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Energie & Management > Batteriespeicher - Organischer Batteriespeicher geht in Pilotphase
Die Partner des Projektes "Uniblu" bei der Vertragsunterzeichnung. Quelle: CMBlu Energy
Batteriespeicher

Organischer Batteriespeicher geht in Pilotphase

Auf dem Gelände des Uniper-Kraftwerks Staudinger in Großkrotzenburg nahe Hanau starten Uniper und "CMBlu Energy" den Aufbau eines klimafreundlichen Großstromspeichers im MW-Bereich.
Den "fehlenden Schlussstein, ohne den die Energiewende nicht gelingen kann" wollen die Partner mit dem Pilotprojekt "UNIBLU" setzen. Der Projektname ist eine Wortzusammensetzung aus den Unternehmensnamen Uniper und CM Blu Energy. In dem auf drei Jahre angelegten Projekt soll ein prototypischer Stromspeicher auf Basis der CM-Blu-Technologie getestet werden. Als "Testzentrum" für den großtechnischen Einsatz, soll der Standort des Uniper-Kraftwerks Staudinger nahe Hanau (Hessen) dienen. Den Vertrag zur Projektkooperation unterzeichneten die Partner am 31. August am Firmenstandort des Batterieherstellers CM Blu in Alzenau (Bayern), rund acht Kilometer östlich des künftigen Projektstandortes.

Zu Beginn soll die Anlage eine Leistung von 1 MW und eine Batteriekapazität von 1.000 kWh erbringen und voraussichtlich im kommenden Jahr in den Betrieb gehen. Erfolgt der Abschluss der Pilotphase erfolgreich, können sich die Partner den Ausbau des Demonstrators zu einem Großstromspeicher im zweistelligen MW-Bereich vorstellen. Dieser könnte dann als Blaupause für andere Kraftwerksstandorte dienen. Für den bayerischen Batteriehersteller ist die Projektphase die Möglichkeit, der eigens entwickelten Organic-Flow-Speichersysteme zur Qualifizierung im deutschen Strommarkt zu verhelfen.

Für den Energiekonzern Uniper dagegen ist das Pilotprojekt ein Baustein in der Transformation seiner deutschen Erzeugungs- und Speicherkapazitäten. "Im Sinne eines nachhaltigen Klimaschutzes benötigen wir leistungsstarke stationäre Stromspeicher für erneuerbare Energiemengen", betonte Arne Hauner vor der Vertragsunterzeichnung. Der Director Innovation bei Uniper bezeichnete die Speicherung der Energie als eines der wichtigsten Themen der Energiewende − "Sie ist die Spinne im Netz, die alles zusammenbringt und die zeitliche Entkopplung von Produktion und Nachfrage ermöglicht".

Neben der Rolle Unipers als großer Player im Strom- und Gashandel verwies Hauner auf die Pioniersrolle des Konzerns bei großen Lithium-Ionen-Speichern bereits im Jahr 2013. Diese Speicher seien bereits im kommerziellen Betrieb und würden ihren Zweck im Kurzfristspeicherbereich auch gut erfüllen. "Das wird jedoch nicht ausreichen", versicherte Hauner mit Blick auf die saisonale, längerfristig angelegte Speicherung fluktuativer Energie aus erneuerbaren Anlagen. Mit "großem Respekt" schaue Uniper daher auf das nachhaltige Batteriespeicherkonzept von CM Blu. 

Keine konfliktbeladenen Rohstoffe im Einsatz

Die Organic-Flow-Speichersysteme des Batterieherstellers sind fast vollständig recyclebar, wie CTO Nastaran Krawczyk bei ihrer Präsentation anführte. Die Technologie basiere auf einem rein organischen Elektrolyt: CM Blu setzt dabei auf den Rohstoff Lignin, einem "Bestandteil einer jeden Pflanze mit Struktur“, erklärt CEO Peter Geigle. Holz, Zuckerrohr oder Grashalme − überall lasse sich das Molekül gewinnen. In der Zellstoff- und Papierproduktion fällt es als Abfallprodukt an. Keine konfliktbeladenen oder seltenen Rohstoffe für das Batteriesystem heranzuziehen, sei ein großes Anliegen des seit 2011 bestehenden Unternehmens gewesen, so Geigle. 

