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Energie & Management > Photovoltaik - Photovoltaik: Österreich braucht Freiflächen
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Photovoltaik

Photovoltaik: Österreich braucht Freiflächen

Der angestrebte massive Ausbau der Solarstromerzeugung kann nicht allein auf Gebäuden erfolgen, zeigt eine neue Studie im Auftrag des Verbands Oesterreichs Energie.
 
Österreich kann den geplanten massiven Ausbau der Photovoltaik nicht allein mit Anlagen auf Gebäuden bewerkstelligen. Mindestens die Hälfte der angestrebten zusätzlichen Erzeugung muss auf Freiflächen erfolgen. Das ist die Kernaussage der Studie „Photovoltaik-Potentiale im Gebäudesektor in Österreich bis 2040 und Abschätzung der Photovoltaik-Potentiale auf weiteren Infrastrukturen“, die die Generalsekretärin des Elektrizitätswirtschaftsverbands Oesterreichs Energie und der Obmann der Technologieplattform Photovoltaik (TPPV), Hubert Fechner, am 11. September in Wien präsentierten.

Fechner hatte bereits im Jahr 2020 im Auftrag der E-Wirtschaft die Möglichkeiten, PV-Anlagen im österreichischen Gebäudebestand zu installieren, erhoben. Aufgrund der geänderten politischen und rechtlichen sowie technischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nahm er nun eine neue Abschätzung vor.

Das Ergebnis: Grundsätzlich wäre es möglich, auf Ein- und Mehrfamilienhäusern mittels PV pro Jahr rund 61,5 Milliarden kWh Strom zu erzeugen, auf den Dächern von Industrie- sowie landwirtschaftlichen Gebäuden 20,3 Milliarden kWh sowie auf Fassaden 14,7 Milliarden kWh. Das Gesamtpotenzial beliefe sich somit auf etwa 96,5 Milliarden kWh. Zum Vergleich: Der jährliche Strombedarf Österreichs liegt derzeit bei 70 Milliarden kWh. Von diesem „physikalisch-theoretischen Potenzial“ sind aufgrund technischer und wirtschaftlicher Gegebenheiten sowie aufgrund möglicher Akzeptanzprobleme aber lediglich 14,4 bis 17,8 Milliarden kWh realisierbar.

Zu berücksichtigen ist ferner, dass laut der Studie bis dato bereits Anlagen errichtet wurden, die etwa 5,5 Milliarden kWh pro Jahr erzeugen können. Somit verbleibt ein noch realisierbares Potenzial von rund 9,0 bis 12,4 Milliarden kWh, der arithmetische Mittelwert beläuft sich auf 10,7 Milliarden kWh. Dazu kommen Ausbaumöglichkeiten im Verkehr, die bei 1,4 bis 2 Milliarden kWh liegen, und auf Deponien, die 0,85 Milliarden kWh betragen. Dies ergibt einen Gesamtwert von 13,5 Milliarden kWh.

Lücke bis zu 21,1 Milliarden kWh

Laut der „Stromstrategie“ von Oesterreichs Energie aus dem 2022 muss sich die Stromproduktion mit PV-Anlagen im Jahr 2040 auf rund 32,6 Milliarden kWh belaufen, um das für dieses Jahr angestrebte Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Der Integrierte Netzinfrastrukturplan (ÖNIP) der österreichischen Bundesregierung geht sogar von 41 Milliarden kWh aus. Wie erwähnt, sind derzeit Anlagen in Betrieb, die 5,5 Milliarden kWh erzeugen können. Angesichts der möglichen zusätzlichen Produktion von insgesamt 13,5 Milliarden kWh auf Gebäuden, im Verkehr und auf Deponien klafft auf das Ziel der „Stromstrategie“ somit eine Lücke von 12,7 Milliarden kWh. Der Abstand zum ÖNIP-Ziel beläuft sich sogar auf 21,1 Milliarden kWh. Diese Mengen müssen auf Freiflächen erzeugt werden.

