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Energie & Management > Windkraft Offshore - Prognose: Jedes fünfte Offshore-Projekt 2030 schwimmt
Quelle: RWE
Windkraft Offshore

Prognose: Jedes fünfte Offshore-Projekt 2030 schwimmt

Eine neue Studie sagt der schwimmenden Offshore-Windkraft ein rasantes Wachstum voraus. Zwar nicht in Deutschland, aber in anderen Teilen Europas und weltweit in Tiefen ab 50 Metern.
Das Analyse- und Beratungsunternehmen Enerdata schreibt der schwimmenden Windkraft (Floating) ohne Fundamente für die Zukunft einen bedeutenden Anteil an der Offshore-Windkraft zu, nicht zuletzt mit dem Ergebnis, dass neue Länder trotz steilen Abbruchkanten an ihren Meeresküsten erstmals Windparks bekommen.

Noch ist Floating-Offshore ein subventioniertes Forschungsthema. Wenige Projekte, die weltweit zusammen gerade mal etwa 200 MW leisten, sind schon in Betrieb. Aus der Präsentation einer Untersuchung in einem Webinar von Enerdata am 14. März geht jedoch hervor, dass sich die installierte Leistung weltweit bereits 2024 auf 4.000 MW verzwanzigfachen soll, gefolgt von einer Verdopplung 2025.

2030 sollen 42.000 MW erreicht sein, mit Großbritannien als dem mit Abstand größten Player, der mehr als die Hälfte davon auf sich vereint. Weitere große Floating-Länder werden demnach bis dahin in dieser Rangordnung Südkorea, Italien, die USA, Norwegen und Taiwan sein. Schon dann soll der Anteil an der Offshore-Leistung auf 20 Prozent gestiegen sein. Bis 2035 wird sich den Analysten von Enerdata zufolge das Wachstum noch einmal kräftig beschleunigen, sodass 64.000 MW erreicht werden.
 
Einer der "Hywind"-Floating-Windparks vor Norwegen
Quelle: Equinor

Deutschland wird an diesem Wachstum zumindest als Meeresstandort nicht teilnehmen, da die Meerestiefen in der hiesigen 200-Seemeilen-Zone so gering sind, dass sich konventionell fundierte Windparks noch lohnen.

Außerdem ist Floating-Wind noch teurer als Windkrafträder, deren Türme im Meeresboden verankert sind. Enerdata erwartet aber, so wie schon der "Offshore Wind Market Report" von 2022, dass die auf die erzeugten Strommengen umgelegten Kosten während der technischen Lebensdauer auf 50 bis 100 Euro/MWh sinken und sich damit den LCOE der gegründeten Windräder annähern.

Enormes Potenzial in Europa

Die Vorteile schwimmender Windparks liegen dagegen jetzt schon auf der Hand: In Meerestiefen zwischen 50 und 1.000 Metern wird mit ihnen erstmals Offshore technisch möglich. Die Analysten von Enerdata untersuchten die windhöffigen Meeresareale mit diesen Tiefen weltweit, die in 100 Metern Höhe Windgeschwindigkeiten von 7 Metern pro Sekunde und mehr aufweisen, und kamen so allein in Europa auf ein elektrisches Potenzial von 7.500 MW (ohne Russland, Ukraine, Island und Grönland).

Das sind mehr als vier Mal so viel wie das Potenzial für am Meeresboden fixierte Windräder von 1.200 MW. Dieses beschränkt sich auf bisher schon weitgehend verplante Abschnitte in der südlichen Nordsee, in der küstennahen Ostsee, in Teilen der Irischen See, der französischen Atlantikküste und der Schwarzmeerküste. Im Mittelmeer gibt es laut Enerdata nur noch Floating-Potenzialflächen.

In Europa entfallen 2.400 MW Floating-Potenzial auf Norwegen, 1.900 MW auf Dänemark (nur nördlich von Jütland) und 1.400 MW auf Großbritannien. Dreistellige installierte Leistungen können Frankreich und Spanien erreichen.

Die Analysten zogen nur Meeresflächen heran, die mindestens 200 Kilometer von Küsten entfernt sind. Bei weiteren Entfernungen werden die Kosten für die Errichtungs- und Wartungsfahrten sowie die Stromkabel unwirtschaftlich, so die Annahme. Klimatische Einschränkungen wie etwa Taifun- und Zyklonrisiken wurden nicht herausgerechnet, räumte der unabhängige Berater in Energie- und Klimafragen, Stephane His, auf Nachfrage ein.

Zudem lässt sich bei Floating-Projekten auf laute Ramm- oder sonstige Gründungsarbeiten weitgehend verzichten. Bei Artenschutz-Problemen kann der schwimmende Windpark im Zweifel einfach umziehen.

Kapazitätsfaktor von fast 60 Prozent?

Ein weiterer Vorteil von Floating Offshore könnte eine höhere und gleichmäßigere Windstrom-Ausbeute sein: Laut His kommt die norwegisch-schottische Windpark-Familie "Hywind" der norwegischen Equinor auf einen Kapazitätsfaktor von knapp 60 Prozent. Man wisse nur noch nicht, ob es an den modernen Floating-Windenergieanlagen liegt oder am windreichen Standort. Das heißt, über alle Flauten und Stürme im Jahr gerechnet, setzt der 90-MW-Windpark beinahe 60 Prozent seiner installierten Leistung in Strom um − rekordverdächtig. Das wäre dann ein Jahres-Stromertrag von 475 Millionen kWh. Onshore liegen die Kapazitätsfaktoren an den windreichsten Standorten um die 30 Prozent und sinken an windärmeren Standorten auf bis zu 18 Prozent.

