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Energie & Management > Österreich - Salzburg AG erhöht Strompreise massiv
Quelle: Pixabay / Jürgen Sieber
Österreich

Salzburg AG erhöht Strompreise massiv

Haushalte müssen ab 1. Januar um 138,1 Prozent mehr bezahlen, Gewerbebetriebe um 130,3 Prozent. Schon jetzt sind einer Studie zufolge etwa 81.000 Haushalte von Energiearmut betroffen.
Wenige Tage nach der Energie AG Oberösterreich kündigte die Salzburg AG an, ihre Strompreise für Haushalte und Gewerbebetriebe zu erhöhen. Ab 1. Januar beträgt der Netto-Arbeitspreis für die rund 240.000 Haushaltskunden 27,00 Cent/kWh, um 138,1 Prozent mehr als die derzeitigen 11,34 Cent. Dem Gewerbe verrechnet die Salzburg AG ab Beginn des kommenden Jahres 29,00 Cent/kWh statt der bisherigen 12,59 Cent/kWh, was einer Steigerung um 130,3 Prozent entspricht. Gleichzeitig wird die Unterscheidung zwischen Bestands- und Neukunden aufgehoben. Für sämtliche Kunden gelten die bisherigen Bestandskundentarife.

Laut einer Aussendung sieht sich die Salzburg AG zu den Erhöhungen „aufgrund der weiterhin sehr angespannten Situation am weltweiten Energiemarkt und der damit verbundenen Steigerung der Großhandelspreise“ gezwungen. Keine Steigerungen sind vorläufig bei den Gaspreisen geplant. Allerdings werde dieses Thema im Lauf des kommenden Jahres geprüft, warnte der scheidende Generaldirektor der Salzburg AG, Leonhard Schitter. Preisgarantien könne es angesichts der derzeitigen Situation nicht geben. Wie berichtet, übernimmt Schitter per 1. Januar den Vorstandsvorsitz bei der Energie AG Oberösterreich. Sein Nachfolger in Salzburg wird der derzeitige Geschäftsführer der Energie AG Oberösterreich Vertrieb GmbH, Michael Baminger.

Ausdrücklich verwies die Salzburg AG im Zusammenhang mit den Preiserhöhungen auf die ab 1. Dezember geltende österreichische „Strompreisbremse“ für Haushalte. Bis zu einem Verbrauch von 2.900 kWh pro Jahr sind die reinen Strompreise ohne Steuern und Abgaben ab diesem Zeitpunkt mit 10 Cent/kWh gedeckelt. Bis zu einer Obergrenze von 40 Cent/kWh übernimmt die darüber liegenden Kosten die Republik Österreich. Für den über 2.900 kWh pro Jahr liegenden Verbrauch haben die Haushalte den Preis ihres jeweiligen Stromprodukts zu bezahlen. Unter Berücksichtigung der „Strompreisbremse“ bedeutet die Preiserhöhung laut Salzburg AG bei einem Jahresverbrauch von bis zu 2.900 kWh eine „moderate“ Zusatzbelastung von 1,83 Euro pro Monat inklusive Steuern und Abgaben, also 21,96 Euro pro Jahr. Für einen Durchschnittshaushalt mit einem Jahresbedarf von 3.500 kWh liegt der Mehraufwand bei 11,66 Euro brutto pro Monat oder 139,92 Euro pro Jahr.

Dem Gewerbe wiederum bietet die Salzburg AG eine einmalige Unterstützung in Form von 100 „Freistromtagen“ an. Wer 10.000 kWh pro Jahr benötigt, hat damit aufgrund des neuen kWh-Preises einen jährlichen Zusatzaufwand von 948 Euro ohne Steuern und Abgaben. Ohne die „Freistromtage“ wären es 1.632 Euro.

Schon mit 1. April hatte die Salzburg AG die Strom- und Gaspreise für ihre Bestandskunden im Haushaltsbereich erhöht. Für einen Durchschnittshaushalt stieg der Arbeitspreis für Strom um 56,3 Prozent, der Arbeitspreis für Erdgas um 57,1 Prozent. Nach politischer Aufregung nahm das Unternehmen die Erhöhungen per 1. Juni teilweise zurück.

