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Energie & Management > Gas - OMV: Möglicher weiterer Schritt für diversifizierten Gasbezug
Quelle: Shutterstock / Red ivory
Gas

OMV: Möglicher weiterer Schritt für diversifizierten Gasbezug

Auf Basis einer Explorationsbohrung in der norwegischen Nordsee könnte der österreichische Konzern weitere 1,9 bis 8,4 Milliarden Kubikmeter fördern. Die Details sind noch offen.
Ein weiterer möglicher Schritt zur Diversifizierung der Gasaufbringung des österreichischen Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV zeichnet sich ab. Wie am 23. August berichtet, erteilte das Norwegian Offshore Directorate der OMV sowie zwei Partnerunternehmen die Genehmigung zur Erschließung eines Offshore-Gasvorkommens etwa 65 Kilometer südwestlich des Aasta-Hansteen-Felds. Die neue fündige Bohrung mit der Bezeichnung 6605/6-1 S liegt etwa 310 Kilometer westlich des Fischereihafens Sandnessjoen rund 700 Kilometer nördlich von Oslo.

An ihr ist die OMV als Konsortialführer mit 40 Prozent beteiligt. Je 30 Prozent halten die Var Energi mit Sitz in Stavanger 280 Kilometer südwestlich von Oslo, die zu 63 Prozent der italienischen Eni gehört, und die Inpex Indemitsu Norge, eine Tochter des größten japanischen Öl- und Gasunternehmens Inpex. Die Var Energi erwirtschaftete 2023 einen Umsatz von 6,81 Milliarden US-Dollar (6,09 Milliarden Euro), ihr Gewinn belief sich auf 545,8 Millionen Euro. Deutlich kleiner ist die Inpex Indemitsu Norge, die ihren Hauptsitz in Lysaker bei Oslo hat: Ihr Umsatz betrug 2023 rund 8,94 Milliarden Norwegische Kronen (762,5 Millionen Euro), der Gewinn lag bei 137,3 Millionen Euro.

Die OMV bezifferte die voraussichtlich förderbare Menge bei 6605/6-1 S mit insgesamt rund 30 bis 140 Millionen Barrel Öläquivalenten, was etwa 4,7 bis 21 Milliarden Kubikmetern entspräche. Aufgrund ihres Anteils von 40 Prozent könnte die OMV somit 1,9 bis 8,4 Milliarden Kubikmeter fördern. Zum Vergleich: Der österreichische Jahresbedarf an Erdgas liegt bei 8,3 Milliarden Kubikmetern. Im ersten Halbjahr 2024 hatte die OMV in Österreich sowie im Ausland rund 4,7 Milliarden Kubikmeter Erdgas gefördert, um 6 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2023. Sollten sich die OMV und ihre Partner entscheiden, das Gas aus 6605/6-1 S zu fördern, würden sie „eine Unterwasseranbindung zur Aasta-Hansteen-Host-Plattform“ schaffen, hieß es in einer Mitteilung. Dadurch könnte das Vorhaben „schneller, kostengünstiger und mit einem geringeren CO2-Fußabdruck geplant und umgesetzt werden.“ Angaben zum Zeitplan sowie zu den Kosten machte die OMV, wie üblich, nicht.

Aufbringung diversifizieren

Wie mehrfach berichtet, plant die OMV, ihre Gasaufbringung zu diversifizieren und den diebezüglichen Anteil russischen Gases zu verringern. Zurzeit bezieht der Konzern jährlich etwa 6 Milliarden Kubikmeter Gas aufgrund eines bis 2040 laufenden Take-or-Pay-Vertrags mit Gazprom Export. Als größtes Projekt zur Erschließung alternativer Quellen gilt Neptun Deep im rumänischen Teil des Schwarzen Meeres, wo ab 2027 insgesamt rund 100 Milliarden Kubikmeter gefördert werden sollen. Auch Bohrungen in Norwegen sowie in Österreich werden vorangetrieben. Ende Juli 2023 meldete die OMV, sie habe bei Wittau östlich von Wien ein Gasvorkommen von 4,4 Milliarden Kubikmetern entdeckt. Dies bezeichnete sie als „größten Gasfund in Österreich seit 40 Jahren“. Mit ihm lasse sich die jährliche Fördermenge um rund 50 Prozent erhöhen.

