E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Bilanz - RWE rechnet für 2021 mit geringerem Ergebnis
Wegen der Pandemie online: die RWE-Hauptverammlung 2021 (Bild: Screenshot)
Bilanz

RWE rechnet für 2021 mit geringerem Ergebnis

Der Essener Energieriese erwartet für dieses Jahr einen operativen Gewinn (Ebitda) zwischen 2,6 und 3 Mrd. Euro. Aktionäre fordern einen schnelleren Kohleausstieg.
So wollte er sich eigentlich nicht verabschieden. „Ich hätte es mir für meine letzte Hauptversammlung auch anderes gewünscht“, sagte der scheidende RWE-Vorstandschef Rolf Martin Schmitz, als er via Bildschirm das vergangene Geschäftsjahr Revue passieren ließ und einen Ausblick auf die Zukunft gab. Und als er von „Licht am Ende des Tunnels“ sprach, meinte er damit nur die Corona-Pandemie. Der Essener Energiekonzern hat die dunklen Zeiten mit tiefroten Zahlen hinter sich gelassen, seit er ihn führt.

Das Jahr 2020 sei für RWE „ausgezeichnet verlaufen“, sagte Schmitz bei der Online-Veranstaltung. Mit einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in Höhe von 3,2 Mrd. Euro habe man die eigene Prognose deutlich übertroffen. Der Gewinn sei im Vergleich zum Pro-Forma-Ergebnis des Vorjahres um 7 % gestiegen. Für das laufende Geschäftsjahr prognostizierte Schmitz ein Ebitda zwischen 2,65 und 3,05 Mrd. Euro.

Für das zu erwartende bereinigte Nettoergebnis im Jahr 2021 nannte er eine Spanne von 0,75 bis 1,1 Mrd. Euro. Im vergangenen Jahr verbuchte das Unternehmen 1,2 Mrd. Euro.

Einträglicher Energiehandel

„Die Performance unseres Energiehandels ragt heraus“, erklärte Schmitz. Der Handel schlug mit einem bereinigten Ebitda von 539 Mio. Euro zu Buche – erwartet worden waren zwischen 150 und 350 Mio. Euro. „Richtig gut“, so Schmitz, entwickelte sich auch das Geschäft mit Offshore-Windkraft. Es wuchs nach Konzernangaben um 11 %. Onshore-Windkraft und Solarenergie legten im Ergebnis gegenüber dem Vorjahr um 7 % zu.

Die Finanzlage des RWE-Konzerns habe sich dank stark gestiegener Einnahmen aus dem operativen Geschäft weiter verbessert, betonte Schmitz. Das erlaube es dem Unternehmen, kräftig zu investieren. „Das tun wir, und zwar nahezu ausschließlich in grüne Energie“. Gut 1,9 Mrd. Euro seien 2020 in Windkraft- und Solaranlagen geflossen. Bis 2022 sollen es insgesamt 5 Mrd. Euro netto werden – 1 Mrd. davon soll auf Deutschland entfallen.

Was die Investitionsziele angeht, sieht man sich auf EU-Kurs: „84 Prozent unserer Investitionen erfüllen die von der EU-Kommission aufgestellten Taxonomie-Kriterien für ökologisch nachhaltige Investitionen“, sagte der Vorstandschef.

Insgesamt rund 800 Megawatt Windkraft- und Solarkapazität nahm RWE im vergangenen Jahr neu in Betrieb. Die Gesamtkapazität bei Windkraft, Photovoltaik und Speichern stieg auf 9.400 MW. Weitere 3.000 Megawatt sind bereits im Bau, heißt es.

Ausstieg aus der Kohlewirtschaft

Auf gutem Weg wähnt sich der Energiekonzern auch beim Ausstieg aus dem Geschäft mit Kohle und Kernkraft. „Konsequent, verantwortungsvoll und mit großem Respekt für die Beschäftigten“ verabschiede man sich aus dieser Energiewelt, sagte Schmitz. Im Hinblick auf die Braunkohlenutzung verwies er darauf, dass bis 2030 zwei Drittel der RWE-Kraftwerkskapazität stillgelegt werden.

