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Energie & Management > Österreich - Photovoltaik-Ausbau wie noch nie
Bild: Fotolia.com, YuI
Österreich

Photovoltaik-Ausbau wie noch nie

Trotz Covid-19 wird die österreichische PV-Branche 2020 Anlagen mit mehr Gesamtleistung installieren als je zuvor. Für weiteres Wachstum soll ein neuer Rechtsrahmen sorgen. 
Photovoltaikanlagen mit insgesamt rund 350 MW Leistung werden in Österreich in diesem Jahr voraussichtlich installiert. Das sei ein „All-time high“ und gerade unter den Bedingungen der COVID-19-Pandemie „eine ganz tolle Leistung der Branche“, betonte der Vorsitzende des Bundesverbands Photovoltaic Austria, Herbert Paierl, bei der Fachtagung für Photovoltaik und Stromspeicherung.

Paierl ergänzte, die PV-Branche warte „schon sehnsüchtig auf den Start des Pakets um das Erneuerbare-Ausbau-Gesetz (EAG-Paket)“ und bekenne sich rückhaltlos zu den ambitionierten Ökostrom-Ausbauzielen Österreichs. Geplant ist, die Stromproduktion mit erneuerbaren Energien bis 2030 um 27 Mrd. kWh pro Jahr bzw. rund 50 % zu steigern. Davon sollen 11 Mrd. kWh auf die Photovoltaik entfallen. Laut Paierl müssten dazu alljährlich Anlagen mit mindestens 1.000 MW Gesamtleistung installiert werden. Bislang habe sich der jährliche Ausbau im Durchschnitt auf etwa 250 MW belaufen.

In Hinblick auf das EAG-Paket formulierte Paierl drei Kernforderungen: 
  • Erstens müsse die Ausschreibung für die Vergabe der Fördermittel nach Größenklassen erfolgen. Andernfalls würden Großanlagen bevorzugt. Kleine Projekte dagegen hätten „aufgrund höherer Errichtungskosten“ kaum Chancen, zum Zug zu kommen. „Wir brauchen faire Wettbewerbsbedingungen. Beim Boxen muss ein Fliegengewichtler ja auch nicht in der Schwergewichtsklasse antreten“, konstatierte Paierl.
  • Zweitens gelte es, bürokratische Hürden bei der Vergabe der Förderungen zu vermeiden. Insbesondere kritisierte Paierl, dass bei der Antragstellung finanzielle Sicherheiten hinterlegt werden müssen. Speziell für Anlagen mit weniger als 500 kWp Leistung sei das ein erhebliches Problem: Installateure hätten mit derartigen Vorgaben kaum Erfahrung und verfügten auch nicht über die Zeit, um sich damit auseinanderzusetzen. Paierls Lösungsvorschlag: Anträge auf Förderungen sollen ausschließlich für genehmigte, baureife Projekte gestellt werden dürfen. 
  • Drittens seien klare Regeln für den Netzanschluss von PV-Anlagen sowie für die damit verbundenen Kosten zu schaffen. Paierl zufolge sollten nur für Anlagen mit mindestens 1 MWp Leistung Anschlussentgelte zu entrichten sein, die auf maximal 50 Euro/kWp zu begrenzen wären. Sein Argument: Kleinere Vorhaben belasten die Netze kaum, insbesondere, weil sie zumeist wenigstens teilweise der Selbstversorgung ihrer Eigentümer mit elektrischer Energie dienen. 
Florian Maringer, der Referent für Energie im Kabinett von Energie- und Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne), berichtete, das EAG-Paket sei „auf politischer Ebene weitgehend fertig“. Gearbeitet werde noch an den Details der gesetzgeberischen Ausformulierungen. Dabei sei größte Sorgfalt geboten, weil das Paket seitens der EU-Kommission genehmigt werden müsse. „Und die Kommission kann zu jedem einzelnen Paragraphen ja oder nein sagen“, warnte Maringer.

