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Energie & Management > Bilanz - Rekordinvestitionen in die Netzinfrastruktur
Quelle: Kurhan / Fotolia
Bilanz

Rekordinvestitionen in die Netzinfrastruktur

Trotz der angespannten Lage auf den Energiemärkten war die Versorgungssicherheit in diesem Winter nie gefährdet. Das teilte 50 Hertz im Rahmen seiner Bilanzpressekonferenz mit.
Neben den von der Bundesregierung eingeleiteten Maßnahmen und den milden Temperaturen trugen Windkraft, Photovoltaik und Biomasse entscheidend zur System- und Versorgungssicherheit bei, wie 50 Hertz in Berlin bekanntgab. Danach hatten die erneuerbaren Energien im eigenen Netzgebiet einen Anteil von 65 Prozent am Stromverbrauch – ein neuer Höchstwert. Zusätzlich wirkten die Erneuerbaren preisdämpfend, indem sie an Tagen mit hoher Wind- und Solarstromeinspeisung die hohen Börsenstrompreise nach unten drückten.

Insgesamt gab es im Verantwortungsbereich von 50 Hertz im vergangenen Jahr einen Zubau bei Erneuerbare-Energien-Anlagen in Höhe von 2.500 MW, davon mehr als 1.800 MW Photovoltaik und 700 MW Windkraft an Land. Insgesamt ist im Osten Deutschlands und Hamburg inzwischen eine Erneuerbaren-Leistung von über 40.000 MW installiert. "Wir sehen bei der Photovoltaik einen deutlichen Aufwärtstrend und rechnen damit, dass durch den Netzanschluss großer Freiflächenanlagen, aber auch durch den Boom bei privaten Dachanlagen der Zubau in diesem und in den kommenden Jahren noch deutlich zunehmen wird", sagte Stefan Kapferer, der Vorsitzende der Geschäftsführung. Dagegen nehme der Ausbau der Windenergie an Land nur langsam Fahrt auf. 

250 Kilometer Höchstspannungsleitungen im Bau

Beim Netzausbau sieht 50 Hertz deutliche Fortschritte, da jetzt immer mehr Projekte aus den langen Genehmigungsverfahren in die Umsetzungsphase kommen. Derzeit baut oder verstärkt das Unternehmen Freileitungen und Erdkabel auf einer Länge von rund 250 Kilometern und hat über 600 Kilometer Leitungen in Betrieb genommen, die im Energieleitungsausbaugesetz (EnLAG) und im Bundesbedarfsplangesetz (BBPlG) bestätigt wurden. "Aber ganz klar: Ebenso wie der Ausbau der Erneuerbaren muss der Netzausbau schneller vorankommen, um Netzengpässe zu beseitigen und die Kosten für das Engpassmanagement zu reduzieren", betonte Kapferer.

Vereinfachungen in den Genehmigungsverfahren seien ein erster wichtiger Schritt, aber auch die personelle und technische Ausstattung der zuständigen Behörden, insbesondere auf Kommunal- und Landesebene, müsse besser werden. Derzeit befinden sich bei dem Übertragungsnetzbetreiber 1.700 Leitungskilometer in Genehmigungsverfahren.

Zusätzlich will 50 Hertz die gesamte Netzinfrastruktur stärken, um mehr erneuerbare Energien aus den angeschlossenen Verteilnetzen aufzunehmen und das Netz stabil halten zu können. Dazu gehört auch die Installation von Phasenschiebern zur Steuerung von Stromflüssen und von Blindleistungskompensationsanlagen zur Spannungshaltung in zahlreichen Umspannwerken.

In Schwung kommt nach einigen Jahren der Flaute der Ausbau der Windkraft-Kapazitäten auf dem Meer, wie es bei der Bilanzpressekonferenz weiter hieß. Die Bundesregierung habe die Ausbauziele im Wind-auf-See-Gesetz angehoben und die entsprechend notwendigen Flächen im Flächenentwicklungsplan für Nord- und Ostsee ausgewiesen. Bis Anfang der 2030er Jahre sollen Offshore-Windparks in der Ostsee mit einer Gesamtleistung von fast 5.000 MW angeschlossen werden. Derzeit speisen vier Ostsee-Windparks mit einer Gesamtleistung von mehr als 1.000 MW ihren Strom über 50-Hertz-Netzanbindungen ein.