Dienstag, 14.03.2023, 15:31 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Windkraft Offshore - Prognose: Jedes fünfte Offshore-Projekt 2030 schwimmt
Quelle: RWE
Windkraft Offshore
Prognose: Jedes fünfte Offshore-Projekt 2030 schwimmt
Eine neue Studie sagt der schwimmenden Offshore-Windkraft ein rasantes Wachstum voraus. Zwar nicht in Deutschland, aber in anderen Teilen Europas und weltweit in Tiefen ab 50 Metern.
Das Analyse- und Beratungsunternehmen Enerdata schreibt der schwimmenden Windkraft (Floating) ohne Fundamente für die Zukunft einen bedeutenden Anteil an der Offshore-Windkraft zu, nicht zuletzt mit dem Ergebnis, dass neue Länder trotz steilen Abbruchkanten an ihren Meeresküsten erstmals Windparks bekommen.

Noch ist Floating-Offshore ein subventioniertes Forschungsthema. Wenige Projekte, die weltweit zusammen gerade mal etwa 200 MW leisten, sind schon in Betrieb. Aus der Präsentation einer Untersuchung in einem Webinar von Enerdata am 14. März geht jedoch hervor, dass sich die installierte Leistung weltweit bereits 2024 auf 4.000 MW verzwanzigfachen soll, gefolgt von einer Verdopplung 2025.

2030 sollen 42.000 MW erreicht sein, mit Großbritannien als dem mit Abstand größten Player, der mehr als die Hälfte davon auf sich vereint. Weitere große Floating-Länder werden demnach bis dahin in dieser Rangordnung Südkorea, Italien, die USA, Norwegen und Taiwan sein. Schon dann soll der Anteil an der Offshore-Leistung auf 20 Prozent gestiegen sein. Bis 2035 wird sich den Analysten von Enerdata zufolge das Wachstum noch einmal kräftig beschleunigen, sodass 64.000 MW erreicht werden.
 
Einer der "Hywind"-Floating-Windparks vor Norwegen
Quelle: Equinor

Deutschland wird an diesem Wachstum zumindest als Meeresstandort nicht teilnehmen, da die Meerestiefen in der hiesigen 200-Seemeilen-Zone so gering sind, dass sich konventionell fundierte Windparks noch lohnen.

Außerdem ist Floating-Wind noch teurer als Windkrafträder, deren Türme im Meeresboden verankert sind. Enerdata erwartet aber, so wie schon der "Offshore Wind Market Report" von 2022, dass die auf die erzeugten Strommengen umgelegten Kosten während der technischen Lebensdauer auf 50 bis 100 Euro/MWh sinken und sich damit den LCOE der gegründeten Windräder annähern.

Enormes Potenzial in Europa

Die Vorteile schwimmender Windparks liegen dagegen jetzt schon auf der Hand: In Meerestiefen zwischen 50 und 1.000 Metern wird mit ihnen erstmals Offshore technisch möglich. Die Analysten von Enerdata untersuchten die windhöffigen Meeresareale mit diesen Tiefen weltweit, die in 100 Metern Höhe Windgeschwindigkeiten von 7 Metern pro Sekunde und mehr aufweisen, und kamen so allein in Europa auf ein elektrisches Potenzial von 7.500 MW (ohne Russland, Ukraine, Island und Grönland).

Das sind mehr als vier Mal so viel wie das Potenzial für am Meeresboden fixierte Windräder von 1.200 MW. Dieses beschränkt sich auf bisher schon weitgehend verplante Abschnitte in der südlichen Nordsee, in der küstennahen Ostsee, in Teilen der Irischen See, der französischen Atlantikküste und der Schwarzmeerküste. Im Mittelmeer gibt es laut Enerdata nur noch Floating-Potenzialflächen.

In Europa entfallen 2.400 MW Floating-Potenzial auf Norwegen, 1.900 MW auf Dänemark (nur nördlich von Jütland) und 1.400 MW auf Großbritannien. Dreistellige installierte Leistungen können Frankreich und Spanien erreichen.

Die Analysten zogen nur Meeresflächen heran, die mindestens 200 Kilometer von Küsten entfernt sind. Bei weiteren Entfernungen werden die Kosten für die Errichtungs- und Wartungsfahrten sowie die Stromkabel unwirtschaftlich, so die Annahme. Klimatische Einschränkungen wie etwa Taifun- und Zyklonrisiken wurden nicht herausgerechnet, räumte der unabhängige Berater in Energie- und Klimafragen, Stephane His, auf Nachfrage ein.

Zudem lässt sich bei Floating-Projekten auf laute Ramm- oder sonstige Gründungsarbeiten weitgehend verzichten. Bei Artenschutz-Problemen kann der schwimmende Windpark im Zweifel einfach umziehen.

Kapazitätsfaktor von fast 60 Prozent?

Ein weiterer Vorteil von Floating Offshore könnte eine höhere und gleichmäßigere Windstrom-Ausbeute sein: Laut His kommt die norwegisch-schottische Windpark-Familie "Hywind" der norwegischen Equinor auf einen Kapazitätsfaktor von knapp 60 Prozent. Man wisse nur noch nicht, ob es an den modernen Floating-Windenergieanlagen liegt oder am windreichen Standort. Das heißt, über alle Flauten und Stürme im Jahr gerechnet, setzt der 90-MW-Windpark beinahe 60 Prozent seiner installierten Leistung in Strom um − rekordverdächtig. Das wäre dann ein Jahres-Stromertrag von 475 Millionen kWh. Onshore liegen die Kapazitätsfaktoren an den windreichsten Standorten um die 30 Prozent und sinken an windärmeren Standorten auf bis zu 18 Prozent.

Dienstag, 14.03.2023, 15:31 Uhr
Georg Eble

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