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Energie & Management > F&E - Projekt
Quelle: Fotolia / alphaspirit
F&E

Projekt "Kommunale Wärmeforschung" stellt Ergebnisse vor

Wissenschaftler aus mehreren Bundesländern haben dreieinhalb Jahre Projekte zur Kommunalen Wärmewende begleitet und Lösungen erarbeitet. Ihre Ergebnisse präsentierten sie in Berlin.
Über dreieinhalb Jahre haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des bundesweiten Forschungskonsortiums „KoWa – Wärmewende in der kommunalen Energieversorgung“ gearbeitet. Trotz Behinderungen durch die Corona-Pandemie besuchten sie Projekte in ausgesuchten Quartieren bei der Umsetzung. Sie halfen dabei, Akteure zusammenzubringen, konkrete Lösungen zu finden, zu diskutieren und Erkenntnisse zu gewinnen.

Am 22. März wurden in einer Abschlusskonferenz in Berlin die Ergebnisse des Forschungsprojektes präsentiert und diskutiert. Dabei wurden die im Projekt untersuchten Cluster im Detail vorgestellt:
  • Cluster Osnabrück: Georgsmarienhütte und Bramsche – Mittelstädte mit industrieller Prägung
  • Cluster Berlin: Großstadt mit diversen Versorgungsoptionen
  • Cluster Sömmerda (Thüringen): Kleinstadt mit diversen Versorgungsoptionen
  • Cluster Saarlouis: Stadtteil Steinrausch mit Fernwärmeversorgung
Abwärme für die Kommune nutzen

In Osnabrück wurden bislang nicht vernetzte Akteure aus Industrie und Kommune zusammengebracht, um zielgerichtet Abwärmepotenziale zu erschließen, berichtete Christian Waldhoff von der Hochschule Osnabrück. Dabei sei den Forschenden als neutraler Partei eine vermittelnde Position ohne wirtschaftliches Eigeninteresse zugekommen. Es ergab sich, dass das Stahlwerk Georgsmarienhütte, eine Möbelfabrik und eine Großkäserei die Möglichkeit hätten, durch ein Wärmenetz ihre Abwärme sinnvoll nutzbar zu machen und Treibhausgase extrem zu reduzieren.

Dabei bringe die Möbelfabrik Holzabfälle ein, die auch länger speicherbar sind und das Elektro-Stahlwerk die Chance, mit erneuerbarem Strom zu arbeiten. Dies habe inzwischen bereits zur Beauftragung der Projektierung und der Ausarbeitung von Verträgen geführt, freute sich Waldhoff. Zugleich habe die Entwicklung gezeigt, dass sich das Projekt ohne Förderung nicht in den Industriezeiträumen von bis zu sechs Jahren amortisieren werde. Die staatliche Förderung aber habe aber viele Klippen. So seien maximal zwei Partner beim Abwärmecontracting vorgesehen. Auch dazu versuche die Wissenschaft, mit der Politik Lösungen zu finden.
 
Präsentation der KoWa-Ergebnisse im VKU-Sitz in Berlin
Quelle: KoWa

Konkretes Emissionsziel pro Quadratmeter

In der Berliner Projekten ging es speziell um die Wärmewende in Mietwohnungen. Der Wärmechef der kommunalen Wohngesellschaft Howoge, Matthias Schmitz-Peiffer, nannte als Ziel für dekarbonisierte Gebäude den Jahresausstoß von 2 Kilo CO2 pro Quadratmeter. Im aktuellen Bestand betrage der Durchschnitt aber heute 17 Kilo. Im untersuchten Projektquartier „Q1“ in Berlin-Karlshorst liege er sogar bei 20 Kilo. Das Quartier bestehe aus Wohnblöcken aus den 1950er Jahren, die im Jahr 2000 eigentlich energetisch saniert wurden.

Untersucht wurden hier Kombinationen von Solarenergie, Bioheizstoffen und Geothermie. Berechnungen könnten nach Schmitz-Peiffers Erfahrungen die Effekte von Energiespar-Maßnahmen nur schwer abschätzen, da diese auch stark vom Nutzerverhalten abhängen. Darum plädierte er für eine Prämie für reale Einsparungen: „Wer null Emissionen pro Quadratmeter am Ende nachweisen kann, bekommt zum Beispiel 10 Euro Prämie pro Quadratmeter, das motiviert!“

Lokale Bedingungen entscheidend 

Dies sei in der Immobilienwirtschaft eine gute Idee, sagte Katharina Gapp-Schmeling, Professorin am Institut für Zukunftsenergie- und Stoffstromsysteme (Izes) der HTW Saar. Allerdings trüge die Idee nicht für Ein- und Zweifamilienhäuser. Hier bestehe durch die energiepolitischen Vorgaben die „Gefahr einer schleichenden Enteignung“. Sie forderte besonders von den Stadtwerken mehr Engagement in der Wärmewende.

„Wenn kommunale Unternehmen nicht klimaneutral werden, wer dann?“, fragte Gapp-Schmeling. Bürgermeister dürften ihre kommunalen Unternehmen nicht mehr nur als „Cashcow“ sehen und behandeln. Im Gegensatz zur Stromwende gehe die Wärmewende nur lokal, darum gelte es hier, die Akteure zu suchen und zu finden.

Die einzelnen Projektergebnisse von KoWa stehen im Internet bereit.

