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Energie & Management > Österreich - Rückkehr zur Kohleverstromung
Quelle: Fotolia / YuI
Österreich

Rückkehr zur Kohleverstromung

Österreichs Bundesregierung hat den Verbund angewiesen, das Gaskraftwerk Mellach I auf den Kohlebetrieb rückzurüsten. Sie reagierte damit auf Unsicherheiten bei russischen Gasimporten.
Nach knapp zwei Jahren beginnt Österreich wieder mit der Stromerzeugung aus Kohle. Das ist das Ergebnis eines „Krisengipfels“ zwischen Bundeskanzler Karl Nehammer, Wirtschaftsminister Martin Kocher (beide Österreichische Volkspartei, ÖVP) und Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) am 19. Juni.

Die Bundesregierung reagiert damit auf die seit vergangener Woche verminderten Gaslieferungen aus Russland. Sie wies den Verbund, den zu 51 % im Bundesbesitz befindlichen größten Stromkonzern Österreichs, an, das im Frühjahr 2020 auf den Erdgasbetrieb umgerüstete Kraftwerk Mellach I wieder auf Kohlebetrieb rückzurüsten. Gewessler bekundete im Österreichischen Rundfunk, die Umrüstung dauere Monate. Aufgrund der Unsicherheiten bei den Gasimporten aus Russland sei sie jedoch nötig.

Nach der russischen Invasion in der Ukraine am 24. Februar war Verbund-Generaldirektor Michael Strugl mehrfach auf dieses Thema angesprochen worden. Er hatte die Rückkehr zur Kohleverstromung in Mellach stets als grundsätzlich möglich bezeichnet, aber auf die damit verbundenen Schwierigkeiten hingewiesen. Auch ihm zufolge dauert die Umrüstung mehrere Monate. Überdies muss Kohle beschafft werden. Auch das Personal für den Betrieb des Kraftwerks mit Kohle ist nicht mehr ohne Weiteres verfügbar.
 
 
Als Kohlekraftwerk war Mellach I eine KWK-Anlage mit rund 240 MW elektrischer und 230 MW thermischer Leistung. Es diente seit 1986 zur Versorgung des Großraums Graz mit Fernwärme und deckte rund 80 % des Wärmebedarfs der steirischen Landeshauptstadt Graz. Der Versorgungsvertrag lief mit Ende der Heizsaison 2019/2020 aus.

Mellach I ist das einzige österreichische Kraftwerk, dessen Umrüstung auf den Kohlebetrieb binnen absehbarer Frist möglich ist. Das größte Kohlekraftwerk Österreichs, Dürnrohr in Niederösterreich, war Anfang August 2019 außer Betrieb gegangen. Dies erfolgte nicht zuletzt auf Druck der damaligen Energieministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). Der Betreiber Dürnrohrs, der niederösterreichische Energiekonzern EVN, hatte auf die positiven klimapolitischen Effekte der Stilllegung, allerdings vor potenziellen Problemen für die Versorgungssicherheit gewarnt. Die Anlage ist mittlerweile teilweise abgebaut, eine neuerliche Inbetriebnahme faktisch unmöglich.

Seitens der österreichischen Regulierungsbehörde E-Control hieß es auf Anfrage der Redaktion, alles, was den Erdgasbedarf vermindere, sei in der derzeitigen Situation grundsätzlich hilfreich. Freilich könne Mellach I nicht sämtliche Gaskraftwerke ersetzen. Wegen der hohen Kosten würden mit Erdgas befeuerte Anlagen zurzeit aber ohnehin nur gefahren, „wenn es gar nicht anders geht“.

Montag, 20.06.2022, 12:56 Uhr
Klaus Fischer
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Quelle: Fotolia / YuI
Österreich
Rückkehr zur Kohleverstromung
Österreichs Bundesregierung hat den Verbund angewiesen, das Gaskraftwerk Mellach I auf den Kohlebetrieb rückzurüsten. Sie reagierte damit auf Unsicherheiten bei russischen Gasimporten.
Nach knapp zwei Jahren beginnt Österreich wieder mit der Stromerzeugung aus Kohle. Das ist das Ergebnis eines „Krisengipfels“ zwischen Bundeskanzler Karl Nehammer, Wirtschaftsminister Martin Kocher (beide Österreichische Volkspartei, ÖVP) und Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) am 19. Juni.

Die Bundesregierung reagiert damit auf die seit vergangener Woche verminderten Gaslieferungen aus Russland. Sie wies den Verbund, den zu 51 % im Bundesbesitz befindlichen größten Stromkonzern Österreichs, an, das im Frühjahr 2020 auf den Erdgasbetrieb umgerüstete Kraftwerk Mellach I wieder auf Kohlebetrieb rückzurüsten. Gewessler bekundete im Österreichischen Rundfunk, die Umrüstung dauere Monate. Aufgrund der Unsicherheiten bei den Gasimporten aus Russland sei sie jedoch nötig.

Nach der russischen Invasion in der Ukraine am 24. Februar war Verbund-Generaldirektor Michael Strugl mehrfach auf dieses Thema angesprochen worden. Er hatte die Rückkehr zur Kohleverstromung in Mellach stets als grundsätzlich möglich bezeichnet, aber auf die damit verbundenen Schwierigkeiten hingewiesen. Auch ihm zufolge dauert die Umrüstung mehrere Monate. Überdies muss Kohle beschafft werden. Auch das Personal für den Betrieb des Kraftwerks mit Kohle ist nicht mehr ohne Weiteres verfügbar.
 
 
Als Kohlekraftwerk war Mellach I eine KWK-Anlage mit rund 240 MW elektrischer und 230 MW thermischer Leistung. Es diente seit 1986 zur Versorgung des Großraums Graz mit Fernwärme und deckte rund 80 % des Wärmebedarfs der steirischen Landeshauptstadt Graz. Der Versorgungsvertrag lief mit Ende der Heizsaison 2019/2020 aus.

Mellach I ist das einzige österreichische Kraftwerk, dessen Umrüstung auf den Kohlebetrieb binnen absehbarer Frist möglich ist. Das größte Kohlekraftwerk Österreichs, Dürnrohr in Niederösterreich, war Anfang August 2019 außer Betrieb gegangen. Dies erfolgte nicht zuletzt auf Druck der damaligen Energieministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). Der Betreiber Dürnrohrs, der niederösterreichische Energiekonzern EVN, hatte auf die positiven klimapolitischen Effekte der Stilllegung, allerdings vor potenziellen Problemen für die Versorgungssicherheit gewarnt. Die Anlage ist mittlerweile teilweise abgebaut, eine neuerliche Inbetriebnahme faktisch unmöglich.

Seitens der österreichischen Regulierungsbehörde E-Control hieß es auf Anfrage der Redaktion, alles, was den Erdgasbedarf vermindere, sei in der derzeitigen Situation grundsätzlich hilfreich. Freilich könne Mellach I nicht sämtliche Gaskraftwerke ersetzen. Wegen der hohen Kosten würden mit Erdgas befeuerte Anlagen zurzeit aber ohnehin nur gefahren, „wenn es gar nicht anders geht“.

Montag, 20.06.2022, 12:56 Uhr
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