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Energie & Management > Wasserstoff - Pralinen für die Wasserstoff-Wirtschaft
Quelle: Shutterstock / Alexander Limbach
Wasserstoff

Pralinen für die Wasserstoff-Wirtschaft

Ein Forscherteam hat ein Verfahren entwickelt, um Wasserstoff mithilfe von Nanoteilchen aus dem Edelmetall Palladium zu speichern. Bildlich gesprochen ähneln diese Teilchen  Pralinen.
Wasserstoff gilt als vielversprechender Energieträger, die Speicherung des flüchtigen Gases ist allerdings bislang aufwendig. Entweder wird das Gas in Drucktanks bei bis zu 700 bar aufbewahrt oder aber in flüssiger Form, wobei es bis auf minus 253 Grad Celsius abgekühlt werden muss – beide Verfahren kosten zusätzlich Energie.

Ein von Andreas Stierle geleitetes Team vom Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY), einem Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft, hat nun die Grundlage für eine neue Methode erarbeitet: die Speicherung mit winzigen, nur 1,2 Nanometer großen Nanoteilchen aus dem Edelmetall Palladium. Zwar ist schon länger bekannt, dass Palladium Wasserstoff aufsaugen kann wie ein Schwamm. „Allerdings ist es bislang ein Problem, den Wasserstoff wieder aus dem Material herauszubekommen“, erläutert Stierle in einer Pressemitteilung vom 28. Dezember.

„Deshalb versuchen wir es mit Palladium-Teilchen, die lediglich rund einen Nanometer messen.“ Ein Nanometer ist ein millionstel Millimeter.
Damit die Winzlinge hinreichend stabil sind, werden sie laut dem Desy durch einen Kern aus dem seltenen Edelmetall Iridium stabilisiert. Zusätzlich sind sie auf Graphen fixiert, einer extrem dünnen Lage aus Kohlenstoff. „Auf Graphen können wir die Palladiumteilchen in Abständen von nur zweieinhalb Nanometern verankern“, berichtet Stierle, der das Desy-NanoLab leitet. „Das Ergebnis ist eine regelmäßige, periodische Struktur.“ Das Team, zu dem auch Forscherinnen und Forscher der Universitäten Köln und Hamburg gehören, hat seine Arbeit im Fachblatt „ACS Nano“ der Amerikanischen Chemischen Gesellschaft (ACS) veröffentlicht.

Bildlich gesprochen ähneln diese Nanoteilchen einer Praline: In der Mitte befindet sich eine Iridium-Nuss, umhüllt von einer Marzipanschicht aus Palladium, ganz außen folgt als Schoko-Überzug der Wasserstoff. Zur Entladung des Speichers reicht eine leichte Erwärmung: Da die Gasmoleküle sich nicht den Weg aus dem Inneren bahnen müssen, löst sich der Wasserstoff rasch von der Teilchen-Oberfläche ab.
 
Die Palladium-Nanopartikel (grün) werden durch einen Kern aus Iridium (rot) stabilisiert. Auf ihrer Oberfläche kann sich Wasserstoff wie eine Art Schokoladenglasur anlagern – und durch Erwärmen wieder abgelöst werden
Quelle: Desy/Andreas Stierle

„Als nächstes wollen wir herausfinden, welche Speicherdichten wir mit der neuen Methode erreichen könnten“, sagte Stierle. Bevor jedoch an einen praktischen Einsatz zu denken ist, gibt es noch manche Herausforderung zu meistern. So dürften andere Formen von Kohlenstoffstrukturen besser als Graphen als Trägermaterial geeignet sein – hier denken die Fachleute über Kohlenstoffschwämme mit winzigen Poren nach. In ihnen sollten sich die Palladium-Nanoteilchen in nennenswerten Mengen unterbringen lassen.

Das Deutsche Elektronen-Synchrotron Desy zählt nach eigenen Angaben mit seinen Standorten in Hamburg und Zeuthen zu den führenden Zentren in der Forschung an und mit Teilchenbeschleunigern. Es entwickelt, baut und betreibt Beschleuniger- und Experimentieranlagen für die Forschung mit hochbrillantem Röntgenlicht und unterhält internationale Kooperationen in der Teilchen- und Astroteilchenphysik und in der Forschung mit Photonen. Desy ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft und wird zu 90 % vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 % von den Ländern Hamburg und Brandenburg finanziert.