Er geht davon aus, dass das Paket im ersten Quartal 2021 im Bundesparlament beschlossen werden kann. Aber auch mit den bis zu seinem Inkrafttreten geltenden Bestimmungen sei die PV „gut bedient. Kommendes Jahr stehen insgesamt rund 100 Mio. Euro an Fördermitteln des Bundes zur Verfügung. Das ist so viel Geld wie noch nie.“ Und mit dem EAG-Paket werde die PV-Branche die Unterstützung bekommen, die sie benötige, um längerfristig wachsen zu können. 

Schluss mit „Geiz ist geil“ 

Thomas Becker, der Geschäftsführer der Projektentwicklungsgesellschaft ATB-Becker Photovoltaik, ergänzte, die PV könne neben der Wasserkraft und der Windenergie die „dritte Säule“ der künftigen Stromerzeugung in Österreich werden. Allerdings würden an PV-Projekte oft zwei einander widersprechende Anforderungen gestellt: „Einerseits werden die rechtlichen Vorgaben immer strenger, andererseits sollen die Kosten immer weiter nach unten gehen.“

Statt technischer Planungen bestimmten wirtschaftliche Wunschvorstellungen von Investoren die Realisierung der Projekte. Und so böten manche Unternehmen die Umsetzung von Vorhaben zu Preisen an, „bei denen keine sachgerechte Ausführung mehr möglich ist. Da wird sehr viel gemacht, was nicht ideal ist. Die Folge ist eine Häufung von Schäden und Rechtsstreitigkeiten.“

Laut Becker hat die Branche keine andere Wahl, als „sich vom ‚Geiz-ist-geil-Prinzip‘ zu verabschieden. Die PV kann und wird nicht endlos billiger werden.“ Ferner gelte es, verstärkt in Fachkräfte und Ausbildung zu investieren. Die Politik wiederum sei aufgerufen, Rahmenbedingungen zu schaffen, auf Basis derer alle Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette ihr Auskommen finden könnten. 

Donnerstag, 3.12.2020, 11:51 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - Photovoltaik-Ausbau wie noch nie
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Österreich
Photovoltaik-Ausbau wie noch nie
Trotz Covid-19 wird die österreichische PV-Branche 2020 Anlagen mit mehr Gesamtleistung installieren als je zuvor. Für weiteres Wachstum soll ein neuer Rechtsrahmen sorgen. 
Photovoltaikanlagen mit insgesamt rund 350 MW Leistung werden in Österreich in diesem Jahr voraussichtlich installiert. Das sei ein „All-time high“ und gerade unter den Bedingungen der COVID-19-Pandemie „eine ganz tolle Leistung der Branche“, betonte der Vorsitzende des Bundesverbands Photovoltaic Austria, Herbert Paierl, bei der Fachtagung für Photovoltaik und Stromspeicherung.

Paierl ergänzte, die PV-Branche warte „schon sehnsüchtig auf den Start des Pakets um das Erneuerbare-Ausbau-Gesetz (EAG-Paket)“ und bekenne sich rückhaltlos zu den ambitionierten Ökostrom-Ausbauzielen Österreichs. Geplant ist, die Stromproduktion mit erneuerbaren Energien bis 2030 um 27 Mrd. kWh pro Jahr bzw. rund 50 % zu steigern. Davon sollen 11 Mrd. kWh auf die Photovoltaik entfallen. Laut Paierl müssten dazu alljährlich Anlagen mit mindestens 1.000 MW Gesamtleistung installiert werden. Bislang habe sich der jährliche Ausbau im Durchschnitt auf etwa 250 MW belaufen.