Donnerstag, 23.03.2023, 08:31 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > F&E - Projekt
Quelle: Fotolia / alphaspirit
F&E
Projekt "Kommunale Wärmeforschung" stellt Ergebnisse vor
Wissenschaftler aus mehreren Bundesländern haben dreieinhalb Jahre Projekte zur Kommunalen Wärmewende begleitet und Lösungen erarbeitet. Ihre Ergebnisse präsentierten sie in Berlin.
Über dreieinhalb Jahre haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des bundesweiten Forschungskonsortiums „KoWa – Wärmewende in der kommunalen Energieversorgung“ gearbeitet. Trotz Behinderungen durch die Corona-Pandemie besuchten sie Projekte in ausgesuchten Quartieren bei der Umsetzung. Sie halfen dabei, Akteure zusammenzubringen, konkrete Lösungen zu finden, zu diskutieren und Erkenntnisse zu gewinnen.

Am 22. März wurden in einer Abschlusskonferenz in Berlin die Ergebnisse des Forschungsprojektes präsentiert und diskutiert. Dabei wurden die im Projekt untersuchten Cluster im Detail vorgestellt:
  • Cluster Osnabrück: Georgsmarienhütte und Bramsche – Mittelstädte mit industrieller Prägung
  • Cluster Berlin: Großstadt mit diversen Versorgungsoptionen
  • Cluster Sömmerda (Thüringen): Kleinstadt mit diversen Versorgungsoptionen
  • Cluster Saarlouis: Stadtteil Steinrausch mit Fernwärmeversorgung
Abwärme für die Kommune nutzen

In Osnabrück wurden bislang nicht vernetzte Akteure aus Industrie und Kommune zusammengebracht, um zielgerichtet Abwärmepotenziale zu erschließen, berichtete Christian Waldhoff von der Hochschule Osnabrück. Dabei sei den Forschenden als neutraler Partei eine vermittelnde Position ohne wirtschaftliches Eigeninteresse zugekommen. Es ergab sich, dass das Stahlwerk Georgsmarienhütte, eine Möbelfabrik und eine Großkäserei die Möglichkeit hätten, durch ein Wärmenetz ihre Abwärme sinnvoll nutzbar zu machen und Treibhausgase extrem zu reduzieren.

Dabei bringe die Möbelfabrik Holzabfälle ein, die auch länger speicherbar sind und das Elektro-Stahlwerk die Chance, mit erneuerbarem Strom zu arbeiten. Dies habe inzwischen bereits zur Beauftragung der Projektierung und der Ausarbeitung von Verträgen geführt, freute sich Waldhoff. Zugleich habe die Entwicklung gezeigt, dass sich das Projekt ohne Förderung nicht in den Industriezeiträumen von bis zu sechs Jahren amortisieren werde. Die staatliche Förderung aber habe aber viele Klippen. So seien maximal zwei Partner beim Abwärmecontracting vorgesehen. Auch dazu versuche die Wissenschaft, mit der Politik Lösungen zu finden.
 
Präsentation der KoWa-Ergebnisse im VKU-Sitz in Berlin
Quelle: KoWa

Konkretes Emissionsziel pro Quadratmeter

In der Berliner Projekten ging es speziell um die Wärmewende in Mietwohnungen. Der Wärmechef der kommunalen Wohngesellschaft Howoge, Matthias Schmitz-Peiffer, nannte als Ziel für dekarbonisierte Gebäude den Jahresausstoß von 2 Kilo CO2 pro Quadratmeter. Im aktuellen Bestand betrage der Durchschnitt aber heute 17 Kilo. Im untersuchten Projektquartier „Q1“ in Berlin-Karlshorst liege er sogar bei 20 Kilo. Das Quartier bestehe aus Wohnblöcken aus den 1950er Jahren, die im Jahr 2000 eigentlich energetisch saniert wurden.

Untersucht wurden hier Kombinationen von Solarenergie, Bioheizstoffen und Geothermie. Berechnungen könnten nach Schmitz-Peiffers Erfahrungen die Effekte von Energiespar-Maßnahmen nur schwer abschätzen, da diese auch stark vom Nutzerverhalten abhängen. Darum plädierte er für eine Prämie für reale Einsparungen: „Wer null Emissionen pro Quadratmeter am Ende nachweisen kann, bekommt zum Beispiel 10 Euro Prämie pro Quadratmeter, das motiviert!“

Lokale Bedingungen entscheidend 

Dies sei in der Immobilienwirtschaft eine gute Idee, sagte Katharina Gapp-Schmeling, Professorin am Institut für Zukunftsenergie- und Stoffstromsysteme (Izes) der HTW Saar. Allerdings trüge die Idee nicht für Ein- und Zweifamilienhäuser. Hier bestehe durch die energiepolitischen Vorgaben die „Gefahr einer schleichenden Enteignung“. Sie forderte besonders von den Stadtwerken mehr Engagement in der Wärmewende.

„Wenn kommunale Unternehmen nicht klimaneutral werden, wer dann?“, fragte Gapp-Schmeling. Bürgermeister dürften ihre kommunalen Unternehmen nicht mehr nur als „Cashcow“ sehen und behandeln. Im Gegensatz zur Stromwende gehe die Wärmewende nur lokal, darum gelte es hier, die Akteure zu suchen und zu finden.

Die einzelnen Projektergebnisse von KoWa stehen im Internet bereit.

Donnerstag, 23.03.2023, 08:31 Uhr
Susanne Harmsen

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