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Energie & Management > Gas - Russland ist zweitgrößter LNG-Lieferant Europas
Quelle: Shutterstock / Igor Grochev
Gas

Russland ist zweitgrößter LNG-Lieferant Europas

Im Januar und Februar 2023 lieferte Russland mehr LNG nach Europa als Katar und ist damit zum zweitgrößten Lieferanten aufgestiegen. Der Ruf nach einem Einfuhrverbot wird lauter.
„Ich fordere alle Mitgliedstaaten und Unternehmen auf, den Kauf von russischem LNG einzustellen und keine neuen Gasverträge mit Russland mehr abzuschließen“, brachte es Energiekommissarin Kadri Simson kürzlich Medien zufolge auf einer Sitzung des Industrie- und Energieausschusses beim Europäischen Parlament auf den Punkt.

Sie empfahl schnellstmöglich auf russische Lieferungen zu verzichten und die Versorgungssicherheit im Blick zu behalten. Die Verpflichtung, bestehende Verträge mit Russland nicht zu verlängern sei der beste Weg, um vertrauenswürdigen Partnern langfristig zu versichern, dass die Nachfrage wichtig bleibe. I

m letzten Jahr exportierte Russland 45,7 Milliarden Kubikmeter Gas per Schiff. Etwa die Hälfte davon ging nach Europa. Mit diesem Transportumfang belegte Russland nach den USA und Katar in Europa den dritten Platz. In den beiden ersten Monaten dieses Jahres lagen die russischen LNG-Importe durch Europa nach Daten des Analysten Kpler zum Schiffsverkehr bei 4,5 Milliarden Kubikmetern, sagte Simson. 80 Prozent der Schiffsladungen gingen nach Belgien, Frankreich und Spanien.
 

Spanien erhöhte russische Importe

Insbesondere Spanien erhöhte seine LNG-Importe aus Russland. Lag der Anteil der russischen Importe gemessen am Verbrauch im Land nach Angaben von Enagas im Februar 2022 mit 2,174 Milliarden kWh (rund 217 Millionen Kubikmetern) noch bei knapp 6 Prozent, waren es im Januar und Februar 2023 knapp 6 Milliarden kWh im Schnitt und damit fast 18 Prozent. Dadurch verkürzte sich den Abstand zu den Toplieferanten Algerien und USA merklich. Erst kürzlich lobte Energiekommissarin Simson in Madrid bei einem Arbeitsbesuch auf einer Pressekonferenz das ausgezeichnete Versorgungsnetz aus sechs LNG-Terminals und Pipelineanschluss an Algerien. Darüber berichtete die spanische Ausgabe von Euractive am 12. März. Was Simson dabei nicht erwähnte waren Spaniens gestiegene LNG-Importe aus Russland.

Ist Russland in Spanien inzwischen der drittgrößte Lieferant, fällt die Bilanz in ganz Europa noch ein Stück deutlicher aus. „Laut den Ergebnissen der ersten beiden Monate des Jahres 2023 verbesserte das russische Flüssiggas seine Position, überholte Katar und rückte auf den zweiten Platz unter den größten Lieferanten vor“, erklärte Maria Belowa, Forschungsdirektorin bei Vygon Consulting, laut russischer Nachrichtenagentur RIA Novosti am 10. März.

Vizepremier Nowak will das Tempo forcieren

Wie dringlich der LNG-Ausbau für Russland ist, machte Vizepremier Alexander Nowak am 7. März in einem Arbeitstreffen mit Vertretern von Ministerien, Unternehmen wie Gazprom, Novatek und Rosatom und Forschungseinrichtungen klar. Mittelfristig soll ihm zufolge die LNG-Produktion von aktuell 33 auf 100 Millionen Tonnen im Jahr steigen. Mit Blick auf derzeitige Bauprojekte wie Ust-Luga und Arctic LNG 2 ließe sich die Produktionskapazität auf 66 Millionen Tonnen LNG im Jahr verdoppeln. Für die übrigen 34 Millionen Tonnen müsse die nötige Ressourcenbasis erschlossen werden.

Die komplexe Zusammenarbeit zwischen Behörden und Unternehmen sei darauf auszurichten, die Lokalisierung von großen und mittleren Anlagen für die LNG-Industrie sicherzustellen und Verwaltungshürden mit geeigneten Maßnahmen abzubauen. Daher wies Nowak an, neue vielversprechende Projekte mit der nötigen Ressourcenbasis zu entwickeln. Arbeitsgruppen sollen den Grad der Importunabhängigkeit in der Branche bewerten, einen Fahrplan für die Lokalisierung von LNG-Produktionsanlagen und -technologien mit einem Anteil einheimischer Technologien von 80 Prozent des Bedarfs der Industrie erstellen. Ebenso hoch auf der Agenda stehen Personalschulungen, weil sich durch den Angriffskrieg in der Ukraine der Fachkräftemangel im Land verschärft hat. Was China zu alledem beitragen kann, ist in Arbeit.

