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Der sächsische Energieversorger Eins untermauert seine Forderung nach der Anbindung von Chemnitz an das Wasserstoff-Kernnetz.
Kommt es noch zu Änderungen am Plan für das Wasserstoff-Kernnetz? Am 22. Juli haben die Fernleitungsnetzbetreiber ihren Antrag der Bundesnetzagentur übermittelt. Binnen zwei Monaten, also im September, soll die Zustimmung vorliegen. Mancherorts jedoch regt sich Widerstand. Dass etwa die geplante Leitung von Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern) nach Ketzin (Brandenburg) gestrichen worden ist, kritisiert die Industrie- und Handelskammer Schwerin als „wettbewerbsschädliche“ Entscheidung. In Chemnitz hat jetzt der Energieversorger Eins seine Forderung nach einer direkten Anbindung der Stadt an das Wasserstoff-Kernnetz bekräftigt.
Im Zuge des bisherigen Verfahrens seien die industriellen Wasserstoffbedarfe der Region Südwestsachsen nicht ausreichend berücksichtigt, moniert das Unternehmen. Eins-Geschäftsführer Roland Warner verweist auf die Bedarfe für die Fernwärmeversorgung.
„Das Fernwärmesystem der Stadt Chemnitz wird in den 2020er Jahren noch überwiegend mit der Wärme aus Erdgas betriebenen Motorenheizkraftwerken und Spitzenlastheizkesseln mit einem jährlichen Verbrauch von rund 1,5 Terrawattstunden pro Jahr, betrieben werden“, sagt er. Mit Blick auf den gesamtsystemisch hohen Bedarf an Backup-Kraftwerken und wegen der besonderen Standortgegebenheiten in Chemnitz rechne man für die 2030er Jahre mit einem Bedarf an grünem Wasserstoff für die Strom- und Fernwärme-Erzeugung mittels Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen in derselben Größenordnung.
Zudem weist Warner auf die Industriekunden hin. Der jährliche Energiebedarf der industriellen Großabnehmer betrage über 100 Millionen kWh. „Unter den 200 größten Industriekunden liegt der Anteil des Gasverbrauchs bei mehr als zwei TWh Erdgas jährlich.“ Etwa 80 bis 90 Prozent dieses Gasverbrauchs entfielen auf die Erzeugung von Prozesswärme während des Produktionsprozesses, wobei nur ein Teil dieser Prozesswärmeerzeugung elektrifiziert werden könne. „Die Integration in das Wasserstoff-Kernnetz ist somit von größter Bedeutung für eine nachhaltige und zuverlässige Energieversorgung der Region“, so der Chef des kommunalen Unternehmens, an dem die Stadt Chemnitz und der Zweckverband Gasversorgung in Südsachsen zu je 25,5 Prozent beteiligt sind. 39,9 Prozent der Anteile hält die Thüga, 9,1 Prozent gehören der Envia Mitteldeutsche Energie.
N-Ergie investiert in Netzanschluss
Der Nürnberger Regionalversorger N-Ergie hat unterdessen selbst die Initiative ergriffen. Wie das Unternehmen mitteilt, habe es die Bundesnetzagentur darüber informiert, dass es sich am Wasserstoff-Kernnetz „beteiligen“ wird. Geplant ist, die 18 Kilometer lange Erdgasleitung, die von der Übergabestation in Reutles im Nürnberger Norden bis zum Heizkraftwerk in Nürnberg-Sandreuth führt, umzubauen und künftig als Wasserstoffleitung zu betreiben.
Für die Umwidmung des ersten Netzabschnitts von Erdgas auf Wasserstoff rechnet N-Ergie mit einem Investitionsvolumen von rund 7 Millionen Euro. Mit der Investition sorge man dafür, „dass direkt mit dem Start des H2-Kernnetzes, der für das Jahr 2032 geplant ist, Wasserstoff bis in das Stadtgebiet Nürnberg fließen kann und in ihrem Heizkraftwerk zur Verfügung steht“.
Das Wasserstoff-Kernnetz hat nach aktueller Planung eine Leitungslänge von 9.666 Kilometern. Zu rund 60 Prozent soll es sich um umgestellte Erdgasleitungen handeln. Die Gesamtinvestitionskosten werden auf 20 Milliarden Euro taxiert.
Montag, 12.08.2024, 12:51 Uhr
Manfred Fischer
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