In Österreich förderte die OMV nach Angaben der Geosphere Austria (vormals Geologische Bundesanstalt) im Jahr 2023 rund 354,7 Millionen Kubikmeter Erdgas, das sind 7 Prozent weniger als 2022. Ihr Anteil an der österreichischen Gesamtproduktion belief sich auf 86,6 Prozent. Laut der Geosphere Austria sank die Jahresproduktion an „Naturgas“ (Erdgas und Erdölgas) in Österreich von 2013 bis 2023 um 60 Prozent auf 545 Millionen Kubikmeter. Die Reserven verringerten sich um 48,6 Prozent auf 6,1 Milliarden Kubikmeter. Ihre statische Reichweite liegt somit bei etwa 11 Jahren.

Versorgung sicher

Wie berichtet, hatte die OMV am Rande ihrer aktuellen Halbjahresbilanz mitgeteilt, sie habe zusätzliche Pipelinekapazitäten von insgesamt 2,6 Milliarden Kubikmetern zum Import von Erdgas via Deutschland erworben. Für Oktober 2026 bis einschließlich September 2028 akquirierte sie Transportkapazitäten über rund 640 Millionen Kubikmeter, für Oktober 2028 bis September 2029 weitere 1,4 Milliarden Kubikmeter. Generaldirektor Alfred Stern hatte zum wiederholten Mal versichert, die OMV könne die Versorgung ihrer Kunden auch bei einem Ausfall der Gasinporte aus Russland gewährleisten. Bekanntlich läuft der Transitvertrag zwischen Russland und der Ukraine zum Jahresende aus. Über Alternativen wird verhandelt, fix ist aber noch nichts.

Österreichs Regierungskoalition aus den Konservativen (Österreichische Volkspartei, ÖVP) hatte sich Ende Juli darauf geeinigt, die Gasimporte aus Russland 2027 zu beenden. Über einen diesbezüglichen Plan verfügt sie jedoch nicht. Auch ist unklar, ob die Einigung nach der Parlamentswahl am 29. September Bestand haben wird. Beiden Parteien werden erhebliche Verluste vorausgesagt.

Montag, 26.08.2024, 13:03 Uhr
Klaus Fischer
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OMV: Möglicher weiterer Schritt für diversifizierten Gasbezug
Auf Basis einer Explorationsbohrung in der norwegischen Nordsee könnte der österreichische Konzern weitere 1,9 bis 8,4 Milliarden Kubikmeter fördern. Die Details sind noch offen.
Ein weiterer möglicher Schritt zur Diversifizierung der Gasaufbringung des österreichischen Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV zeichnet sich ab. Wie am 23. August berichtet, erteilte das Norwegian Offshore Directorate der OMV sowie zwei Partnerunternehmen die Genehmigung zur Erschließung eines Offshore-Gasvorkommens etwa 65 Kilometer südwestlich des Aasta-Hansteen-Felds. Die neue fündige Bohrung mit der Bezeichnung 6605/6-1 S liegt etwa 310 Kilometer westlich des Fischereihafens Sandnessjoen rund 700 Kilometer nördlich von Oslo.

An ihr ist die OMV als Konsortialführer mit 40 Prozent beteiligt. Je 30 Prozent halten die Var Energi mit Sitz in Stavanger 280 Kilometer südwestlich von Oslo, die zu 63 Prozent der italienischen Eni gehört, und die Inpex Indemitsu Norge, eine Tochter des größten japanischen Öl- und Gasunternehmens Inpex. Die Var Energi erwirtschaftete 2023 einen Umsatz von 6,81 Milliarden US-Dollar (6,09 Milliarden Euro), ihr Gewinn belief sich auf 545,8 Millionen Euro. Deutlich kleiner ist die Inpex Indemitsu Norge, die ihren Hauptsitz in Lysaker bei Oslo hat: Ihr Umsatz betrug 2023 rund 8,94 Milliarden Norwegische Kronen (762,5 Millionen Euro), der Gewinn lag bei 137,3 Millionen Euro.

