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Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe

"Richtige Entscheidung, in den Ökostromvertrieb einzusteigen"

Wie die Berliner Gasag mehr grüne Strom- und Gaskunden gewinnt, erläutert Vertriebsvorstand Matthias Trunk im Gespräch mit E&M.
E&M: Herr Trunk, für das vergangene Geschäftsjahr hatten Sie für das Ökostromsegment den Sprung über die 200.000-Kunden-Grenze prognostiziert. Es sind 199.098 private Grünstrombezieher geworden. Dennoch zufrieden?
Trunk: Und wie. Denn wir hatten im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie für einige Monate nicht nur unsere Kundenzentren geschlossen, sondern haben auch den Direktvertrieb deutlich zurückgefahren. Das heißt, wir hatten für uns wichtige Vertriebskanäle gekappt. Deshalb ist das Plus von gut 27.000 Neukunden im Vergleich zum Vorjahr umso mehr als Erfolg zu werten.

E&M: Der größte Stromanbieter ist die Gasag damit immer noch nicht in Berlin, oder?

Trunk: Aber der größte Ökostromanbieter. In unserer letzten Werbekampagne haben wir uns auch so in der Hauptstadt präsentiert.

E&M: Für das laufende Jahr rechnet die Gasag im Saldo mit einem kleineren Plus von 20.000 neuen Ökostromkunden. Warum?

„15 Prozent Biomethan für Berlin setzt bundesweite Maßstäbe“

Trunk: Die Zahl ist das Ergebnis eines Strategieschwenks. Zum einen wollen wir uns stärker auf unsere Heimatmärkte Berlin und Brandenburg konzentrieren, das heißt, wir fahren unsere Aktivitäten beim bundesweiten Vertriebsgeschäft zurück. Als zweite strategische Leitplanke werden wir uns deutlich mehr um grüne Gasprodukte kümmern, weil wir darin ein Wachstumsfeld sehen. Für die Hälfte der CO2-Emissionen, die in Berlin anfallen, ist der Wärmebereich verantwortlich. Wenn wir mehr Klimaschutz wollen, dann geht das in Berlin nur mit deutlich mehr grünen Gasen. Das schaffen wir beispielsweise mit dem im letzten Jahr gewonnenen Stadtvertrag. Wir liefern dem Land Berlin weitere drei Jahre Erdgas mit einem Anteil von über 15 Prozent Biomethan. Damit spart Berlin rund 30.000 Tonnen CO2 ein und setzt bundesweit Maßstäbe.
 
Matthias Trunk: „Wir wollen uns stärker auf unsere Heimatmärkte Berlin und Brandenburg konzentrieren“
Foto: Gasag

E&M: Grüner Strom und grünes Gas lassen sich gut zusammen als klimaneutrales Angebot vermarkten. Denkt die Gasag in diese Richtung?

Trunk: Wir haben ja nicht nur die politischen Vorgaben, sondern sehen auch den zunehmenden Wunsch der Verbraucher, mehr für den Klimaschutz machen zu wollen. Deshalb bieten wir seit diesem April ein grünes Gasprodukt für Privatkunden an, nämlich die Klima-Pro-Option. Mit diesem Angebot stellen wir den Kunden über Zertifikate klimaneutral. Außerdem beraten wir kleine und mittelständische Unternehmen dabei, wie sie ein klimaneutrales Unternehmen werden und ihren CO2-Fußabdruck reduzieren können.

E&M: Ist die Gasag damit auf dem Weg zu einem grünen Gasversorger? Nehmen die Kunden Ihnen diesen Wechsel ab?

Trunk: Auf jeden Fall. Wir haben bislang kaum Werbung für dieses neue Produkt gemacht. Wir sind begeistert, dass dennoch jeder vierte Gaskunde die Klima-Pro-Option wählt. Bis Jahresende, so unser Ziel, wollen wir, dass 20 bis 30 Prozent unserer Kunden sich für das Grüngasangebot entscheiden.

E&M: Was soll es außer Strom und Gas in dem klimaneutralen Paket der Gasag geben?

Trunk: Wir haben erkannt, dass wir bei den Dienstleistungen für Privatkunden eine Lücke haben. Wir bieten seit geraumer Zeit mit einem Partner solare Dachanlagen plus Speicher an. Da die Vertragszahlen hinter unseren Erwartungen zurückgeblieben sind, werden wir ab Sommer dieses Vertriebsgeschäft in die eigene Hand nehmen. Wenn das gut läuft, wollen wir auch Ladelösungen selbst anbieten.

E&M: Arbeitet die Gasag an weiteren Produktneuheiten?

