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Energie & Management > F&E - Potenzielle H2-Exportländer jetzt schon gewinnen
Quelle: Fotolia / alphaspirit
F&E

Potenzielle H2-Exportländer jetzt schon gewinnen

In einer Metastudie analysierten Forschende Erzeugung und Handel von grünem Wasserstoff. Die daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen stellten sie in einem Impulspapier zusammen.
Die Bundesregierung rechnet laut ihrem Update der Nationalen Wasserstoffstrategie damit, den deutschen Wasserstoffbedarf im Jahr 2030 zu rund 50 bis 70 Prozent durch Importe aus dem Ausland decken zu müssen.

Vor diesem Hintergrund wertete ein Team von Forschenden des Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) im Forschungsprojekt „HyPat“ mehrere Studien aus. Diese befassten sich mit den Kosten für Herstellung und Transport sowie möglichen internationalen Handelsströmen für grünen Wasserstoff und Wasserstoffderivaten.

„Die Bundesregierung wird im Frühjahr ihre Wasserstoff-Importstrategie vorstellen. Dafür gilt es eine Reihe von Aspekten zu beachten, allen voran Wasserstoff und Wasserstoffderivate separat zu betrachten“, erklärte Prof. Dr. Martin Wietschel, am Fraunhofer ISI Leiter des Competence Centers Energietechnologien und Energiesysteme und Mitautor des Impulspapiers. Jeweils gebe es unterschiedliche Transportwege, Märkte, Anwendungsfelder und Exportländer.

Da der Importbedarf international begrenzt sein werde, müsse Deutschland in Abstimmung mit der EU schon jetzt auf potenzielle Exportländer zugehen, die mittelfristig eine bedeutende Marktmacht erlangen werden. Verhandlungen sollten nicht in die Länge gezogen werden, damit Erstanbieter nicht andere Importeure in Betracht ziehen.

Mit Exportländern − insbesondere aus der EU und den EU-Anrainerstaaten − gelte es, gemeinsam und „auf Augenhöhe“ Technologien und Geschäftsmodelle zu entwickeln und Risiken fair zu verteilen. Wietschel: „Dies schafft nicht nur lokale Wertschöpfung, sondern treibt zugleich lokale Energiewenden voran – und hilft am Ende vor allem auch Deutschland bei der Erreichung seiner eigenen Klimaziele.“
 