Daher muss die Stromerzeugung mit PV-Anlagen sowohl auf Gebäuden als auch auf Freiflächen dringend „vervielfacht“ werden, betonte Fechner. Ferner seien die Rahmenbedingungen für den Ausbau der PV so zu setzen, „dass in allen Segmenten ein beständiger und planbarer Hochlauf erfolgen kann“. Angesichts des Leistungszuwachses in den vergangenen beiden Jahren – 2022 belief sich dieser auf mehr als 1.000 MW, 2023 sogar auf 2.600 MW – hält Fechner einen jährlichen Zubau von 1.000 bis 2.000 MW denkbar. Dies ließe laut seiner Studie die Ausbauziele „durchaus realistisch erscheinen, sofern auftretende Barrieren in der weiteren Entwicklung frühzeitig erkannt und entfernt werden. Es ist daher unumgänglich, klare Strategien zu entwickeln, wie die Photovoltaikzukunft in Österreich zu gestalten ist“.

Freiflächen schon jetzt nutzen

Generalsekretärin Schmidt ergänzte, die Nutzung von Freiflächen müsse bereits jetzt erfolgen: „Wir können nicht warten, bis sämtliche in Frage kommenden Dächer genutzt sind.“ Außerdem gelte es, die Einspeisung der erzeugten Strommengen in die Netze zu ermöglichen. Deshalb benötige die E-Wirtschaft geeignete Rahmenbedingungen für die Ertüchtigung und Erweiterung der Netze. Solche hätte nicht zuletzt das Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) mit sich gebracht. Dessen Beschluss noch vor der Parlamentswahl am 29. September hält Schmidt für unrealistisch, „weil dem Hohen Haus noch nicht einmal ein Entwurf vorliegt. Und die letzte Plenarsitzung der Legislaturperiode ist für den 18. und 19. September angesetzt“.

Zum Hinweis der Redaktion, dass der ElWG-Entwurf eine Begrenzung der Einspeiseleistung von PV-Anlagen vorsieht, beschied Fechner, dies sei durchaus sinnvoll. PV-Anlagen erzeugten erhebliche Strommengen zu Zeiten von Überangeboten im Stromgroßhandel mit entsprechend niedrigen Preisen: „Das heißt, die Einspeisung dieser Mengen ist zur fraglichen Zeit ohnehin nicht sinnvoll.“ Daher sollten diese vor Ort genutzt werden. Wenn dies nicht möglich sei, komme auch das Abregeln der Anlagen infrage.

Die Studie ist auf der Website von Oesterreichs Energie verfügbar.

Mittwoch, 11.09.2024, 12:53 Uhr
Klaus Fischer
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Photovoltaik
Photovoltaik: Österreich braucht Freiflächen
Der angestrebte massive Ausbau der Solarstromerzeugung kann nicht allein auf Gebäuden erfolgen, zeigt eine neue Studie im Auftrag des Verbands Oesterreichs Energie.
 
Österreich kann den geplanten massiven Ausbau der Photovoltaik nicht allein mit Anlagen auf Gebäuden bewerkstelligen. Mindestens die Hälfte der angestrebten zusätzlichen Erzeugung muss auf Freiflächen erfolgen. Das ist die Kernaussage der Studie „Photovoltaik-Potentiale im Gebäudesektor in Österreich bis 2040 und Abschätzung der Photovoltaik-Potentiale auf weiteren Infrastrukturen“, die die Generalsekretärin des Elektrizitätswirtschaftsverbands Oesterreichs Energie und der Obmann der Technologieplattform Photovoltaik (TPPV), Hubert Fechner, am 11. September in Wien präsentierten.

Fechner hatte bereits im Jahr 2020 im Auftrag der E-Wirtschaft die Möglichkeiten, PV-Anlagen im österreichischen Gebäudebestand zu installieren, erhoben. Aufgrund der geänderten politischen und rechtlichen sowie technischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nahm er nun eine neue Abschätzung vor.

Das Ergebnis: Grundsätzlich wäre es möglich, auf Ein- und Mehrfamilienhäusern mittels PV pro Jahr rund 61,5 Milliarden kWh Strom zu erzeugen, auf den Dächern von Industrie- sowie landwirtschaftlichen Gebäuden 20,3 Milliarden kWh sowie auf Fassaden 14,7 Milliarden kWh. Das Gesamtpotenzial beliefe sich somit auf etwa 96,5 Milliarden kWh. Zum Vergleich: Der jährliche Strombedarf Österreichs liegt derzeit bei 70 Milliarden kWh. Von diesem „physikalisch-theoretischen Potenzial“ sind aufgrund technischer und wirtschaftlicher Gegebenheiten sowie aufgrund möglicher Akzeptanzprobleme aber lediglich 14,4 bis 17,8 Milliarden kWh realisierbar.