Trunk: Wir wollen ab dem dritten Quartal ein weiteres Wasserstoffprodukt offerieren. Mein persönlicher Arbeitstitel dafür lautet ‚1, 10, 100‘, was für ein Prozent Wasserstoff, zehn Prozent Biomethan und 100 Prozent Klimaneutralität steht. Das wird unser Premiumprodukt unter den grünen Gasen werden. Ich bin gespannt auf die Reaktion unserer Kunden.

E&M: Inwieweit setzt die Gasag weiterhin auf das Cross Selling, um neue Ökostromkunden zu gewinnen?

Trunk: Wir sind mittlerweile bei einer Quote von rund 20 Prozent angekommen, also 20 Prozent unserer Gaskunden beziehen auch Ökostrom von uns. Da wir uns nun verstärkt auf den Heimatmarkt konzentrieren, wird diese Quote sicherlich steigen. Eine konkrete Steigerungsrate haben wir uns nicht gesetzt. Da wir unter anderem unseren Direktvertrieb optimieren, gehe ich aber davon aus, dass es uns gelingen wird, die Cross-Selling-Quote spürbar auszubauen.

E&M: Die ersten Energieversorger wie die Aachener Stadtwerke oder die EWE haben sich klare Zielmarken gesetzt, wann sie für ihr Unternehmen die Klimaneutralität erreicht haben wollen. Wie sieht es bei der Gasag aus?

Trunk: Wir haben uns schon 2019 das Ziel einer klimaneutralen Zukunft gesetzt und uns beim Zeitraum an politischen Vorgaben orientiert. Doch das reicht nicht aus. Wir arbeiten aktuell an einer Klima-Roadmap. Dabei geht es uns nicht nur darum, unsere eigenen CO2-Emissionen zu minimieren, sondern auch die Emissionen unserer Kunden auf null zu bringen. Wir haben 20 bis 30 Maßnahmen im Blick, die wir anpacken werden. Bald werden wir mehr darüber berichten.

E&M: Bei dieser Roadmap kommt die Gasag wohl auf keinen Fall am Ausbau ihres Ökostromgeschäfts vorbei, oder?

Trunk: Ökostrom eröffnet uns neue Geschäftsmöglichkeiten bei der Mobilität oder bei Quartierslösungen. Es war die richtige Entscheidung, dass wir vor einigen Jahren in den Stromvertrieb eingestiegen sind.
 

Mittwoch, 21.07.2021, 09:05 Uhr
Ralf Köpke
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe -
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Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe
"Richtige Entscheidung, in den Ökostromvertrieb einzusteigen"
Wie die Berliner Gasag mehr grüne Strom- und Gaskunden gewinnt, erläutert Vertriebsvorstand Matthias Trunk im Gespräch mit E&M.
E&M: Herr Trunk, für das vergangene Geschäftsjahr hatten Sie für das Ökostromsegment den Sprung über die 200.000-Kunden-Grenze prognostiziert. Es sind 199.098 private Grünstrombezieher geworden. Dennoch zufrieden?
Trunk: Und wie. Denn wir hatten im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie für einige Monate nicht nur unsere Kundenzentren geschlossen, sondern haben auch den Direktvertrieb deutlich zurückgefahren. Das heißt, wir hatten für uns wichtige Vertriebskanäle gekappt. Deshalb ist das Plus von gut 27.000 Neukunden im Vergleich zum Vorjahr umso mehr als Erfolg zu werten.

E&M: Der größte Stromanbieter ist die Gasag damit immer noch nicht in Berlin, oder?

Trunk: Aber der größte Ökostromanbieter. In unserer letzten Werbekampagne haben wir uns auch so in der Hauptstadt präsentiert.

E&M: Für das laufende Jahr rechnet die Gasag im Saldo mit einem kleineren Plus von 20.000 neuen Ökostromkunden. Warum?

„15 Prozent Biomethan für Berlin setzt bundesweite Maßstäbe“

Trunk: Die Zahl ist das Ergebnis eines Strategieschwenks. Zum einen wollen wir uns stärker auf unsere Heimatmärkte Berlin und Brandenburg konzentrieren, das heißt, wir fahren unsere Aktivitäten beim bundesweiten Vertriebsgeschäft zurück. Als zweite strategische Leitplanke werden wir uns deutlich mehr um grüne Gasprodukte kümmern, weil wir darin ein Wachstumsfeld sehen. Für die Hälfte der CO2-Emissionen, die in Berlin anfallen, ist der Wärmebereich verantwortlich. Wenn wir mehr Klimaschutz wollen, dann geht das in Berlin nur mit deutlich mehr grünen Gasen. Das schaffen wir beispielsweise mit dem im letzten Jahr gewonnenen Stadtvertrag. Wir liefern dem Land Berlin weitere drei Jahre Erdgas mit einem Anteil von über 15 Prozent Biomethan. Damit spart Berlin rund 30.000 Tonnen CO2 ein und setzt bundesweit Maßstäbe.
 
