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Energie & Management > Kernkraft - Rohrriss in französischem Meiler, Notstrom in ukrainischem AKW
Quelle: Shutterstock / lassedesignen
Kernkraft

Rohrriss in französischem Meiler, Notstrom in ukrainischem AKW

Kurz vor dem Jahrestag der Kernschmelzen in Fukushima steht Frankreich vor einer weiteren Abschaltungswelle wegen eines Sicherheitsproblems. Saporischschja hatte ebenfalls Probleme.
(dpa) − Nach dem Feststellen neuer Korrosionsprobleme verzögert sich die Wartung einiger französischer Atomkraftwerke. Die Entdeckung eines großen Risses in einer Rohrleitung eines Reaktors des Atomkraftwerks Penly werde dazu führen, dass andere Kraftwerke für Kontrollen länger abgeschaltet werden müssen, teilte der Vize-Chef der französischen Atomsicherheitsbehörde (ASN) mit, berichtete die Zeitung Le Monde am Abend des 8. März. Das Problem werde aber nicht zu massiven Abschaltungen von Reaktoren führen. 

Wie die ASN bereits am Vortag unter Berufung auf den Betreiber EDF mitgeteilt hatte, hat das Problem Auswirkungen auch auf die Atomkraftwerke Cattenom, Civaux, Chooz B und weitere Reaktoren des Kraftwerks Penly, das in der Normandie am Ärmelkanal gelegen ist. 

Nach ASN-Angaben war im Reaktor 1 in Penly ein Riss in der Nähe einer Schweißnaht in einer Rohrleitung im Sicherheitseinspritzsystem gefunden worden. Der Riss erstreckt sich über 15,5 Zentimeter, das ist etwa ein Viertel des Umfangs der Leitung. Seine maximale Tiefe beträgt 2,3 Zentimeter bei einer Leitungsdicke von 2,7 Zentimetern. Die Sicherheit der Rohrleitung sei damit nicht mehr nachgewiesen, so die ASN.

Der Riss habe keine Auswirkungen auf Personal oder Umwelt gehabt. Er beeinträchtige jedoch die Sicherheitsfunktion, die mit der Kühlung des Reaktors verbunden ist. Aufgrund der potenziellen Folgen und der erhöhten Wahrscheinlichkeit eines Bruchs stuft die ASN das Ereignis für den Reaktor in Penly auf Stufe 2 der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (INES) und für die anderen betroffenen Reaktoren auf Stufe 1 ein. Die Skala reicht von 0 (keine oder sehr geringe sicherheitstechnische Bedeutung) bis 7 (schwerste Freisetzung). 

Im vergangenen Jahr hatten Korrosionsprobleme zum Stillstand etlicher teils in die Jahre gekommener AKW in Frankreich geführt und das Land mitten in der Energiekrise zum verstärkten Import von Strom unter anderem aus Deutschland gezwungen (siehe auch separate Meldung zum deutschen Stromerzeugungsmix 2022). EDF unterzieht von diesem Jahr an alle französischen Kraftwerke einer Sonderkontrolle. Die ASN forderte EDF nun auf, ihre Strategie zu überarbeiten, um die neu festgestellten Probleme zu berücksichtigen.

Die nukleare Lage in der Ukraine

Derweil wurde in der Nacht vom 8. auf den 9. März das von russischen Truppen besetzte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja erneut von der Stromversorgung abgetrennt und war auf Notstromaggregate angewiesen. Die Trennung stand im Zusammenhang mit erneuten Raketenschlägen Russlands auf die zivile Infrastruktur der Ukraine. Nach wenigen Stunden wurde die externe Stromversorgung von Saporischschja wiederhergestellt, teilte der staatliche Energieversorger Ukrenerho in sozialen Netzwerken mit.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) ist wegen des erneuten Ausfalls von Saporischschja alarmiert. Es sei bereits das sechste Mal, dass Europas größtes Atomkraftwerk wegen des Krieges auf Notversorgung durch Diesel-Generatoren umstellen müsse, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi in Wien. Es sei höchste Zeit, eine Sicherheitszone rund um das Kraftwerk einzurichten.

Am 11. März jährt sich der Beginn des von einem Tsunami ausgelösten Nuklearunfalls im japanischen Atomkraftwerk Fukushima zum zwölften Mal.