Zu den Ergebnissen: 
  • ​Zum Bedarf: Die untersuchten Studien gehen von einer globalen Wasserstoffnachfrage bis 2050 von 4 bis 11 Prozent des Endenergiebedarfs aus. Stellt man das globale Angebot dem Bedarf gegenüber, so lässt sich diese Nachfrage durch grünen Wasserstoff decken − auch unter stark einschränkenden Annahmen, wie Ausschluss von Regionen mit Wasserstress oder geopolitischen Instabilitäten.
  • Zum Standort: Nach Studienlage werden zur Erzeugung grünen Wasserstoffs Standorte mit guten Photovoltaikbedingungen gesehen, idealerweise kombiniert mit guten Windbedingungen, da dann die Herstellungskosten am günstigsten sind. Künftige Exportländer sollten Zugang zu kostengünstigen Finanzierungen und nationalen Fonds haben, damit sich Kapitalkosten, die einen hohen Einfluss auf die Gesamtkosten haben, niedrig halten lassen. 
  • Zum globalen Handel zwischen 2030 und 2050: Nur etwa ein Drittel des Gesamtbedarfs wird dieser ausmachen, da der Importbedarf für Wasserstoff eher gering ist: Viele Länder wie die USA oder China werden ihren Wasserstoffbedarf überwiegend selbst decken können. Anders Deutschland, grüner Wasserstoff und seine Derivate werden kurz- bis mittelfristig eher teuer und knapp bleiben. Eine deutsche Importstrategie sollte sich daher auf Bereiche konzentrieren, in denen sich die Klimaziele nur unter Anwendung von Wasserstoff erreichen lassen, − etwa in der Stahl- und Grundstoffchemie, dem internationalen Flug- und Schiffstransport oder Raffinerien.
Die Autoren des Fraunhofer ISI formulieren in ihrem Impulspapier folgende Handlungsempfehlungen für eine deutsche Importstrategie:
  • Konkurrenz und Kooperation: Japan und Südkorea sind neben Deutschland Länder mit hohen Importbedarfen bei Wasserstoffderivaten. Deutschland sollte diese als Konkurrenten betrachten, aber auch als mögliche Kooperationspartner.
  • Wasserstoff-Allianz: Aus Gründen der Marktmacht sollte eine gemeinsame Position mit EU-Importländern wie den Niederlanden und Belgien beziehungsweise der EU insgesamt gesucht werden. Die Forschenden schlagen hier eine europäische Wasserstoff-Allianz vor.
  • Synthetisches Kerosin werde zum Erreichen der Klimaschutzziele im Flugverkehr benötigt, Alternativen sehen die Forschenden „so gut wie keine“. Bestehende Importinfrastrukturen könnten weiter genutzt werden.
  • Methanol lasse sich als Treibstoff und in der chemischen Industrie als Grundstoff einsetzen. Bisher gebe es aber nur wenig Infrastruktur und Schiffe zum Transport.
  • Ammoniak ließe sich als Träger für Wasserstoff nutzen, was jedoch mit hohen Umwandlungsverlusten verbunden und daher kostspielig ist. Für eine Direktnutzung kommt künftig der Schiffsverkehr und unter Umständen auch die Stromerzeugung infrage, wobei für letzteres noch ein hoher Entwicklungsaufwand nötig sei.
Das 24-seitige Impulspapier „Was wissen wir über Importe von grünem Wasserstoff und seinen Derivaten und was lässt sich daraus für eine deutsche Importstrategie ableiten?“ ist unter der Internetseite des Fraunhofer ISI downloadbar.

Montag, 12.02.2024, 16:21 Uhr
Davina Spohn
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Potenzielle H2-Exportländer jetzt schon gewinnen
In einer Metastudie analysierten Forschende Erzeugung und Handel von grünem Wasserstoff. Die daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen stellten sie in einem Impulspapier zusammen.
Die Bundesregierung rechnet laut ihrem Update der Nationalen Wasserstoffstrategie damit, den deutschen Wasserstoffbedarf im Jahr 2030 zu rund 50 bis 70 Prozent durch Importe aus dem Ausland decken zu müssen.

Vor diesem Hintergrund wertete ein Team von Forschenden des Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) im Forschungsprojekt „HyPat“ mehrere Studien aus. Diese befassten sich mit den Kosten für Herstellung und Transport sowie möglichen internationalen Handelsströmen für grünen Wasserstoff und Wasserstoffderivaten.

„Die Bundesregierung wird im Frühjahr ihre Wasserstoff-Importstrategie vorstellen. Dafür gilt es eine Reihe von Aspekten zu beachten, allen voran Wasserstoff und Wasserstoffderivate separat zu betrachten“, erklärte Prof. Dr. Martin Wietschel, am Fraunhofer ISI Leiter des Competence Centers Energietechnologien und Energiesysteme und Mitautor des Impulspapiers. Jeweils gebe es unterschiedliche Transportwege, Märkte, Anwendungsfelder und Exportländer.

Da der Importbedarf international begrenzt sein werde, müsse Deutschland in Abstimmung mit der EU schon jetzt auf potenzielle Exportländer zugehen, die mittelfristig eine bedeutende Marktmacht erlangen werden. Verhandlungen sollten nicht in die Länge gezogen werden, damit Erstanbieter nicht andere Importeure in Betracht ziehen.

