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Energie & Management > Windkraft Onshore - Robertson:
Bild: Fotolia, John
Windkraft Onshore

Robertson: "Mehr Flächen und schnellere Genehmigungen"

Wie der Windenergieanlagenhersteller Vestas den vorliegenden EEG-Entwurf beurteilt, wollte E&M von Alex Robertson, verantwortlich für den Deutschland-Vertrieb, wissen.
E&M: Herr Robertson, erwarten Sie, dass es mit dem vorliegenden Entwurf für die
EEG-Reform zu einem Aufschwung beim Windkraftausbau in Deutschland kommt?

Robertson: Als Hersteller von Windenergieanlagen sind wir froh, dass das neue EEG ein planbares Ausbauvolumen vorsieht. Deshalb ist das EEG durchaus ein Fortschritt. Das sieht in anderen Ländern ganz anders aus. Für uns heißt das eine durchaus langfristige Planungssicherheit für anstehende Investitionen und die Entwicklungen neuer Produkte. Der Blick darf aber nicht allein auf die künftigen Volumina verkürzt werden.

E&M: Sondern?

Robertson: Wir brauchen ein anderes Marktdesign, vor allem aber mehr Flächen und schnellere Genehmigungen für neue Windenergieanlagen. Ansonsten helfen auch die angehobenen Ausbauvolumina wenig.

E&M: Gehen Sie davon aus, dass der im EEG-Entwurf vorgesehene Bund-Länder-Kooperationsausschuss wirklich mehr und schnell neue Flächen für Windkraft-Standorte schafft und das Genehmigungsprozedere vereinfacht?

Robertson: Gute Frage. Wir hoffen es und sind durchaus optimistisch. Die Rolle des Bund-Länder-Kooperationsausschuss ist im Kabinettsbeschluss auf jeden Fall im Vergleich zum Referentenentwurf gestärkt worden. Der Ausschuss ist wirklich ein interessantes Instrument, mit dem der weitere Windenergieausbau an Land regelmäßig überprüft und gegebenenfalls nachgesteuert werden soll. 

E&M: Haben Sie Signale aus ersten Bundesländern, dass weitere Flächen für die Windkraft an Land ausgewiesen werden sollen?
 
Alex Robertson: "Deutschland bleibt weiterhin ein wichtiger Markt für uns."
Bild: Vestas Deutschland GmbH

Robertson: Leider noch nicht. Nach letzten Veröffentlichungen der Fachagentur Windenergie an Land wird es in diesem Jahr wieder mehr Genehmigungen für neue Windenergieanlagen geben. Eine Leistung zwischen 2.700 und 2.800 Megawatt zeichnet sich nach vorliegenden Prognosen ab. Das ist immer noch zu wenig für die Energiewende und um die nationalen Klimaziele zu erreichen. Um den dafür notwendigen Bruttozubau von rund 4.500 MW zu erreichen, sind angesichts des Zeitverzugs jedes Jahr Genehmigungen für 5.000 bis 6.000 MW Windenergieleistung erforderlich. Dafür ist einfach noch viel zu tun.

E&M: Im EEG-Entwurf fehlen bislang Erleichterungen für das Repowering alter Windturbinen. Was die Hersteller ärgert, da es letztlich um den Verkauf neuer Windturbinen geht. Welche Vorstellungen hat Vestas für eine schnell wirksame Repowering-Strategie?

Robertson: Ich wünsche mir, dass die Bundesländer das Repowering wie beispielsweise in den Niederlanden, viel gezielter und systematischer anpacken, weil es ein großes Ausbaupotenzial gibt. Wir unterstützen die Forderungen nach Erhalt der heutigen Bestandsflächen. Es ist aber notwendig, die planerischen Rahmenbedingungen anzupassen. Es macht weder wirtschaftlich noch für den Klimaschutz Sinn, auf den vorhandenen Flächen wieder kleinere Anlagen der gleichen Baureihe zu errichten. Hinzu kommt, dass diese Anlagentypen schon längst nicht mehr produziert werden. Wir bauen keine Vestas V27-Maschinen mit 225 Kilowatt Leistung mehr.
 
