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Energie & Management > Interview - Sagen Sie mal: Frank Golletz
Bild: Fotolia, BillionPhotos
Interview

Sagen Sie mal: Frank Golletz

In der Rubrik "Sagen Sie mal" stellen wir ein paar kurze Fragen und bitten um kurze Antworten zu einem aktuellen Thema.
Herr Golletz, rund 1.500 Kilometer Stromleitungen haben Sie durch den Dienstleister Spie und dessen Helikopterflüge mit Spezialkameras bereits überprüfen lassen. Was hat Sie zur Abkehr vom bisherigen Monitoring-Verfahren veranlasst? 

50 Hertz ist ein Übertragungsnetzbetreiber, der die Stromversorgung in Berlin, Hamburg und den ostdeutschen Flächenländern nicht nur absichert, sondern auch dafür sorgt, dass immer mehr grüne Energie durch die Netze fließt. Das bedeutet Umstellungen für unsere Stromleitungen − und auch eine höhere Auslastung. Den Zustand unserer Freileitungen müssen wir dabei gut kennen und schon bei der Wartung quasi im Voraus agieren. Deshalb sind wir auf die multisensorischen Inspektionsflüge gewechselt, denn die zeigen uns schneller und besser, was Sache ist. 

Konkret unterstützt uns die Sensortechnik darin, während der Helikopterflüge beispielsweise schlechte Klemmenverbindungen zu identifizieren, die zu Heißstellen und damit zur Schädigung des Leiterseiles führen können. Und auch die Leiterseiltemperatur selbst können wir so messen. Durch die sogenannte Lidar-Technik erhalten wir zusätzliche Daten, mit denen wir den Abstand unserer Freileitungen zum Boden bei verschiedenen Belastungssituationen der Leitung simulieren können. Damit können wir etwa die Trassenpflege besser und vorausschauender planen. Das ist eine wichtige Absicherung und hilft unserem Unternehmen dabei, den Anteil regenerativer Energie im Netz von aktuell rund 60 auf 100 Prozent im Jahr 2032 zu steigern.

Der Helikopter ist ausgerüstet mit verschiedenen Sensor- und Kamerasystemen. Koronakameras gehören unter anderem dazu. Wie kommen diese zu ihrem Namen und was konkret machen sie? 
Koronaentladungen (lateinisch corona für ‚Krone‘, ‚Kranz‘, ‚Ring‘) sind de facto unsichtbare kleinste elektrische Entladungen, die etwa an Spitzen und Graten der Armaturen unserer Freileitungen entstehen können und Lärm verursachen. Koronakameras können diese Teilentladungen ‚sichtbar‘ machen, was für unsere Leitungsanalyse wichtig ist. Gleiches gilt für Thermografiekameras. Damit können Wärmestrahlungen von Objekten im Infrarotbereich erkannt und Bauteile beziehungsweise einzelne Bereiche von Bauteilen identifiziert werden, die
‚heißer‘ sind als gewöhnlich. Das weist dann meistens auf einen Fehler hin, dessen Ursache unsere geschulten Kollegen umgehend untersuchen. Die verschiedenen Sensoren am Helikopter helfen dabei, konkrete Messwerte und Daten zu den Leitungen zu erheben und zusammen mit zahlreichen Fotos eine Dokumentation anzulegen, die es uns ermöglicht, den Zustand mit Experten am Boden zu bewerten.

Ein Trend in der Leitungsinspektion geht ja hin zur Befliegung mit autonomen Drohnen. Welches Potenzial sehen Sie hierfür? Ließe sich das Multisensor-Array statt am Helikopter auch mit einer unbemannten Drohne nutzen?
Ja, den Trend zur Drohne halten wir für sehr interessant, insbesondere weil es das Arbeitssicherheitsrisiko minimieren kann, die Geschwindigkeit der Inspektionen erhöhen würde und sicherlich auch die Kosten der Befliegung senkt. Wir beobachten die Entwicklungen hier sehr genau und haben erste Tests in diese Richtung unternommen. Mit der Dokumentation und dem Datenarchiv der aktuellen multisensorischen Helikopterflüge bereiten wir die ersten automatisierten Verfahren und durch künstliche Intelligenz unterstützte Datenauswertungen vor. Mit anderen Worten: Wir arbeiten daran, dass die Drohne bei uns den Hubschrauber mittelfristig ersetzen kann. E&M
 
Frank Golletz ist technischer Geschäftsführer bei 50 Hertz
Bild: 50 Hertz

Dienstag, 19.01.2021, 08:54 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Interview - Sagen Sie mal: Frank Golletz
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Sagen Sie mal: Frank Golletz
In der Rubrik "Sagen Sie mal" stellen wir ein paar kurze Fragen und bitten um kurze Antworten zu einem aktuellen Thema.
Herr Golletz, rund 1.500 Kilometer Stromleitungen haben Sie durch den Dienstleister Spie und dessen Helikopterflüge mit Spezialkameras bereits überprüfen lassen. Was hat Sie zur Abkehr vom bisherigen Monitoring-Verfahren veranlasst? 