E-Control warnt vor steigender Energiearmut

Unterdessen veröffentlichten die Regulierungsbehörde E-Control und die Statistikbehörde Statistik Austria eine Studie zur Energiearmut in Österreich. Dieser zufolge gaben rund 81.000 und damit 2 Prozent der 4 Millionen Haushalte an, infolge der gestiegenen Energiekosten ihre Wohnungen nicht „angemessen warm“ halten zu können. Diese Haushalte verfügten laut E-Control über ein durchschnittliches Jahreseinkommen (Medianeinkommen) von „etwas weniger als 20.000 Euro“. Mit rund 5,7 Prozent überdurchschnittlich stark betroffen waren Haushalte, in denen Personen wohnen, die höchstens über einen Pflichtschulabschluss verfügen. Etwa 2,6 Prozent der 81.000 Haushalte befinden sich in Gebäuden, die in den Jahren 1961 bis 1990 erichtet wurden. Bei 3,3 Prozent handelt es sich um Haushalte in Mietwohnungen.

Ferner bestehen in Österreich etwa 123.800 Haushalte mit einem unterdurchschnittlichen Jahresbudget, aber überdurchschnittlichen Energiekosten. Ihr jährliches Einkommen liegt mit 16.457 Euro bei rund 60 Prozent des Medianeinkommens. Ihre Energiekosten belaufen sich dem gegenüber auf mehr als 1.777 Euro pro Jahr, also etwa 140 Prozent der Median-Energiekosten.

E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch zufolge ist eine Verschlimmerung der Lage zu befürchten: „Die massiven Preiserhöhungen bei Strom und Gas sind in der Studie noch nicht berücksichtigt.“ Die „Strompreisbremse“ wirke dem Problem nur kurzfristig entgegen. Sie müsse durch „flächendeckende Beratungsleistungen und ein Unter-die-Arme-Greifen bei der Umsetzung von Effizienzmaßnahmen systematisch erweitert werden. Ein weiterer Baustein wäre eine Stelle, bei der Informationen über Haushaltseigenschaften, soziale Bedürftigkeit und Energieverbrauch zusammenlaufen.“

Donnerstag, 17.11.2022, 13:24 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - Salzburg AG erhöht Strompreise massiv
Quelle: Pixabay / Jürgen Sieber
Österreich
Salzburg AG erhöht Strompreise massiv
Haushalte müssen ab 1. Januar um 138,1 Prozent mehr bezahlen, Gewerbebetriebe um 130,3 Prozent. Schon jetzt sind einer Studie zufolge etwa 81.000 Haushalte von Energiearmut betroffen.
Wenige Tage nach der Energie AG Oberösterreich kündigte die Salzburg AG an, ihre Strompreise für Haushalte und Gewerbebetriebe zu erhöhen. Ab 1. Januar beträgt der Netto-Arbeitspreis für die rund 240.000 Haushaltskunden 27,00 Cent/kWh, um 138,1 Prozent mehr als die derzeitigen 11,34 Cent. Dem Gewerbe verrechnet die Salzburg AG ab Beginn des kommenden Jahres 29,00 Cent/kWh statt der bisherigen 12,59 Cent/kWh, was einer Steigerung um 130,3 Prozent entspricht. Gleichzeitig wird die Unterscheidung zwischen Bestands- und Neukunden aufgehoben. Für sämtliche Kunden gelten die bisherigen Bestandskundentarife.

Laut einer Aussendung sieht sich die Salzburg AG zu den Erhöhungen „aufgrund der weiterhin sehr angespannten Situation am weltweiten Energiemarkt und der damit verbundenen Steigerung der Großhandelspreise“ gezwungen. Keine Steigerungen sind vorläufig bei den Gaspreisen geplant. Allerdings werde dieses Thema im Lauf des kommenden Jahres geprüft, warnte der scheidende Generaldirektor der Salzburg AG, Leonhard Schitter. Preisgarantien könne es angesichts der derzeitigen Situation nicht geben. Wie berichtet, übernimmt Schitter per 1. Januar den Vorstandsvorsitz bei der Energie AG Oberösterreich. Sein Nachfolger in Salzburg wird der derzeitige Geschäftsführer der Energie AG Oberösterreich Vertrieb GmbH, Michael Baminger.

