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Energie & Management > Österreich -
Quelle: Pixabay / Jürgen Sieber
Österreich

"Powerfrauen" für die Energiewende

Der Elektrizitätswirtschaftsverband Oesterreichs Energie etabliert ein Frauen-Netzwerk, um die Branche für weibliche Arbeits- und Führungskräfte attraktiver zu machen.
Die Elektrizitätswirtschaft für weibliche Arbeits- und Führungskräfte attraktiver machen, möchte der Branchenverband Oesterreichs Energie. Zurzeit liegt der Anteil der Frauen an den Beschäftigten in der E-Wirtschaft bei gerade einmal 20 Prozent. Deshalb etabliert Oesterreichs Energie ein "Frauen-Netzwerk" mit der Bezeichnung "Powerfrauen". Ein Mentoringprogramm ist in Ausarbeitung, ein Newsletter wird über aktuelle Entwicklungen informieren. Geplant sind auch Besuche bei Mitgliedsunternehmen.

Bei der Auftaktveranstaltung am 22. März erläuterte der Präsident des Verbandes und Generaldirektor des Stromkonzerns Verbund, Michael Strugl, es handle sich bei der Einbindung von Frauen in die Energiewirtschaft um ein "wichtiges Thema für die gesamte Branche." Erstens wäre es laut Strugl "absurd", das Potenzial der weiblichen Bevölkerung nicht zu nutzen, gerade im Zusammenhang mit der Energiewende. Zweitens seien aus Frauen und Männern bestehende ("diverse") Teams nachweislich produktiver als "nicht diverse". Drittens gehe es um ein "kulturelles Thema". Der Umgang von Unternehmen mit weiblichen Beschäftigten gewinne nicht zuletzt für den Kapitalmarkt an Bedeutung: "Daher spricht alles dafür, in dieser Hinsicht mehr zu tun." Die Einführung von Frauenquoten ist laut Strugl sinnvoll, weil Fortschritte bei den einschlägigen Aktivitäten der Branche damit messbar werden. Als Strugl seine Funktion als Generaldirektor des Verbunds Anfang 2019 antrat, lag der Anteil der Frauen an der Gesamtzahl der Beschäftigten bei 17,8 Prozent: "Letztes Jahr haben wir 20 Prozent überschritten."

Fordern und fördern

Mittlerweile habe die Branche eine Reihe von Berufsbildern und Dienstleistungen entwickelt, die im Gegensatz etwa zum Kraftwerksbau nicht mit harter körperlicher Arbeit verbunden seien. "Da kann man nicht mehr sagen, Frauen schaffen das konstitutionell nicht", betonte Strugl. Worum es letzten Endes geht, ist laut Strugl "das Mindset. Wir müssen unsere Einstellungen verändern, wir müssen Frauen fordern und fördern." Nach seinen Erfahrungen bewährt sich dies bestens. Im Pumpspeicherkraftwerk Kaprun etwa ist mittlerweile die erste Leiterin einer Kraftwerksgruppe tätig, "und das ist eine exzellente Gruppenleiterin." Ursprünglich hatten sich für die Position keine Frauen beworben. Strugl wurde mitgeteilt, es gebe keine geeigneten Frauen: "Wenn so etwas geschieht, ist es die Verantwortung des Managements, zu sagen: Das kann nicht sein." Und genau dies sei im gegenständlichen Fall erfolgt. "Es geht also, aber es geht nicht von selbst. Das ist ein Erfolgsweg, und den sollten wir gehen", resümierte Strugl.

Weg vom „Betonierer-Image“

Generalsekretärin Barbara Schmidt ergänzte, die E-Wirtschaft habe "immer noch ein gewisses 'Betonierer-Image'. Davon müssen wir wegkommen." Wenn tausende Jugendliche für den Klimaschutz demonstrierten, gelte es, diese anzusprechen: Wir arbeiten ja an der Energiewende." Und heiße es, es gebe für bestimmte Tätigkeiten keine geeigneten Frauen, dann müsse die Branche Gegenbeispiele sichtbar machen und Frauen in entsprechenden Positionen "vor den Vorhang holen." Dem, aber keineswegs zuletzt auch der besseren Vernetzung in der E-Wirtschaft tätiger Frauen, solle das Netzwerk dienen, das unter #Powerfrauen zugänglich ist. Allerdings dauere es seine Zeit, die Energiewirtschaft "weiblicher" zu machen. Und etliche Hürden auf diesem Weg lägen nicht innerhalb der Branche, etwa fehlende Ganztagsschulen und Einrichtung zur nachmittäglichen Kinderbetreuung.