Aktionäre fordern aber mehr Tempo. „Mit einem CO2-Ausstoß von knapp 69 Millionen Tonnen im Jahr 2020 ist RWE immer noch ein Emissions-Schwergewicht in Europa“, monierte Vanessa Golz von der Sparkassen-Fondstochter Deka Investment in einem Beitrag auf der Online-Hauptversammlung. Eine Beschleunigung beim Braunkohleausstieg sei notwendig. Kritik kam auch von der Investmentgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken, Union Investment. Der Umbau zu erneuerbaren Energien müsse schneller gehen, fordert der Vertreter des genossenschaftlichen Fondsanbieters.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace sieht den neuen RWE-Vorstandschef Markus Krebber vor einer „Herkulesaufgabe“. Schmitz wirft sie „grüne Rhetorik“ vor. Wenn Krebber „das verschärfte EU-Klimaziel befolgen und das Pariser Klimaschutzziel einhalten will, muss er die dreckige Braunkohlesparte bis spätestens 2030 abwickeln. Auch darf er das Geschäft mit fossilem Erdgas nicht weiter ausbauen.“

Berichte, wonach RWE das Geschäft mit fossilen Energien verkaufen oder ausgliedern könne, wies das Unternehmen als „reine Spekulatlon“ zurück und verwies auf den öffentlich-rechtlichen Vertrag zum Kohleausstieg. Zuversichtlich zeigte sich der scheidende Chef hinsichtlich der Entschädigungszahlungen. Für das Abschalten der Braunkohlekraftwerke soll RWE 2,6 Mrd. Euro erhalten. Die EU-Kommission prüft derzeit, ob diese Beihilfe rechtlich zulässig ist. Mehrere kommunale und regionale Energieunternehmen sehen die Beihilfe als Wettbewerbsverzerrung.

Mittwoch, 28.04.2021, 16:28 Uhr
Manfred Fischer
Energie & Management > Bilanz - RWE rechnet für 2021 mit geringerem Ergebnis
Wegen der Pandemie online: die RWE-Hauptverammlung 2021 (Bild: Screenshot)
Bilanz
RWE rechnet für 2021 mit geringerem Ergebnis
Der Essener Energieriese erwartet für dieses Jahr einen operativen Gewinn (Ebitda) zwischen 2,6 und 3 Mrd. Euro. Aktionäre fordern einen schnelleren Kohleausstieg.
So wollte er sich eigentlich nicht verabschieden. „Ich hätte es mir für meine letzte Hauptversammlung auch anderes gewünscht“, sagte der scheidende RWE-Vorstandschef Rolf Martin Schmitz, als er via Bildschirm das vergangene Geschäftsjahr Revue passieren ließ und einen Ausblick auf die Zukunft gab. Und als er von „Licht am Ende des Tunnels“ sprach, meinte er damit nur die Corona-Pandemie. Der Essener Energiekonzern hat die dunklen Zeiten mit tiefroten Zahlen hinter sich gelassen, seit er ihn führt.

Das Jahr 2020 sei für RWE „ausgezeichnet verlaufen“, sagte Schmitz bei der Online-Veranstaltung. Mit einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in Höhe von 3,2 Mrd. Euro habe man die eigene Prognose deutlich übertroffen. Der Gewinn sei im Vergleich zum Pro-Forma-Ergebnis des Vorjahres um 7 % gestiegen. Für das laufende Geschäftsjahr prognostizierte Schmitz ein Ebitda zwischen 2,65 und 3,05 Mrd. Euro.

Für das zu erwartende bereinigte Nettoergebnis im Jahr 2021 nannte er eine Spanne von 0,75 bis 1,1 Mrd. Euro. Im vergangenen Jahr verbuchte das Unternehmen 1,2 Mrd. Euro.