50 Hertz ist ein Übertragungsnetzbetreiber, der die Stromversorgung in Berlin, Hamburg und den ostdeutschen Flächenländern nicht nur absichert, sondern auch dafür sorgt, dass immer mehr grüne Energie durch die Netze fließt. Das bedeutet Umstellungen für unsere Stromleitungen − und auch eine höhere Auslastung. Den Zustand unserer Freileitungen müssen wir dabei gut kennen und schon bei der Wartung quasi im Voraus agieren. Deshalb sind wir auf die multisensorischen Inspektionsflüge gewechselt, denn die zeigen uns schneller und besser, was Sache ist. 

Konkret unterstützt uns die Sensortechnik darin, während der Helikopterflüge beispielsweise schlechte Klemmenverbindungen zu identifizieren, die zu Heißstellen und damit zur Schädigung des Leiterseiles führen können. Und auch die Leiterseiltemperatur selbst können wir so messen. Durch die sogenannte Lidar-Technik erhalten wir zusätzliche Daten, mit denen wir den Abstand unserer Freileitungen zum Boden bei verschiedenen Belastungssituationen der Leitung simulieren können. Damit können wir etwa die Trassenpflege besser und vorausschauender planen. Das ist eine wichtige Absicherung und hilft unserem Unternehmen dabei, den Anteil regenerativer Energie im Netz von aktuell rund 60 auf 100 Prozent im Jahr 2032 zu steigern.

Der Helikopter ist ausgerüstet mit verschiedenen Sensor- und Kamerasystemen. Koronakameras gehören unter anderem dazu. Wie kommen diese zu ihrem Namen und was konkret machen sie? 
Koronaentladungen (lateinisch corona für ‚Krone‘, ‚Kranz‘, ‚Ring‘) sind de facto unsichtbare kleinste elektrische Entladungen, die etwa an Spitzen und Graten der Armaturen unserer Freileitungen entstehen können und Lärm verursachen. Koronakameras können diese Teilentladungen ‚sichtbar‘ machen, was für unsere Leitungsanalyse wichtig ist. Gleiches gilt für Thermografiekameras. Damit können Wärmestrahlungen von Objekten im Infrarotbereich erkannt und Bauteile beziehungsweise einzelne Bereiche von Bauteilen identifiziert werden, die
‚heißer‘ sind als gewöhnlich. Das weist dann meistens auf einen Fehler hin, dessen Ursache unsere geschulten Kollegen umgehend untersuchen. Die verschiedenen Sensoren am Helikopter helfen dabei, konkrete Messwerte und Daten zu den Leitungen zu erheben und zusammen mit zahlreichen Fotos eine Dokumentation anzulegen, die es uns ermöglicht, den Zustand mit Experten am Boden zu bewerten.

Ein Trend in der Leitungsinspektion geht ja hin zur Befliegung mit autonomen Drohnen. Welches Potenzial sehen Sie hierfür? Ließe sich das Multisensor-Array statt am Helikopter auch mit einer unbemannten Drohne nutzen?
Ja, den Trend zur Drohne halten wir für sehr interessant, insbesondere weil es das Arbeitssicherheitsrisiko minimieren kann, die Geschwindigkeit der Inspektionen erhöhen würde und sicherlich auch die Kosten der Befliegung senkt. Wir beobachten die Entwicklungen hier sehr genau und haben erste Tests in diese Richtung unternommen. Mit der Dokumentation und dem Datenarchiv der aktuellen multisensorischen Helikopterflüge bereiten wir die ersten automatisierten Verfahren und durch künstliche Intelligenz unterstützte Datenauswertungen vor. Mit anderen Worten: Wir arbeiten daran, dass die Drohne bei uns den Hubschrauber mittelfristig ersetzen kann. E&M
 
Frank Golletz ist technischer Geschäftsführer bei 50 Hertz
Bild: 50 Hertz

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