Windräder sprengen

Bei der Auftaktveranstaltung präsentierten mehrere in der E-Wirtschaft tätige Frauen ihre Arbeit, etwa die Vorständin der Salzburg AG, Brigitte Bach, die Geschäftsführerin der Energie AG Oberösterreich Trading GmbH, Melanie Schönböck, sowie Nadine Kroemer, Schaltmeisterin in einem Umspannwerk des Übertragungsnetzbetreibers Austrian Power Grid AG. Unter anderem mit der Sprengung von Windrädern und deren Fundamenten befasst sich Jessica Bauer, technische Projektleiterin bei der Burgenland Energie. Sie ist mit dem Repowering in die Jahre gekommener Windparks beschäftigt und leitete das zu Jahresbeginn abgeschlossene bislang größte diesbezügliche Vorhaben ihres Unternehmens.

Dabei ging es um die Modernisierung des Windparks Neudorf, dessen Leistung auf rund 100 MW in etwa verdoppelt wurde. Bauer hatte dabei mit 49 Grundeigentümern zu tun und musste bis zu 400 Mann auf der Baustelle koordinieren. "Da muss man zeigen, was man kann, und mehr leisten als die Männer", schilderte Bauer. Manchmal sei gegenüber den lieben männlichen Kollegen auch ein wenig Überzeugungsarbeit in Sachen Kompetenzverteilung nötig: "Man muss klarstellen: Ich bin es, die das Projekt leitet." Aber letzten Endes habe alles funktioniert: "Und als ich nach Abschluss des Vorhabens auf einem der Windräder stand, war ich richtig stolz auf mich und mein Team."

Donnerstag, 23.03.2023, 09:41 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich -
Quelle: Pixabay / Jürgen Sieber
Österreich
"Powerfrauen" für die Energiewende
Der Elektrizitätswirtschaftsverband Oesterreichs Energie etabliert ein Frauen-Netzwerk, um die Branche für weibliche Arbeits- und Führungskräfte attraktiver zu machen.
Die Elektrizitätswirtschaft für weibliche Arbeits- und Führungskräfte attraktiver machen, möchte der Branchenverband Oesterreichs Energie. Zurzeit liegt der Anteil der Frauen an den Beschäftigten in der E-Wirtschaft bei gerade einmal 20 Prozent. Deshalb etabliert Oesterreichs Energie ein "Frauen-Netzwerk" mit der Bezeichnung "Powerfrauen". Ein Mentoringprogramm ist in Ausarbeitung, ein Newsletter wird über aktuelle Entwicklungen informieren. Geplant sind auch Besuche bei Mitgliedsunternehmen.

Bei der Auftaktveranstaltung am 22. März erläuterte der Präsident des Verbandes und Generaldirektor des Stromkonzerns Verbund, Michael Strugl, es handle sich bei der Einbindung von Frauen in die Energiewirtschaft um ein "wichtiges Thema für die gesamte Branche." Erstens wäre es laut Strugl "absurd", das Potenzial der weiblichen Bevölkerung nicht zu nutzen, gerade im Zusammenhang mit der Energiewende. Zweitens seien aus Frauen und Männern bestehende ("diverse") Teams nachweislich produktiver als "nicht diverse". Drittens gehe es um ein "kulturelles Thema". Der Umgang von Unternehmen mit weiblichen Beschäftigten gewinne nicht zuletzt für den Kapitalmarkt an Bedeutung: "Daher spricht alles dafür, in dieser Hinsicht mehr zu tun." Die Einführung von Frauenquoten ist laut Strugl sinnvoll, weil Fortschritte bei den einschlägigen Aktivitäten der Branche damit messbar werden. Als Strugl seine Funktion als Generaldirektor des Verbunds Anfang 2019 antrat, lag der Anteil der Frauen an der Gesamtzahl der Beschäftigten bei 17,8 Prozent: "Letztes Jahr haben wir 20 Prozent überschritten."