Mit Exportländern − insbesondere aus der EU und den EU-Anrainerstaaten − gelte es, gemeinsam und „auf Augenhöhe“ Technologien und Geschäftsmodelle zu entwickeln und Risiken fair zu verteilen. Wietschel: „Dies schafft nicht nur lokale Wertschöpfung, sondern treibt zugleich lokale Energiewenden voran – und hilft am Ende vor allem auch Deutschland bei der Erreichung seiner eigenen Klimaziele.“
 

Zu den Ergebnissen: 
  • ​Zum Bedarf: Die untersuchten Studien gehen von einer globalen Wasserstoffnachfrage bis 2050 von 4 bis 11 Prozent des Endenergiebedarfs aus. Stellt man das globale Angebot dem Bedarf gegenüber, so lässt sich diese Nachfrage durch grünen Wasserstoff decken − auch unter stark einschränkenden Annahmen, wie Ausschluss von Regionen mit Wasserstress oder geopolitischen Instabilitäten.
  • Zum Standort: Nach Studienlage werden zur Erzeugung grünen Wasserstoffs Standorte mit guten Photovoltaikbedingungen gesehen, idealerweise kombiniert mit guten Windbedingungen, da dann die Herstellungskosten am günstigsten sind. Künftige Exportländer sollten Zugang zu kostengünstigen Finanzierungen und nationalen Fonds haben, damit sich Kapitalkosten, die einen hohen Einfluss auf die Gesamtkosten haben, niedrig halten lassen. 
  • Zum globalen Handel zwischen 2030 und 2050: Nur etwa ein Drittel des Gesamtbedarfs wird dieser ausmachen, da der Importbedarf für Wasserstoff eher gering ist: Viele Länder wie die USA oder China werden ihren Wasserstoffbedarf überwiegend selbst decken können. Anders Deutschland, grüner Wasserstoff und seine Derivate werden kurz- bis mittelfristig eher teuer und knapp bleiben. Eine deutsche Importstrategie sollte sich daher auf Bereiche konzentrieren, in denen sich die Klimaziele nur unter Anwendung von Wasserstoff erreichen lassen, − etwa in der Stahl- und Grundstoffchemie, dem internationalen Flug- und Schiffstransport oder Raffinerien.
Die Autoren des Fraunhofer ISI formulieren in ihrem Impulspapier folgende Handlungsempfehlungen für eine deutsche Importstrategie:
  • Konkurrenz und Kooperation: Japan und Südkorea sind neben Deutschland Länder mit hohen Importbedarfen bei Wasserstoffderivaten. Deutschland sollte diese als Konkurrenten betrachten, aber auch als mögliche Kooperationspartner.
  • Wasserstoff-Allianz: Aus Gründen der Marktmacht sollte eine gemeinsame Position mit EU-Importländern wie den Niederlanden und Belgien beziehungsweise der EU insgesamt gesucht werden. Die Forschenden schlagen hier eine europäische Wasserstoff-Allianz vor.
  • Synthetisches Kerosin werde zum Erreichen der Klimaschutzziele im Flugverkehr benötigt, Alternativen sehen die Forschenden „so gut wie keine“. Bestehende Importinfrastrukturen könnten weiter genutzt werden.
  • Methanol lasse sich als Treibstoff und in der chemischen Industrie als Grundstoff einsetzen. Bisher gebe es aber nur wenig Infrastruktur und Schiffe zum Transport.
  • Ammoniak ließe sich als Träger für Wasserstoff nutzen, was jedoch mit hohen Umwandlungsverlusten verbunden und daher kostspielig ist. Für eine Direktnutzung kommt künftig der Schiffsverkehr und unter Umständen auch die Stromerzeugung infrage, wobei für letzteres noch ein hoher Entwicklungsaufwand nötig sei.
Das 24-seitige Impulspapier „Was wissen wir über Importe von grünem Wasserstoff und seinen Derivaten und was lässt sich daraus für eine deutsche Importstrategie ableiten?“ ist unter der Internetseite des Fraunhofer ISI downloadbar.

Montag, 12.02.2024, 16:21 Uhr
Davina Spohn

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