Der Vestas-Konzern sieht Deutschland (das Bild zeigt den Windpark in Kaufbeuren mit Anlagen vom Typ V126) auch künftig als wichtigen Absatzmarkt.
Bild: Vestas Deutchland GmbH

E&M: Wie wichtig ist für den Weltmarktführer Vestas noch der deutsche Windmarkt, auf dem in diesem Jahr allenfalls 320 bis 340 Windturbinen errichtet werden? Auf anderen Märkten kann Ihr Haus weitaus größere Stückzahlen mit wenigen Aufträgen verkaufen.

Robertson: Deutschland bleibt weiterhin ein wichtiger Markt für uns. Wir sind froh, dass wir auch hier mittlerweile Marktführer sind. Auch in diesen schwierigen Zeiten erwirtschafteten wir hierzulande einen nicht unwichtigen Umsatz. Wenn ich an all die Pläne für die Sektorenkopplung und die Herstellung von grünem Wasserstoff denke, dann hat Deutschland einen weitaus höheren Bedarf an Windenergie. Es wird nicht bei den niedrigen Installationszahlen wie 2019 und in diesem Jahr bleiben, da bin ich mir sicher. Wir sind am Anfang der Energiewende, es bleibt noch so viel zu tun. Neben dem Geschäft mit den Neuanlagen ist insbesondere das langfristige Service- und Wartungs-Geschäft angesichts der vielen installierten Vestas-Anlagen wichtig für uns. Die entsprechenden Verträge haben Laufzeiten von bis zu 25 Jahren. Das sichert wichtige Einnahmen.

E&M: Ihr Tipp für den Windkraftausbau hierzulande im Jahr 2021: Welchen Bruttozubau erwarten Sie?

Robertson: Wir gehen auf Basis des Marktstammdatenregisters und den Prognosen der Fachagentur Windenergie an Land von mehr als 2.000 MW brutto aus. Gemessen an den Zielen für den Klimaschutz und dem Ausbau erneuerbarer Energien bis 2030 ist das aber immer noch viel zu wenig. Wir brauchen einfach mehr Flächen und schnellere Genehmigungen.
 

Mittwoch, 18.11.2020, 09:00 Uhr
Ralf Köpke
Energie & Management > Windkraft Onshore - Robertson:
Bild: Fotolia, John
Windkraft Onshore
Robertson: "Mehr Flächen und schnellere Genehmigungen"
Wie der Windenergieanlagenhersteller Vestas den vorliegenden EEG-Entwurf beurteilt, wollte E&M von Alex Robertson, verantwortlich für den Deutschland-Vertrieb, wissen.
E&M: Herr Robertson, erwarten Sie, dass es mit dem vorliegenden Entwurf für die
EEG-Reform zu einem Aufschwung beim Windkraftausbau in Deutschland kommt?

Robertson: Als Hersteller von Windenergieanlagen sind wir froh, dass das neue EEG ein planbares Ausbauvolumen vorsieht. Deshalb ist das EEG durchaus ein Fortschritt. Das sieht in anderen Ländern ganz anders aus. Für uns heißt das eine durchaus langfristige Planungssicherheit für anstehende Investitionen und die Entwicklungen neuer Produkte. Der Blick darf aber nicht allein auf die künftigen Volumina verkürzt werden.

E&M: Sondern?

Robertson: Wir brauchen ein anderes Marktdesign, vor allem aber mehr Flächen und schnellere Genehmigungen für neue Windenergieanlagen. Ansonsten helfen auch die angehobenen Ausbauvolumina wenig.

E&M: Gehen Sie davon aus, dass der im EEG-Entwurf vorgesehene Bund-Länder-Kooperationsausschuss wirklich mehr und schnell neue Flächen für Windkraft-Standorte schafft und das Genehmigungsprozedere vereinfacht?

Robertson: Gute Frage. Wir hoffen es und sind durchaus optimistisch. Die Rolle des Bund-Länder-Kooperationsausschuss ist im Kabinettsbeschluss auf jeden Fall im Vergleich zum Referentenentwurf gestärkt worden. Der Ausschuss ist wirklich ein interessantes Instrument, mit dem der weitere Windenergieausbau an Land regelmäßig überprüft und gegebenenfalls nachgesteuert werden soll. 

