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Energie & Management > Regenerative - PV-Strom am Spot erneut mehr wert als Graustrom
Quelle: Fotolia / Jürgen Fälchle
Regenerative

PV-Strom am Spot erneut mehr wert als Graustrom

Am freien Markt toppt der Wert des direktvermarkteten Solarstroms nun alle Vergütungssätze seit mehr als elf Jahren. Auch sonst zogen die "Marktwerte" zum Jahresschluss nochmal an.
Die Marktwerte - also die tatsächlichen Durchschnittserlöse von gefördertem und pflichtvermarktetem Ökostrom aus Deutschland an der Börse Epex Spot - sind im Dezember 2021 auf weitere Rekordwerte gestiegen. Das geht aus einer Veröffentlichung der vier Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) hervor. Die Jahresmarktwerte 2021 wurden noch nicht publiziert.

Demnach war zum Jahresschluss subventionierter deutscher Photovoltaik-Strom im zweiten Monat in Folge mehr wert als der Graustrom-Durchschnitt. Das heißt, die Stunden, in denen auch direktvermarktete PV-Anlagen vor allem Strom erzeugen, also vor allem um die Mittagszeit, waren am Kurzfristmarkt besonders nachgefragt. 

Gegenüber November stieg der Marktwert von PV-Strom im Zuge der allgemeinen Energiepreisrallye um 48 % auf 27,075 Cent pro kWh oder 270,75 Euro pro MWh. Damit erlöste Photovoltaik im Dezember mehr, als sie mit Fördersätzen gemäß Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) spätestens seit Inbetriebnahmejahr 2011 bekommen hätte. 

Der Abstand nach unten zum allgemeinen Spotmarktpreis von Graustrom vervierfachte sich demnach auf fast 5 Cent pro kWh. Letzterer lag im Dezember bei 22,1 Cent pro kWh oder 221,06 Euro pro MWh. Also hat sich der durchschnittliche Spotpreis gegenüber November um gut ein Viertel verteuert. Im November hatte PV als einzige grüne Technologie mehr pro kWh erlöst als ein fiktives konventionelles Kraftwerk, das Grundlast im Spotmarkt vermarktet hätte.

Auch bei Wind neue Rekord-Marktwerte

Auch die Marktwerte der anderen geförderten Ökostrom-Technologien kletterten auf neue Rekorde:
  • Windkraft auf See erlöste im Dezember 18,426 Cent pro kWh oder 184,26 Euro pro MWh. Im November waren es offshore „erst“ 156,49 Euro pro MWh gewesen – auch das damals ein Rekord.
  • Onshore-Windstrom war mit seinem Einspeiseprofil 16,077 Cent pro kWh wert nach gut 14 Cent im Vormonat.
  • Die Ökostrom-Marktwerte steigen seit Mai 2021 im Gefolge der Hausse im Graustrommarkt von einem Niveau um die 4 Cent pro kWh an und waren im September 2021 erstmals zweistellig (in Cent pro kWh).
Nur einzelne Stunden mit Negativpreisen

Und: Im Dezember 2021 herrschten nie vier Stunden hintereinander negative Preise. Bei sechs Stunden in Folge kommt es bei weiter einspeisenden größeren Anlagen zu Förderkürzungen. Das war auch im November schon so gewesen. Neu waren gegenüber dem Vormonat lediglich Negativpreise in einzelnen Lieferstunden.

Was das alles bedeutet

Das alles bedeutet, dass die größeren PV- und Windenergieanlagen ab 100 kW in der geförderten Direktvermarktung mit "Marktprämie" eben keine "Marktprämie" mehr brauchen, da die Markterlöse (die „Marktwerte“) die Fördersätze oder die mittlerweile durch Ausschreibungen ermittelten "Anzulegenden Werte" überschritten haben.
Das wiederum bedeutet, dass das EEG-Umlagenkonto aus dem direktvermarkteten Anteil der Erneuerbaren entlastet wird. Es bedeutet obendrein, dass sich ausgeförderte Altanlagen (Ü20-Anlagen) in der Regel weiter rentieren.

Weit weg von Refinanzierung des Systems

Freilich reicht das nicht, um die gesamte Erneuerbaren-Förderung zu refinanzieren, vor allem die kleinen, nicht direktvermarkteten Anlagen mit höheren Fördersätzen. Der höchste gesetzliche Fördersatz beträgt 62,4 Cent pro kWh oder 624 Euro pro MWh. Ihn erhalten PV-Anlagen bis zu 30 kW mit Fassadenbonus, die 2004 in Betrieb gingen, und zwar bis Ende 2024.

Die spezifischen Erlöse aus dem geförderten Ökostrom mögen hoch sein, also pro Strommenge, aber im Winter speisen die PV-Anlagen naturgemäß weniger ein. Im November 2021 etwa, dem jüngsten veröffentlichten Monat, standen Einnahmen aus der Direktvermarktung von 269 Mio. Euro Ausgaben für die Förderung von 1,059 Mrd. Euro gegenüber. Die Kosten wurden insofern also zu einem Viertel gedeckt.

Die ÜNB haben die Marktwerte-Zeitreihen bis Dezember 2021 auf ihrer gemeinsamen Transparenzseite veröffentlicht.