Dienstag, 28.12.2021, 11:09 Uhr
Heidi Roider
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Quelle: Shutterstock / Alexander Limbach
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Pralinen für die Wasserstoff-Wirtschaft
Ein Forscherteam hat ein Verfahren entwickelt, um Wasserstoff mithilfe von Nanoteilchen aus dem Edelmetall Palladium zu speichern. Bildlich gesprochen ähneln diese Teilchen  Pralinen.
Wasserstoff gilt als vielversprechender Energieträger, die Speicherung des flüchtigen Gases ist allerdings bislang aufwendig. Entweder wird das Gas in Drucktanks bei bis zu 700 bar aufbewahrt oder aber in flüssiger Form, wobei es bis auf minus 253 Grad Celsius abgekühlt werden muss – beide Verfahren kosten zusätzlich Energie.

Ein von Andreas Stierle geleitetes Team vom Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY), einem Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft, hat nun die Grundlage für eine neue Methode erarbeitet: die Speicherung mit winzigen, nur 1,2 Nanometer großen Nanoteilchen aus dem Edelmetall Palladium. Zwar ist schon länger bekannt, dass Palladium Wasserstoff aufsaugen kann wie ein Schwamm. „Allerdings ist es bislang ein Problem, den Wasserstoff wieder aus dem Material herauszubekommen“, erläutert Stierle in einer Pressemitteilung vom 28. Dezember.

„Deshalb versuchen wir es mit Palladium-Teilchen, die lediglich rund einen Nanometer messen.“ Ein Nanometer ist ein millionstel Millimeter.
Damit die Winzlinge hinreichend stabil sind, werden sie laut dem Desy durch einen Kern aus dem seltenen Edelmetall Iridium stabilisiert. Zusätzlich sind sie auf Graphen fixiert, einer extrem dünnen Lage aus Kohlenstoff. „Auf Graphen können wir die Palladiumteilchen in Abständen von nur zweieinhalb Nanometern verankern“, berichtet Stierle, der das Desy-NanoLab leitet. „Das Ergebnis ist eine regelmäßige, periodische Struktur.“ Das Team, zu dem auch Forscherinnen und Forscher der Universitäten Köln und Hamburg gehören, hat seine Arbeit im Fachblatt „ACS Nano“ der Amerikanischen Chemischen Gesellschaft (ACS) veröffentlicht.

Bildlich gesprochen ähneln diese Nanoteilchen einer Praline: In der Mitte befindet sich eine Iridium-Nuss, umhüllt von einer Marzipanschicht aus Palladium, ganz außen folgt als Schoko-Überzug der Wasserstoff. Zur Entladung des Speichers reicht eine leichte Erwärmung: Da die Gasmoleküle sich nicht den Weg aus dem Inneren bahnen müssen, löst sich der Wasserstoff rasch von der Teilchen-Oberfläche ab.
 
Die Palladium-Nanopartikel (grün) werden durch einen Kern aus Iridium (rot) stabilisiert. Auf ihrer Oberfläche kann sich Wasserstoff wie eine Art Schokoladenglasur anlagern – und durch Erwärmen wieder abgelöst werden
Quelle: Desy/Andreas Stierle

„Als nächstes wollen wir herausfinden, welche Speicherdichten wir mit der neuen Methode erreichen könnten“, sagte Stierle. Bevor jedoch an einen praktischen Einsatz zu denken ist, gibt es noch manche Herausforderung zu meistern. So dürften andere Formen von Kohlenstoffstrukturen besser als Graphen als Trägermaterial geeignet sein – hier denken die Fachleute über Kohlenstoffschwämme mit winzigen Poren nach. In ihnen sollten sich die Palladium-Nanoteilchen in nennenswerten Mengen unterbringen lassen.

Das Deutsche Elektronen-Synchrotron Desy zählt nach eigenen Angaben mit seinen Standorten in Hamburg und Zeuthen zu den führenden Zentren in der Forschung an und mit Teilchenbeschleunigern. Es entwickelt, baut und betreibt Beschleuniger- und Experimentieranlagen für die Forschung mit hochbrillantem Röntgenlicht und unterhält internationale Kooperationen in der Teilchen- und Astroteilchenphysik und in der Forschung mit Photonen. Desy ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft und wird zu 90 % vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 % von den Ländern Hamburg und Brandenburg finanziert.

Dienstag, 28.12.2021, 11:09 Uhr
Heidi Roider

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