Montag, 13.03.2023, 15:22 Uhr
Josephine Bollinger-Kanne
Energie & Management > Gas - Russland ist zweitgrößter LNG-Lieferant Europas
Quelle: Shutterstock / Igor Grochev
Gas
Russland ist zweitgrößter LNG-Lieferant Europas
Im Januar und Februar 2023 lieferte Russland mehr LNG nach Europa als Katar und ist damit zum zweitgrößten Lieferanten aufgestiegen. Der Ruf nach einem Einfuhrverbot wird lauter.
„Ich fordere alle Mitgliedstaaten und Unternehmen auf, den Kauf von russischem LNG einzustellen und keine neuen Gasverträge mit Russland mehr abzuschließen“, brachte es Energiekommissarin Kadri Simson kürzlich Medien zufolge auf einer Sitzung des Industrie- und Energieausschusses beim Europäischen Parlament auf den Punkt.

Sie empfahl schnellstmöglich auf russische Lieferungen zu verzichten und die Versorgungssicherheit im Blick zu behalten. Die Verpflichtung, bestehende Verträge mit Russland nicht zu verlängern sei der beste Weg, um vertrauenswürdigen Partnern langfristig zu versichern, dass die Nachfrage wichtig bleibe. I

m letzten Jahr exportierte Russland 45,7 Milliarden Kubikmeter Gas per Schiff. Etwa die Hälfte davon ging nach Europa. Mit diesem Transportumfang belegte Russland nach den USA und Katar in Europa den dritten Platz. In den beiden ersten Monaten dieses Jahres lagen die russischen LNG-Importe durch Europa nach Daten des Analysten Kpler zum Schiffsverkehr bei 4,5 Milliarden Kubikmetern, sagte Simson. 80 Prozent der Schiffsladungen gingen nach Belgien, Frankreich und Spanien.
 

Spanien erhöhte russische Importe

Insbesondere Spanien erhöhte seine LNG-Importe aus Russland. Lag der Anteil der russischen Importe gemessen am Verbrauch im Land nach Angaben von Enagas im Februar 2022 mit 2,174 Milliarden kWh (rund 217 Millionen Kubikmetern) noch bei knapp 6 Prozent, waren es im Januar und Februar 2023 knapp 6 Milliarden kWh im Schnitt und damit fast 18 Prozent. Dadurch verkürzte sich den Abstand zu den Toplieferanten Algerien und USA merklich. Erst kürzlich lobte Energiekommissarin Simson in Madrid bei einem Arbeitsbesuch auf einer Pressekonferenz das ausgezeichnete Versorgungsnetz aus sechs LNG-Terminals und Pipelineanschluss an Algerien. Darüber berichtete die spanische Ausgabe von Euractive am 12. März. Was Simson dabei nicht erwähnte waren Spaniens gestiegene LNG-Importe aus Russland.

Ist Russland in Spanien inzwischen der drittgrößte Lieferant, fällt die Bilanz in ganz Europa noch ein Stück deutlicher aus. „Laut den Ergebnissen der ersten beiden Monate des Jahres 2023 verbesserte das russische Flüssiggas seine Position, überholte Katar und rückte auf den zweiten Platz unter den größten Lieferanten vor“, erklärte Maria Belowa, Forschungsdirektorin bei Vygon Consulting, laut russischer Nachrichtenagentur RIA Novosti am 10. März.

Vizepremier Nowak will das Tempo forcieren

Wie dringlich der LNG-Ausbau für Russland ist, machte Vizepremier Alexander Nowak am 7. März in einem Arbeitstreffen mit Vertretern von Ministerien, Unternehmen wie Gazprom, Novatek und Rosatom und Forschungseinrichtungen klar. Mittelfristig soll ihm zufolge die LNG-Produktion von aktuell 33 auf 100 Millionen Tonnen im Jahr steigen. Mit Blick auf derzeitige Bauprojekte wie Ust-Luga und Arctic LNG 2 ließe sich die Produktionskapazität auf 66 Millionen Tonnen LNG im Jahr verdoppeln. Für die übrigen 34 Millionen Tonnen müsse die nötige Ressourcenbasis erschlossen werden.

Die komplexe Zusammenarbeit zwischen Behörden und Unternehmen sei darauf auszurichten, die Lokalisierung von großen und mittleren Anlagen für die LNG-Industrie sicherzustellen und Verwaltungshürden mit geeigneten Maßnahmen abzubauen. Daher wies Nowak an, neue vielversprechende Projekte mit der nötigen Ressourcenbasis zu entwickeln. Arbeitsgruppen sollen den Grad der Importunabhängigkeit in der Branche bewerten, einen Fahrplan für die Lokalisierung von LNG-Produktionsanlagen und -technologien mit einem Anteil einheimischer Technologien von 80 Prozent des Bedarfs der Industrie erstellen. Ebenso hoch auf der Agenda stehen Personalschulungen, weil sich durch den Angriffskrieg in der Ukraine der Fachkräftemangel im Land verschärft hat. Was China zu alledem beitragen kann, ist in Arbeit.

Montag, 13.03.2023, 15:22 Uhr
Josephine Bollinger-Kanne

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