Die Flusszellenbatterie sei nicht brennbar und beliebig skalierbar. Fünf Stück davon ließen sich aufgrund seiner Sicherheit auf Paletten in einem Hochregallager übereinander stapeln. Pro Megawattstunde Speicherkapazität brauche man 2,5 m2 Fläche − laut Krawczyk eine "unheimlich hohe Energiedichte". Die CTO zog den Vergleich zur bekannteren Lithium-Ionen-Batterie des Herstellers Tesla, die pro Megawattstunde 3,9 mbeanspruche.

 
CM Blu ist eigenen Angaben zufolge einer wer weltweit größten Entwickler der Energiespeicher auf Nicht-Lithium-Basis im Multi-Megawatt-Bereich
Quelle: CMBlu Energy

Auf 300 m2 des Geländes des Uniper-Kraftswerksstandortes Staudinger soll die ersten Batteriemodule in den kommenden Monaten installiert werden. Dabei wollen die Partner die vorhandene Infrastruktur nutzen. Die CM-Blu-Batterie wird, wie Kraftwerksleiter Matthias Hube erklärte, direkt an den Eigenbedarf des Standorts Staudinger angeschlossen, der mit dem 110-kV-Netz der Avacon − als Teil des Bilanzkreises von Staudinger − verbunden ist. 

Das Kraftwerk Staudinger in Großkrotzenburg bezeichnet Uniper als einen seiner leistungsstärksten Kraftwerksstandorte. Seit fast 60 Jahren liefert das Kraftwerk Strom. Die Blöcke 1, 2 und 3 sind bereits im letzten Jahrzehnt stillgelegt worden. Block 4 und Block 5 sind noch in Betrieb und sollen künftig als Reservekraftwerk gelten. Block 5 (510 MW) wird mit Steinkohle befeuert, Block 4 (622 MW) mit Erdgas. Die Stilllegung ist auf den 22. Mai 2023 festgelegt worden.

Mittwoch, 31.08.2022, 15:49 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Batteriespeicher - Organischer Batteriespeicher geht in Pilotphase
Die Partner des Projektes "Uniblu" bei der Vertragsunterzeichnung. Quelle: CMBlu Energy
Batteriespeicher
Organischer Batteriespeicher geht in Pilotphase
Auf dem Gelände des Uniper-Kraftwerks Staudinger in Großkrotzenburg nahe Hanau starten Uniper und "CMBlu Energy" den Aufbau eines klimafreundlichen Großstromspeichers im MW-Bereich.
Den "fehlenden Schlussstein, ohne den die Energiewende nicht gelingen kann" wollen die Partner mit dem Pilotprojekt "UNIBLU" setzen. Der Projektname ist eine Wortzusammensetzung aus den Unternehmensnamen Uniper und CM Blu Energy. In dem auf drei Jahre angelegten Projekt soll ein prototypischer Stromspeicher auf Basis der CM-Blu-Technologie getestet werden. Als "Testzentrum" für den großtechnischen Einsatz, soll der Standort des Uniper-Kraftwerks Staudinger nahe Hanau (Hessen) dienen. Den Vertrag zur Projektkooperation unterzeichneten die Partner am 31. August am Firmenstandort des Batterieherstellers CM Blu in Alzenau (Bayern), rund acht Kilometer östlich des künftigen Projektstandortes.

Zu Beginn soll die Anlage eine Leistung von 1 MW und eine Batteriekapazität von 1.000 kWh erbringen und voraussichtlich im kommenden Jahr in den Betrieb gehen. Erfolgt der Abschluss der Pilotphase erfolgreich, können sich die Partner den Ausbau des Demonstrators zu einem Großstromspeicher im zweistelligen MW-Bereich vorstellen. Dieser könnte dann als Blaupause für andere Kraftwerksstandorte dienen. Für den bayerischen Batteriehersteller ist die Projektphase die Möglichkeit, der eigens entwickelten Organic-Flow-Speichersysteme zur Qualifizierung im deutschen Strommarkt zu verhelfen.

