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Energie & Management > Studien - Prosumer auf dem Vormarsch
Bild: mik38, Fotolia
Studien

Prosumer auf dem Vormarsch

Die Zahl der Haushalte und Gewerbe, die ihren Strom selber erzeugen und verbrauchen, der sogenannten Prosumer, ist in den letzten Jahren deutlich größer geworden.
Nach einer Studie des Branchenverbandes Smart Energy Europe („smartEn“) haben die zahlreichen Anreize der EU-Staaten zur Förderung der Eigenproduktion ihre Wirkung nicht verfehlt. „Aggressive Instrumente“ wie Einspeisetarife oder „Netto-Metering“ würden inzwischen in EU ebenso eingesetzt wie direkte Zuschüsse oder Steuervergünstigungen.

Finanzielle Anreize seien der wichtigste Grund, um sich für die Eigenerzeugung zu entscheiden, heißt es in der Studie. In den meisten Ländern wollten private Haushalte und kleinere Gewerbe die Stromkosten senken oder zumindest stabilisieren. In Deutschland und Dänemark seien alleine die hohen Strompreise und Abgaben ausreichend, um in die eigene Erzeugung einzusteigen.
Die Länder mit der größten Eigenerzeugung zeichneten sich durch eine Mischung verschiedener Anreize aus: Steuervergünstigungen, Tarifstrukturen, direkte Beihilfen der Regierung. Die Vergütung von Flexibilität sei dagegen in fast allen EU-Staaten noch unzureichend. Hier bestünden hohe Hürden, um neue Geschäftsmodelle und Angebote zu entwickeln. Smart En geht aber davon aus, dass sich der Markt für Flexibilität in Zukunft besser entwickelt, wenn neue EU-Vorschriften in Kraft treten.

Das gelte auch für Länder wie Deutschland, Frankreich oder Dänemark mit einer relativ hohen Eigenerzeugung von Verbrauchern. In diesen Ländern sei es zwar wirtschaftlich interessant, eigenen Strom zu erzeugen, eine aktive Interaktion mit dem Netz finde in diesem Bereich aber praktisch nicht statt. Für das Gesamtsystem liege damit ein großes Effizienz-Potenzial brach. Die Regierungen und Regulierungsbehörden rufen die Autoren der Studie auf, die bestehenden Hürden durch neue Gesetze und Regulierungsansätze zu beseitigen.

Sinkende Kosten sorgen für PV-Boom
Die mit Abstand am weitesten verbreitete Technologie seien Photovoltaikanlagen auf den Dächern von Wohnhäusern, aber auch Supermärkten und anderen, gewerblichen Gebäuden, heißt es in der Studie weiter. Als wichtigsten Grund nennt sie die Kosten für die PV, die in den letzten Jahren deutlich gesunken seien. Dazu hätten auch die hohen Subventionen beigetragen, die in den letzten Jahren für Solaranlagen gezahlt wurden. An der Spitze bei der Ausstattung mit PV-Anlagen liegen Deutschland, Italien, die Niederlande und Frankreich.

In jüngster Zeit würden PV-Anlagen immer häufiger mit Batterien kombiniert. Auch dieser Trend werde durch sinkende Kosten verstärkt. Deutschland liege mit 700 MW privater Batterieleistung an der Spitze in der EU. Hinzu komme die wachsende Zahl elektrischer Fahrzeuge, deren Batterien ebenfalls zur Stabilisierung des Systems eingesetzt werden könnten. Beim Einsatz von „Smart-Metern“, die dazu ebenfalls einen Beitrag leisten können, belegt Deutschland dagegen nur einen der hinteren Plätze. In den Niederlanden, den skandinavischen Ländern, in Spanien und Italien, verfügen inzwischen fast alle Haushalte über einen (mehr oder weniger) intelligenten Zähler.

Auch hier finden die Autoren der Studien einen klaren Zusammenhang zwischen dem Einsatz bestimmter Technologien und den dafür vorgesehenen staatlichen Beihilfen. Für den Umstieg von einer Gas- auf eine elektrisch betriebenen Heizung etwa seien die Anreize fast überall in der EU (außer in Finnland) unzureichend. Einspeisetarife seien geeignet, neue Technologien schnell voranzubringen, für langfristiges Wachstum seien dagegen andere Faktoren wie der Zugang zu Flexibilität wichtiger.

Deutschland nimmt nach der Studie technologisch eine führende Stellung in der EU ein. Von 3.000 MW installierter PV-Leistung aus Anlagen mit weniger als 500 kW entfielen Ende 2019 zwei Drittel auf private Haushalte und Gewerbe. 206.000 Anlagen verfügten zusätzlich über einen Batteriespeicher. Zusätzliche Flexibilität verleihen den deutschen Prosumern Nachtspeicher (Heizung, Wasser) und (relativ wenige) Elektrofahrzeuge (EV). Interaktionen zwischen dem Netz und der EV-Flotte würden durch das Fehlen eines einheitlichen Standards für Ladestationen behindert.

Kritisch sieht Smart En auch, dass Aggregatoren nur eine begrenzte Rolle auf dem deutschen Markt spielen. Ursache dafür seien sowohl technische als auch regulatorische Hindernisse. Die Möglichkeiten zur Eigenerzeugung würden dadurch erheblich eingeschränkt.

Die Studie Prosumers 2020 kann von der Webseite von Smart EN heruntergeladen werden. 