Unter anderem über ein Stromdrehkreuz im Raum Heide in Schleswig-Holstein und die Gleichstromverbindung Nordostlink will 50 Hertz sich auch an der Erschließung der Offshore-Kapazitäten in der Nordsee beteiligen. 

Netzdienliche Einbindung von Verbrauchern nötig

Neben dem Ausbau der Stromnetzinfrastruktur an Land und auf See ist für den Übertragunsnetzbetreiber die Weiterentwicklung des Strommarktdesigns ein drängendes Thema. Kapferer: "Um die Versorgungssicherheit und Netzstabilität in den kommenden Jahren aufrechtzuerhalten, braucht es auf Erzeugungsseite ausreichend Backup-Kapazitäten und auf Verbrauchsseite die netzdienliche Einbindung von Wärmepumpen, Elektrofahrzeugen oder dezentralen Speichersystemen." Der Markt benötige verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen in regelbare neue Kraftwerke und Flexibilitäten.

50 Hertz hat bei den Investitionen mit 1,086 Milliarden Euro erstmals die Milliardengrenze überschritten. In den Jahren 2023 bis 2027 ist geplant, 8,7 Milliarden Euro in Strom-Freileitungen, Land- und Seekabel sowie Umspannwerke zu investieren. Mehr als doppelt so viel wie im zurückliegenden Fünfjahres-Zeitraum. "Diese Steigerung werden wir nachhaltig absichern. Über die Hälfte des Volumens sind Fremdfinanzierungen, vor allem über den Kapitalmarkt, aber auch über andere Instrumente", erklärte dazu Finanzgeschäftsführer Marco Nix. Zugleich forderte Nix regulatorische Anpassungen bei der Eigenkapitalverzinsung.

2022 erzielte 50 Hertz ein Jahresergebnis in Höhe von 236 Millionen Euro (Vorjahr 165 Millionen Euro), das maßgeblich durch einmalige Zinseffekte in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe geprägt ist. Anteilseigner von 50 Hertz sind die börsennotierte belgische Holding Elia Group (80 Prozent) und die KfW Bankengruppe (20 Prozent). 

Montag, 6.03.2023, 15:32 Uhr
Günter Drewnitzky
Energie & Management > Bilanz - Rekordinvestitionen in die Netzinfrastruktur
Quelle: Kurhan / Fotolia
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Rekordinvestitionen in die Netzinfrastruktur
Trotz der angespannten Lage auf den Energiemärkten war die Versorgungssicherheit in diesem Winter nie gefährdet. Das teilte 50 Hertz im Rahmen seiner Bilanzpressekonferenz mit.
Neben den von der Bundesregierung eingeleiteten Maßnahmen und den milden Temperaturen trugen Windkraft, Photovoltaik und Biomasse entscheidend zur System- und Versorgungssicherheit bei, wie 50 Hertz in Berlin bekanntgab. Danach hatten die erneuerbaren Energien im eigenen Netzgebiet einen Anteil von 65 Prozent am Stromverbrauch – ein neuer Höchstwert. Zusätzlich wirkten die Erneuerbaren preisdämpfend, indem sie an Tagen mit hoher Wind- und Solarstromeinspeisung die hohen Börsenstrompreise nach unten drückten.

Insgesamt gab es im Verantwortungsbereich von 50 Hertz im vergangenen Jahr einen Zubau bei Erneuerbare-Energien-Anlagen in Höhe von 2.500 MW, davon mehr als 1.800 MW Photovoltaik und 700 MW Windkraft an Land. Insgesamt ist im Osten Deutschlands und Hamburg inzwischen eine Erneuerbaren-Leistung von über 40.000 MW installiert. "Wir sehen bei der Photovoltaik einen deutlichen Aufwärtstrend und rechnen damit, dass durch den Netzanschluss großer Freiflächenanlagen, aber auch durch den Boom bei privaten Dachanlagen der Zubau in diesem und in den kommenden Jahren noch deutlich zunehmen wird", sagte Stefan Kapferer, der Vorsitzende der Geschäftsführung. Dagegen nehme der Ausbau der Windenergie an Land nur langsam Fahrt auf. 

