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Energie & Management > Bilanz - OMV verdoppelt Halbjahresgewinn
Quelle: Fotolia / Eisenhans
Bilanz

OMV verdoppelt Halbjahresgewinn

Die gestiegenden Öl- und Gaspreise haben auch das Ergebnis der OMV beflügelt. Bei der Diversifizierung des Gasbezugs könnten altbekannte Vorhaben zu neuen Ehren kommen.
Der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV hat im ersten Halbjahr einen Gewinn von 3,37 Mrd. Euro erwirtschaftet. Gegenüber dem Vergleichswert des Vorjahres bedeutet das eine Steigerung um 105 %, hieß es bei der Bilanzpressekonferenz am 28. Juli. Die Erlöse erhöhten sich um 124 % auf 30,62 Mrd Euro. Ihr um Lagerhaltungs- und Sondereffekte bereinigtes operatives Ergebnis beziffert die OMV mit 6,84 Mrd. Euro, was einem Zuwachs von 186 % entspricht.

Ausschlaggebend für diese Werte war dem Konzern zufolge das „vorteilhaftere Marktumfeld“, das das „robuste und integrierte Geschäftsmodell mit zunehmendem Fokus auf Nachhaltigkeits- und Kreislauflösungen“ unterstützt habe. Mit anderen Worten: Die OMV profitierte von den massiv gestiegenen Öl- und Gaspreisen so sehr, dass dadurch nicht zuletzt die 2 Mrd. Euro an Abschreibungen von Vermögenswerten in Russland und von Investitionen in die Pipeline Nord Stream 2 mehr als ausgeglichen wurden.

Das Fass Erdöl konnte die OMV durchschnittlich bei 97,62 US-Dollar verkaufen. Im ersten Halbjahr 2021 waren es 57,60 Dollar gewesen. Die Megawattstunde Erdgas wiederum setzte der Konzern für 45,10 Euro ab, das heißt, um mehr als drei Mal so viel wie im ersten Halbjahr 2021 (11,33 Euro/MWh).

Um 92.000 Fass Öläquivalent pro Tag (boe/d) oder 19 % auf 400.000 boe/d gesunken sind die Produktionsmengen. Dies ist jedoch teilweise darauf zurückzuführen, dass die OMV ihr Russlandgeschäft seit März nicht mehr konsolidiert. Laut Generaldirektor Alfred Stern förderte die OMV in Russland im ersten Halbjahr 59.000 boe/d.

Vorsichtig optimistisch formulierte die OMV ihren Ausblick für das Gesamtjahr: Der durchschnittlich realisierbare Gaspreis werde bei 45 Euro/MWh liegen, verglichen mit 16,50 Euro/MWh im Gesamtjahr 2021. Die zu erwartende Fördermenge bezifferte der Konzern mit 390.000 boe/d, um knapp ein Fünftel weniger als 2021 (486.000 boe/d). Angaben zu den voraussichtlichen Finanzkennzahlen machte die OMV wie üblich nicht.

Stern konstatierte, die OMV bemühe sich nach Kräften um die Diversifizierung der Gasversorgung. Mit der vor rund zwei Wochen erfolgten Buchung von rund 40 Mrd. kWh an Leitungskapazität in Deutschland und Italien habe sie hierfür einen „wesentlichen Schritt“ gesetzt. Damit könne sie zumindest grundsätzlich Gas aus ihren Offshore-Feldern in Norwegen sowie vom LNG-Terminal Rotterdam nach Österreich bringen.

Vielleicht doch Schiefergas?

Zu den in den vergangenen Monaten immer wieder aufgeflammten Debatten über die Erschließung der Schiefergasvorkommen im Weinviertel nordöstlich von Wien beschied Stern, die diesbezüglichen Versuche in den Jahren 2011 und 2012 seien an „fehlender Unterstützung der Öffentlichkeit und der Politik“ gescheitert. Seine bisherige Weigerung, das Projekt wieder aufzunehmen, schwächte Stern ab: „Denkverbote“ dürfe es nicht geben; mit einem geeigneten Rahmen „könnten wir das wieder evaluieren“. Zuletzt hatte die mächtige Industriellenvereinigung darauf gedrängt, wenigstens den tatsächlichen Umfang der Vorkommen festzustellen.

