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Energie & Management > Gas - Russland hübscht Gasexport mit LNG auf
Quelle: Shutterstock / Igor Grochev
Gas

Russland hübscht Gasexport mit LNG auf

Russlands Gasexporte über Pipelines sind eingebrochen. Dafür löschten mehr LNG-Tanker in europäischen Häfen ihre Fracht. Das lindert die Verluste in der Exportbilanz im Kriegsjahr 2022.
Über reduzierte Pipeline-Gaslieferungen von Gazprom nach Europa und gestiegene Exporte von verflüssigtem Erdgas (LNG) in die EU im Jahr 2022 berichtete die russische Wirtschaftszeitung Kommersant jüngst im Januar.

So habe das Unternehmen Novatek laut Daten des Analyseunternehmens Kpler vor seiner nordwestsibirischen Verflüssigungsstation Jamal LNG die Lieferungen in die EU um etwa 13,5 Prozent auf 14,65 Millionen Tonnen LNG erhöht. Etwa 0,7 Millionen Tonnen mehr stellte der zweitgrößte Gasproduzent aus dem Cryogas-Wysotsk-Projekt an der Ostseeküste am Finnischen Meerbusen für den europäischen Kontinent bereit.

Der russische Gaskonzern Gazprom verschiffte im September von der neuen LNG-Anlage Portowaja nahe der Grenze zu Finnland etwa 0,35 Millionen Tonnen hauptsächlich nach Griechenland. Die letzte Ladung nahm Kurs auf die Türkei. Daraus ergeben sich insgesamt rund 16 ​Millionen Tonnen LNG. Diese Menge nannte laut russischen Medien auch Iwan Timonin, Analyst beim Beratungsunternehmen Wygon Consulting. Das seien 3 ​Millionen Tonnen LNG mehr als 2021 - und das, obwohl Europa auf Energieressourcen aus Russland verzichten wolle.

LNG für Europa und Asien zu gleichen Teilen 

In seinem Lagebericht zum Öl- und Gassektor hob Vizepremier Alexander Nowak in einer Regierungssitzung am 16. ​Januar die gestiegene Produktion und gesteigerte Exporte von LNG gegenüber gesunkenen Gasausfuhren per Pipeline hervor: „Infolge von Sanktionsbeschränkungen und Sabotage an den Gaspipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 wurden die Exporte von Pipelinegas reduziert.“ Zugleich seien Produktion und Export von verflüssigtem Erdgas um 8 Prozent auf 46 Milliarden Kubikmeter Gas (umgerechnet rund 32 Millionen Tonnen) im Jahr gestiegen.
 
 
In Richtung Asien stiegen 2022 laut Kommersant die Lieferungen aus dem Sachalin-2-Projekt von Gazprom auf der gleichnamigen Pazifikinsel um etwa 2 Prozent auf 10,64 Millionen Tonnen. Novatek lieferte von Jamal LNG ins asiatische Ausland 5,1 bis 5,3 Millionen Tonnen LNG und somit 7 Prozent weniger als 2021. Je die Hälfte der LNG-Tanker versorgte Europa und Asien, sprich, mit je 23 Milliarden Kubikmetern Gas.

An der Konstellation der Schiffstransporte wird deutlich, dass die russischen Produzenten die geografische Lage berücksichtigen: Beliefert Novatek vorrangig Europa, versorgt Gazprom in erster Linie asiatische Märkte.

Wende Europas zu LNG mitgehen 

Sind die Ergebnisse von Novatek zu Produktion und Export trotz der Sanktionen positiv, sind die Verluste für Gazprom aus dem einst lukrativen Pipeline-Geschäft hoch. Für dieses Jahr erwartet Sergej Kolobanow, stellvertretender Direktor bei der Expertengruppe des Brennstoff-Energiekomplexes am Zentrum für strategische Entwicklung der Agentur Ria Nowosti zufolge, dass die Lieferung von russischem Pipeline-Gas nach Europa voraussichtlich 30 Milliarden Kubikmeter Gas nicht überschreitet - und auch diese nur erreicht, wenn der Transit über die Ukraine erhalten bleibt.