Für den Energiekonzern Uniper dagegen ist das Pilotprojekt ein Baustein in der Transformation seiner deutschen Erzeugungs- und Speicherkapazitäten. "Im Sinne eines nachhaltigen Klimaschutzes benötigen wir leistungsstarke stationäre Stromspeicher für erneuerbare Energiemengen", betonte Arne Hauner vor der Vertragsunterzeichnung. Der Director Innovation bei Uniper bezeichnete die Speicherung der Energie als eines der wichtigsten Themen der Energiewende − "Sie ist die Spinne im Netz, die alles zusammenbringt und die zeitliche Entkopplung von Produktion und Nachfrage ermöglicht".

Neben der Rolle Unipers als großer Player im Strom- und Gashandel verwies Hauner auf die Pioniersrolle des Konzerns bei großen Lithium-Ionen-Speichern bereits im Jahr 2013. Diese Speicher seien bereits im kommerziellen Betrieb und würden ihren Zweck im Kurzfristspeicherbereich auch gut erfüllen. "Das wird jedoch nicht ausreichen", versicherte Hauner mit Blick auf die saisonale, längerfristig angelegte Speicherung fluktuativer Energie aus erneuerbaren Anlagen. Mit "großem Respekt" schaue Uniper daher auf das nachhaltige Batteriespeicherkonzept von CM Blu. 

Keine konfliktbeladenen Rohstoffe im Einsatz

Die Organic-Flow-Speichersysteme des Batterieherstellers sind fast vollständig recyclebar, wie CTO Nastaran Krawczyk bei ihrer Präsentation anführte. Die Technologie basiere auf einem rein organischen Elektrolyt: CM Blu setzt dabei auf den Rohstoff Lignin, einem "Bestandteil einer jeden Pflanze mit Struktur“, erklärt CEO Peter Geigle. Holz, Zuckerrohr oder Grashalme − überall lasse sich das Molekül gewinnen. In der Zellstoff- und Papierproduktion fällt es als Abfallprodukt an. Keine konfliktbeladenen oder seltenen Rohstoffe für das Batteriesystem heranzuziehen, sei ein großes Anliegen des seit 2011 bestehenden Unternehmens gewesen, so Geigle. 

Die Flusszellenbatterie sei nicht brennbar und beliebig skalierbar. Fünf Stück davon ließen sich aufgrund seiner Sicherheit auf Paletten in einem Hochregallager übereinander stapeln. Pro Megawattstunde Speicherkapazität brauche man 2,5 m2 Fläche − laut Krawczyk eine "unheimlich hohe Energiedichte". Die CTO zog den Vergleich zur bekannteren Lithium-Ionen-Batterie des Herstellers Tesla, die pro Megawattstunde 3,9 mbeanspruche.

 
CM Blu ist eigenen Angaben zufolge einer wer weltweit größten Entwickler der Energiespeicher auf Nicht-Lithium-Basis im Multi-Megawatt-Bereich
Quelle: CMBlu Energy

Auf 300 m2 des Geländes des Uniper-Kraftswerksstandortes Staudinger soll die ersten Batteriemodule in den kommenden Monaten installiert werden. Dabei wollen die Partner die vorhandene Infrastruktur nutzen. Die CM-Blu-Batterie wird, wie Kraftwerksleiter Matthias Hube erklärte, direkt an den Eigenbedarf des Standorts Staudinger angeschlossen, der mit dem 110-kV-Netz der Avacon − als Teil des Bilanzkreises von Staudinger − verbunden ist. 

Das Kraftwerk Staudinger in Großkrotzenburg bezeichnet Uniper als einen seiner leistungsstärksten Kraftwerksstandorte. Seit fast 60 Jahren liefert das Kraftwerk Strom. Die Blöcke 1, 2 und 3 sind bereits im letzten Jahrzehnt stillgelegt worden. Block 4 und Block 5 sind noch in Betrieb und sollen künftig als Reservekraftwerk gelten. Block 5 (510 MW) wird mit Steinkohle befeuert, Block 4 (622 MW) mit Erdgas. Die Stilllegung ist auf den 22. Mai 2023 festgelegt worden.

Mittwoch, 31.08.2022, 15:49 Uhr
Davina Spohn

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