E&M: Haben Sie Signale aus ersten Bundesländern, dass weitere Flächen für die Windkraft an Land ausgewiesen werden sollen?
 
Alex Robertson: "Deutschland bleibt weiterhin ein wichtiger Markt für uns."
Bild: Vestas Deutschland GmbH

Robertson: Leider noch nicht. Nach letzten Veröffentlichungen der Fachagentur Windenergie an Land wird es in diesem Jahr wieder mehr Genehmigungen für neue Windenergieanlagen geben. Eine Leistung zwischen 2.700 und 2.800 Megawatt zeichnet sich nach vorliegenden Prognosen ab. Das ist immer noch zu wenig für die Energiewende und um die nationalen Klimaziele zu erreichen. Um den dafür notwendigen Bruttozubau von rund 4.500 MW zu erreichen, sind angesichts des Zeitverzugs jedes Jahr Genehmigungen für 5.000 bis 6.000 MW Windenergieleistung erforderlich. Dafür ist einfach noch viel zu tun.

E&M: Im EEG-Entwurf fehlen bislang Erleichterungen für das Repowering alter Windturbinen. Was die Hersteller ärgert, da es letztlich um den Verkauf neuer Windturbinen geht. Welche Vorstellungen hat Vestas für eine schnell wirksame Repowering-Strategie?

Robertson: Ich wünsche mir, dass die Bundesländer das Repowering wie beispielsweise in den Niederlanden, viel gezielter und systematischer anpacken, weil es ein großes Ausbaupotenzial gibt. Wir unterstützen die Forderungen nach Erhalt der heutigen Bestandsflächen. Es ist aber notwendig, die planerischen Rahmenbedingungen anzupassen. Es macht weder wirtschaftlich noch für den Klimaschutz Sinn, auf den vorhandenen Flächen wieder kleinere Anlagen der gleichen Baureihe zu errichten. Hinzu kommt, dass diese Anlagentypen schon längst nicht mehr produziert werden. Wir bauen keine Vestas V27-Maschinen mit 225 Kilowatt Leistung mehr.
 
Der Vestas-Konzern sieht Deutschland (das Bild zeigt den Windpark in Kaufbeuren mit Anlagen vom Typ V126) auch künftig als wichtigen Absatzmarkt.
Bild: Vestas Deutchland GmbH

E&M: Wie wichtig ist für den Weltmarktführer Vestas noch der deutsche Windmarkt, auf dem in diesem Jahr allenfalls 320 bis 340 Windturbinen errichtet werden? Auf anderen Märkten kann Ihr Haus weitaus größere Stückzahlen mit wenigen Aufträgen verkaufen.

Robertson: Deutschland bleibt weiterhin ein wichtiger Markt für uns. Wir sind froh, dass wir auch hier mittlerweile Marktführer sind. Auch in diesen schwierigen Zeiten erwirtschafteten wir hierzulande einen nicht unwichtigen Umsatz. Wenn ich an all die Pläne für die Sektorenkopplung und die Herstellung von grünem Wasserstoff denke, dann hat Deutschland einen weitaus höheren Bedarf an Windenergie. Es wird nicht bei den niedrigen Installationszahlen wie 2019 und in diesem Jahr bleiben, da bin ich mir sicher. Wir sind am Anfang der Energiewende, es bleibt noch so viel zu tun. Neben dem Geschäft mit den Neuanlagen ist insbesondere das langfristige Service- und Wartungs-Geschäft angesichts der vielen installierten Vestas-Anlagen wichtig für uns. Die entsprechenden Verträge haben Laufzeiten von bis zu 25 Jahren. Das sichert wichtige Einnahmen.

E&M: Ihr Tipp für den Windkraftausbau hierzulande im Jahr 2021: Welchen Bruttozubau erwarten Sie?

Robertson: Wir gehen auf Basis des Marktstammdatenregisters und den Prognosen der Fachagentur Windenergie an Land von mehr als 2.000 MW brutto aus. Gemessen an den Zielen für den Klimaschutz und dem Ausbau erneuerbarer Energien bis 2030 ist das aber immer noch viel zu wenig. Wir brauchen einfach mehr Flächen und schnellere Genehmigungen.
 

Mittwoch, 18.11.2020, 09:00 Uhr
Ralf Köpke

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