Donnerstag, 9.03.2023, 18:37 Uhr
dpa
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Kernkraft
Rohrriss in französischem Meiler, Notstrom in ukrainischem AKW
Kurz vor dem Jahrestag der Kernschmelzen in Fukushima steht Frankreich vor einer weiteren Abschaltungswelle wegen eines Sicherheitsproblems. Saporischschja hatte ebenfalls Probleme.
(dpa) − Nach dem Feststellen neuer Korrosionsprobleme verzögert sich die Wartung einiger französischer Atomkraftwerke. Die Entdeckung eines großen Risses in einer Rohrleitung eines Reaktors des Atomkraftwerks Penly werde dazu führen, dass andere Kraftwerke für Kontrollen länger abgeschaltet werden müssen, teilte der Vize-Chef der französischen Atomsicherheitsbehörde (ASN) mit, berichtete die Zeitung Le Monde am Abend des 8. März. Das Problem werde aber nicht zu massiven Abschaltungen von Reaktoren führen. 

Wie die ASN bereits am Vortag unter Berufung auf den Betreiber EDF mitgeteilt hatte, hat das Problem Auswirkungen auch auf die Atomkraftwerke Cattenom, Civaux, Chooz B und weitere Reaktoren des Kraftwerks Penly, das in der Normandie am Ärmelkanal gelegen ist. 

Nach ASN-Angaben war im Reaktor 1 in Penly ein Riss in der Nähe einer Schweißnaht in einer Rohrleitung im Sicherheitseinspritzsystem gefunden worden. Der Riss erstreckt sich über 15,5 Zentimeter, das ist etwa ein Viertel des Umfangs der Leitung. Seine maximale Tiefe beträgt 2,3 Zentimeter bei einer Leitungsdicke von 2,7 Zentimetern. Die Sicherheit der Rohrleitung sei damit nicht mehr nachgewiesen, so die ASN.

Der Riss habe keine Auswirkungen auf Personal oder Umwelt gehabt. Er beeinträchtige jedoch die Sicherheitsfunktion, die mit der Kühlung des Reaktors verbunden ist. Aufgrund der potenziellen Folgen und der erhöhten Wahrscheinlichkeit eines Bruchs stuft die ASN das Ereignis für den Reaktor in Penly auf Stufe 2 der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (INES) und für die anderen betroffenen Reaktoren auf Stufe 1 ein. Die Skala reicht von 0 (keine oder sehr geringe sicherheitstechnische Bedeutung) bis 7 (schwerste Freisetzung). 

Im vergangenen Jahr hatten Korrosionsprobleme zum Stillstand etlicher teils in die Jahre gekommener AKW in Frankreich geführt und das Land mitten in der Energiekrise zum verstärkten Import von Strom unter anderem aus Deutschland gezwungen (siehe auch separate Meldung zum deutschen Stromerzeugungsmix 2022). EDF unterzieht von diesem Jahr an alle französischen Kraftwerke einer Sonderkontrolle. Die ASN forderte EDF nun auf, ihre Strategie zu überarbeiten, um die neu festgestellten Probleme zu berücksichtigen.

Die nukleare Lage in der Ukraine

Derweil wurde in der Nacht vom 8. auf den 9. März das von russischen Truppen besetzte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja erneut von der Stromversorgung abgetrennt und war auf Notstromaggregate angewiesen. Die Trennung stand im Zusammenhang mit erneuten Raketenschlägen Russlands auf die zivile Infrastruktur der Ukraine. Nach wenigen Stunden wurde die externe Stromversorgung von Saporischschja wiederhergestellt, teilte der staatliche Energieversorger Ukrenerho in sozialen Netzwerken mit.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) ist wegen des erneuten Ausfalls von Saporischschja alarmiert. Es sei bereits das sechste Mal, dass Europas größtes Atomkraftwerk wegen des Krieges auf Notversorgung durch Diesel-Generatoren umstellen müsse, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi in Wien. Es sei höchste Zeit, eine Sicherheitszone rund um das Kraftwerk einzurichten.

Am 11. März jährt sich der Beginn des von einem Tsunami ausgelösten Nuklearunfalls im japanischen Atomkraftwerk Fukushima zum zwölften Mal.

Donnerstag, 9.03.2023, 18:37 Uhr
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