250 Kilometer Höchstspannungsleitungen im Bau

Beim Netzausbau sieht 50 Hertz deutliche Fortschritte, da jetzt immer mehr Projekte aus den langen Genehmigungsverfahren in die Umsetzungsphase kommen. Derzeit baut oder verstärkt das Unternehmen Freileitungen und Erdkabel auf einer Länge von rund 250 Kilometern und hat über 600 Kilometer Leitungen in Betrieb genommen, die im Energieleitungsausbaugesetz (EnLAG) und im Bundesbedarfsplangesetz (BBPlG) bestätigt wurden. "Aber ganz klar: Ebenso wie der Ausbau der Erneuerbaren muss der Netzausbau schneller vorankommen, um Netzengpässe zu beseitigen und die Kosten für das Engpassmanagement zu reduzieren", betonte Kapferer.

Vereinfachungen in den Genehmigungsverfahren seien ein erster wichtiger Schritt, aber auch die personelle und technische Ausstattung der zuständigen Behörden, insbesondere auf Kommunal- und Landesebene, müsse besser werden. Derzeit befinden sich bei dem Übertragungsnetzbetreiber 1.700 Leitungskilometer in Genehmigungsverfahren.

Zusätzlich will 50 Hertz die gesamte Netzinfrastruktur stärken, um mehr erneuerbare Energien aus den angeschlossenen Verteilnetzen aufzunehmen und das Netz stabil halten zu können. Dazu gehört auch die Installation von Phasenschiebern zur Steuerung von Stromflüssen und von Blindleistungskompensationsanlagen zur Spannungshaltung in zahlreichen Umspannwerken.

In Schwung kommt nach einigen Jahren der Flaute der Ausbau der Windkraft-Kapazitäten auf dem Meer, wie es bei der Bilanzpressekonferenz weiter hieß. Die Bundesregierung habe die Ausbauziele im Wind-auf-See-Gesetz angehoben und die entsprechend notwendigen Flächen im Flächenentwicklungsplan für Nord- und Ostsee ausgewiesen. Bis Anfang der 2030er Jahre sollen Offshore-Windparks in der Ostsee mit einer Gesamtleistung von fast 5.000 MW angeschlossen werden. Derzeit speisen vier Ostsee-Windparks mit einer Gesamtleistung von mehr als 1.000 MW ihren Strom über 50-Hertz-Netzanbindungen ein.

Unter anderem über ein Stromdrehkreuz im Raum Heide in Schleswig-Holstein und die Gleichstromverbindung Nordostlink will 50 Hertz sich auch an der Erschließung der Offshore-Kapazitäten in der Nordsee beteiligen. 

Netzdienliche Einbindung von Verbrauchern nötig

Neben dem Ausbau der Stromnetzinfrastruktur an Land und auf See ist für den Übertragunsnetzbetreiber die Weiterentwicklung des Strommarktdesigns ein drängendes Thema. Kapferer: "Um die Versorgungssicherheit und Netzstabilität in den kommenden Jahren aufrechtzuerhalten, braucht es auf Erzeugungsseite ausreichend Backup-Kapazitäten und auf Verbrauchsseite die netzdienliche Einbindung von Wärmepumpen, Elektrofahrzeugen oder dezentralen Speichersystemen." Der Markt benötige verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen in regelbare neue Kraftwerke und Flexibilitäten.

50 Hertz hat bei den Investitionen mit 1,086 Milliarden Euro erstmals die Milliardengrenze überschritten. In den Jahren 2023 bis 2027 ist geplant, 8,7 Milliarden Euro in Strom-Freileitungen, Land- und Seekabel sowie Umspannwerke zu investieren. Mehr als doppelt so viel wie im zurückliegenden Fünfjahres-Zeitraum. "Diese Steigerung werden wir nachhaltig absichern. Über die Hälfte des Volumens sind Fremdfinanzierungen, vor allem über den Kapitalmarkt, aber auch über andere Instrumente", erklärte dazu Finanzgeschäftsführer Marco Nix. Zugleich forderte Nix regulatorische Anpassungen bei der Eigenkapitalverzinsung.

2022 erzielte 50 Hertz ein Jahresergebnis in Höhe von 236 Millionen Euro (Vorjahr 165 Millionen Euro), das maßgeblich durch einmalige Zinseffekte in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe geprägt ist. Anteilseigner von 50 Hertz sind die börsennotierte belgische Holding Elia Group (80 Prozent) und die KfW Bankengruppe (20 Prozent). 

Montag, 6.03.2023, 15:32 Uhr
Günter Drewnitzky

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