Zu neuen Ehren kommen könnte auch die Idee, Österreich an ein Flüssigerdgas(LNG)-Terminal auf der Adriainsel Krk anzubinden. Ein diesbezügliches Vorhaben mit der Bezeichnung „Adria LNG“ hatte die OMV unter dem damaligen Generaldirektor Wolfgang Ruttenstorfer Ende Dezember 2010 gestoppt. Stern konstatierte nun, es gelte, „verschiedene Möglichkeiten“ zur Diversifizierung von Österreichs Gasbezug zu erkunden. Zwar fehlten zurzeit die Möglichkeiten, um das Gas vom bestehenden Terminal Omisalj auf Krk nach Österreich zu schaffen: „Aber das muss man sich überlegen.“

Jedenfalls weiterverfolgt wird die Erschließung des Neptun-Felds im rumänischen Teil des Schwarzen Meeres. An diesem Projekt ist die OMV zu 50 % beteiligt. Stern nannte das Feld „eines der größten, wenn nicht das größte, Europas“.

Im Plan ist unterdessen die Reparatur der Rohöldestillationsanlage in der Raffinerie Schwechat östlich von Wien. Im Zuge der Generalüberholung der Raffinerie wurde die Anlage am 3. Juni schwer beschädigt, zwei Personen wurden leicht verletzt. Die Produktionskapazität von Schwechat sank auf 20 % des üblichen Werts. Martijn van Koten, der zuständige OMV-Vorstand, bekräftigte, die Reparatur bis Oktober abschließen zu wollen. Den Schaden für die OMV schätzte er auf 200 Mio. Euro.

Donnerstag, 28.07.2022, 16:56 Uhr
Klaus Fischer
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OMV verdoppelt Halbjahresgewinn
Die gestiegenden Öl- und Gaspreise haben auch das Ergebnis der OMV beflügelt. Bei der Diversifizierung des Gasbezugs könnten altbekannte Vorhaben zu neuen Ehren kommen.
Der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV hat im ersten Halbjahr einen Gewinn von 3,37 Mrd. Euro erwirtschaftet. Gegenüber dem Vergleichswert des Vorjahres bedeutet das eine Steigerung um 105 %, hieß es bei der Bilanzpressekonferenz am 28. Juli. Die Erlöse erhöhten sich um 124 % auf 30,62 Mrd Euro. Ihr um Lagerhaltungs- und Sondereffekte bereinigtes operatives Ergebnis beziffert die OMV mit 6,84 Mrd. Euro, was einem Zuwachs von 186 % entspricht.

Ausschlaggebend für diese Werte war dem Konzern zufolge das „vorteilhaftere Marktumfeld“, das das „robuste und integrierte Geschäftsmodell mit zunehmendem Fokus auf Nachhaltigkeits- und Kreislauflösungen“ unterstützt habe. Mit anderen Worten: Die OMV profitierte von den massiv gestiegenen Öl- und Gaspreisen so sehr, dass dadurch nicht zuletzt die 2 Mrd. Euro an Abschreibungen von Vermögenswerten in Russland und von Investitionen in die Pipeline Nord Stream 2 mehr als ausgeglichen wurden.

Das Fass Erdöl konnte die OMV durchschnittlich bei 97,62 US-Dollar verkaufen. Im ersten Halbjahr 2021 waren es 57,60 Dollar gewesen. Die Megawattstunde Erdgas wiederum setzte der Konzern für 45,10 Euro ab, das heißt, um mehr als drei Mal so viel wie im ersten Halbjahr 2021 (11,33 Euro/MWh).

