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Energie & Management > Vertrieb - Preiserhöhungen in Rekordzeit
Quelle: Fotolia / Photo-K
Vertrieb

Preiserhöhungen in Rekordzeit

Strom- und Gaspreise erreichen nicht nur immer neue Rekordhöhe. Manche Anbieter drehen an der Preisschraube − auch binnen rekordverdächtiger Fristen.
Viel Zeit zum Überlegen bleibt da nicht. Am 28. Dezember informierte die Paketsparer GmbH Kunden auf einer DIN 4-Seite, was den deutschen Energiemarkt beeinflusst. Die Ausführungen beginnen mit einem Abschnitt über Steuern und Umlagen und führen über den Börsenpreis und einen Exkurs zu Nordstream 2 zur EEG-Umlage. Auf einer zweiten Seite folgte eine tabellarische Übersicht über die einzelne Kostenpunkte für Verbraucher, angefangen bei der Stromsteuer bis zu den „Umlagen nach §18“. Diese Tabelle ist zweigeteilt. Die eine Hälfte enthält die Preise bis 31. Dezember, in der anderen listet der Energieanbieter die Preise ab 1. Januar.

Drei Tage blieben Kunden zwischen Weihnachten und Neujahr, um sich über den neuen Tarif Gedanken zu machen: Von 49,54 auf 71,50 Cent hebt das Unternehmen den „Verbrauchspreis pro verbrauchter Kilowattstunde an“. Man habe „bis zuletzt“ mit der „erneuten Weitergabe der Strompreise“ gewartet, heißt es.

Versteckte Preiserhöhung?

Kein Einzelfall. Der Betreiber der Website „Verbraucherhilfe-Stromanbieter“, Matthias Moeschler, hat nach eigenen Angaben Belege, dass neben Paketsparer auch die Anbieter Voxenergie und Primastrom „ein Schreiben mit Datum 28.12.2021 versendet haben und darin eine Preiserhöhung zum 1.1.2022 ankündigen“. Alle drei Unternehmen gehören zur Prima Holding in Berlin. Die Unternehmensgruppe ist laut Website mit zwölf Tochtergesellschaften in drei Ländern vertreten.

Verbraucherschützer Moeschler hält die Vorgehensweise für mehr als fragwürdig. Er verweist auf die Stromgrundversorgungsverordnung. „Preiserhöhungen müssen mindestens vier Wochen vorher angekündigt werden.“ Diese Frist ist auch in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen von Paketsparer vorgesehen. Außerdem hält er die Preiserhöhungen für „versteckt“. „Weder im Text wird auf das Ausmaß aufmerksam gemacht noch in der Überschrift“, moniert er. Lediglich in der sehr umfangreichen Tabelle werde die Preiserhöhung erwähnt. Darüber hinaus sei die Kalkulationsgrundlage unvollständig.

Etwas mehr Zeit gelassen hat sich der Stromanbieter offenbar, wenn betroffene Kunden reagiert haben. „Viele Verbraucher melden sich bei mir, weil ihre Sonderkündigungen nicht innerhalb von zehn Tagen beantwortet werden“, berichtet Moeschler.

Arbeitspreis bei Strom fast verdreifacht

Post mit rekordverdächtigen Zahlen versandte zum Jahresausklang auch der Stromdiscounter Immergrün. In einem Schreiben vom 30. Dezember erfahren Kunden, dass für sie mit Ablauf des 30. Januar ein neuer Tarif eingeführt wird. Den bisherigen werde man fristgemäß aus „unserem Produktportfolio entfernen“. Durch die Umstellung klettert der Arbeitspreis von 27,54 auf 82,10 Cent pro kWh. Immergrün habe die Abschläge angehoben, den Arbeitspreis erhöht und auch noch den Vertrag umgestellt – das könne nicht angehen, sagt Moeschler.

Rekordniveau erreicht dieser Tage darüber hinaus die Arbeitspreiserhöhung des Erdgasanbieters Keck mit Sitz in Brakel. Er steigt von 5,8 auf 27.3 Cent ab 1. Februar. Doch die Anhebung dient wohl eher der Abschreckung. In den Kundenschreiben weist der Anbieter darauf hin, dass „Sie die sofortige Aufhebung des Vertrages in Anspruch nehmen können und so ein für Sie wirtschaftlicher vorteilhafter Wechsel zu einem alternativen Lieferanten oder Grundversorger möglich ist“.