Die OMV bezifferte die voraussichtlich förderbare Menge bei 6605/6-1 S mit insgesamt rund 30 bis 140 Millionen Barrel Öläquivalenten, was etwa 4,7 bis 21 Milliarden Kubikmetern entspräche. Aufgrund ihres Anteils von 40 Prozent könnte die OMV somit 1,9 bis 8,4 Milliarden Kubikmeter fördern. Zum Vergleich: Der österreichische Jahresbedarf an Erdgas liegt bei 8,3 Milliarden Kubikmetern. Im ersten Halbjahr 2024 hatte die OMV in Österreich sowie im Ausland rund 4,7 Milliarden Kubikmeter Erdgas gefördert, um 6 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2023. Sollten sich die OMV und ihre Partner entscheiden, das Gas aus 6605/6-1 S zu fördern, würden sie „eine Unterwasseranbindung zur Aasta-Hansteen-Host-Plattform“ schaffen, hieß es in einer Mitteilung. Dadurch könnte das Vorhaben „schneller, kostengünstiger und mit einem geringeren CO2-Fußabdruck geplant und umgesetzt werden.“ Angaben zum Zeitplan sowie zu den Kosten machte die OMV, wie üblich, nicht.

Aufbringung diversifizieren

Wie mehrfach berichtet, plant die OMV, ihre Gasaufbringung zu diversifizieren und den diebezüglichen Anteil russischen Gases zu verringern. Zurzeit bezieht der Konzern jährlich etwa 6 Milliarden Kubikmeter Gas aufgrund eines bis 2040 laufenden Take-or-Pay-Vertrags mit Gazprom Export. Als größtes Projekt zur Erschließung alternativer Quellen gilt Neptun Deep im rumänischen Teil des Schwarzen Meeres, wo ab 2027 insgesamt rund 100 Milliarden Kubikmeter gefördert werden sollen. Auch Bohrungen in Norwegen sowie in Österreich werden vorangetrieben. Ende Juli 2023 meldete die OMV, sie habe bei Wittau östlich von Wien ein Gasvorkommen von 4,4 Milliarden Kubikmetern entdeckt. Dies bezeichnete sie als „größten Gasfund in Österreich seit 40 Jahren“. Mit ihm lasse sich die jährliche Fördermenge um rund 50 Prozent erhöhen.

In Österreich förderte die OMV nach Angaben der Geosphere Austria (vormals Geologische Bundesanstalt) im Jahr 2023 rund 354,7 Millionen Kubikmeter Erdgas, das sind 7 Prozent weniger als 2022. Ihr Anteil an der österreichischen Gesamtproduktion belief sich auf 86,6 Prozent. Laut der Geosphere Austria sank die Jahresproduktion an „Naturgas“ (Erdgas und Erdölgas) in Österreich von 2013 bis 2023 um 60 Prozent auf 545 Millionen Kubikmeter. Die Reserven verringerten sich um 48,6 Prozent auf 6,1 Milliarden Kubikmeter. Ihre statische Reichweite liegt somit bei etwa 11 Jahren.

Versorgung sicher

Wie berichtet, hatte die OMV am Rande ihrer aktuellen Halbjahresbilanz mitgeteilt, sie habe zusätzliche Pipelinekapazitäten von insgesamt 2,6 Milliarden Kubikmetern zum Import von Erdgas via Deutschland erworben. Für Oktober 2026 bis einschließlich September 2028 akquirierte sie Transportkapazitäten über rund 640 Millionen Kubikmeter, für Oktober 2028 bis September 2029 weitere 1,4 Milliarden Kubikmeter. Generaldirektor Alfred Stern hatte zum wiederholten Mal versichert, die OMV könne die Versorgung ihrer Kunden auch bei einem Ausfall der Gasinporte aus Russland gewährleisten. Bekanntlich läuft der Transitvertrag zwischen Russland und der Ukraine zum Jahresende aus. Über Alternativen wird verhandelt, fix ist aber noch nichts.

Österreichs Regierungskoalition aus den Konservativen (Österreichische Volkspartei, ÖVP) hatte sich Ende Juli darauf geeinigt, die Gasimporte aus Russland 2027 zu beenden. Über einen diesbezüglichen Plan verfügt sie jedoch nicht. Auch ist unklar, ob die Einigung nach der Parlamentswahl am 29. September Bestand haben wird. Beiden Parteien werden erhebliche Verluste vorausgesagt.

Montag, 26.08.2024, 13:03 Uhr
Klaus Fischer

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