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Energie & Management > Wasserstoff - Pipelines als wesentliche Säule der H2-Versorgung
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Wasserstoff

Pipelines als wesentliche Säule der H2-Versorgung

Für den Wasserstoffhochlauf sind Pipelines dringend notwendig, so eine Studie von Agora Energiewende. Um den Bau zu ermöglichen seien jetzt politische Entscheidungen nötig.
Ohne Pipelines geht es nicht: Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Denkfabrik Agora Energiewende mit dem Titel “Wasserstoffimporte Deutschlands. Welchen Beitrag können Pipelineimporte in den 2030er Jahren leisten?”. Der Studie zufolge könnte Deutschland bis Mitte der 2030er Jahre jährlich rund 60 bis 100 Milliarden kWh grünen Wasserstoff beziehen. Eine Größenordnung, die signifikant zur Deckung des bislang angenommenen Neubedarfs an Wasserstoff und Derivaten beitragen könnte: Dieser wird in der nationalen Wasserstoffstrategie auf 40 bis 75 Milliarden kWh geschätzt.

Voraussetzung dafür aber sei der rechtzeitige Ausbau der Infrastruktur, mahnen die Forscher an. Insbesondere die direkte Anbindung an die windreichen Nord- und Ostseeanrainerstaaten sei frühzeitig notwendig und auch möglich, da der Pipelinebau hier deutlich weniger Koordinierungsaufwand benötige als bei der Verlegung durch Transitländer. Auch seien die Finanzierungsbedingungen in diesen Ländern günstig, heißt es in der Studie. So sei die Anbindung an Dänemark und Norwegen bereits bis zum Jahr 2030 möglich − vorausgesetzt, man schaffe gesicherte Abnahmemengen in Deutschland, um die Investitionsentscheidung möglich zu machen.

Weiter Pipelines bis 2035 möglich

Weitere Pipelineverbindungen nach Deutschland könnten bis 2035 realisiert werden. Der Studie zufolge könnten dabei − abhängig von den politischen Entscheidungen Importkapazitäten von bis 64 bis 100 Milliarden kWh geschaffen werden (siehe Grafik).
 
Wasserstoff Herkunft und Einsatz im Jahr 2035
(zum Öffnen bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: Agora Energiewende

Um sowohl den Ausbau der Produktionskapazitäten als auch den Ausbau der Infrastruktur zu ermöglichen und die Hochlaufrisiken abzusichern seien gesicherte langfristige Abnahmemengen zu einem genau vorhersehbaren Preis notwendig, was zeitnah regulatorische Maßnahmen erfordere. Nachfrageinstrumente wie die Industriequoten aus der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie der EU (RED III) oder die Klimaschutzverträge für die Industrie müssten so umgesetzt werden, dass potenzielle Wasserstoffnutzer zu festen Abnahmezusagen bewegt werden, so Agora. “Rasch” müssten die beteiligten Staaten in Verhandlungen treten, um die Priorisierung der Korridore und die Aufteilung der Finanzierung zu klären.

Denn, auch das betonen die Forscher: Umfassende Wasserstoffimporte sind notwendig, weil Deutschland selbst nicht ausreichend Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen herstellen kann. Die meisten Energieszenarien gingen von einem Importanteil von mehr als 50 Prozent aus, mit einer in den 20230er Jahren steigenden Tendenz.

Pipelines seien dabei auf absehbare Zeit die günstigste Transportoption. So erfordere der Transport per Schiff den Einsatz von Zwischenprodukten und sei mit technologischen Risiken und aktuell hohen Kostenaufschlägen verbunden.

Förderung von grünem Wasserstoff

Eile in der politischen Entscheidungsfindung sei auch deswegen geboten, weil die Verfügbarkeit von Wasserstoff aus erneuerbaren Energiequellen besonders wichtig für die Dekarbonisierung der Industrie und des Stromsektors ist, betonen die Studienautoren, die die zentralen Anwendungsbereiche in den 2030er Jahren in der Stahlherstellung, die Chemieindustrie, Raffinerien und dem Stromsektor sehen. Auch in der Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs könne Wasserstoff eine Rolle spielen. Dabei könne auch der Import von energieintensiven Vorprodukten eine wichtige Ergänzung des Wasserstoffhochlaufs sein.

Dabei sei davon auszugehen, dass der Großteil des Bedarfs der relevanten Sektoren mit Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden könne. “Der notwendige Hochlauf der Produktion erneuerbaren Wasserstoffs darf nicht durch die Einbeziehung von nicht vollständig klimaneutralen Alternativen, wie erdgasbasiertem Wasserstoff mit CO2-Abscheidung, erschwert werden”, heißt es in der Studie.

Und: Grundsätzlich sollte Wasserstoff auch dann, wenn er aus Importen zur Verfügung steht, fokussiert eingesetzt werden, so die Forscher. In vielen Fällen sei Elektrifizierung eine energieeffiziente Alternative zum Wasserstoff.

Eine detaillierte Zusammenfassung der Ergebnisse der Studie “Wasserstoffimporte Deutschlands. Welchen Beitrag können Pipelineimprote in den 2030er Jahren leisten?” ist auf den Internetseiten von Agora Energiewenden abrufbar.

