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Russland erwartet im kommenden Winter neue Höchstwerte für Gaspreise in Europa. Die Preise für russische Gasexporte über Pipelines sollen sich im Vergleich dazu verdoppeln.
Die Ankündigung des russischen Gaskonzerns Gazprom, wegen Wartungsarbeiten an der Kompressorstation Portowaja den Gastransport über die Gasleitung Nord Stream 1 vom 31.
August bis 2.
September einzustellen, puschte die Gaspreise in Europa kräftig nach oben. In diesem Fahrwasser prophezeite der Stellvertretende Leiter des russischen Sicherheitsrates Dmitri Medwedew - ehemaliger Ministerpräsident und Gefolgsmann von Präsident Wladimir Putin - jetzt eine neue Rekordmarke für europäische Gaspreise im Winter. Wegen der gestiegenen Preise an den europäischen Gasmärkten auf 3.500
Euro/1000 m3 sei es nötig, die Preisprognose bis Ende 2022 auf 5.000
Euro/1000 m3 zu erhöhen, ließ Medwedew am 28.
August über den Messaging-Dienst Telegram wissen.
Mitte August hatte Gazprom ebenfalls auf Telegram vor einem Rekordpreis von 4000
US-Dollar/1000
m3 Gas (umgerechnet 3988
Euro) im kommenden Winter auf dem europäischen Gasmarkt gewarnt. Da einige Webseiten von Behörden und Unternehmen in Russland nicht erreichbar sind, nutzen diese wie Gazprom auch für Pressemitteilungen und Ankündigungen neben Twitter vorzugsweise den Nachrichtendienst Telegram.
Im Vergleich zu den Rekordmarken auf dem europäischen Gasmarkt scheint sich der durchschnittliche Preis für Gasexporte aus Russland per Pipeline wie ein Sonderangebot auszunehmen, wenn dieser sich nach jüngsten Prognosen des russischen Wirtschaftsministeriums im August mit 730
Dollar/1000 m3 Gas (umgerechnet 728
Euro) gut verdoppeln soll. Im Jahr 2021 lag er noch bei rund 305
Dollar/1000
m3 Gas (304 Euro nach heutigem Kurs). Ein Sinken auf unter 400 Dollar/1000
m3 Gas erwartet das Wirtschaftsministerium ab 2024 (siehe Tabelle). Auch das russische Wirtschaftsministerium ist im Internet nicht erreichbar, so dass Medien und der MMI-Kanal über die betreffenden Prognosen berichteten.
Aus den Prognosen des russischen Wirtschaftsministeriums
zum russischen Öl- und Gassektor | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | 2025 |
Russische Gasförderung in m3 | 763,5 | 710,9 | 713,0 | 730,0 | 735,0 |
Gasexport per Pipeline in m3 | 205,6 | 170,4 | 168,0 | 165,0 | 155,3 |
LNG Export in Mio. Tonnen | 29,7 | 30,7 | 30,7 | 35,7 | 37,2 |
Gaspreis in Dollar per 1000 m3 | 304,6 | 730,0 | 471,8 | 383,9 | 331,6 |
Quelle: MMI-Kanal. Analyse russischer und weltweiter Makrostatistiken und Unternehmensberichterstattung auf Telegram
Preisschwankungen durch SpekulationenDie starken Schwankungen der Gaspreise an der europäischen Börse ließen sich durch Aktionen von Spekulanten erklären, die Aufwärts- und Abwärtstrends auf dem Markt provozieren würden, erklärte russischen Medien zufolge Sergej Kolobanow, stellvertretender Leiter der Abteilung Ökonomie des Brennstoff- und Energiesektors am Zentrum für strategische Forschung, am 29. August. Nachdem Gas-Future-Preise am 26. August zum ersten Mal seit März auf über 3.500
US-Dollar/1000
m3 gestiegen waren, verloren sie am Wochenbeginn mehr als 20
% und fielen laut Daten der Londoner ICE-Börse unter 2.800
US-Dollar je 1000
m3. Das weise „auf einen erheblichen Anteil einer spekulativen Komponente im Gaspreis hin. An den Auktionen nimmt eine bestimmte Anzahl von Händlern teil, deren Aufgabe es einzig und allein ist, sich an der Gasknappheit zu bereichern. Wenn Informationen für Gas negativ sind, kaufen sie Futures in Erwartung weiter steigender Preise", so Kolobanow.
In seiner Rede Ende August an die Mitarbeiter der Öl- und Gasindustrie sprach Gazprom-Chef Alexej Miller von einer „Preisrallye“ an Gasbörsen und Handelspunkten. „Der Gaspreis überschreitet regelmäßig die Marke von 3.000
US-Dollar/1000
m3. Wir von Gazprom haben Preisprognosen für den kommenden Winter erstellt.“ Nach einer konservativen Schätzung könne der Preis unter Beibehaltung der aktuellen Markttrends im Herbst und Winter im Höchstfall 4.000 US-Dollar/1000
m3 überschreiten. Auf die Rekordmarke von Medwedew ging Miller zwar nicht ein, aber der Verweis, dass es sich um eine konservative Schätzung handelt, lässt Spielraum nach oben offen.
Donnerstag, 1.09.2022, 16:51 Uhr
Josephine Bollinger-Kanne
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