Montag, 25.01.2021, 15:47 Uhr
Tom Weingärtner
Energie & Management > Studien - Prosumer auf dem Vormarsch
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Studien
Prosumer auf dem Vormarsch
Die Zahl der Haushalte und Gewerbe, die ihren Strom selber erzeugen und verbrauchen, der sogenannten Prosumer, ist in den letzten Jahren deutlich größer geworden.
Nach einer Studie des Branchenverbandes Smart Energy Europe („smartEn“) haben die zahlreichen Anreize der EU-Staaten zur Förderung der Eigenproduktion ihre Wirkung nicht verfehlt. „Aggressive Instrumente“ wie Einspeisetarife oder „Netto-Metering“ würden inzwischen in EU ebenso eingesetzt wie direkte Zuschüsse oder Steuervergünstigungen.

Finanzielle Anreize seien der wichtigste Grund, um sich für die Eigenerzeugung zu entscheiden, heißt es in der Studie. In den meisten Ländern wollten private Haushalte und kleinere Gewerbe die Stromkosten senken oder zumindest stabilisieren. In Deutschland und Dänemark seien alleine die hohen Strompreise und Abgaben ausreichend, um in die eigene Erzeugung einzusteigen.
Die Länder mit der größten Eigenerzeugung zeichneten sich durch eine Mischung verschiedener Anreize aus: Steuervergünstigungen, Tarifstrukturen, direkte Beihilfen der Regierung. Die Vergütung von Flexibilität sei dagegen in fast allen EU-Staaten noch unzureichend. Hier bestünden hohe Hürden, um neue Geschäftsmodelle und Angebote zu entwickeln. Smart En geht aber davon aus, dass sich der Markt für Flexibilität in Zukunft besser entwickelt, wenn neue EU-Vorschriften in Kraft treten.

Das gelte auch für Länder wie Deutschland, Frankreich oder Dänemark mit einer relativ hohen Eigenerzeugung von Verbrauchern. In diesen Ländern sei es zwar wirtschaftlich interessant, eigenen Strom zu erzeugen, eine aktive Interaktion mit dem Netz finde in diesem Bereich aber praktisch nicht statt. Für das Gesamtsystem liege damit ein großes Effizienz-Potenzial brach. Die Regierungen und Regulierungsbehörden rufen die Autoren der Studie auf, die bestehenden Hürden durch neue Gesetze und Regulierungsansätze zu beseitigen.

Sinkende Kosten sorgen für PV-Boom
Die mit Abstand am weitesten verbreitete Technologie seien Photovoltaikanlagen auf den Dächern von Wohnhäusern, aber auch Supermärkten und anderen, gewerblichen Gebäuden, heißt es in der Studie weiter. Als wichtigsten Grund nennt sie die Kosten für die PV, die in den letzten Jahren deutlich gesunken seien. Dazu hätten auch die hohen Subventionen beigetragen, die in den letzten Jahren für Solaranlagen gezahlt wurden. An der Spitze bei der Ausstattung mit PV-Anlagen liegen Deutschland, Italien, die Niederlande und Frankreich.

In jüngster Zeit würden PV-Anlagen immer häufiger mit Batterien kombiniert. Auch dieser Trend werde durch sinkende Kosten verstärkt. Deutschland liege mit 700 MW privater Batterieleistung an der Spitze in der EU. Hinzu komme die wachsende Zahl elektrischer Fahrzeuge, deren Batterien ebenfalls zur Stabilisierung des Systems eingesetzt werden könnten. Beim Einsatz von „Smart-Metern“, die dazu ebenfalls einen Beitrag leisten können, belegt Deutschland dagegen nur einen der hinteren Plätze. In den Niederlanden, den skandinavischen Ländern, in Spanien und Italien, verfügen inzwischen fast alle Haushalte über einen (mehr oder weniger) intelligenten Zähler.

Auch hier finden die Autoren der Studien einen klaren Zusammenhang zwischen dem Einsatz bestimmter Technologien und den dafür vorgesehenen staatlichen Beihilfen. Für den Umstieg von einer Gas- auf eine elektrisch betriebenen Heizung etwa seien die Anreize fast überall in der EU (außer in Finnland) unzureichend. Einspeisetarife seien geeignet, neue Technologien schnell voranzubringen, für langfristiges Wachstum seien dagegen andere Faktoren wie der Zugang zu Flexibilität wichtiger.

Deutschland nimmt nach der Studie technologisch eine führende Stellung in der EU ein. Von 3.000 MW installierter PV-Leistung aus Anlagen mit weniger als 500 kW entfielen Ende 2019 zwei Drittel auf private Haushalte und Gewerbe. 206.000 Anlagen verfügten zusätzlich über einen Batteriespeicher. Zusätzliche Flexibilität verleihen den deutschen Prosumern Nachtspeicher (Heizung, Wasser) und (relativ wenige) Elektrofahrzeuge (EV). Interaktionen zwischen dem Netz und der EV-Flotte würden durch das Fehlen eines einheitlichen Standards für Ladestationen behindert.

Kritisch sieht Smart En auch, dass Aggregatoren nur eine begrenzte Rolle auf dem deutschen Markt spielen. Ursache dafür seien sowohl technische als auch regulatorische Hindernisse. Die Möglichkeiten zur Eigenerzeugung würden dadurch erheblich eingeschränkt.

Die Studie Prosumers 2020 kann von der Webseite von Smart EN heruntergeladen werden. 


Montag, 25.01.2021, 15:47 Uhr
Tom Weingärtner

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