Ausdrücklich verwies die Salzburg AG im Zusammenhang mit den Preiserhöhungen auf die ab 1. Dezember geltende österreichische „Strompreisbremse“ für Haushalte. Bis zu einem Verbrauch von 2.900 kWh pro Jahr sind die reinen Strompreise ohne Steuern und Abgaben ab diesem Zeitpunkt mit 10 Cent/kWh gedeckelt. Bis zu einer Obergrenze von 40 Cent/kWh übernimmt die darüber liegenden Kosten die Republik Österreich. Für den über 2.900 kWh pro Jahr liegenden Verbrauch haben die Haushalte den Preis ihres jeweiligen Stromprodukts zu bezahlen. Unter Berücksichtigung der „Strompreisbremse“ bedeutet die Preiserhöhung laut Salzburg AG bei einem Jahresverbrauch von bis zu 2.900 kWh eine „moderate“ Zusatzbelastung von 1,83 Euro pro Monat inklusive Steuern und Abgaben, also 21,96 Euro pro Jahr. Für einen Durchschnittshaushalt mit einem Jahresbedarf von 3.500 kWh liegt der Mehraufwand bei 11,66 Euro brutto pro Monat oder 139,92 Euro pro Jahr.

Dem Gewerbe wiederum bietet die Salzburg AG eine einmalige Unterstützung in Form von 100 „Freistromtagen“ an. Wer 10.000 kWh pro Jahr benötigt, hat damit aufgrund des neuen kWh-Preises einen jährlichen Zusatzaufwand von 948 Euro ohne Steuern und Abgaben. Ohne die „Freistromtage“ wären es 1.632 Euro.

Schon mit 1. April hatte die Salzburg AG die Strom- und Gaspreise für ihre Bestandskunden im Haushaltsbereich erhöht. Für einen Durchschnittshaushalt stieg der Arbeitspreis für Strom um 56,3 Prozent, der Arbeitspreis für Erdgas um 57,1 Prozent. Nach politischer Aufregung nahm das Unternehmen die Erhöhungen per 1. Juni teilweise zurück.

E-Control warnt vor steigender Energiearmut

Unterdessen veröffentlichten die Regulierungsbehörde E-Control und die Statistikbehörde Statistik Austria eine Studie zur Energiearmut in Österreich. Dieser zufolge gaben rund 81.000 und damit 2 Prozent der 4 Millionen Haushalte an, infolge der gestiegenen Energiekosten ihre Wohnungen nicht „angemessen warm“ halten zu können. Diese Haushalte verfügten laut E-Control über ein durchschnittliches Jahreseinkommen (Medianeinkommen) von „etwas weniger als 20.000 Euro“. Mit rund 5,7 Prozent überdurchschnittlich stark betroffen waren Haushalte, in denen Personen wohnen, die höchstens über einen Pflichtschulabschluss verfügen. Etwa 2,6 Prozent der 81.000 Haushalte befinden sich in Gebäuden, die in den Jahren 1961 bis 1990 erichtet wurden. Bei 3,3 Prozent handelt es sich um Haushalte in Mietwohnungen.

Ferner bestehen in Österreich etwa 123.800 Haushalte mit einem unterdurchschnittlichen Jahresbudget, aber überdurchschnittlichen Energiekosten. Ihr jährliches Einkommen liegt mit 16.457 Euro bei rund 60 Prozent des Medianeinkommens. Ihre Energiekosten belaufen sich dem gegenüber auf mehr als 1.777 Euro pro Jahr, also etwa 140 Prozent der Median-Energiekosten.

E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch zufolge ist eine Verschlimmerung der Lage zu befürchten: „Die massiven Preiserhöhungen bei Strom und Gas sind in der Studie noch nicht berücksichtigt.“ Die „Strompreisbremse“ wirke dem Problem nur kurzfristig entgegen. Sie müsse durch „flächendeckende Beratungsleistungen und ein Unter-die-Arme-Greifen bei der Umsetzung von Effizienzmaßnahmen systematisch erweitert werden. Ein weiterer Baustein wäre eine Stelle, bei der Informationen über Haushaltseigenschaften, soziale Bedürftigkeit und Energieverbrauch zusammenlaufen.“

Donnerstag, 17.11.2022, 13:24 Uhr
Klaus Fischer

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