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Energie & Management > Regulierung - Regulierer rufen nach klaren Regeln für grünen Wasserstoff
Quelle: Fotolia / Bertold Werkmann
Regulierung

Regulierer rufen nach klaren Regeln für grünen Wasserstoff

Die Dekarbonisierung der europäischen Gaswirtschaft steckt nach einem Bericht der Regulierungsbehörde Acer noch in den Kinderschuhen.
Der russische Angriff auf die Ukraine und die daraus resultierende Kürzung der Erdgasimporte in die EU seien ein „Wendepunkt“ für die europäische Energieversorgungssicherheit, heißt es in dem Bericht, den Acer zusammen mit dem Rat der europäischen Regulierungsbehörden, CEER, veröffentlicht hat.

Die Regulierer gehen davon aus, dass die Preise für Gas in den nächsten Jahren weiter hoch bleiben. Zur Begründung verweisen sie darauf, dass für Lieferungen in 2024 bis zu 130 Euro/MWh verlangt werden. Die EU-Kommission und die Mitgliedsstaaten bemühten sich, die Abhängigkeit von russischem Erdgas zu reduzieren und die Lieferungen zu diversifizieren. Dabei spielten grüner Wasserstoff und andere emissionsarme Gase eine wichtige Rolle.

So sei im Programm "REPowerEU" der Kommission vorgesehen, die Produktion von grünem Wasserstoff bis 2030 auf 10 Millionen Tonnen zu steigern. Das entspreche etwa 65 bcm Erdgas. Hinzu sollten 17 bcm Biomethan kommen, was etwa 35 bcm Erdgas entspreche.

Um solche Mengen zu produzieren, seien „massive und deutlich höhere finanzielle Anstrengungen“ erforderlich, um die notwendigen Produktions- und Transportkapazitäten bereitzustellen. Das gelte auch für die zusätzliche Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Alleine für Elektrolyseanlagen gehen die Regulierer von einem Investitionsbedarf zwischen 50 und 75 Milliarden Euro aus. Hinzu kommen 28 bis 38 Milliarden Euro für die Ertüchtigung von Pipelines und 6 bis 11 Milliarden Euro für die Anpassung der Gasspeicher.

Markt tendiert zu einer reinen Wasserstoffinfrastruktur

Diese Summen könnten nur mobilisiert werden, wenn die grünen Gase wettbewerbsfähig seien. Die Verteuerung von Erdgas habe die „Preislücke“ zwar reduziert: die Produktionskosten für Biogas etwa seien inzwischen mit 40 bis 50 Euro/MWh nur noch halb so hoch wie der Erdgaspreis. Gleichzeitig stiegen die Kosten für grünen Wasserstoff wegen der hohen Strompreise. Auf Grundlage der gegenwärtigen Strompreise koste eine MWh grüner Wasserstoff rund 250 Euro. Diese Kosten könnten durch die technologische Entwicklung und höhere Skalenerträge bis 2030 etwa halbiert werden.

Bislang habe die Politik vor allem finanzielle Anreize in Stellung gebracht, um die Produktion von Biogas und später auch von Wasserstoff zu fördern. Angesichts des sich verschlechternden ökonomischen Umfeldes seien die notwendigen Subventionen in den öffentlichen Haushalten aber immer schwerer zu mobilisieren.

Während die Beimengung von Biomethan zum bisherigen Erdgas kein Problem darstelle, sei das bei Wasserstoff nur bedingt möglich: „Der Markt tendiert zu einer reinen Wasserstoffinfrastruktur“. Um einen Markt für Wasserstoff aufzubauen, planten mehrere Mitgliedsstaaten sogenannte „Wasserstoff-Schienen“ (hydrogen valleys). Dort würden die Herstellung und der Einsatz von Wasserstoff zunächst konzentriert. Insgesamt gebe es zur Zeit 70 Projekte im Rahmen von Wasserstoff-Schienen.

Politisch müssten jetzt wichtige Weichen gestellt werden, um die Qualität der grünen Gase, ihre Interoperabilität und Marktintegration sicherzustellen. Die Regulierer und die Unternehmen müssten darüber entscheiden, welche Investitionen vorrangig seien und wie sie finanziert werden können.

Um den Zugang der grünen Gase zum Markt zu erleichtern und Rechtssicherheit zu gewährleisten, müsse über sechs Bereiche zügig entschieden werden: die Qualität der neuen Gase, ihren Zugang zu den Netzen, die Bedingungen dafür, insbesondere die Tarifregeln, die Beteiligung an den neuen Märkten. Außerdem würden ein regulatorischer Rahmen für Investitionen benötigt und Regeln, nach denen Technologien identifiziert werden, die subventioniert werden sollten.

