Die Marktpreise für deutsche PPA sind im September erstmals seit Januar wieder gefallen. Das ergibt der neue PPA-Preisindex von E&M und Enervis.
Im September sind die Preise im Strom-Terminmarkt nach langanhaltendem Aufwärtstrend zumindest gegenüber den Rekordpreisen im August zurückgegangen. Nach der Extremsituation Ende August mit Preisen für das Frontjahr nahe an den 1.000
Euro/MWh haben sich die Preise für Lieferungen für 2023 im September auf – immer noch vergleichsweise hohen – 500
Euro/MWh eingependelt.
Nach einem deutlichen Rückgang der Terminmarktpreise am langen Ende der Terminkurve Anfang September hat sich das Preisniveau für die Jahre von 2028 an bei 110 bis 120
Euro/MWh festgesetzt. Trotz dieser leichten Entspannung der Preissituation bleibt die Unsicherheit und Vorsicht der Marktakteure groß, teilen die Analysten von Enervis mit. Vor allem die Ankündigungen hinsichtlich Erlösobergrenzen bei "inframarginalen" Stromerzeugern und die möglichen Auswirkungen auf PPA führen aktuell zu starker Zurückhaltung beim Abschluss von PPA-Verträgen und sonstigen Absicherungsgeschäften. Dennoch bleibt der Appetit der Projektentwickler, die äußerst attraktive Marktsituation zu nutzen, groß, und PPA-Angebote sind für diverse Laufzeiten verfügbar.
Chart 1: Onshore-Wind |
Über 20 Jahre alte Windräder an Land konnten in den vergangenen zwölf Monaten in zweijährigen PPA diese Preis-Bandbreiten erzielen – hat das Analysehaus Enervis für E&M ermittelt. Zum Vergrößern auf die Grafik klicken Quelle: Enervis |
Durch das beschriebene Absinken der Terminmarktpreise am kurzen Ende ergibt sich bei PPA mit über 20
Jahre alten, aus der Förderung gefallenen Onshore-Windanlagen (Ü20) eine erzielbare Bandbreite für einen Zwei-Jahres-Vertrag mit Lieferbeginn Oktober 2022 zwischen 227 und 296
Euro/MWh. Der hierzu korrespondierende Terminmarkt-Mischpreis liegt bei ungefähr 380
Euro/MWh. Das ergibt der neue PPA-Preisindex von
E&M und Enervis.
Im August hatte die Spanne der Marktpreise noch zwischen 243
Euro und knapp 360
Euro gelegen – bisher ein Allzeitrekord.
Chart 2: Neue PV-Freiflächenanlagen |
Neue Photovoltaik-Großanlagen konnten in den vergangenen zwölf Monaten in zehnjährigen PPA diese Preis-Bandbreiten erzielen - hat das Analysehaus Enervis für E&M ermittelt. Zum Vergrößern auf die Grafik klicken Quelle: Enervis |
Ein ähnliches Bild ergibt sich für den zehnjährigen PPA für neue Freiflächen-Photovoltaikanlagen: Hier hat sich der Terminmarkt-Mischpreis für September bei 185 Euro/MWh für die zehn Jahre ab Oktober 2022 eingestellt. Damit ergibt sich unter Berücksichtigung marktüblicher Abschläge und Zusatzerlöse durch Herkunftsnachweise ein realistischer PPA-Preis von 115 bis 133
Euro/MWh. Durch die gesunkenen Terminmarktpreise befindet sich die Bandbreite wieder auf dem Niveau vom Juli 2022. Die Schwankungsbreite ist durch die gestiegenen Unsicherheiten am Markt aber erheblich angestiegen.
Im August war das generische Preisspektrum für solche PPA noch bei 127 Euro bis 150
Euro pro MWh gelandet – auch dies der höchste bisher berechnete Wert.
Auf die Marktpreis-Bandbreiten von PPA kommen die Analysten von Enervis so: Sie nehmen vom ermittelten durchschnittlichen Preis der jeweils einschlägigen Terminmarkt-Lieferprodukte auf dem Graustrom-Terminmarkt der Börse EEX – dem Dreh- und Angelpunkt für die Bepreisung dieser langfristigen Direktlieferverträge – verschiedene Ab- und Zuschläge vor:
- für das technologie- und standortspezifische Einspeiseprofil
- sowie für energiewirtschaftliche Abwicklung und Risikoprämie.
- Dann schlagen sie aktuelle Preis-Bandbreiten für Herkunftsnachweise (HKN) auf. (Näheres zur Methodik sowie Nutzungshinweise hier). Denn Strom aus grünen PPA erhält in der Regel im Gegensatz zur geförderten Direktvermarktung HKN und darf auch als Ökostrom verkauft werden.
Dienstag, 11.10.2022, 12:15 Uhr
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