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Windkraft Offshore

"Reine Lotterie statt wettbewerblichen Verfahrens"

Die durchgängig förderfreie Vergabe von knapp einem Gigawatt Offshore-Windkraft ist von Branchenverbänden mit Freude aufgenommen worden. Am Losverfahren kam indes Kritik auf.
Mit Freude, Kritik und Wiederholung von Forderungen haben Verbände der Energiebranche auf die durchgehend förderfreie Vergabe deutscher Offshore-Windparkflächen im September reagiert. Dies geht aus mehreren Mitteilungen von Betroffenen hervor. Bei zwei der drei Flächen und 75 % der darauf zu errichtenden Windkraftleistung, nämlich für insgesamt 733 MW, kamen jeweils der EDF-Konzern und der RWE-Konzern erst nach einem Losentscheid zum Zug, da Wettbewerber ebenfalls null Cent pro kWh geboten hatten.

Daran entzündet sich jetzt die Kritik: "Das Losverfahren ist kein sinnvolles regulatorisches Zuteilungssystem, weil es die wettbewerbliche Vergabe in eine reine Lotterie verwandelt", rügte Stefan Thimm, Geschäftsführer des Bundesverbands der Windparkbetreiber Offshore (BWO). Die schwarz-rote Bundesregierung habe es bei der Reform des Ausschreibungsdesigns versäumt, Differenzverträge (Contracts for Difference, CFD) einzuführen. "Diese haben sich in anderen Ländern bereits bewährt und würden die Lotterie von vornherein ausschließen." Thimm macht mit CFD bis zu 30 % geringere Stromerzeugungs-Kosten geltend.

Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft, erklärte das Losverfahren erneut als "für die Branche nicht tragbar" und plädierte ebenfalls für CFD "in Form der symmetrischen Marktprämie" als Ersatz. Prinzipiell zeigten die Ergebnisse aber, dass Ausschreibungen ein Instrument für kosteneffizienten Erneuerbaren-Ausbau sei. Das Vergabedesign soll nach bisheriger Rechtslage 2023 evaluiert werden.

Verstetigen, entzerren, redesignen, ausbauen

Karina Würtz, Geschäftsführerin der Stiftung Offshore Windenergie, verlangte allgemein ein "zukunftsfähiges Marktdesign, um eine Entscheidung per Los­verfahren künftig im besten Fall vermeiden zu können“.

Andreae empfahl eine "Entzerrung" der ausgeschriebenen Kapazität. Für die Dekade 2030 bis 2040 seien mindestens 2.000 MW Zubau pro Jahr anzustreben, erklärte sie und verlangte höhere Ausbauziele, mehr Ausschreibungsfläche und verstärkte Ko-Nutzung von Nord- und Ostseeflächen.

Matthias Zelinger, Geschäftsführer des Anlagenbauer-Verbandes VDMA Power Systems, forderte ebenfalls eine Verstetigung bis 2030, darüber hinaus schon für 2030 bis 2040 eine Prüfung der bisherigen Ausbauziele sowie neue Landmarken für 2045 und 2050. Konkrete Zahlen nannte auch er nicht.

Der Status quo bei Offshore

Deutschland will seit 2020 seine installierte Offshore-Kapazität bis 2030 auf 20.000 MW und bis 2040 auf 40.000 MW erhöhen. 7.770 MW sind am Netz, in diesem Jahr kommt erstmals nach zehn Jahren nichts hinzu, und der Ausbau geht erst nächstes Jahr weiter, wenn der erste Zuschlag von 2017 fertig wird: der RWE-Windpark Kaskasi mit 342 MW. Andreae erinnerte daran, dass dies an den ausbleibenden Sonderausschreibungen für verfügbare Netzanbindungs-Kapazitäten liege, die der BDEW 2018 gefordert hatte. 2022 werden weitere 930 MW vergeben: für eine einzige Nordseefläche namens N7.2.

Die Habenseite

Auf der Habenseite sieht der BDEW das Ausschreibungsergebnis als "Start für einen notwendigen ambitionierten Ausbau". Der VDMA nannte es „beachtlich", es dürfe nur nicht über die "massive Ausbaulücke" hinwegtäuschen. Für die Stiftung Offshore Windenergie zeigen die Null-Cent-Zuschläge, dass Offshore-Windenergie in Deutschland "ein Schlüsselfaktor für eine gleichermaßen nachhaltige wie kostenverträgliche Antwort auf die Klima­krise" sei. Sie seien "in jeder Hinsicht ein starkes Signal, auch wenn dies zukünftig sicherlich nicht für alle auszuschreibenden Flächen und Bedingungen wird gelten können". Für den BWO "nimmt der Ausbau der Offshore-Windenergie in Deutschland endlich wieder Fahrt auf. Das ist nach der langen Pause ein sehr wichtiger Impuls für die Branche“.

Was es mit Eintrittsrechten auf sich hat

Fun Fact: Während RWE über seinen Projektentwicklungs-Partner Northland Power Eintrittsrechte in die von EDF erworbene Nordsee-Fläche N-3.8 für eine Leistung von 433 MW hat, darf Iberdrola bis zum 2. November in die von RWE erworbene Ostseefläche O3.1 eintreten. Mit der Änderung des Vergabedesigns für die 2017er-Ausschreibung mussten bisherige Rechteinhaber ihre Rechte zunächst an den Staat zurückgeben und bekamen als dafür Eintrittsrechte für die Auktion. Diese verfallen am 3. November.