Um 92.000 Fass Öläquivalent pro Tag (boe/d) oder 19 % auf 400.000 boe/d gesunken sind die Produktionsmengen. Dies ist jedoch teilweise darauf zurückzuführen, dass die OMV ihr Russlandgeschäft seit März nicht mehr konsolidiert. Laut Generaldirektor Alfred Stern förderte die OMV in Russland im ersten Halbjahr 59.000 boe/d.

Vorsichtig optimistisch formulierte die OMV ihren Ausblick für das Gesamtjahr: Der durchschnittlich realisierbare Gaspreis werde bei 45 Euro/MWh liegen, verglichen mit 16,50 Euro/MWh im Gesamtjahr 2021. Die zu erwartende Fördermenge bezifferte der Konzern mit 390.000 boe/d, um knapp ein Fünftel weniger als 2021 (486.000 boe/d). Angaben zu den voraussichtlichen Finanzkennzahlen machte die OMV wie üblich nicht.

Stern konstatierte, die OMV bemühe sich nach Kräften um die Diversifizierung der Gasversorgung. Mit der vor rund zwei Wochen erfolgten Buchung von rund 40 Mrd. kWh an Leitungskapazität in Deutschland und Italien habe sie hierfür einen „wesentlichen Schritt“ gesetzt. Damit könne sie zumindest grundsätzlich Gas aus ihren Offshore-Feldern in Norwegen sowie vom LNG-Terminal Rotterdam nach Österreich bringen.

Vielleicht doch Schiefergas?

Zu den in den vergangenen Monaten immer wieder aufgeflammten Debatten über die Erschließung der Schiefergasvorkommen im Weinviertel nordöstlich von Wien beschied Stern, die diesbezüglichen Versuche in den Jahren 2011 und 2012 seien an „fehlender Unterstützung der Öffentlichkeit und der Politik“ gescheitert. Seine bisherige Weigerung, das Projekt wieder aufzunehmen, schwächte Stern ab: „Denkverbote“ dürfe es nicht geben; mit einem geeigneten Rahmen „könnten wir das wieder evaluieren“. Zuletzt hatte die mächtige Industriellenvereinigung darauf gedrängt, wenigstens den tatsächlichen Umfang der Vorkommen festzustellen.

Zu neuen Ehren kommen könnte auch die Idee, Österreich an ein Flüssigerdgas(LNG)-Terminal auf der Adriainsel Krk anzubinden. Ein diesbezügliches Vorhaben mit der Bezeichnung „Adria LNG“ hatte die OMV unter dem damaligen Generaldirektor Wolfgang Ruttenstorfer Ende Dezember 2010 gestoppt. Stern konstatierte nun, es gelte, „verschiedene Möglichkeiten“ zur Diversifizierung von Österreichs Gasbezug zu erkunden. Zwar fehlten zurzeit die Möglichkeiten, um das Gas vom bestehenden Terminal Omisalj auf Krk nach Österreich zu schaffen: „Aber das muss man sich überlegen.“

Jedenfalls weiterverfolgt wird die Erschließung des Neptun-Felds im rumänischen Teil des Schwarzen Meeres. An diesem Projekt ist die OMV zu 50 % beteiligt. Stern nannte das Feld „eines der größten, wenn nicht das größte, Europas“.

Im Plan ist unterdessen die Reparatur der Rohöldestillationsanlage in der Raffinerie Schwechat östlich von Wien. Im Zuge der Generalüberholung der Raffinerie wurde die Anlage am 3. Juni schwer beschädigt, zwei Personen wurden leicht verletzt. Die Produktionskapazität von Schwechat sank auf 20 % des üblichen Werts. Martijn van Koten, der zuständige OMV-Vorstand, bekräftigte, die Reparatur bis Oktober abschließen zu wollen. Den Schaden für die OMV schätzte er auf 200 Mio. Euro.

Donnerstag, 28.07.2022, 16:56 Uhr
Klaus Fischer

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