Fordern und fördern

Mittlerweile habe die Branche eine Reihe von Berufsbildern und Dienstleistungen entwickelt, die im Gegensatz etwa zum Kraftwerksbau nicht mit harter körperlicher Arbeit verbunden seien. "Da kann man nicht mehr sagen, Frauen schaffen das konstitutionell nicht", betonte Strugl. Worum es letzten Endes geht, ist laut Strugl "das Mindset. Wir müssen unsere Einstellungen verändern, wir müssen Frauen fordern und fördern." Nach seinen Erfahrungen bewährt sich dies bestens. Im Pumpspeicherkraftwerk Kaprun etwa ist mittlerweile die erste Leiterin einer Kraftwerksgruppe tätig, "und das ist eine exzellente Gruppenleiterin." Ursprünglich hatten sich für die Position keine Frauen beworben. Strugl wurde mitgeteilt, es gebe keine geeigneten Frauen: "Wenn so etwas geschieht, ist es die Verantwortung des Managements, zu sagen: Das kann nicht sein." Und genau dies sei im gegenständlichen Fall erfolgt. "Es geht also, aber es geht nicht von selbst. Das ist ein Erfolgsweg, und den sollten wir gehen", resümierte Strugl.

Weg vom „Betonierer-Image“

Generalsekretärin Barbara Schmidt ergänzte, die E-Wirtschaft habe "immer noch ein gewisses 'Betonierer-Image'. Davon müssen wir wegkommen." Wenn tausende Jugendliche für den Klimaschutz demonstrierten, gelte es, diese anzusprechen: Wir arbeiten ja an der Energiewende." Und heiße es, es gebe für bestimmte Tätigkeiten keine geeigneten Frauen, dann müsse die Branche Gegenbeispiele sichtbar machen und Frauen in entsprechenden Positionen "vor den Vorhang holen." Dem, aber keineswegs zuletzt auch der besseren Vernetzung in der E-Wirtschaft tätiger Frauen, solle das Netzwerk dienen, das unter #Powerfrauen zugänglich ist. Allerdings dauere es seine Zeit, die Energiewirtschaft "weiblicher" zu machen. Und etliche Hürden auf diesem Weg lägen nicht innerhalb der Branche, etwa fehlende Ganztagsschulen und Einrichtung zur nachmittäglichen Kinderbetreuung.

Windräder sprengen

Bei der Auftaktveranstaltung präsentierten mehrere in der E-Wirtschaft tätige Frauen ihre Arbeit, etwa die Vorständin der Salzburg AG, Brigitte Bach, die Geschäftsführerin der Energie AG Oberösterreich Trading GmbH, Melanie Schönböck, sowie Nadine Kroemer, Schaltmeisterin in einem Umspannwerk des Übertragungsnetzbetreibers Austrian Power Grid AG. Unter anderem mit der Sprengung von Windrädern und deren Fundamenten befasst sich Jessica Bauer, technische Projektleiterin bei der Burgenland Energie. Sie ist mit dem Repowering in die Jahre gekommener Windparks beschäftigt und leitete das zu Jahresbeginn abgeschlossene bislang größte diesbezügliche Vorhaben ihres Unternehmens.

Dabei ging es um die Modernisierung des Windparks Neudorf, dessen Leistung auf rund 100 MW in etwa verdoppelt wurde. Bauer hatte dabei mit 49 Grundeigentümern zu tun und musste bis zu 400 Mann auf der Baustelle koordinieren. "Da muss man zeigen, was man kann, und mehr leisten als die Männer", schilderte Bauer. Manchmal sei gegenüber den lieben männlichen Kollegen auch ein wenig Überzeugungsarbeit in Sachen Kompetenzverteilung nötig: "Man muss klarstellen: Ich bin es, die das Projekt leitet." Aber letzten Endes habe alles funktioniert: "Und als ich nach Abschluss des Vorhabens auf einem der Windräder stand, war ich richtig stolz auf mich und mein Team."

Donnerstag, 23.03.2023, 09:41 Uhr
Klaus Fischer

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