Mittwoch, 5.01.2022, 16:40 Uhr
Manfred Fischer
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Preiserhöhungen in Rekordzeit
Strom- und Gaspreise erreichen nicht nur immer neue Rekordhöhe. Manche Anbieter drehen an der Preisschraube − auch binnen rekordverdächtiger Fristen.
Viel Zeit zum Überlegen bleibt da nicht. Am 28. Dezember informierte die Paketsparer GmbH Kunden auf einer DIN 4-Seite, was den deutschen Energiemarkt beeinflusst. Die Ausführungen beginnen mit einem Abschnitt über Steuern und Umlagen und führen über den Börsenpreis und einen Exkurs zu Nordstream 2 zur EEG-Umlage. Auf einer zweiten Seite folgte eine tabellarische Übersicht über die einzelne Kostenpunkte für Verbraucher, angefangen bei der Stromsteuer bis zu den „Umlagen nach §18“. Diese Tabelle ist zweigeteilt. Die eine Hälfte enthält die Preise bis 31. Dezember, in der anderen listet der Energieanbieter die Preise ab 1. Januar.

Drei Tage blieben Kunden zwischen Weihnachten und Neujahr, um sich über den neuen Tarif Gedanken zu machen: Von 49,54 auf 71,50 Cent hebt das Unternehmen den „Verbrauchspreis pro verbrauchter Kilowattstunde an“. Man habe „bis zuletzt“ mit der „erneuten Weitergabe der Strompreise“ gewartet, heißt es.

Versteckte Preiserhöhung?

Kein Einzelfall. Der Betreiber der Website „Verbraucherhilfe-Stromanbieter“, Matthias Moeschler, hat nach eigenen Angaben Belege, dass neben Paketsparer auch die Anbieter Voxenergie und Primastrom „ein Schreiben mit Datum 28.12.2021 versendet haben und darin eine Preiserhöhung zum 1.1.2022 ankündigen“. Alle drei Unternehmen gehören zur Prima Holding in Berlin. Die Unternehmensgruppe ist laut Website mit zwölf Tochtergesellschaften in drei Ländern vertreten.

Verbraucherschützer Moeschler hält die Vorgehensweise für mehr als fragwürdig. Er verweist auf die Stromgrundversorgungsverordnung. „Preiserhöhungen müssen mindestens vier Wochen vorher angekündigt werden.“ Diese Frist ist auch in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen von Paketsparer vorgesehen. Außerdem hält er die Preiserhöhungen für „versteckt“. „Weder im Text wird auf das Ausmaß aufmerksam gemacht noch in der Überschrift“, moniert er. Lediglich in der sehr umfangreichen Tabelle werde die Preiserhöhung erwähnt. Darüber hinaus sei die Kalkulationsgrundlage unvollständig.

Etwas mehr Zeit gelassen hat sich der Stromanbieter offenbar, wenn betroffene Kunden reagiert haben. „Viele Verbraucher melden sich bei mir, weil ihre Sonderkündigungen nicht innerhalb von zehn Tagen beantwortet werden“, berichtet Moeschler.

Arbeitspreis bei Strom fast verdreifacht

Post mit rekordverdächtigen Zahlen versandte zum Jahresausklang auch der Stromdiscounter Immergrün. In einem Schreiben vom 30. Dezember erfahren Kunden, dass für sie mit Ablauf des 30. Januar ein neuer Tarif eingeführt wird. Den bisherigen werde man fristgemäß aus „unserem Produktportfolio entfernen“. Durch die Umstellung klettert der Arbeitspreis von 27,54 auf 82,10 Cent pro kWh. Immergrün habe die Abschläge angehoben, den Arbeitspreis erhöht und auch noch den Vertrag umgestellt – das könne nicht angehen, sagt Moeschler.

Rekordniveau erreicht dieser Tage darüber hinaus die Arbeitspreiserhöhung des Erdgasanbieters Keck mit Sitz in Brakel. Er steigt von 5,8 auf 27.3 Cent ab 1. Februar. Doch die Anhebung dient wohl eher der Abschreckung. In den Kundenschreiben weist der Anbieter darauf hin, dass „Sie die sofortige Aufhebung des Vertrages in Anspruch nehmen können und so ein für Sie wirtschaftlicher vorteilhafter Wechsel zu einem alternativen Lieferanten oder Grundversorger möglich ist“.

Mittwoch, 5.01.2022, 16:40 Uhr
Manfred Fischer

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