In Hinblick auf das EAG-Paket formulierte Paierl drei Kernforderungen: 
  • Erstens müsse die Ausschreibung für die Vergabe der Fördermittel nach Größenklassen erfolgen. Andernfalls würden Großanlagen bevorzugt. Kleine Projekte dagegen hätten „aufgrund höherer Errichtungskosten“ kaum Chancen, zum Zug zu kommen. „Wir brauchen faire Wettbewerbsbedingungen. Beim Boxen muss ein Fliegengewichtler ja auch nicht in der Schwergewichtsklasse antreten“, konstatierte Paierl.
  • Zweitens gelte es, bürokratische Hürden bei der Vergabe der Förderungen zu vermeiden. Insbesondere kritisierte Paierl, dass bei der Antragstellung finanzielle Sicherheiten hinterlegt werden müssen. Speziell für Anlagen mit weniger als 500 kWp Leistung sei das ein erhebliches Problem: Installateure hätten mit derartigen Vorgaben kaum Erfahrung und verfügten auch nicht über die Zeit, um sich damit auseinanderzusetzen. Paierls Lösungsvorschlag: Anträge auf Förderungen sollen ausschließlich für genehmigte, baureife Projekte gestellt werden dürfen. 
  • Drittens seien klare Regeln für den Netzanschluss von PV-Anlagen sowie für die damit verbundenen Kosten zu schaffen. Paierl zufolge sollten nur für Anlagen mit mindestens 1 MWp Leistung Anschlussentgelte zu entrichten sein, die auf maximal 50 Euro/kWp zu begrenzen wären. Sein Argument: Kleinere Vorhaben belasten die Netze kaum, insbesondere, weil sie zumeist wenigstens teilweise der Selbstversorgung ihrer Eigentümer mit elektrischer Energie dienen. 
Florian Maringer, der Referent für Energie im Kabinett von Energie- und Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne), berichtete, das EAG-Paket sei „auf politischer Ebene weitgehend fertig“. Gearbeitet werde noch an den Details der gesetzgeberischen Ausformulierungen. Dabei sei größte Sorgfalt geboten, weil das Paket seitens der EU-Kommission genehmigt werden müsse. „Und die Kommission kann zu jedem einzelnen Paragraphen ja oder nein sagen“, warnte Maringer.

Er geht davon aus, dass das Paket im ersten Quartal 2021 im Bundesparlament beschlossen werden kann. Aber auch mit den bis zu seinem Inkrafttreten geltenden Bestimmungen sei die PV „gut bedient. Kommendes Jahr stehen insgesamt rund 100 Mio. Euro an Fördermitteln des Bundes zur Verfügung. Das ist so viel Geld wie noch nie.“ Und mit dem EAG-Paket werde die PV-Branche die Unterstützung bekommen, die sie benötige, um längerfristig wachsen zu können. 

Schluss mit „Geiz ist geil“ 

Thomas Becker, der Geschäftsführer der Projektentwicklungsgesellschaft ATB-Becker Photovoltaik, ergänzte, die PV könne neben der Wasserkraft und der Windenergie die „dritte Säule“ der künftigen Stromerzeugung in Österreich werden. Allerdings würden an PV-Projekte oft zwei einander widersprechende Anforderungen gestellt: „Einerseits werden die rechtlichen Vorgaben immer strenger, andererseits sollen die Kosten immer weiter nach unten gehen.“

Statt technischer Planungen bestimmten wirtschaftliche Wunschvorstellungen von Investoren die Realisierung der Projekte. Und so böten manche Unternehmen die Umsetzung von Vorhaben zu Preisen an, „bei denen keine sachgerechte Ausführung mehr möglich ist. Da wird sehr viel gemacht, was nicht ideal ist. Die Folge ist eine Häufung von Schäden und Rechtsstreitigkeiten.“

Laut Becker hat die Branche keine andere Wahl, als „sich vom ‚Geiz-ist-geil-Prinzip‘ zu verabschieden. Die PV kann und wird nicht endlos billiger werden.“ Ferner gelte es, verstärkt in Fachkräfte und Ausbildung zu investieren. Die Politik wiederum sei aufgerufen, Rahmenbedingungen zu schaffen, auf Basis derer alle Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette ihr Auskommen finden könnten. 

Donnerstag, 3.12.2020, 11:51 Uhr
Klaus Fischer

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