Zu berücksichtigen ist ferner, dass laut der Studie bis dato bereits Anlagen errichtet wurden, die etwa 5,5 Milliarden kWh pro Jahr erzeugen können. Somit verbleibt ein noch realisierbares Potenzial von rund 9,0 bis 12,4 Milliarden kWh, der arithmetische Mittelwert beläuft sich auf 10,7 Milliarden kWh. Dazu kommen Ausbaumöglichkeiten im Verkehr, die bei 1,4 bis 2 Milliarden kWh liegen, und auf Deponien, die 0,85 Milliarden kWh betragen. Dies ergibt einen Gesamtwert von 13,5 Milliarden kWh.

Lücke bis zu 21,1 Milliarden kWh

Laut der „Stromstrategie“ von Oesterreichs Energie aus dem 2022 muss sich die Stromproduktion mit PV-Anlagen im Jahr 2040 auf rund 32,6 Milliarden kWh belaufen, um das für dieses Jahr angestrebte Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Der Integrierte Netzinfrastrukturplan (ÖNIP) der österreichischen Bundesregierung geht sogar von 41 Milliarden kWh aus. Wie erwähnt, sind derzeit Anlagen in Betrieb, die 5,5 Milliarden kWh erzeugen können. Angesichts der möglichen zusätzlichen Produktion von insgesamt 13,5 Milliarden kWh auf Gebäuden, im Verkehr und auf Deponien klafft auf das Ziel der „Stromstrategie“ somit eine Lücke von 12,7 Milliarden kWh. Der Abstand zum ÖNIP-Ziel beläuft sich sogar auf 21,1 Milliarden kWh. Diese Mengen müssen auf Freiflächen erzeugt werden.

Daher muss die Stromerzeugung mit PV-Anlagen sowohl auf Gebäuden als auch auf Freiflächen dringend „vervielfacht“ werden, betonte Fechner. Ferner seien die Rahmenbedingungen für den Ausbau der PV so zu setzen, „dass in allen Segmenten ein beständiger und planbarer Hochlauf erfolgen kann“. Angesichts des Leistungszuwachses in den vergangenen beiden Jahren – 2022 belief sich dieser auf mehr als 1.000 MW, 2023 sogar auf 2.600 MW – hält Fechner einen jährlichen Zubau von 1.000 bis 2.000 MW denkbar. Dies ließe laut seiner Studie die Ausbauziele „durchaus realistisch erscheinen, sofern auftretende Barrieren in der weiteren Entwicklung frühzeitig erkannt und entfernt werden. Es ist daher unumgänglich, klare Strategien zu entwickeln, wie die Photovoltaikzukunft in Österreich zu gestalten ist“.

Freiflächen schon jetzt nutzen

Generalsekretärin Schmidt ergänzte, die Nutzung von Freiflächen müsse bereits jetzt erfolgen: „Wir können nicht warten, bis sämtliche in Frage kommenden Dächer genutzt sind.“ Außerdem gelte es, die Einspeisung der erzeugten Strommengen in die Netze zu ermöglichen. Deshalb benötige die E-Wirtschaft geeignete Rahmenbedingungen für die Ertüchtigung und Erweiterung der Netze. Solche hätte nicht zuletzt das Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) mit sich gebracht. Dessen Beschluss noch vor der Parlamentswahl am 29. September hält Schmidt für unrealistisch, „weil dem Hohen Haus noch nicht einmal ein Entwurf vorliegt. Und die letzte Plenarsitzung der Legislaturperiode ist für den 18. und 19. September angesetzt“.

Zum Hinweis der Redaktion, dass der ElWG-Entwurf eine Begrenzung der Einspeiseleistung von PV-Anlagen vorsieht, beschied Fechner, dies sei durchaus sinnvoll. PV-Anlagen erzeugten erhebliche Strommengen zu Zeiten von Überangeboten im Stromgroßhandel mit entsprechend niedrigen Preisen: „Das heißt, die Einspeisung dieser Mengen ist zur fraglichen Zeit ohnehin nicht sinnvoll.“ Daher sollten diese vor Ort genutzt werden. Wenn dies nicht möglich sei, komme auch das Abregeln der Anlagen infrage.

Die Studie ist auf der Website von Oesterreichs Energie verfügbar.

Mittwoch, 11.09.2024, 12:53 Uhr
Klaus Fischer

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