Freitag, 4.11.2022, 15:14 Uhr
Tom Weingärtner
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Regulierung
Regulierer rufen nach klaren Regeln für grünen Wasserstoff
Die Dekarbonisierung der europäischen Gaswirtschaft steckt nach einem Bericht der Regulierungsbehörde Acer noch in den Kinderschuhen.
Der russische Angriff auf die Ukraine und die daraus resultierende Kürzung der Erdgasimporte in die EU seien ein „Wendepunkt“ für die europäische Energieversorgungssicherheit, heißt es in dem Bericht, den Acer zusammen mit dem Rat der europäischen Regulierungsbehörden, CEER, veröffentlicht hat.

Die Regulierer gehen davon aus, dass die Preise für Gas in den nächsten Jahren weiter hoch bleiben. Zur Begründung verweisen sie darauf, dass für Lieferungen in 2024 bis zu 130 Euro/MWh verlangt werden. Die EU-Kommission und die Mitgliedsstaaten bemühten sich, die Abhängigkeit von russischem Erdgas zu reduzieren und die Lieferungen zu diversifizieren. Dabei spielten grüner Wasserstoff und andere emissionsarme Gase eine wichtige Rolle.

So sei im Programm "REPowerEU" der Kommission vorgesehen, die Produktion von grünem Wasserstoff bis 2030 auf 10 Millionen Tonnen zu steigern. Das entspreche etwa 65 bcm Erdgas. Hinzu sollten 17 bcm Biomethan kommen, was etwa 35 bcm Erdgas entspreche.

Um solche Mengen zu produzieren, seien „massive und deutlich höhere finanzielle Anstrengungen“ erforderlich, um die notwendigen Produktions- und Transportkapazitäten bereitzustellen. Das gelte auch für die zusätzliche Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Alleine für Elektrolyseanlagen gehen die Regulierer von einem Investitionsbedarf zwischen 50 und 75 Milliarden Euro aus. Hinzu kommen 28 bis 38 Milliarden Euro für die Ertüchtigung von Pipelines und 6 bis 11 Milliarden Euro für die Anpassung der Gasspeicher.

Markt tendiert zu einer reinen Wasserstoffinfrastruktur

Diese Summen könnten nur mobilisiert werden, wenn die grünen Gase wettbewerbsfähig seien. Die Verteuerung von Erdgas habe die „Preislücke“ zwar reduziert: die Produktionskosten für Biogas etwa seien inzwischen mit 40 bis 50 Euro/MWh nur noch halb so hoch wie der Erdgaspreis. Gleichzeitig stiegen die Kosten für grünen Wasserstoff wegen der hohen Strompreise. Auf Grundlage der gegenwärtigen Strompreise koste eine MWh grüner Wasserstoff rund 250 Euro. Diese Kosten könnten durch die technologische Entwicklung und höhere Skalenerträge bis 2030 etwa halbiert werden.

Bislang habe die Politik vor allem finanzielle Anreize in Stellung gebracht, um die Produktion von Biogas und später auch von Wasserstoff zu fördern. Angesichts des sich verschlechternden ökonomischen Umfeldes seien die notwendigen Subventionen in den öffentlichen Haushalten aber immer schwerer zu mobilisieren.

Während die Beimengung von Biomethan zum bisherigen Erdgas kein Problem darstelle, sei das bei Wasserstoff nur bedingt möglich: „Der Markt tendiert zu einer reinen Wasserstoffinfrastruktur“. Um einen Markt für Wasserstoff aufzubauen, planten mehrere Mitgliedsstaaten sogenannte „Wasserstoff-Schienen“ (hydrogen valleys). Dort würden die Herstellung und der Einsatz von Wasserstoff zunächst konzentriert. Insgesamt gebe es zur Zeit 70 Projekte im Rahmen von Wasserstoff-Schienen.

Politisch müssten jetzt wichtige Weichen gestellt werden, um die Qualität der grünen Gase, ihre Interoperabilität und Marktintegration sicherzustellen. Die Regulierer und die Unternehmen müssten darüber entscheiden, welche Investitionen vorrangig seien und wie sie finanziert werden können.

Um den Zugang der grünen Gase zum Markt zu erleichtern und Rechtssicherheit zu gewährleisten, müsse über sechs Bereiche zügig entschieden werden: die Qualität der neuen Gase, ihren Zugang zu den Netzen, die Bedingungen dafür, insbesondere die Tarifregeln, die Beteiligung an den neuen Märkten. Außerdem würden ein regulatorischer Rahmen für Investitionen benötigt und Regeln, nach denen Technologien identifiziert werden, die subventioniert werden sollten.

Freitag, 4.11.2022, 15:14 Uhr
Tom Weingärtner

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