Mit der Wiederherstellung der Ostsee-Pipeline Nord Stream in diesem Jahr rechnet Kolobanow nicht. Politische Gründe sprechen aus seiner Sicht gegen die Inbetriebnahme eines Stranges von Nord Stream 2. Da bleibt neben der Ukraine Richtung Europa nur noch ein Strang der Schwarzmeer-Gasleitung Turkish Stream, der südosteuropäische Länder wie Bulgarien, Ungarn, Serbien und Griechenland mit Gas versorgt.

Im Jahr 2021 vor dem Krieg in der Ukraine exportierte Gazprom nach Europa und in die Türkei 185,1 Milliarden Kubikmeter Gas und fuhr damit das viertbeste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte ein. Der LNG-Ausbau kommt im Vergleich zu Novatek eher zögerlich voran. Geht es nach Vizepremier Nowak, soll sich die aktuelle Produktionskapazität von aktuell 36 Millionen Tonnen in drei bis vier Jahren sich auf 60 ​Millionen Tonnen fast verdoppeln.

Mit dem Ausbau der Produktionskapazitäten will Russland die Wende in Europa zum LNG mitgehen. Der Weg vom hohen Norden zu Häfen in Nord- und Ostsee ist im Vergleich zu Transporten über die aufwendige Nordostpassage nach Asien lukrativ. Großbritannien hat indes seit Jahresbeginn einen Bann gegen LNG-Import aus Russland verhängt, um dieser russischen Rechnung entgegenzutreten.

Russland drosselt Ukraine-Transit

Derweil leitet Russland leitet weniger Gas durch die Ukraine nach Europa. Es werde noch eine Tagesmenge von 25,1 Millionen Kubikmeter durch das Land gepumpt, 28 Prozent weniger als in den vergangenen Tagen, teilte der russische Energieriese Gazprom der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge am 19. Januar mit. 

Trotz dem Krieg pumpte Russland auch nach der ungeklärten Explosion an der Nord Stream über Monate noch rund 40 Millionen Kubikmeter täglich durch die Ukraine. Zu Beginn dieses Jahres sank die Menge allerdings. Gazprom warf der Ukraine vor, nicht die mögliche Menge durchzulassen.

Donnerstag, 19.01.2023, 15:05 Uhr
Josephine Bollinger-Kanne und dpa
Energie & Management > Gas - Russland hübscht Gasexport mit LNG auf
Quelle: Shutterstock / Igor Grochev
Gas
Russland hübscht Gasexport mit LNG auf
Russlands Gasexporte über Pipelines sind eingebrochen. Dafür löschten mehr LNG-Tanker in europäischen Häfen ihre Fracht. Das lindert die Verluste in der Exportbilanz im Kriegsjahr 2022.
Über reduzierte Pipeline-Gaslieferungen von Gazprom nach Europa und gestiegene Exporte von verflüssigtem Erdgas (LNG) in die EU im Jahr 2022 berichtete die russische Wirtschaftszeitung Kommersant jüngst im Januar.

So habe das Unternehmen Novatek laut Daten des Analyseunternehmens Kpler vor seiner nordwestsibirischen Verflüssigungsstation Jamal LNG die Lieferungen in die EU um etwa 13,5 Prozent auf 14,65 Millionen Tonnen LNG erhöht. Etwa 0,7 Millionen Tonnen mehr stellte der zweitgrößte Gasproduzent aus dem Cryogas-Wysotsk-Projekt an der Ostseeküste am Finnischen Meerbusen für den europäischen Kontinent bereit.

Der russische Gaskonzern Gazprom verschiffte im September von der neuen LNG-Anlage Portowaja nahe der Grenze zu Finnland etwa 0,35 Millionen Tonnen hauptsächlich nach Griechenland. Die letzte Ladung nahm Kurs auf die Türkei. Daraus ergeben sich insgesamt rund 16 ​Millionen Tonnen LNG. Diese Menge nannte laut russischen Medien auch Iwan Timonin, Analyst beim Beratungsunternehmen Wygon Consulting. Das seien 3 ​Millionen Tonnen LNG mehr als 2021 - und das, obwohl Europa auf Energieressourcen aus Russland verzichten wolle.