Freitag, 5.07.2024, 13:12 Uhr
Katia Meyer-Tien
Energie & Management > Wasserstoff - Pipelines als wesentliche Säule der H2-Versorgung
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
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Pipelines als wesentliche Säule der H2-Versorgung
Für den Wasserstoffhochlauf sind Pipelines dringend notwendig, so eine Studie von Agora Energiewende. Um den Bau zu ermöglichen seien jetzt politische Entscheidungen nötig.
Ohne Pipelines geht es nicht: Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Denkfabrik Agora Energiewende mit dem Titel “Wasserstoffimporte Deutschlands. Welchen Beitrag können Pipelineimporte in den 2030er Jahren leisten?”. Der Studie zufolge könnte Deutschland bis Mitte der 2030er Jahre jährlich rund 60 bis 100 Milliarden kWh grünen Wasserstoff beziehen. Eine Größenordnung, die signifikant zur Deckung des bislang angenommenen Neubedarfs an Wasserstoff und Derivaten beitragen könnte: Dieser wird in der nationalen Wasserstoffstrategie auf 40 bis 75 Milliarden kWh geschätzt.

Voraussetzung dafür aber sei der rechtzeitige Ausbau der Infrastruktur, mahnen die Forscher an. Insbesondere die direkte Anbindung an die windreichen Nord- und Ostseeanrainerstaaten sei frühzeitig notwendig und auch möglich, da der Pipelinebau hier deutlich weniger Koordinierungsaufwand benötige als bei der Verlegung durch Transitländer. Auch seien die Finanzierungsbedingungen in diesen Ländern günstig, heißt es in der Studie. So sei die Anbindung an Dänemark und Norwegen bereits bis zum Jahr 2030 möglich − vorausgesetzt, man schaffe gesicherte Abnahmemengen in Deutschland, um die Investitionsentscheidung möglich zu machen.

Weiter Pipelines bis 2035 möglich

Weitere Pipelineverbindungen nach Deutschland könnten bis 2035 realisiert werden. Der Studie zufolge könnten dabei − abhängig von den politischen Entscheidungen Importkapazitäten von bis 64 bis 100 Milliarden kWh geschaffen werden (siehe Grafik).
 
Wasserstoff Herkunft und Einsatz im Jahr 2035
(zum Öffnen bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: Agora Energiewende

Um sowohl den Ausbau der Produktionskapazitäten als auch den Ausbau der Infrastruktur zu ermöglichen und die Hochlaufrisiken abzusichern seien gesicherte langfristige Abnahmemengen zu einem genau vorhersehbaren Preis notwendig, was zeitnah regulatorische Maßnahmen erfordere. Nachfrageinstrumente wie die Industriequoten aus der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie der EU (RED III) oder die Klimaschutzverträge für die Industrie müssten so umgesetzt werden, dass potenzielle Wasserstoffnutzer zu festen Abnahmezusagen bewegt werden, so Agora. “Rasch” müssten die beteiligten Staaten in Verhandlungen treten, um die Priorisierung der Korridore und die Aufteilung der Finanzierung zu klären.

Denn, auch das betonen die Forscher: Umfassende Wasserstoffimporte sind notwendig, weil Deutschland selbst nicht ausreichend Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen herstellen kann. Die meisten Energieszenarien gingen von einem Importanteil von mehr als 50 Prozent aus, mit einer in den 20230er Jahren steigenden Tendenz.

Pipelines seien dabei auf absehbare Zeit die günstigste Transportoption. So erfordere der Transport per Schiff den Einsatz von Zwischenprodukten und sei mit technologischen Risiken und aktuell hohen Kostenaufschlägen verbunden.

Förderung von grünem Wasserstoff

Eile in der politischen Entscheidungsfindung sei auch deswegen geboten, weil die Verfügbarkeit von Wasserstoff aus erneuerbaren Energiequellen besonders wichtig für die Dekarbonisierung der Industrie und des Stromsektors ist, betonen die Studienautoren, die die zentralen Anwendungsbereiche in den 2030er Jahren in der Stahlherstellung, die Chemieindustrie, Raffinerien und dem Stromsektor sehen. Auch in der Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs könne Wasserstoff eine Rolle spielen. Dabei könne auch der Import von energieintensiven Vorprodukten eine wichtige Ergänzung des Wasserstoffhochlaufs sein.

Dabei sei davon auszugehen, dass der Großteil des Bedarfs der relevanten Sektoren mit Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden könne. “Der notwendige Hochlauf der Produktion erneuerbaren Wasserstoffs darf nicht durch die Einbeziehung von nicht vollständig klimaneutralen Alternativen, wie erdgasbasiertem Wasserstoff mit CO2-Abscheidung, erschwert werden”, heißt es in der Studie.

Und: Grundsätzlich sollte Wasserstoff auch dann, wenn er aus Importen zur Verfügung steht, fokussiert eingesetzt werden, so die Forscher. In vielen Fällen sei Elektrifizierung eine energieeffiziente Alternative zum Wasserstoff.

Eine detaillierte Zusammenfassung der Ergebnisse der Studie “Wasserstoffimporte Deutschlands. Welchen Beitrag können Pipelineimprote in den 2030er Jahren leisten?” ist auf den Internetseiten von Agora Energiewenden abrufbar.

Freitag, 5.07.2024, 13:12 Uhr
Katia Meyer-Tien

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