Matthias Trunk: „Wir wollen uns stärker auf unsere Heimatmärkte Berlin und Brandenburg konzentrieren“
Foto: Gasag

E&M: Grüner Strom und grünes Gas lassen sich gut zusammen als klimaneutrales Angebot vermarkten. Denkt die Gasag in diese Richtung?

Trunk: Wir haben ja nicht nur die politischen Vorgaben, sondern sehen auch den zunehmenden Wunsch der Verbraucher, mehr für den Klimaschutz machen zu wollen. Deshalb bieten wir seit diesem April ein grünes Gasprodukt für Privatkunden an, nämlich die Klima-Pro-Option. Mit diesem Angebot stellen wir den Kunden über Zertifikate klimaneutral. Außerdem beraten wir kleine und mittelständische Unternehmen dabei, wie sie ein klimaneutrales Unternehmen werden und ihren CO2-Fußabdruck reduzieren können.

E&M: Ist die Gasag damit auf dem Weg zu einem grünen Gasversorger? Nehmen die Kunden Ihnen diesen Wechsel ab?

Trunk: Auf jeden Fall. Wir haben bislang kaum Werbung für dieses neue Produkt gemacht. Wir sind begeistert, dass dennoch jeder vierte Gaskunde die Klima-Pro-Option wählt. Bis Jahresende, so unser Ziel, wollen wir, dass 20 bis 30 Prozent unserer Kunden sich für das Grüngasangebot entscheiden.

E&M: Was soll es außer Strom und Gas in dem klimaneutralen Paket der Gasag geben?

Trunk: Wir haben erkannt, dass wir bei den Dienstleistungen für Privatkunden eine Lücke haben. Wir bieten seit geraumer Zeit mit einem Partner solare Dachanlagen plus Speicher an. Da die Vertragszahlen hinter unseren Erwartungen zurückgeblieben sind, werden wir ab Sommer dieses Vertriebsgeschäft in die eigene Hand nehmen. Wenn das gut läuft, wollen wir auch Ladelösungen selbst anbieten.

E&M: Arbeitet die Gasag an weiteren Produktneuheiten?

Trunk: Wir wollen ab dem dritten Quartal ein weiteres Wasserstoffprodukt offerieren. Mein persönlicher Arbeitstitel dafür lautet ‚1, 10, 100‘, was für ein Prozent Wasserstoff, zehn Prozent Biomethan und 100 Prozent Klimaneutralität steht. Das wird unser Premiumprodukt unter den grünen Gasen werden. Ich bin gespannt auf die Reaktion unserer Kunden.

E&M: Inwieweit setzt die Gasag weiterhin auf das Cross Selling, um neue Ökostromkunden zu gewinnen?

Trunk: Wir sind mittlerweile bei einer Quote von rund 20 Prozent angekommen, also 20 Prozent unserer Gaskunden beziehen auch Ökostrom von uns. Da wir uns nun verstärkt auf den Heimatmarkt konzentrieren, wird diese Quote sicherlich steigen. Eine konkrete Steigerungsrate haben wir uns nicht gesetzt. Da wir unter anderem unseren Direktvertrieb optimieren, gehe ich aber davon aus, dass es uns gelingen wird, die Cross-Selling-Quote spürbar auszubauen.

E&M: Die ersten Energieversorger wie die Aachener Stadtwerke oder die EWE haben sich klare Zielmarken gesetzt, wann sie für ihr Unternehmen die Klimaneutralität erreicht haben wollen. Wie sieht es bei der Gasag aus?

Trunk: Wir haben uns schon 2019 das Ziel einer klimaneutralen Zukunft gesetzt und uns beim Zeitraum an politischen Vorgaben orientiert. Doch das reicht nicht aus. Wir arbeiten aktuell an einer Klima-Roadmap. Dabei geht es uns nicht nur darum, unsere eigenen CO2-Emissionen zu minimieren, sondern auch die Emissionen unserer Kunden auf null zu bringen. Wir haben 20 bis 30 Maßnahmen im Blick, die wir anpacken werden. Bald werden wir mehr darüber berichten.

E&M: Bei dieser Roadmap kommt die Gasag wohl auf keinen Fall am Ausbau ihres Ökostromgeschäfts vorbei, oder?

Trunk: Ökostrom eröffnet uns neue Geschäftsmöglichkeiten bei der Mobilität oder bei Quartierslösungen. Es war die richtige Entscheidung, dass wir vor einigen Jahren in den Stromvertrieb eingestiegen sind.
 

Mittwoch, 21.07.2021, 09:05 Uhr
Ralf Köpke

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