betrieb gehen. Bei den Standards, der Definition und den Verbuchungsmethoden für grünen Stahl sei man zwar gut vorangekommen, es fehle aber weiter an der Nachfrage und in den Entwicklungsländern auch am Geld und der technischen Hilfe.

Ähnlich ist nach dem Bericht die Lage in der Zementindustrie. Es gebe eine Menge angekündigte Projekte zum Bau von „fast-emissionsfreien“ Zementwerken, aber so gut wie keine Anwendung der neuen Technologien unter wirtschaftlichen Bedingungen. Auch hier fehle die Nachfrage nach grünem Zement: „Einzelne Länder und Unternehmen haben sich zwar in jüngster Zeit mit diesem Ziel zusammengetan aber noch keine konkreten Schritte unternommen.“

Im Gebäudesektor waren 5 Prozent der Neubauten im letzten Jahr klimaneutral. Aber das hat nicht verhindert, dass die Emissionen von Gebäuden weltweit jedes Jahr um 1 Prozent zunehmen, weil die Flächen schneller steigen als der Einsatz effizienterer und emissionsarmer Technik.

Investitionen in Solar höher als in die Ölförderung

Technische Hilfe für die Entwicklungsländer scheitere vor allem daran, dass es keine international anerkannten Effizienzstandards gebe. In den wenigsten Staaten seien Behörden und andere öffentliche Einrichtungen verpflichtet, klimaneutrale Gebäude zu bauen oder bei der Sanierung die für den Energieverbrauch besten Materialien oder Technologien einzusetzen.

Insgesamt erreichten die Investitionen in „Transitionstechnologien“ 2022 einen neuen Rekord mit 1,3 Billionen Dollar, das waren 19 Prozent mehr als 2021. Davon entfielen 90 Prozent auf die Industrieländer und China. Die IEA rechnet damit, dass sich diese Entwicklung im laufenden Jahr fortsetzt. Investitionen in die Solarenergie würden in diesem Jahr erstmals höher ausfallen als in die Ölförderung. Gleichzeitig aber würden in die Nutzung fossiler Energien mehr als 1 Billion Dollar investiert.

Der vollständige Bericht "The breakthrough agenda report 2023" ist auf den Internetseiten der IEA abrufbar.

Mittwoch, 20.09.2023, 16:22 Uhr
Tom Weingärtner

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