Montag, 10.01.2022, 14:58 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Regenerative - PV-Strom am Spot erneut mehr wert als Graustrom
Quelle: Fotolia / Jürgen Fälchle
Regenerative
PV-Strom am Spot erneut mehr wert als Graustrom
Am freien Markt toppt der Wert des direktvermarkteten Solarstroms nun alle Vergütungssätze seit mehr als elf Jahren. Auch sonst zogen die "Marktwerte" zum Jahresschluss nochmal an.
Die Marktwerte - also die tatsächlichen Durchschnittserlöse von gefördertem und pflichtvermarktetem Ökostrom aus Deutschland an der Börse Epex Spot - sind im Dezember 2021 auf weitere Rekordwerte gestiegen. Das geht aus einer Veröffentlichung der vier Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) hervor. Die Jahresmarktwerte 2021 wurden noch nicht publiziert.

Demnach war zum Jahresschluss subventionierter deutscher Photovoltaik-Strom im zweiten Monat in Folge mehr wert als der Graustrom-Durchschnitt. Das heißt, die Stunden, in denen auch direktvermarktete PV-Anlagen vor allem Strom erzeugen, also vor allem um die Mittagszeit, waren am Kurzfristmarkt besonders nachgefragt. 

Gegenüber November stieg der Marktwert von PV-Strom im Zuge der allgemeinen Energiepreisrallye um 48 % auf 27,075 Cent pro kWh oder 270,75 Euro pro MWh. Damit erlöste Photovoltaik im Dezember mehr, als sie mit Fördersätzen gemäß Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) spätestens seit Inbetriebnahmejahr 2011 bekommen hätte. 

Der Abstand nach unten zum allgemeinen Spotmarktpreis von Graustrom vervierfachte sich demnach auf fast 5 Cent pro kWh. Letzterer lag im Dezember bei 22,1 Cent pro kWh oder 221,06 Euro pro MWh. Also hat sich der durchschnittliche Spotpreis gegenüber November um gut ein Viertel verteuert. Im November hatte PV als einzige grüne Technologie mehr pro kWh erlöst als ein fiktives konventionelles Kraftwerk, das Grundlast im Spotmarkt vermarktet hätte.

Auch bei Wind neue Rekord-Marktwerte

Auch die Marktwerte der anderen geförderten Ökostrom-Technologien kletterten auf neue Rekorde:
  • Windkraft auf See erlöste im Dezember 18,426 Cent pro kWh oder 184,26 Euro pro MWh. Im November waren es offshore „erst“ 156,49 Euro pro MWh gewesen – auch das damals ein Rekord.
  • Onshore-Windstrom war mit seinem Einspeiseprofil 16,077 Cent pro kWh wert nach gut 14 Cent im Vormonat.
  • Die Ökostrom-Marktwerte steigen seit Mai 2021 im Gefolge der Hausse im Graustrommarkt von einem Niveau um die 4 Cent pro kWh an und waren im September 2021 erstmals zweistellig (in Cent pro kWh).
Nur einzelne Stunden mit Negativpreisen

Und: Im Dezember 2021 herrschten nie vier Stunden hintereinander negative Preise. Bei sechs Stunden in Folge kommt es bei weiter einspeisenden größeren Anlagen zu Förderkürzungen. Das war auch im November schon so gewesen. Neu waren gegenüber dem Vormonat lediglich Negativpreise in einzelnen Lieferstunden.

Was das alles bedeutet

Das alles bedeutet, dass die größeren PV- und Windenergieanlagen ab 100 kW in der geförderten Direktvermarktung mit "Marktprämie" eben keine "Marktprämie" mehr brauchen, da die Markterlöse (die „Marktwerte“) die Fördersätze oder die mittlerweile durch Ausschreibungen ermittelten "Anzulegenden Werte" überschritten haben.
Das wiederum bedeutet, dass das EEG-Umlagenkonto aus dem direktvermarkteten Anteil der Erneuerbaren entlastet wird. Es bedeutet obendrein, dass sich ausgeförderte Altanlagen (Ü20-Anlagen) in der Regel weiter rentieren.

Weit weg von Refinanzierung des Systems

Freilich reicht das nicht, um die gesamte Erneuerbaren-Förderung zu refinanzieren, vor allem die kleinen, nicht direktvermarkteten Anlagen mit höheren Fördersätzen. Der höchste gesetzliche Fördersatz beträgt 62,4 Cent pro kWh oder 624 Euro pro MWh. Ihn erhalten PV-Anlagen bis zu 30 kW mit Fassadenbonus, die 2004 in Betrieb gingen, und zwar bis Ende 2024.

Die spezifischen Erlöse aus dem geförderten Ökostrom mögen hoch sein, also pro Strommenge, aber im Winter speisen die PV-Anlagen naturgemäß weniger ein. Im November 2021 etwa, dem jüngsten veröffentlichten Monat, standen Einnahmen aus der Direktvermarktung von 269 Mio. Euro Ausgaben für die Förderung von 1,059 Mrd. Euro gegenüber. Die Kosten wurden insofern also zu einem Viertel gedeckt.

Die ÜNB haben die Marktwerte-Zeitreihen bis Dezember 2021 auf ihrer gemeinsamen Transparenzseite veröffentlicht.

Montag, 10.01.2022, 14:58 Uhr
Georg Eble

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