LNG für Europa und Asien zu gleichen Teilen 

In seinem Lagebericht zum Öl- und Gassektor hob Vizepremier Alexander Nowak in einer Regierungssitzung am 16. ​Januar die gestiegene Produktion und gesteigerte Exporte von LNG gegenüber gesunkenen Gasausfuhren per Pipeline hervor: „Infolge von Sanktionsbeschränkungen und Sabotage an den Gaspipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 wurden die Exporte von Pipelinegas reduziert.“ Zugleich seien Produktion und Export von verflüssigtem Erdgas um 8 Prozent auf 46 Milliarden Kubikmeter Gas (umgerechnet rund 32 Millionen Tonnen) im Jahr gestiegen.
 
 
In Richtung Asien stiegen 2022 laut Kommersant die Lieferungen aus dem Sachalin-2-Projekt von Gazprom auf der gleichnamigen Pazifikinsel um etwa 2 Prozent auf 10,64 Millionen Tonnen. Novatek lieferte von Jamal LNG ins asiatische Ausland 5,1 bis 5,3 Millionen Tonnen LNG und somit 7 Prozent weniger als 2021. Je die Hälfte der LNG-Tanker versorgte Europa und Asien, sprich, mit je 23 Milliarden Kubikmetern Gas.

An der Konstellation der Schiffstransporte wird deutlich, dass die russischen Produzenten die geografische Lage berücksichtigen: Beliefert Novatek vorrangig Europa, versorgt Gazprom in erster Linie asiatische Märkte.

Wende Europas zu LNG mitgehen 

Sind die Ergebnisse von Novatek zu Produktion und Export trotz der Sanktionen positiv, sind die Verluste für Gazprom aus dem einst lukrativen Pipeline-Geschäft hoch. Für dieses Jahr erwartet Sergej Kolobanow, stellvertretender Direktor bei der Expertengruppe des Brennstoff-Energiekomplexes am Zentrum für strategische Entwicklung der Agentur Ria Nowosti zufolge, dass die Lieferung von russischem Pipeline-Gas nach Europa voraussichtlich 30 Milliarden Kubikmeter Gas nicht überschreitet - und auch diese nur erreicht, wenn der Transit über die Ukraine erhalten bleibt.

Mit der Wiederherstellung der Ostsee-Pipeline Nord Stream in diesem Jahr rechnet Kolobanow nicht. Politische Gründe sprechen aus seiner Sicht gegen die Inbetriebnahme eines Stranges von Nord Stream 2. Da bleibt neben der Ukraine Richtung Europa nur noch ein Strang der Schwarzmeer-Gasleitung Turkish Stream, der südosteuropäische Länder wie Bulgarien, Ungarn, Serbien und Griechenland mit Gas versorgt.

Im Jahr 2021 vor dem Krieg in der Ukraine exportierte Gazprom nach Europa und in die Türkei 185,1 Milliarden Kubikmeter Gas und fuhr damit das viertbeste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte ein. Der LNG-Ausbau kommt im Vergleich zu Novatek eher zögerlich voran. Geht es nach Vizepremier Nowak, soll sich die aktuelle Produktionskapazität von aktuell 36 Millionen Tonnen in drei bis vier Jahren sich auf 60 ​Millionen Tonnen fast verdoppeln.

Mit dem Ausbau der Produktionskapazitäten will Russland die Wende in Europa zum LNG mitgehen. Der Weg vom hohen Norden zu Häfen in Nord- und Ostsee ist im Vergleich zu Transporten über die aufwendige Nordostpassage nach Asien lukrativ. Großbritannien hat indes seit Jahresbeginn einen Bann gegen LNG-Import aus Russland verhängt, um dieser russischen Rechnung entgegenzutreten.

Russland drosselt Ukraine-Transit

Derweil leitet Russland leitet weniger Gas durch die Ukraine nach Europa. Es werde noch eine Tagesmenge von 25,1 Millionen Kubikmeter durch das Land gepumpt, 28 Prozent weniger als in den vergangenen Tagen, teilte der russische Energieriese Gazprom der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge am 19. Januar mit. 

Trotz dem Krieg pumpte Russland auch nach der ungeklärten Explosion an der Nord Stream über Monate noch rund 40 Millionen Kubikmeter täglich durch die Ukraine. Zu Beginn dieses Jahres sank die Menge allerdings. Gazprom warf der Ukraine vor, nicht die mögliche Menge durchzulassen.

Donnerstag, 19.01.2023, 15:05 Uhr
Josephine Bollinger-Kanne und dpa

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