Freitag, 10.09.2021, 16:15 Uhr
Georg Eble
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Windkraft Offshore
"Reine Lotterie statt wettbewerblichen Verfahrens"
Die durchgängig förderfreie Vergabe von knapp einem Gigawatt Offshore-Windkraft ist von Branchenverbänden mit Freude aufgenommen worden. Am Losverfahren kam indes Kritik auf.
Mit Freude, Kritik und Wiederholung von Forderungen haben Verbände der Energiebranche auf die durchgehend förderfreie Vergabe deutscher Offshore-Windparkflächen im September reagiert. Dies geht aus mehreren Mitteilungen von Betroffenen hervor. Bei zwei der drei Flächen und 75 % der darauf zu errichtenden Windkraftleistung, nämlich für insgesamt 733 MW, kamen jeweils der EDF-Konzern und der RWE-Konzern erst nach einem Losentscheid zum Zug, da Wettbewerber ebenfalls null Cent pro kWh geboten hatten.

Daran entzündet sich jetzt die Kritik: "Das Losverfahren ist kein sinnvolles regulatorisches Zuteilungssystem, weil es die wettbewerbliche Vergabe in eine reine Lotterie verwandelt", rügte Stefan Thimm, Geschäftsführer des Bundesverbands der Windparkbetreiber Offshore (BWO). Die schwarz-rote Bundesregierung habe es bei der Reform des Ausschreibungsdesigns versäumt, Differenzverträge (Contracts for Difference, CFD) einzuführen. "Diese haben sich in anderen Ländern bereits bewährt und würden die Lotterie von vornherein ausschließen." Thimm macht mit CFD bis zu 30 % geringere Stromerzeugungs-Kosten geltend.

Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft, erklärte das Losverfahren erneut als "für die Branche nicht tragbar" und plädierte ebenfalls für CFD "in Form der symmetrischen Marktprämie" als Ersatz. Prinzipiell zeigten die Ergebnisse aber, dass Ausschreibungen ein Instrument für kosteneffizienten Erneuerbaren-Ausbau sei. Das Vergabedesign soll nach bisheriger Rechtslage 2023 evaluiert werden.

Verstetigen, entzerren, redesignen, ausbauen

Karina Würtz, Geschäftsführerin der Stiftung Offshore Windenergie, verlangte allgemein ein "zukunftsfähiges Marktdesign, um eine Entscheidung per Los­verfahren künftig im besten Fall vermeiden zu können“.

Andreae empfahl eine "Entzerrung" der ausgeschriebenen Kapazität. Für die Dekade 2030 bis 2040 seien mindestens 2.000 MW Zubau pro Jahr anzustreben, erklärte sie und verlangte höhere Ausbauziele, mehr Ausschreibungsfläche und verstärkte Ko-Nutzung von Nord- und Ostseeflächen.

Matthias Zelinger, Geschäftsführer des Anlagenbauer-Verbandes VDMA Power Systems, forderte ebenfalls eine Verstetigung bis 2030, darüber hinaus schon für 2030 bis 2040 eine Prüfung der bisherigen Ausbauziele sowie neue Landmarken für 2045 und 2050. Konkrete Zahlen nannte auch er nicht.

Der Status quo bei Offshore

Deutschland will seit 2020 seine installierte Offshore-Kapazität bis 2030 auf 20.000 MW und bis 2040 auf 40.000 MW erhöhen. 7.770 MW sind am Netz, in diesem Jahr kommt erstmals nach zehn Jahren nichts hinzu, und der Ausbau geht erst nächstes Jahr weiter, wenn der erste Zuschlag von 2017 fertig wird: der RWE-Windpark Kaskasi mit 342 MW. Andreae erinnerte daran, dass dies an den ausbleibenden Sonderausschreibungen für verfügbare Netzanbindungs-Kapazitäten liege, die der BDEW 2018 gefordert hatte. 2022 werden weitere 930 MW vergeben: für eine einzige Nordseefläche namens N7.2.

Die Habenseite

Auf der Habenseite sieht der BDEW das Ausschreibungsergebnis als "Start für einen notwendigen ambitionierten Ausbau". Der VDMA nannte es „beachtlich", es dürfe nur nicht über die "massive Ausbaulücke" hinwegtäuschen. Für die Stiftung Offshore Windenergie zeigen die Null-Cent-Zuschläge, dass Offshore-Windenergie in Deutschland "ein Schlüsselfaktor für eine gleichermaßen nachhaltige wie kostenverträgliche Antwort auf die Klima­krise" sei. Sie seien "in jeder Hinsicht ein starkes Signal, auch wenn dies zukünftig sicherlich nicht für alle auszuschreibenden Flächen und Bedingungen wird gelten können". Für den BWO "nimmt der Ausbau der Offshore-Windenergie in Deutschland endlich wieder Fahrt auf. Das ist nach der langen Pause ein sehr wichtiger Impuls für die Branche“.

Was es mit Eintrittsrechten auf sich hat

Fun Fact: Während RWE über seinen Projektentwicklungs-Partner Northland Power Eintrittsrechte in die von EDF erworbene Nordsee-Fläche N-3.8 für eine Leistung von 433 MW hat, darf Iberdrola bis zum 2. November in die von RWE erworbene Ostseefläche O3.1 eintreten. Mit der Änderung des Vergabedesigns für die 2017er-Ausschreibung mussten bisherige Rechteinhaber ihre Rechte zunächst an den Staat zurückgeben und bekamen als dafür Eintrittsrechte für die Auktion. Diese verfallen am 3. November.

Freitag, 10.09.2021, 16:15 Uhr
Georg Eble

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