Einträglicher Energiehandel

„Die Performance unseres Energiehandels ragt heraus“, erklärte Schmitz. Der Handel schlug mit einem bereinigten Ebitda von 539 Mio. Euro zu Buche – erwartet worden waren zwischen 150 und 350 Mio. Euro. „Richtig gut“, so Schmitz, entwickelte sich auch das Geschäft mit Offshore-Windkraft. Es wuchs nach Konzernangaben um 11 %. Onshore-Windkraft und Solarenergie legten im Ergebnis gegenüber dem Vorjahr um 7 % zu.

Die Finanzlage des RWE-Konzerns habe sich dank stark gestiegener Einnahmen aus dem operativen Geschäft weiter verbessert, betonte Schmitz. Das erlaube es dem Unternehmen, kräftig zu investieren. „Das tun wir, und zwar nahezu ausschließlich in grüne Energie“. Gut 1,9 Mrd. Euro seien 2020 in Windkraft- und Solaranlagen geflossen. Bis 2022 sollen es insgesamt 5 Mrd. Euro netto werden – 1 Mrd. davon soll auf Deutschland entfallen.

Was die Investitionsziele angeht, sieht man sich auf EU-Kurs: „84 Prozent unserer Investitionen erfüllen die von der EU-Kommission aufgestellten Taxonomie-Kriterien für ökologisch nachhaltige Investitionen“, sagte der Vorstandschef.

Insgesamt rund 800 Megawatt Windkraft- und Solarkapazität nahm RWE im vergangenen Jahr neu in Betrieb. Die Gesamtkapazität bei Windkraft, Photovoltaik und Speichern stieg auf 9.400 MW. Weitere 3.000 Megawatt sind bereits im Bau, heißt es.

Ausstieg aus der Kohlewirtschaft

Auf gutem Weg wähnt sich der Energiekonzern auch beim Ausstieg aus dem Geschäft mit Kohle und Kernkraft. „Konsequent, verantwortungsvoll und mit großem Respekt für die Beschäftigten“ verabschiede man sich aus dieser Energiewelt, sagte Schmitz. Im Hinblick auf die Braunkohlenutzung verwies er darauf, dass bis 2030 zwei Drittel der RWE-Kraftwerkskapazität stillgelegt werden.

Aktionäre fordern aber mehr Tempo. „Mit einem CO2-Ausstoß von knapp 69 Millionen Tonnen im Jahr 2020 ist RWE immer noch ein Emissions-Schwergewicht in Europa“, monierte Vanessa Golz von der Sparkassen-Fondstochter Deka Investment in einem Beitrag auf der Online-Hauptversammlung. Eine Beschleunigung beim Braunkohleausstieg sei notwendig. Kritik kam auch von der Investmentgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken, Union Investment. Der Umbau zu erneuerbaren Energien müsse schneller gehen, fordert der Vertreter des genossenschaftlichen Fondsanbieters.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace sieht den neuen RWE-Vorstandschef Markus Krebber vor einer „Herkulesaufgabe“. Schmitz wirft sie „grüne Rhetorik“ vor. Wenn Krebber „das verschärfte EU-Klimaziel befolgen und das Pariser Klimaschutzziel einhalten will, muss er die dreckige Braunkohlesparte bis spätestens 2030 abwickeln. Auch darf er das Geschäft mit fossilem Erdgas nicht weiter ausbauen.“

Berichte, wonach RWE das Geschäft mit fossilen Energien verkaufen oder ausgliedern könne, wies das Unternehmen als „reine Spekulatlon“ zurück und verwies auf den öffentlich-rechtlichen Vertrag zum Kohleausstieg. Zuversichtlich zeigte sich der scheidende Chef hinsichtlich der Entschädigungszahlungen. Für das Abschalten der Braunkohlekraftwerke soll RWE 2,6 Mrd. Euro erhalten. Die EU-Kommission prüft derzeit, ob diese Beihilfe rechtlich zulässig ist. Mehrere kommunale und regionale Energieunternehmen sehen die Beihilfe als Wettbewerbsverzerrung.

Mittwoch, 28.04.2021, 16:28 Uhr
Manfred Fischer

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.